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Brockhagen will bleibenden Eindruck hinterlassen

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Steinhagen-Brockhagen (BNO).
Sechs Menschen sind es, die am 16. September darüber entscheiden, wie Brockhagen beim Wettbewerb »Unser Dorf hat Zukunft« abschneidet. Wie die Kommission urteilt, hängt nicht zuletzt vom Engagement der Bürger ab.

Dass sich das 15-köpfige Wettbewerbsteam richtig reinhängt, ist sowieso keine Frage. "Es wäre aber toll, wenn möglichst viele Brockhagener an diesem Tag Präsenz zeigen würden", hofft Klaus Landwehr auf breite Unterstützung.

Viel Zeit haben die Brockhagener nicht, um ihren Ortsteil im besten Licht zu präsentieren. Die Kommission wird um 15 Uhr an dem historischen Backhaus auf dem Hof Didzuneit erwartet. Nach einer kurzen Begrüßung geht es mit Moderatoren und Betreuern, darunter Bürgermeister Klaus Besser und Pfarrer André Heinrich, weiter in Richtung Ortskern. Gegen 15.20 Uhr wird an der St. Georgskirche der erste Zwischenstopp eingelegt. Etwa um 15.40 Uhr fährt die Gesellschaft an der Grundschule und dem neuen Sportplatzgelände vor. Um 16 Uhr ist die Abschlussveranstaltung an Sussieks Mühle geplant, wo frisch zubereiteter Kuchen aus dem Backhaus serviert wird und eine Fotoshow einen lebendigen Eindruck vom Brockhagener Alltag und den Jahreshöhepunkten wie Sternchenmarkt und Dorfgemeinschaftsfest vermitteln soll. Eine runde halbe Stunde später, nach insgesamt 90 Minuten Aufenthalt in Brockhagen, macht sich die Kommission dann auf zum nächsten Bewerber.

Bis heute hat das Wettbewerbsteam schon zahlreiche Gruppen, Vereine und Institutionen mit ins Boot geholt. Das Blockflötenensemble Pfiffikus wird genauso musizieren wie die Jagdhornbläser, der Männer- und der Grundschulchor. Ebenso vertreten sind die Frauenhilfe, der Kindergarten, der Angelverein und die Radlergruppe des TuS, die sich am Sandforther Klön-Eck, gegenüber des Hofes Ordelheide, positionieren wollen.

Nun hofft das Team darauf, dass sich viele weitere Brockhagener entlang der Strecke und an den einzelnen Stationen einfinden werden. Denn: Je beeindruckter die Kommission, desto höher dürfte auch der Anteil aus dem Wettbewerbs-Fördertopf ausfallen. Schließlich soll die Teilnahme ein Startschuss für zukunftsträchtige Projekte sein. "Schon jetzt steht fest, dass wir einen vierteljährlichen Dorftreff einrichten wollen, bei dem Ideen gesammelt werden sollen", kündigt Eckhard Niermann an, der unter der E-Mail-Adresse eniermann@me.com erreichbar ist.


Wo bitte gehts ins Neubaugebiet?

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Versmold (tas).
Die Politiker waren am Mittwochabend in der Minderheit. Neben 13 Stadtvertretern, einigen Verwaltungsmitarbeitern und Fachplanern drängten sich knapp 30 Besucher in den kleinen Sitzungssaal des Rathauses, der mit mehr als 50 Personen an seine Kapazitätsgrenze gekommen war. Ein Großteil der Bürger interessierte sich für Tagesordnungspunkt zwei des Ausschusses für Planung und Stadtentwicklung: das Neubaugebiet an der Friedhofstraße.

Dabei ging es im Zuge der Bebauungsplanaufstellung erneut um die Erschließung - Knackpunkt der bisherigen Debatten. Und auch nach der Sitzung des Fachausschusses ist noch nicht abschließend klar, ob sich die Politik in der Ratssitzung am 25. September mit deutlicher Mehrheit für eine Variante entscheiden wird.

Wahrscheinlich scheint nach Abschluss der öffentlichen Auslegung nun doch eine geteilte Erschließung über Friedhofstraße und Berliner Straße. Mit sieben Jastimmen (CDU, FDP und UWG), einem Nein (Grüne) und fünf Enthaltungen (SPD) wurde der Verwaltungsvorschlag angenommen.

Bereits vor einigen Jahren, als die Stadt grundsätzlich über die

Versmolder Bauleitplanung diskutierte, kam das Areal an der Friedhofstraße auf den Tisch - und relativ schnell auch wieder herunter. Fachplanern bewerteten das Gebiet als wenig attraktiv. Hauptpunkt damals: die schwierige Zuwegung. Genau die sollte sich in den weiteren Diskussionen als kompliziert herausstellen.

Etwa 20 Grundstücke sollen auf dem 1,5 Hektar großen Gebiet - derzeit Ackerland - entstehen. Drei Varianten zur Erschließung stellte Planer Dirk Tischmann Anfang März vor: ausschließlich über Friedhofstraße (Nummer I), beidseitig mit durchgehender Straßenführung (II) und nur über Berliner Straße (III). Letztere wurde seitens der Verwaltung leicht favorisiert. Von der Politik und von den betroffenen Anliegern allerdings nicht.

Vielmehr forderte der Fachausschuss einen weiteren Entwurf mit beidseitiger Erschließung, allerdings ohne Durchgangsverkehr. Einen solchen Plan, wonach die Hälfte der Fahrzeuge über Friedhofstraße, die andere über Berliner Straße fließen soll, stellte Tischmann Ende März vor. Der Plan mit der Nummer IV schien für viele am Sitzungstisch ein gangbarer Weg. Die SPD beantragte im Verlauf der Ratssitzung die alleinige Erschließung über die Friedhofstraße und fand in der UWG Unterstützer.

Mit Variante I ging die Stadt nach dem knappen Beschluss in die Öffentliche Beteiligung. Erwartungsgemäß lehnten darin die Bürger der Friedhofstraße die Pläne ab. Zudem äußerte der Kreis Bedenken hinsichtlich der Verkehrssicherheit auf der Friedhofstraße, die zurzeit nur ein Wirtschaftsweg ist.

Die Verwaltung schlug der Politik nun vor, zu Variante IV zurückzukehren. Der Frage des Ausschussvorsitzenden in die Runde, ob es Wortbeiträge gebe, folgte zunächst Schweigen. "Das wundert mich", kommentierte Torsten Gronau.

Heiner Kamp (FPD) war der Erste, der Worte fand. "Schade, dass wir nicht schon im März so abgestimmt haben", sagte er und bezeichnete die geteilte Erschließung als guten Interessenausgleich. Ähnlich sah es CDU-Mann Andreas Holtkamp, der die zeitliche Verzögerung bedauerte: " Wir hätten ein halbes Jahr sparen können."

Die politischen Mehrheiten haben sich inzwischen geändert, die Ansichten offenbar auch. So stimmte Sascha Flottmann (UWG) nun für die vierte Variante. SPD-Fraktionschefin Liane Füllung und ihre Parteikollegen sahen indes noch Beratungsbedarf. Ausschlagender Punkt bei der Entscheidung für die Erschließung über die Friedhofstraße sei seinerzeit die Position des Kreises hinsichtlich der verkehrlichen Situation gewesen. Zudem würde bei geteilter Erschließung - bei ohnehin schon knappem Baulandangebot - auf ein Grundstück verzichtet werden müssen. Der veränderte Standpunkt von Kreis und Verwaltung ändere die Grundlage ihrer Entscheidung, so Fülling.

"Sind Sie denn jetzt nun weiter für die Friedhofstraße?", hakte Heiner Kamp nach. "Wir werden uns heute enthalten und das in der Fraktion beraten", antwortete Liane Fülling.

Sollte es bei Variante IV bleiben, muss der Entwurf überarbeitet und erneut öffentlich ausgelegt werden. Auf die Ratssitzung am 25. September können Anwohner und Bauwillige gespannt sein. Gut, dass im großen Sitzungssaal dann mehr Platz für Zuschauer wäre.

Die Kartoffelkönigin gibt sich die Ehre

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Borgholzhausen (anke).
Die Vorbereitungen für den Piumer Kartoffelmarkt am 3. Septemberwochenende laufen auf Hochtouren. Die Veranstalter aus den Reihen des Verkehrsvereins setzen erneut auf den urtümlichen Charakter des einstigen Bauernmarktes. Eine Besonderheit in diesem Jahr wird der Besuch der Deutschen Kartoffelkönigin sein, die den Markt am Samstag, 20. September, mit eröffnen wird.

