Als das Surren der Schafschere verstummt, streift Günter Gronert das Wollflies wie einen dicken Mantel vom Koburger Fuchs. Nun muss Friedhelm Schabbehard das Muttertier halten. Der Schafschermeister greift zur imposanten Nagelschere, mit deren Hilfe er die Klauen der Schafe in Form bringt. Nur einmal zuckt der »Fuchs« kurz auf und lässt dann auch diese Prozedur klaglos über sich ergehen. „Das ist, als wenn euch eure Mutter zu Hause die Fingernägel schneidet”, erklärt Günter Gronert und ergänzt: „Der Unterschied ist, dass ihr dabei nicht festgehalten werden müsst.” Als Friedhelm Schabbehard und Günter Gronert das Fuchs-Schaf auf die Beine stellen, ist es für einen kurzen Moment sichtlich unentschlossen, setzt sich dann aber mit einem lang gezogenen »mäh« in Richtung Weide in Bewegung.
Wolle für Bettunterlagen, Jacken und Pullover
Als das nächste der insgesamt zehn Muttertiere von Marianne Hoppe aus dem Verschlag des Offenstalls geholt wird, schauen nicht nur die Kinder gebannt zu. Auch das Koburger-Fuchs-Schaf scheint großes Interesse daran zu haben, wie es den übrigen Tieren der Herde ergeht. Die frisch geschorene Wolle stopft Friedhelm Schabbehard derweil in einen großen Leinensack. „Die Tiere sind froh, dass sie die Wolle los sind”, sagt Marianne Hoppe und erklärt weiter: „Aus der Wolle werden zum Beispiel Bettunterlagen gemacht oder sie wird für Pullover oder Jacken gesponnen.”
Die Kinder aus der benachbarten Kita sind begeistert - besonders als Marianne Hoppe ein schwarzes Lämmchen aus dem Verschlag holt und sich zu ihnen ins Gras setzt. Vorsichtig berühren sie das seidige Fell des Jungtieres. „Ich finde es wichtig, dass die Kinder Erfahrungen mit Tieren machen, dass sie sehen wie sie aufwachsen und wie sie leben”, sagt Marianne Hoppe, die neben der Schafzucht auch als Tagesmutter arbeitet.
Derweil holen Günter Gronert und Friedhelm Schabbehard schon das nächste Schaf aus dem Verschlag und setzen es auf den flachen Tisch. Die anderen Tiere quittieren es mit lautem Blöken, als würden sie den Menschenauflauf und die ganze Aufregung ziemlich blöd finden.
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