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Frische Kräfte im Kampf um die Deiche

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Nervosität ist bei den sechs Oesterwegern nicht auszumachen, als sie ihr Transportfahrzeug beladen. Vielmehr dominiert die Vorfreude, nun einen Beitrag zum Kampf gegen die Flut in der sachsen-anhaltinischen Kleinstadt Schönebeck mit ihren 32 000 Einwohnern leisten zu können. 1000 Einsatzkräfte sind rund um die Uhr damit beschäftigt, die Deiche mit zu stabilisieren. „Zwar gehen die Pegelstände langsam zurück, aber es drohen immer noch Deiche durchzuweichen”, berichtet Versmolds Wehrführer Dietrich Pleitner, der am Sonntag selbst vor Ort war, weil er frische Feuerwehrkräfte zum Einsatzort brachte. 45 000 Sandsäcke gilt es zu stapeln, ständig müssen zudem die Deiche unter Beobachtung sein, wird Wasser abgepumpt - länger als zwei Tage sind die kräftezehrenden Arbeiten für die ehrenamtlichen Feuerwehrleute kaum auszuhalten. Zudem kommen die Verpflichtungen des regulären Berufes dazu. Am Freitag setzte die Bezirksregierung Detmold die ersten Kräfte der sogenannten Bezirksreserve in Bewegung - zu ihr gehörten unter anderem 52 Feuerwehrleute aus dem Kreisverband Gütersloh. Aus dem Norden des Kreises ist lediglich der Löschzug Oesterweg vertreten. „Eigentlich sind die Oesterweger für das Modul Waldbrand eingeteilt - aber da es keine Spezialgruppen für Hochwasser gibt, werden jene Kräfte zusammengezogen, deren Profil am besten zu dieser Aufgabe passt”, erklärte Dietrich Pleitner. Er brachte als Busfahrer am Sonntag die erste Ablösung für das Kontigent des Kreises nach Schönebeck - dieses wiederum wurde gestern von der dritten Schicht mit weiteren 68 Kräften abgelöst. Der Kurzbesuch in Schönebeck hat bei Pleitner tiefen Eindruck hinterlassen. Nachtwache am Deich und Rast auf den Sandsäcken Zum einen macht ihn die prekäre Lage vor Ort betroffen: „Das ist beängstigend. Hochwasser bei uns sind dagegen Pfützen. Die Einsatzkräfte kämpfen mit bloßen Händen.” Beeindruckt haben ihn die Solidarität und der Zusammenhalt bei Bevölkerung und Betroffenen: „Die Hilfsbereitschaft der unter der Flut leidenden Menschen für die Einsatzkräfte der verschiedenen Organisationen ist fantastisch.” Dabei stehe schon fest, dass viele fast alles verlieren werden: „Man wird Häuser abreißen müssen, weil sie so schwer beschädigt sind. Die Leute dort brauchen vor allem eins: Geld.” Der Oesterweger Löschzugführer Daniel Vahrenhorst steht mit der ersten Einsatzgruppe vor Ort in Kontakt: „Es werden uns dort kurze Nächte und lange Arme erwarten”, sagt er und berichtet über die außergewöhnlichen Bedingungen, unter denen die Kameraden derzeit schuften: „In der vergangenen Nacht haben sie Wache an den Deichen gehalten und zwischendurch immer mal wieder geschlafen - meistens gleich auf den Sandsäcken.” Erlebnisse, vor denen die sogenannte Jahrhundertflut an der Oder vor elf Jahren noch einmal in anderem Licht erscheint. Damals waren keine Einsatzkräfte aus Nordrhein-Westfalen zu Hilfe gerufen worden - weil das Gebiet damals einfach viel kleiner und nicht so dicht besiedelt war. Noch ein Beleg mehr für die Herkulesaufgabe, vor der die Helfer von Feuerwehr, Johannitern, THW, DRK, DLRG, Bundeswehr und Maltesern stehen. Unter ihnen eine kleine Oesterweger Gruppe, ausgerüstet mit Gummistiefeln und Tatkraft. ¦ Lokales Steinhagen

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