In Rotenburg -Wümme wird Ende September der 29. Kartoffelmarkt seine Türen öffnen. Wie in jedem Jahr wird dann wieder eine neue Kartoffelkönigin gewählt. Die amtierende Königin der gelben Knolle ist Karina Krenzer. Sie wird in diesem Jahr als eine der letzten Amtshandlungen ihrer Amtszeit nach Pium kommen, um den hiesigen Kartoffelmarkt zu besuchen.

Ansonsten bleibt alles beim Altbewährten. Markenzeichen des Piumer Marktes wird wieder der längste Kartoffeltisch sein, der sich durch die gesamte Innenstadt schlängelt. An zahlreichen Ständen werden verschiedene Leckerbissen rund um die gelbe Knolle angeboten, von der Kartoffelsuppe und der Kartoffeltorte über Backkartoffeln, Pickert und Kartoffelgoulasch bis hin zum Kartoffelschnaps.

Daneben finden sich zahlreiche landwirtschaftliche Produkte, die direkt vom Erzeuger angeboten werden und handgemachte Kunstgewerbe-, Handwerks- und Geschenkartikel wie Gestecke, Holzspielzeug oder Glaskunst. In der Straße »Am Uphof« wird erneut der Hollandmarkt mit etwa zehn Ständen vertreten sein. Hier finden die Gäste original holländische Produkte wie La-kritz, Käse oder Matjes. Insgesamt setzen die Veranstalter erneut auf Tradition und präsentieren auf dem Markt abermals traditionelles Handwerk wie Korbflechten, Klöppeln oder Holzschuhmachen. Die Experten präsentieren den Gästen die Ausführung ihrer alten Handwerke direkt vor Ort.

Das Marktgeschehen wird durch ein umfangreiches Unterhaltungsprogramm abgerundet. Dazu gehören wieder der Kartoffelschälwettbewerb in der Kaiserstraße und auch das historische Dreschen, das der Landwirtschaftliche Ortsverein vor der Kirche zeigt. Musikalisch werden die Gäste vom Shantychor »Die Binnenschiffer«, Kikis Akkordeonorchester der Kreismusikschule, dem Männerchor Borgholzhausen und Mark Scheel mit seiner Musikgruppe unterhalten. Der Feuerwehrmusikzug lädt zum Frühschoppenkonzert am Sonntagmorgen ein. Tanzeinlagen kommen vom Volkstanzkreis Halle, der Gruppe Tanzschuh & Co. und vom Folklorekreis Gütersloh.

Erfüllbare Auflagen für Biogasanlage in Werther

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Von Detlef Hans Serowy

Werther/Detmold. Die Wogen rund um zahlreiche Mängel an der Biogasanlage von Dr. Stephan Junge-Wentrup und Uwe Pahmeyer von der BioGas Werther GmbH & Co. KG haben sich etwas geglättet. "Die zuvor festgestellten Mängel sind bis auf formale Anforderungen abgestellt", erklärte Arnold Erle am Donnerstagmorgen im Gespräch mit dem Haller Kreisblatt. Erle ist Dezernent bei der Bezirksregierung in Detmold und zuständig für die Revisionsprüfung der Anlage.

Bei einer ersten Prüfung hatten Mitarbeiter der Bezirksregierung im Zuge einer Umweltinspektion »erhebliche Mängel« festgestellt und ein umfangreiches Mängelprotokoll erstellt (das HK berichtete mehrfach). Es erging die Auflage an die Betreiber, die Mängel bis Anfang September abzustellen. Anderenfalls drohten ein Zwangsgeld in Höhe von 10 000 Euro oder sogar die Stilllegung der Anlage. Von derartigen Maßnahmen ist inzwischen keine Rede mehr.

"Wir sehen momentan keinen Grund, mit Zwangsmaßnahmen zu handeln", erklärte Arnold Erle und begründete diesen Umstand. Es gebe noch Abweichungen von der ursprünglichen Genehmigung und die müssten jetzt im Wege eines Änderungsantrages geklärt werden, so der Dezernent. Konkret müssen sich die Betreiber die Abweichungen von der Genehmigung nachträglich genehmigen lassen. Dies hatte einer erneute Prüfung der Anlage am Dienstag, 2. September, ergeben.

Das sei kein ungewöhnliches Verfahren und auch kein besonderes Entgegenkommen der Behörde, so Erle. Es komme vielmehr häufig vor, dass sich während einer Planungs- und Bauphase der Stand der Technik verändere oder andere Umstände dazu führten, dass am Ende Abweichungen von der Genehmigung entstünden. "Es müssen die Anforderungen der verschiedenen Fachrechtsbereiche erfüllt sein", nannte der Dezernent die Voraussetzung für die Genehmigung.

Für das Regierungspräsidium ist das reine Routine. "Unsere Genehmigungsverfahrensstelle wickelt das Verfahren ab und wenn die Voraussetzungen vorliegen, ist die Genehmigung zu erteilen. Es gibt da keine Abwägung", betonte Arnold Erle. Im Falle der Biogasanlage gab der Dezernent eine vorsichtig-optimistische Prognose ab. Es seinen im Vorfeld keine Hindernisse für eine Genehmigung erkennbar.

Konkret geht es jetzt darum, insgesamt acht Mängel durch nachträgliche Genehmigung abzustellen. Zwei kleinere Blockheizkraftwerke waren genehmigt, ein größeres wurde installiert. Die Rührwerke in den Behältern sind- anders als genehmigt - mit außenliegenden Motoren ausgestattet. Die Halle von den Behältern ist größer als genehmigt.

Die Vorgrube und die Befüllstation wurden anders und an anderer Stelle ausgeführt, als genehmigt. Gleiches gilt für die Entnahmestation für Gärreste. Das Fahrsilo wurde ebenfalls anders ausgeführt, als genehmigt. Die Mistplatte und der Sicherwasserschacht weisen eine geänderte Lage und Ausführung auf und die befestigten Flächen haben sich insgesamt deutlich vergrößert.

Alte Klasse und junge Talente

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Altkreis Halle. Die neue Saison in der Handball-Kreisliga verspricht aus Altkreissicht jede Menge Spannung. Schaffen die beiden Aufsteiger vom TuS Borgholzhausen den Klassenerhalt? Wetteifern Vorjahresvize Spvg. Versmold II und die Wundertüte Spvg. Steinhagen III um den Titel? Erleben die Ortsrivalen TG Hörste II und HSG Union ’92 Halle eine ruhigere Saison als im Vorjahr? Nur einige der vielen Fragen, auf die ab morgen Antworten gesucht werden. Eine Vorschau von Andre Schneider.

Spvg. Versmold II

Zwei Vizetitel in den vergangenen drei Jahren könnte man als Kampfansage deuten. "Wenn wir alle dabei haben, sind wir stark genug, um um den Titel mitzuspielen", sagt der neue Coach Michael Reimus, der den nach Loxten gewechselten René Mittelberg auf der Bank abgelöst hat. Dass immerhin vier der sieben Altkreistrainer sein Team zu den Favoriten zählen, könnte nicht zuletzt an Tim Bißmeier liegen, der vom Verbandsligameister SF Loxten zurückkehrt.

Zugänge: Tim Bissmeier (SF Loxten), Daniel Germer (eigene Dritte), Stefan Hagemeier, Patrick Tennagels (beide eigene Jugend).

Abgänge: Chris Bartels, André Bohnemeyer (beide erste Mannschaft), Maik Evers (tritt kürzer).

Spvg. Steinhagen III

"Bei uns ist entscheidend, wer am Wochenende auf der Platte steht. Wenn es gut läuft, können wir uns nur selber schlagen", sagt Spvg.-Trainer Olaf Philipp selbstbewusst. Christoph Lewanzik und Florian Haubrock verstärken die Dritte mit Verbandsligaerfahrung. "Außerdem ist wichtig, dass beide einigermaßen gut kicken können", spielt Philipp auf eine - wie immer - nicht ganz so intensive Vorbereitung an, die er und sein »Ko« André Schnadwinkel "in langen Taktikgesprächen nach dem Training" kompensieren wollen.

Zugänge: Christoph Lewanzik, Florian Haubrock (beide erste Mannschaft).

Abgänge: Thomas Bäumer (Stand-by), Tobias Marquart (Auszeit).

TG Hörste II

In der vergangenen Saison erreichte die TG erst kurz vor Serienschluss das rettende Ufer - dank großer Unterstützung aus der A-Jugend. "Wir wollen nach dieser Erfahrung erst mal so schnell wie möglich nichts mit dem Abstieg zu tun haben", sagt André Lipka. Der Rothosen-Coach hofft darüber hinaus auf mehr mannschaftliche Geschlossenheit. "Nachdem ich im letzten Jahr 32 Spieler eingesetzt habe, wollen wir in diesem Jahr mit einem festen Kader als echte Einheit auftreten."

Zugänge: Sandro Kühn, Jonas Panofen, Dennis Loth, Jannik Kaiser, Benjamin Hemme (alle eigene Jugend), Nico Kormeier (reaktiviert) Christof Borgelt (eigene Dritte), Henrik Zöllner (Doppelspielrecht).

Abgänge: Faris Akman, Jens Dunkel, Christoph Pohlmann, Lennart Strunk.

TuS Borgholzhausen

Platz drei in der 1. Kreisklasse - die erste Mannschaft des TuS Borgholzhausen schaffte nur mit Schützenhilfe den sofortigen Wiederaufstieg. Da TSG Harsewinkel II die Bezirksliga hielt, war für den TuS ein Platz im Kreisoberhaus frei geworden. "Unser Ziel kann nur der Klassenerhalt sein", gibt sich Trainer Holger Lehmann bescheiden. Sein Ziel ist es, weiterhin A-Jugendliche an den Seniorenbereich heran zu führen. Daher verzeichnet die erste Herren aus der Lebkuchenstadt nur einen externen Zugang.

Zugänge: Jannik Kachel (Herzebrocker SV), Leon Kaffka (Wiedereinsteiger nach Auslandsaufenthalt), Matthias Welpinghus, Dominik Kirschnik (eigene Jugend), Dominik Schewe (Doppelspielrecht).

Abgänge: Sven Schäperkötter (Herzebrocker SV).

SF Loxten II

Trotz zweier namhafter Verstärkungen mit Landesliga-Erfahrung vom Nachbarn Spvg. Versmold stapelt SFL-Trainer Lutz Janböke - wie schon im Vorjahr - tief. "Wir wollen so schnell wie möglich 20 Punkte erreichen", sagt der Coach. Janböke hofft, dass seine Mannschaft "im Rückraum viel variabler geworden", sind. Auch die Abwehr habe durch "einen starken Innenblock in der 6:0" profitiert. Vielleicht ist ja sogar mehr drin als Platz sechs im Vorjahr.

Zugänge: Marcel Hermann, Michael Sirges (beide Spvg. Versmold).

Abgänge: André Westmeier (Spvg. Versmold).

TuS Borgholzhausen II

Prominenter Neuzugang in der Lebkuchenstadt: Jan Rüter (36), vor Jahren Zweitligaspieler beim TuS Spenge, verstärkt den Meister der 1. Kreisklasse. "Ich ziehe bald wieder nach

Borgholzhausen und möchte mit den Jungs viel Spaß und Freude am Handball haben", sagt der stellvertretende Schulleiter einer Gütersloher Gesamtschule. "Gewinnen macht da natürlich mehr Spaß als verlieren", ergänz er feixend. Das passt auch zum Saisonziel seines Trainers Torsten Wilhelm: "Wir wollen den Klassenerhalt so schnell wie möglich zu sichern. Dann wird das auch eine Saison mit Spaß." Wilhelms Mannschaft habe dafür "so viel trainiert wie lange nicht mehr." Mit vielen erfahrenen Spielern ist mit dem TuS im Kreisoberhaus zu rechnen.

Zugänge: Jan Rüter (Wiedereinstieg), Björn Fuchs.

Abgänge: Arnd Spilker (Laufbahnende/Kotrainer).

HSG Union ’92 Halle

Es wird wohl wieder eine schwere Saison für Michael Kölkebeck und sein Team. Nach dem knappen Klassenerhalt geht die Union nun in eine Saison des Umbruchs. Gleich sieben Spieler aus dem Vorjahreskader suchen neue sportliche Herausforderungen oder treten kürzer. "Wir wollen temporeich mit offener Abwehr spielen und müssen den jungen Spielern Zeit geben und uns alle zusammen finden", beschreibt Kölkebeck die Strategie, mit der Halle am Ende über dem Strich landen will.

Zugänge: Mike Reimus (Spvg. Hesselteich II), Marcel Quermann, Matthias Ehrke, Dustin Kölkebeck (alle A-Jugend TG Hörste), Julian Müller, Alex Vogt (beide eigene Jugend).

Abgänge: Lars Fuchs (Trainer 2. Herren), Sascha Meyer, Sven Balke, Heiko Wilke (alle 2. Herren), Andy Hahn, Jan Meinert (Pause), Jan Heistermann (Eickener Spvg.).

Viele Ideen, aber noch kein Plan

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Von Jonas Damme

Steinhagen. Das Gestaltungskonzept für den Ortskern war im Haupt- und Finanzausschuss am Donnerstagabend wieder einmal das beherrschende Thema. Und wieder einmal endete der Tagensordnungspunkt mit dem Appell der Planer an die Fraktionen und Ausschüsse, sich auf Vorschläge zu einigen, damit die Arbeiten im Ortskern im kommenden Jahr auch angegangen werden können. Die Planungsbüros »Tischmann und Schrooten« und »plan.b« haben allerdings so viele Ideen präsentiert, dass das schwerfallen dürfte.

"Der Ausschuss soll bis zum Jahresende zu einer Entscheidung kommen", sagte Werner von Beeren von »Tischmann und Schrooten« zu Beginn seiner Präsentation. Er erinnerte daran, dass bereits seit November 2012 am gestalterischen Konzept gearbeitet würde. Im Frühjahr 2015 sollen die ersten Ausführungsplanungen stehen und Ausschreibungen gemacht werden. Für die Neugestaltung des Ortskerns hat das Land NRW mehr als zwei Millionen Euro Fördermittel von Bund und Land bewilligt.

Um nicht alle Ausschusssitzungen Revue passieren zu lassen, die sich bereits mit dem Ortskern befasst hatten, konzentrierten sich die Planer auf Details. Werner von Beeren stellte dabei einige interessante Ideen vor, die "den Aufenthaltswert des Ortskerns erhöhen" könnten.

Vier Projekte, die er für umsetzbar hält, stellte er unter den Titeln »Steinhäger Höfe«, »Eckpunkt südwestlicher Ortskern«, »Sitzbereich gegenüber Parkpalette« und »Brinkplatz« vor. Die Idee der »Steinhäger Höfe« (Grafik im Luftbild unten) ist, das Schlichte-Carree als eines der Wahrzeichen der Gemeinde künftig noch offener zu präsentieren. Ginge es nach von Beerens Vorstellung, könnte zum Beispiel ein direkter Durchgang Richtung Fivizzanoplatz die Sichtachse der Ortskernstraße »Am Markt« noch verlängern. Weitere Öffnungen seien in Richtung Dorfkirche denkbar.

Unter dem Titel »Südwestlicher Ortskern« skizzierte er eine Möglichkeit (im Bild links) Gebäude zwischen der Alten Kirchstraße und der Bahnhofstraße als kleine zentrumsnahe Höhepunkte - möglichst mit Sitzgelegenheiten und eventuell auch Gastronomie - zu nutzen.

Am Parkhaus versuchte er hingegen mit dem Konzept »Sitzbereich gegenüber Parkpalette« (im Bild oben) darzustellen, wie durch kleine Eingriffe ein Durchgangsbereich zum Aufenthaltsort umgestaltet werden könnte. "Bänke vor dem bereits vorhandenen Backshop wären eine verhältnismäßig günstige Maßnahme", sagte er. Ebenso könne man am »Brinkplatz« (im Bild rechts) zwischen Eiscafé Bellagio und Kik-Markt durch kleine Eingriffe in die Höhenebenen und Sitzgelegenheiten eine Verbindung schaffen.

Nicht alle Ausschussmitglieder konnten und wollten Stadtplaner Werner von Beeren bei seinen Konzepten folgen. Besonders Gerhard Goldbecker (CDU) stellte wiederholt kritische Zwischenfragen.

Es ging dem Stadtplaner aber auch nicht darum, jedes einzelne Konzept umzusetzen, sondern zu zeigen, "welche Planziele denkbar wären". Während der Sitzung und im anschließenden Gespräch mit dem Haller Kreisblatt erläuterte er immer wieder, dass es entscheidend sei, die Maßnahmen nicht einzeln zu sehen, sondern ein Gesamtprojekt umzusetzen. Außerdem sei es unumgänglich, auch Inhalte zu schaffen. So skizzierte er vorsichtig die Idee eines Kulturortes auf dem Marktplatz oder in den von ihm angedachten »Schlichte-Höfen«.

Einen wichtigen Teil seines Vortrags widmete von Beeren auch den Bodenbelägen. Dabei ging es wieder einmal darum, welche Sorte Pflaster in der Innenstadt verwendet werden könnte, was mit den erhaltenswerten Basaltsteinen am Kirchplatz geschehen wird und wie durch Kombination von Materialien und Farben "ein Gesamteindruck geschaffen" werden könnte.

Im Anschluss an von Beerens Präsentation warf Thomas Goldbeck vom Büro »plan.b« einmal mehr die Frage nach der Verkehrsführung im Ortskern auf. Bereits in vorhergegangenen Gesprächen hatte man sich geeinigt, dass der nördliche Kirchplatz weiterhin für den Verkehr geöffnet bleiben solle. Das berücksichtigend führte Goldbeck verschiedene Varianten vor. Eine sah vor, den Marktplatz für Autos zu sperren, eine andere legte die Möglichkeit dar, die Innenstadt mit elektrischen Sperren nur während der Ladenöffnungszeiten befahrbar zu machen. Außerdem zeigte die Präsentation, wie sich Querungshilfen und Kreisverkehre auf Bahnhof- und Woerdener Straße auswirken würden. Ein sehr konkreter Vorschlag war, die Radwanderwege wie den Teuto-Senne-Radweg, die gegenwärtig noch um den Ortskern herumgelegt sind, direkt an der Dorfkirche vorbeizuführen, um die Radler in zentrale Gaststätten und Einrichtungen zu lotsen.

Klaus Besser schloss den Tagesordnungspunkt mit der Ankündigung, das Thema im Haupt- und Finanzausschuss Ende Oktober wieder aufzugreifen - dann sollten tatsächlich auch Entscheidungen getroffen werden. Vorher steht aber am 1. Oktober noch eine Einwohnerversammlung an, bei der jeder Steinhagener Ideen und Kritik anbringen kann.

Trainerteam ohne Spielerinnen

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Von Heiko Kaiser

Halle.
Neue Saison, alte Sorgen. Der Frauenhandball-Drittligist HSG Union ’92 Halle geht am Stock. Zum Serienstart kann die Union keine spielfähige Mannschaft aufbieten. Das erste Saisonspiel wollte die HSG aufgrund großer Verletzungsprobleme verschieben, doch Gegner HB Bad Salzuflen stimmte nicht zu. Halle sagte das Spiel dennoch ab und muss nach Aussage von Staffelwart Horst Keppler die Punkte nun kampflos dem Gegner überlassen.

Keppler, Bad Salzuflen, beziehungsweise dessen Vorgängerverein SG Knetterheide/ Schötmar, Spielverlegung - da war doch was. Richtig: Im Fe-bruar 2011 wollte die SG unter Mithilfe von Attesten ein Meisterschaftsspiel in Halle verlegen. Die HSG stimmte zu, obwohl Trainer Zygfryd Jedrzej damals argumentierte, der Gegner solle den Kader doch mit Spielerinnen aus der zweiten Mannschaft auffüllen.

Genau das lehnt der Haller Coach Uwe Landwehr heute kategorisch ab: "Spielerinnen aus der zweiten Mannschaft einzusetzen, wäre Wettbewerbsverzerrung. Sie wären zudem nach einem Einsatz am ersten Spieltag in der ersten Mannschaft vorerst für die Zweite gesperrt. Das wollen wir nicht." Auch angeschlagene Spielerinnen einzusetzen kommt für ihn nicht in Frage: "Das kann ich nicht verantworten. Denn das Risiko, dass sie sich dabei noch schwerer verletzen, ist einfach zu groß. Und der Deutsche Handball-Bund wird dafür sicherlich nicht aufkommen", sagte der Haller Trainer.

Nach Aussage von Landwehr stehen in den Neuzugängen Josephine Löbig, Kristina Meyer, Anna Lena Bergmann und Marleen Fräßdorf gerade einmal vier Feldspielerinnen zur Verfügung. Hinzu kommen die beiden Torhüterinnen Mareen Stüker und Magali Werft. Zehn Atteste, ein weiteres soll Montag nachgereicht werden, dokumentieren nach Ansicht Landwehrs die Unmöglichkeit, ein spielfähiges Team auf die Beine zu stellen.

Staffelwart Horst Keppler, der 2011 sieben Sportunfähigkeitsbescheinigungen von Spielerinnen der SG Knetterheide/Schötmar als hinreichende Begründung ansah, um einer Spielverlegung letztlich zuzustimmen, sieht das jedoch anders und wird das Spiel als verloren für Halle werten. Die Begründung: "Bad Salzuflen hat, anders als Halle damals, einer Spielverlegung nicht zugestimmt." Er äußerte Verständnis für die Haltung der Lipper, da die Haller Absage viel zu kurzfristig erfolgt sei. Außerdem sei dem Verein durchaus zuzumuten, Spielerinnen aus der zweiten Mannschaft einzusetzen. Die Konsequenz: Das Spiel wird mit 2:0 Punkten und 0:0 Toren für Bad Salzuflen gewertet. Außerdem wird Halle eine Strafe von mindestens 250 Euro zahlen müssen.

Nur ein Angebot

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Von Nicole Donath

Halle.
Voller Sitzungssaal am Donnerstagabend im Haller Rathaus, wo der Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung tagte. Im Mittelpunkt der Diskussion stand die Aufstellung eines Bebauungsplanes für den Bereich Beckers Garten, Hartmanns Kamp, Schloerstraße, Gartnischer Weg und Bahnlinie - und die Fronten waren bis zuletzt massiv verhärtet: Auf der einen Seite die Anlieger, die sich vehement gegen einen Bebauungsplan wehrten und erhebliches Misstrauen äußerten. Auf der anderen Seite Politiker und Verwaltung, die ein Maximum an Überzeugungsarbeit für einen solchen Plan leisteten.

Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Mit Ausnahme der UWG stimmten alle Fraktionen für die Aufstellung eines Bebauungsplanes, wobei das Büro Tischmann und Schrooten die Planungsarbeiten übernehmen und zum Auftakt der frühzeitigen Bürgerbeteiligung eine Versammlung der Anlieger einberufen werden soll. Die entscheidenden Fragen sind natürlich: Warum wollten die Anlieger eine Aufstellung überhaupt verhindern und warum soll trotz des Widerstandes eine Überplanung des Gebietes erreicht werden?

Nun, Anlass der Überlegungen für die Aufstellung eines solchen Bebauungsplanes war der Antrag eines Haller Bürgers, der am Beckers Garten ein rund 2000 Quadratmeter großes Grundstück erstanden hat und sich zumindest die Option sichern möchte, hier zwei Gebäude zu errichten. "Weil es aber gewiss noch mehrere Anlieger gibt, die auf ihren Grundstücken einen Anbau oder eine Hinterlandbebauung wünschen, kam die Idee auf, für alle Betroffenen eine Angebotsplanung zu machen", erklärte Michael Flohr, zuständiger Abteilungsleiter des Bauamtes, "das ist so zurzeit nämlich nicht möglich. Und ich unterstreiche noch einmal: Wir bieten es den Anliegern lediglich an, ihre Grundstücke zu bebauen - und zwar zeitlich unbegrenzt", fuhr er fort - und zeigte sich zugleich "überrascht über die Wucht der Einwendungen", die die Stadtverwaltung daraufhin erreichte hatte.

Der Grund: Die Anlieger befürchteten vor allem, dass mit einer solchen Planung der Stadt die Option eröffnet wird, Teile ihrer Grundstücke zu kaufen beziehungsweise umzulegen, um eine Verdichtung der Inennstadtbebauung herbeizuführen. Ihr Unverständnis über die beabsichtigte Überplanung untermauerten verschiedene Anlieger mit dem Hinweis darauf, dass beispielsweise die gesamte Schloerstraße eine Reihenbebauung aufweise und man doch ohnehin keine Zuwegung zu einer Hinterlandbebauung erreichen könne, ohne die Garagen abzureißen.

Überlegungen, die weder Ausschussvorsitzende Ulrike Sommer noch Bauamtsleiter Jürgen Keil und Michael Flohr nachvollziehen wollten: "Wie man sieht, war die Diskussion bislang vor allem durch Ängste und Emotionen gesteuert und weniger durch sachliche Aussagen. Dabei haben wir noch gar keinen Plan, an dem wir uns reiben können. Und genau da- rum geht es: Wir wollen eine gewisse städtebauliche Ordnung erwirken, damit alle Fragen, die bei Bauwünschen auftreten, ordentlich durch alle Behörden und Beteiligte geklärt werden können." Und Ulrike Sommer ergänzte: "Das Verfahren zur Aufstellung eines Bebauungsplanes ist immer noch das beste und demokratischste. Außerdem: Selbst dann, wenn alle Anlieger mit der aktuellen Situation zufrieden sind: Wer kann schon für seine Nachfahren sprechen?"

Nicht zuletzt soll der Grüngürtel rechtsseitig des Beckers Garten, der laut Flächennutzungsplan (und per Ratsbeschluss untermauert), ohnehin als solcher festgesetzt ist, auch in Zukunft als Grüngürtel gesichert werden. Wie ein solches Verfahren abläuft, lesen Sie im Info-Kasten.


Von einem, der auszieht

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Von Carolin Hlawatsch

Werther.
Das beschauliche Werther ist nicht zu vergleichen mit der über 700 000 Einwohner zählenden Hafenstadt Tanger im Norden Marokkos. Doch Kai Schröder kann nicht sagen, welcher Ort ihm besser gefällt. Mit 15 Jahren zog er mit seinen Eltern von Nordafrika nach Ostwestfalen. Sein Beruf im Bereich der Bekleidungsindustrie führte ihn seitdem in viele Winkel der Erde. "Werther und Tanger sind aber die beiden Städte, die sich für mich nach Heimat anfühlen", weiß der 32-Jährige heute.

Entspannt sitzt Kai Schröder im Gartenstuhl auf der sonnigen Terrasse. "Ich genieße Werther jetzt noch mal richtig", sagt er mit ein wenig Wehmut in der Stimme. Im September wird er seinen Wohn- und Geburtsort verlassen, um als Betriebsleiter einer Textilfirma in Tanger tätig zu sein. Eigentlich geht für ihn damit der langgehegte Wunsch in Erfüllung, wieder in Marokko zu leben.

Als er 1997 von Afrika zuerst nach Halle zog und in die neunte Klasse des Evangelischen Gymnasiums Werther einstieg, fühlte sich Kai Schröder überfordert im

Altkreis.
Tatsächlich fand er sich als Jugendlicher in der wesentlich wuseligeren Großstadt Tanger besser zurecht. "Nun musste ich auf einmal von Halle nach Werther mit dem Schulbus fahren, da waren Missgeschicke vorprogrammiert. In Tanger war es gang und gäbe, dass die Eltern einen mit dem Auto von der Schule abholten", berichtet er. Auch die Sprache habe ihm anfangs Probleme bereitet, sprach er doch in Tanger englisch und französisch und nur zu Hause mit den Eltern, die ursprünglich aus
Werther-Arrode
und Bielefeld kommen, deutsch.

Nach und nach bestens in Werther eingelebt, blieb insgeheim doch der Wunsch später in Marokko zu leben. "Für mich schien der einzige Weg in Tanger Fuß zu fassen darin, genau wie mein Vater in der Bekleidungsbranche zu arbeiten", erinnert sich Kai Schröder. So machte er sich nach dem Fachabitur keine großen Gedanken um die Berufswahl, sondern absolvierte in Herford eine Lehre als Modenäher und in Mönchengladbach das Studium Bekleidungsmanagement.

Für das Auslandspraktikum während des Studiums wählte er - na was wohl? - den Standort Tanger. "Das war 2011 zur Zeit des Arabischen Frühlings", so Schröder, der dort dann auch Ausschreitungen erlebte. Bei einem Friseurbesuch hörte er es draußen "brodeln". "Eine Demonstration, die als Solidaritätsbekundung für Tunesien gedacht war, eskalierte, weil einige anfingen zu plündern." Kai Schröder eilte mit halbem Haarschnitt zu seiner Wohnung, ließ die Rollos runter und sah am nächsten Morgen auf dem Weg zur Arbeit umgekippte Autos, angezündete Läden, eingeschlagene Scheiben.

Ab ein Uhr nachts sei alles wieder ruhig gewesen. Die Revolution in der arabischen Welt bekam er auch zu spüren, als er nach dem Studium eine Stelle als Produktionsleiter in Tunesien antrat. "Der Job machte Spaß aber die Freizeit litt unter den ständigen Ausgangssperren, die immer häufiger vorkamen. Es kochte hoch", so Kai Schröder, der die Militärposten mit Zigaretten beglückte, um morgens schneller den Arbeitsplatz zu erreichen.

Der arabischen Unruhen überdrüssig arbeitete Kai Schröder 2013 in Shanghai. "Aber irgendwie war das dort nicht meine Kultur. Ich sehnte mich nach der Offenheit der arabischen Menschen und meine Freundschaften in Marokko und Werther litten unter der Zeitverschiebung." So ging es aus der chinesischen Millionenmetropole zurück nach Werther.

Dort diskutiert Kai Schröder häufig über die Textil- und Bekleidungsindustrie, die den Spagat zwischen Wettbewerbsfähigkeit und menschengerechten Arbeitsverhältnissen oft nicht schafft. Es haftet ihr ein schlechter Ruf an, weil in Exportländern wie Bangladesch, Pakistan oder China häufig schlechte Arbeitsbedingungen herrschen.

"In Tunesien habe ich erlebt, dass viele Menschen ihre Geburtsurkunden nachträglich bekommen, sich älter angeben, um arbeiten zu dürfen. Zum Glück hat der Betrieb sehr genau darauf geachtet", erzählt Kai Schröder. Er lobt auch den eigenen Wasserkreislauf der Firma in Tunesien, bei dem nur gefiltertes Wasser, ohne Umweltgifte, ins Abwasser gelangt. Nach so vielen Einblicken in die Bekleidungsbrache ist ihm bewusst, dass das Motto »Billig um jeden Preis« verheerende Folgen hat.

In Werther scheint die Abendsonne in Schröders Garten. "Am liebsten wäre mir ein Job, bei dem ich zwischen Werther und Tanger hin- und herwechseln kann", meint Kai Schröder lächelnd und setzt die Sonnenbrille auf. "Aber wenn ich so an den Wertheraner Winter denke, freue ich mich auf Marokko."

Viel Unterstützung - wenig Erfolg

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Von Silke Derkum

Versmold.
Die letzten zwei Wochen haben Roman Bulatows Leben ganz schön durcheinandergewirbelt. Er hat sich auf einmal in Zeitungsartikeln, Radio- und Fernsehberichten wiedergefunden. Hat Unterstützung und Zuspruch von Institutionen, Politikern und Bürgern erfahren. Hat immer wieder neue Hoffnung geschöpft und begraben. Und steht nun genauso da wie am Anfang: Trotz Zulassung und Einser-Abitur kann der 21-Jährige sein Studium an der Fachhochschule Bielefeld nicht antreten. Der Kreis Gütersloh bleibt bei seiner Haltung und stellt dem Versmolder keine Ausweisdokumente aus. Und ohne Ausweis keine Ausbildung. Nun hofft Bulatow auf die Härtefallkommission des Innenministeriums.

"Es war eine sehr belastende Zeit", sagt Roman Bulatow. Und meint damit nicht nur die Enttäuschung, sein Traumstudium »Angewandte Mathematik« nicht antreten zu können. Vor allem das Angebot eines Paderborner Unternehmers, über dessen Firma er ein duales Studium hätte absolvieren können, hatte ihn aufgerichtet. "Er hatte über die Medien von meiner Geschichte erfahren; es wäre eine tolle Möglichkeit gewesen", sagt Roman Bulatow. Doch nach einem Telefonat mit der Ausländerbehörde ist seit Donnerstag klar, dass auch diese Möglichkeit ungenutzt bleiben muss.

"An der Sachlage hat sich nichts geändert", sagt Kreissprecher Jan Focken auf HK-Anfrage und betont, dass dem Abiturienten nicht das Studium, sondern die dafür notwendigen Ausweispapiere verweigert werden. Nach Meinung des Kreises arbeite Bulatow nicht daran mit, seine Identität aufzuklären. Die wird, wie berichtet, von der Behörde angezweifelt, weil er als Zehnjähriger mit seinen Eltern als Asylbewerber ins Land kam - ohne Pässe. Die Angaben der Familie über ihre Herkunft in Usbekistan ließen sich nicht verifizieren und so geht man in Gütersloh davon aus, dass die Eltern - und später auch Roman und seine jüngere Schwester Fatima - falsche Angaben machen. Nun lebt die Familie nach Ablehnung ihres Asylantrags seit elf Jahren mit einer Duldung in Deutschland.

Dass der 21-Jährige durch die Umstände nur die Aussicht hat, seine Zukunft auf Staatskosten und ohne Beschäftigung zu verbringen, war bei vielen Haller- Kreisblatt-Lesern auf Unverständnis gestoßen. Sie hatten sich in der Redaktion gemeldet, um ihre Empörung mitzuteilen oder Hilfe anzubieten. Auch hinter den Kulissen hatten die, die über entsprechende Kontakte verfügen, versucht, Bewegung in die Geschichte zu bringen - vergebens.

Roman Bulatow selbst hatte sich in Bielefeld an den Arbeitskreis Asyl gewandt. Dessen Mitarbeiter machte ihm wenig Hoffnung. "Er habe noch nie erlebt, dass ein Asylbewerber mit Duldungsstatus ein Studium aufnehmen konnte, wenn es von den Papieren der Ausländerbehörde abhing", berichtet Bulatow über die Erfahrung des AK Asyl.

"Das ist leider kein Einzelfall", sagt NRW-Integrationsstaatssekretär Thorsten Klute dem HK. "Die Frage ist, ob es auf Dauer so bleiben muss, dass Kinder, die bei der Einreise minderjährig waren, an der Identitätsklärung mitwirken müssen. Er halte es für sinnvoll, die Mitwirkungspflicht für die zweite Generation abzuschaffen und will dies auch beim Bund vortragen.

Bei den Integrationspolitikern dürfte solch ein Vorhaben offene Türen einrennen, denn bereits im März hatte die Integrationsministerkonferenz sich mit dem Thema beschäftigt.

Roman Bulatows Wunsch, sein Studium noch in diesem Monat zu beginnen, scheint sich indes nicht zu erfüllen. Er hat sich an die Härtefallkommission des NRW-Innenministeriums gewandt. Dort wird der Fall derzeit bearbeitet, wie eine Sprecherin dem HK bestätigte. Es könne allerdings einige Wochen dauern, denn auch die beteiligte Ausländerbehörde müsse dazu Stellung nehmen.

Die Wartezeit würde er gerne mit einem Praktikum oder einer Ausbildung überbrücken, wenn das ohne Ausweispapiere möglich ist. "Ich möchte auf jeden Fall nicht einfach tatenlos zu Hause rumsitzen", sagt der 21-Jährige und gewinnt der Situation noch etwas Positives ab: "Vielleicht konnte ich ja etwas damit bewirken, dass ich an die Öffentlichkeit gegangen bin", sagt er. "Es würde mich freuen, wenn sich durch meinen Fall auch für andere Betroffene etwas ändert."

Vor allem für seine Schwester würde er sich eine bessere Zukunft wünschen. Die 15-Jährige geht in die 10. Klasse der CJD-Realschule und hatte in ihrem letzten Zeugnis einen Notendurchschnitt von 1,2. "Sie möchte studieren und Lehrerin werden", sagt Bulatow. Nach jetzigem Stand wird auch ihr dieser Wunsch verwehrt bleiben.

Die neuen Freunde fürchten um ihre Freiheit

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Von Anke Schneider

Borgholzhausen.
"Die Menschen in Lettland haben derzeit große Angst vor Putin", schildert Klemens Keller, wie die Weltpolitik einen freundschaftlichen Besuch überschatten kann. 34 Teilnehmer aus dem Kreis Gütersloh waren Ende August zu einer Delegationsreise in die Region Valmiera gestartet. Unter ihnen auch ein Trio aus Borgholzhausen, bestehend aus dem Bürgermeister, Stadträtin Regina Hartlage und ihrem Ehemann Andreas Hartlage. Das Trio besuchte unter anderem den lettischen Ort Naukšeni, mit dem Borgholzhausen eine Freundschaft aufbauen möchte. Seit Dienstag ist die Gruppe zurück - im Gepäck viele Eindrücke von den Menschen in Naukšeni und in Lettland.

Der Kreis Gütersloh pflegt schon seit 20 Jahren enge Beziehungen zum Kreis Valmiera, der 2009 im Rahmen einer Reform aufgelöst wurde. Um die Partnerschaft auch formal weiterhin aufrechterhalten zu können, schlossen sich die Gemeinden des ehemaligen Kreises Valmiera zu einem Partnerschaftsverein zusammen und besiegelten ihre Partnerschaft zum Kreis Gütersloh erneut. Borgholzhausen möchte nun eine Städtefreundschaft mit Naukšeni aufbauen, das nur 2100 Einwohner hat und etwa 42 Kilometer nördlich der Stadt Valmiera liegt. Am 9. Mai besuchten Bürgermeister Janis Zuments und Verwaltungschef Egils Tenters aus Naukšeni die Stadt Borgholzhausen und trugen sich in das goldene Buch ein.

Die Delegationsreise führte die Gruppe zunächst nach Riga, wo die Gäste aus dem Kreis Gütersloh die Oper Nabucco besuchten und die neue Nationalbibliothek, die drei Millionen Bücher vorhält. Danach ging es nach Valmiera, wo Vertreter der Stadt Halle ein ausgemustertes Feuerwehrauto an die Stadt übergaben. Am Montag reisten Klemens Keller und das Ehepaar Hartlage nach Naukšeni, wo wie in ganz Lettland Einschulungsfeiern stattfanden.

In zwei Schulen war das Trio dabei. Keller sprach im Rahmen der Feierlichkeiten ein Grußwort und übergab den Schulleiterinnen Geschenke aus

Borgholzhausen.
"Die Einschulung ist in Lettland ein großes Fest", berichtet das Stadtoberhaupt. Man ziehe die beste Kleidung an und bringe zu dem großen Tag die komplette Verwandtschaft mit. "Nur Schultüten gab es kein. Die kennen die Letten nicht", sagt der Bürgermeister.

Keller berichtet weiter, dass er in Erfahrung gebracht habe, dass die Kinder der Grundschulen schon in der ersten Klasse in Englisch unterrichtet werden. Ab Klasse drei kommt die zweite Fremdsprache dazu und sie können zwischen Russisch, Deutsch und Spanisch wählen.

Beeindruckt hat den Bürgermeister auch ein Besuch des sogenannten Baltischen Weges an der Grenze zu Estland, das direkt an Naukšeni angrenzt. Der Baltische Weg erinnert an eine 600 Kilometer langen Menschenkette durch das Baltikum, zu der sich am 23. August 1989 Millionen Esten, Letten und Litauer zusammenfanden.

50 Jahre nach dem Hitler-Stalin-Pakt, durch den Estland, Lettland und Litauen an die Sowjetunion fielen, fanden sich die Menschen zu dieser menschlichen Kette zusammen, um ihre Einigkeit in dem Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit von der Sowjetunion zu demonstrieren. Die Menschenkette reichte seinerzeit von Vilnius in Litauen über Riga in Lettland bis nach Tallinn in Estland. Sie war die größte Menschenkette der Geschichte.

Keller erzählt, dass die Angst der Letten vor Putin sehr groß sei. Als Grenzland zu Russland befinden sich die Letten in unbehaglicher Nähe zum riesenhaften Nachbarn. Medienberichten zufolge soll Putin großes Interesse daran haben, die Zwergstaaten Lettland, Estland und Litauen zurückzugewinnen und auch im benachbarten Polen sind die Sorgen groß. Der Chef der rechtslastigen Liberaldemokratischen Partei in Moskau, Wladimir Schirinows-ki, soll kürzlich sogar empfohlen haben, diesen Ländern mit einem Atombombeneinsatz zu drohen, damit sie erkennen, wohin sie gehören. In den drei baltischen Staaten leben große russische Minderheiten.

Klemens Keller macht deutlich, dass die Energie in Zukunft dahin gerichtet sein müsse, die Menschen beider Gemeinden zueinanderzubringen. "Sonst macht eine Freundschaft zwischen uns keinen Sinn", sagt er. Zu diesem Zweck hat die Stadt Borgholzhausen eine CD erstellt, auf der sich die Lebkuchenstadt vorstellt.

Eine ebensolche CD gibt es auch aus Naukšeni. Die Datenträger der jeweils anderen Gemeinde sollen nun unters Volk gebracht werden, dazu unter anderem auch in den Schulen verteilt werden. Natürlich sind auch weitere Besuche geplant, womöglich noch in diesem Jahr.

Königin Sandra I.

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Von Jonas Damme

Steinhagen.
Noch zurückhaltend grüßte Sandra I. als frisch gekrönte Heidekönigin - ein Jahr lang wird sie nun mit Unterstützung ihrer Vorgängerin Silke Gerling die Gemeinde repräsentieren. Mit der Krönung der 30-Jährigen, die seit sieben Jahren in Steinhagen lebt, ging das Heidefest am späten Sonntagnachmittag dem Ende entgegen. Nach einem ereignisreichen Tag begann zwischen Dorfkirche und Rathaus Ruhe einzukehren.

Heidefest, Weinmarkt, Seifenkistenrennen, Tag der Selbsthilfegruppen - das Wochenende war unbestreitbar der gesellschaftliche Jahreshöhepunkt Steinhagens. Da zum Programm auch noch das warme Wetter passte, platzte spätestens am Heidefest-Sonntag der Ortskern aus allen Nähten. Weit über tausend Gäste aus der Gemeinde und der Umgebung nutzten im Laufe des Tages die Chance zum Flanieren.

Die Köstlichkeiten auf dem Marktplatz waren nur einer der vielen Publikumsmagneten. Auch die holländischen Spezialitäten und nicht zuletzt die Currywurst auf dem Fivizzano-Platz fanden reißenden Absatz. Die vielen Stände von Steinhagener Institutionen vermittelten wie nebenbei ein Bild vom großen Engagement in der Gemeinde: Die Bürgerstiftung informierte bei Trommelrhythmus über Afrika, der Heimatverein Steinhagen verkaufte Püfferchen und Kaffee und die Damen der Diakoniestation suchten das Gespräch mit Passanten.

Dass schon vormittags gut was los war, lag auch am Konzept der Gemeinde. So trat die Kinderrockband Randale schon um 11 Uhr auf der Bühne am Marktplatz auf. Die Bielefelder Musiker, die mit ihrer unkonventionellen Kindermusik mittlerweile in ganz Deutschland auf Tour gehen, trafen voll den Nerv des jungen Publikums. Binnen Minuten hatte Sänger Jochen Vahle seine Fans in bester Rattenfängermanier unter Kontrolle gebracht. Und auch bei lauten und harten Stücken, wie dem »Hartrockhasen Harald« gingen die Kleinen ohne zu zögern mit, während einige Eltern zwei Schritte nach hinten machten.

Wesentlich gesitteter ging es dann am Nachmittag zu. Der Jugendmusikkorps Avenwedde spielte Westernhagen-Songs und mehr, die Cronsbachfunken zeigten ihr Karnevals-Showprogramm und Alleinunterhalter Martijn Potuijt, der extra aus der holländischen Partnergemeinde Woerden eingeladen worden war, imitierte Elvis und mehr und sorgte für wahre Begeisterungsstürme. Während die Organisatoren beim Seifenkistenrennen - das erst zum zweiten Mal stattfand - immer noch am Ablauf feilen, zeigte sich, dass das Heidefest in seiner 20. Auflage bereits eine Institution ist. Die Gäste kamen aus dem gesamten

Altkreis.
Vereinzelte sogar aus Gütersloh.

Und der Höhepunkt des Wochenendes war die Krönung der neuen Heidekönigin Sandra Schröter. Geboren im sächsischen Meißen lebt sie seit 2007 in

Steinhagen.
Schon lange wollte sie Heidekönigin werden. Nun fasste sie sich ein Herz und hofft, dass auch die Steinhagener sie in selbiges schließen werden.

Musikalische Reise zum Tango Nuevo

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Von Ekkehard Hufendiek

Borgholzhausen.
"Ich war so begeistert von ihrer Musik, dass ich sie zu uns nach Borgholzhausen holen musste", erzählte Joseph Schräder vom Borgholzhausener Kulturverein den knapp 40 Besuchern in der kleinen Deele des Museums an der Freistraße. Er hatte das Duo SaitenZungenspiel vergangenes Jahr in Wismar gesehen. Jetzt nahmen die beiden Künstlerinnen die Borgholzhausener Gäste mit auf eine musikalische Reise zum Neuen Tango, dem Tango Nuevo. Elisabeth Horn aus Roth spielte Violine, Stefanie Mirwald aus Schnufenhofen begleitete rhythmisch auf ihrem Konzertakkordeon.

Eines ihrer ersten Stücke des Abends war ein berühmter klassischer Tango, »La Cumparsita«, "und das ist die letzte Gelegenheit das Tanzbein zu schwingen", kündigte Horn an. Denn die Musikerinnen demonstrierten damit den Unterschied, zwischen dem tanzbarem Tango Argentino und dem von Astor Piazolla (1921 bis 1992) begründeten Tango Nuevo. Der eine sei ein Gossenkind Argentiniens, der andere sei nur für die Ohren bestimmt, erklärten sie.

Der neue Tango Piazollas übernehme viele Effekte, die man aus Filmen kenne, erklärten die Musikerinnen. So bauten sie im Escualo (Deutsch: Haifisch), das berühmte James-Bond-Thema in den rhythmischen Staccato des Stückes ein. Improvisationen seien ganz im Sinne Piazollas gewesen, betonten sie. Das Feuer ihrer Musik kam bei den Zuhörern glänzend an.

Nach der Pause warnte Mirwald am Akkordeon die Zuhörer: "Nicht erschrecken, jetzt wird es modern." Das kam rechtzeitig für ungeübte Ohren, denn das Stück SaitenZungenspiel von Georg Katzer besteht ausschließlich aus vertonten Effekten. Hier gab es keinen melodiösen Halt. Langen Pausen folgten wilde Töne oder langsame Sequenzen ohne Wiederkehr. Der rote Faden war dabei die perfekte Harmonie von Violine und Akkordeon, denn das Stück wurde eigens für diese zwei Instrumente komponiert. Die Saiten der Violine und die Zungen des Akkordeons erzeugten dabei Schwingungen, die miteinander tanzten oder stritten, wie ein jung verliebtes Paar.

Für interessierte Leser mit Internetzugang gibt es auf der Videoplattform Youtube von Elisabeth Horn und Stefanie Mirwald eine stark gekürzte Kostprobe des Stückes aus dem Jahr 2008. Für diese Interpretation erhielten die beiden Künstlerinnen einen Sonderpreis der Stadt Erlangen. Die Auszeichnung war ein Anlass, ihr Duo nach dem Namen des von ihnen interpretierten Stückes zu benennen. Seit diesem Jahr starteten sie als Duo SaitenZungenspiel ihre Karriere mit Kammerkonzerten.

Eine Zugabe war am Konzertabend für die begeisterten Borgholzhausener selbstverständlich: langes Klatschen, dreimal Verbeugen der Musikerinnen - danach gab es den letzten Tango des Abends. Erneut vom Begründer dieser Musik, Astor Piazolla: »Adios Noninio« (Adieu Väterchen) hieß das Stück. Hier wechselten Feuer und Melancholie und symbolisierten so den musikalischen Abschied vom Vater Piazollas nach dessen Tod.

Dass Horn und Mirwald keine weitere Zugabe in petto hatten, verzieh das Publikum gerne, denn Astrid Schütze vom Borgholzhausener Kulturverein stellte in Aussicht, beide Künstlerinnen in naher Zukunft wieder einzuladen. Horn und Mirwald indes freuten sich sichtlich und wiesen auf ihr breites Repertoire hin: "Wir spielen sogar Bach."

Werthers Wiesn macht riesig Laune

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VON FLORIAN GONTEK

Werther.
Zwei dumpfe Schläge mit dem Holzhammer brauchte Bürgermeisterin Marion Weike, schon sprudelte der Gerstensaft und bebte das Festzelt. Gut 1000 feierlustige Oktoberfestfans machten auch die 12. Auflage der BV-
Werther-Wiesn
zu einer besonderen. Auch jenseits des Weißwurst-Äquators wurde zünftig bis in den Morgen getanzt.

Im feschen Dirndl zeigte sich Bürgermeisterin Marion Weike ähnlich treffsicher wie im vergangenen Jahr. Bevor das Stadtoberhaupt die Organisation des ausrichtenden BV Werther lobte und auch der zweite BV-Vereinsvorsitzende, Dieter Brinkhoff, die feierwütige Menge begrüßte, ging es endlich ans Bier und auch das Stimmungsthermometer stieg bereits gegen kurz nach 20 Uhr strikt dem Siedepunkt entgegen.

Unters feiernde Volk hatte sich da auch schon Lena Maidorn gemischt, die mit einer besonderen Dirndl-Komposition aufwarten konnte: Fesch kombiniert in Blau und Weiß, hatte die Wertheranerin auch gleich den stimmigen Hut dabei. "Den habe ich mir passend dazu selbst gemacht", erklärt das langjährige Mitglied der BV-Fußballabteilung, das noch keine Auflage der Vereins-Wiesn verpasst und insgesamt sieben Dirndl im Schrank hängen hat. Auch wenn man schon viele Leute kenne, träfe man auf dem Oktoberfest doch immer neue nette Menschen, erzählt sie und wird im gleichen Moment von ihren Freundinnen Kira Heitland und Jacqueline Kreiensiek begrüßt.

Auch Matthias Bartling ist mit Freunden da. Allerdings sitzend an einem der großen Biertische. Nach einem Jahr Pause - zuletzt wurde in Brockhagen Oktoberfest gefeiert - stemmt er in diesem Jahr in einer Elferrunde die Maßkrüge wieder auf dem ehemaligen Tiedegelände. "Die Stimmung hier ist wirklich gut, für Werther ist das ein echtes Highlight", findet Bartling und freut sich darauf, einen schönen Abend verbringen zu können.

Dazu gehört - das findet nicht nur Bartling - auch immer die richtige Musik. Hier vertraute man am Samstagabend mit der sächsischen »Express-Partyband« auf Altbewährtes. Die drei Mädels aus Hoyerswerda coverten auf der Showbühne bereits zum dritten Mal neben aktuellen Party-Stammgästen wie Helene Fischers »Atemlos« auch den ein oder anderen Evergreen.

BV-Ehrenvorsitzender Ulrich Diekhaus war nicht nur mit der Musik des Abends bestens zufrieden. "Seit einer Woche waren alle Karten vergriffen. Die Stimmung ist jedes Jahr wirklich gut", unterstreicht er und lässt auch die etwa 70 ehrenamtlichen Helfer nicht unerwähnt, die gemeinsam mit Johannitern und Sicherheitspersonal dafür sorgten, dass das Beben im Festzelt im Morgengrauen gegen drei Uhr schließlich ein friedliches Ende fand.

Mit Schwung in den Herbst

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VON FLORIAN GONTEK

Halle. Herrlich war sie, die 9. Auflage des »Haller Herbstes«. Die Sonne schien, Blumen und Kürbisse leuchteten farbenprächtig und Reibekuchen, Torten und Würstchen dufteten vom Grill und luden zum Verweilen in der Innenstadt ein. Hunderte Besucher nutzten das Angebot des verkaufsoffenen Sonntags und bummelten, stöberten und verweilten in der Stadtmitte. Dass der Herbst kommt, konnte man dabei fast vergessen.

Schließlich schaute die Sonne zum Nachmittag noch einmal zwischen den Wolken hindurch und tauchte den liebevoll dekorierten Ronchin-Platz in warmes, sommerliches Licht. Sonnenblumen und Strohballen stifteten geradezu dazu an, seinen Eisbecher vor dem Haller-Willem-Denkmal zu genießen, und Kürbisse, auch wenn das Thermometer noch einmal nach oben ging, deuteten auch schon auf den Herbst.

Warm ums Herz wurde vielen Gästen beim Angebot der Haller Geschäftsleute: Die beliebten Reibekuchen gingen fast pausenlos über die Theke, das Café Pavot kredenzte unter anderem feine Möhrenmuffins mit Frischkäse-Topping und in den Geschäften wurde mit Sonderangeboten gelockt. "Bei uns gibt es 50 Prozent auf die restliche Sommerware", nennt Sinneswandel-Mitarbeiterin Julia Marchevka ein Beispiel für eines der vielen Angebote, die zum Shoppen einluden.

Doch nicht nur modisch und kulinarisch kamen die Gäste auf ihre Kosten, auch künstlerisch und ästhetisch hatte dieser »Haller Herbst« einiges zu bieten. Vor den »Meisterschmuckstücken« von Sina Feuerstake bot die Haller Goldschmiedin auch selbstgemalte Pferdebilder mit Acrylfarbe auf Leinwand an, die sie auch ganz individuell und nach Wunsch gestaltet. Da schaute auch Erika »Ikka« Heinemann vorbei, die ihr Atelier erst kürzlich nach Bielefeld verlegt hat.

Fest am angestammten Platz ist dagegen weiterhin die Goldschmiede »Otterpohl«. Während Petra Otterpohl im Geschäft den neuesten Herbstschmuck empfiehlt, fährt Gatte Wolfgang draußen Modelleisenbahn. Die war auch in diesem Jahr wieder der absolute Renner bei den Jüngsten und "wird auch nur zum »Haller Herbst« rausgeholt", erklärt der Goldschmied lachend.

Die Organisatoren der Haller Interessen- und Werbegemeinschaft (HIW) um Rainer Neumann durften sich über den guten Besuch und das passende Wetter freuen.


Zeitreise in raue Vergangenheit ist geglückt

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Versmold (sim).
Im Mittelalter herrschen einfach andere Sitten. "Brauchen Sie Unterstützung bei der Antwort auf die Frage, ob wir nächstes Jahr alle wiederkommen dürfen?", fragt der Marktvogt Bürgermeister Michael Meyer-Hermann. Der zögert wohl nur einen Augenblick zu lange - und schon stehen mehrere schwer bewaffnete Gestalten vor ihm und richten ihre Lanzen, Schwerter und Hellebarden auf das Stadtoberhaupt. Damit ist klar, der Mittelaltermarkt im Versmolder Stadtpark war nicht nur an diesem Wochenende ein Erfolg, er wird es auch im kommenden Jahr wieder werden.

Wahrscheinlich hätte es der Waffengewalt gar nicht bedurft, um die Fortführung der Veranstaltung zu sichern. Denn der zweite Versmolder Mittelaltermarkt war ein gelungenes Fest, das - anders als die Premiere - sogar Glück mit dem Wetter hatte.

Rund 300 Akteure erzeugten in originalgetreuen Gewändern und mit den verschiedensten Künsten und Gewerken die Illusion von einer längst vergangenen Zeit. Die Palette reichte von fellbehangenen Wikingern aus dem frühen Mittelalter bis zu vornehmen Kaufleuten, wie sie kurz vor Beginn der Neuzeit in den aufblühenden Städten lebten.

Dass es damals etwas rauer zuging, zeigten die Mittelalterkundigen schon bei der Eröffnung des Marktes. Immer wieder kommentierten sie die Rede des Marktvogts mit lauten Zwischenrufen und verdächtigten ihn sogar, mit verbotenen Mächten im Bund zu stehen, als er unter Beweis stellte, dass er lesen konnte.

Doch schon bald stand der Handel im Vordergrund. Da gab es die Leute fürs Gröbere, wie Knochenschnitzer und Schmiede, aber natürlich auch selbst gemachte Seifen, Handgewobenes und Kleider »Für die kleine Maid oder den kleinen Ritter«. Wer nach all dem Feilschen und Ausprobieren Erholung brauchte, der konnte sich in der Met- und Absinthtaverne oder beim Stockbrotbäcker stärken.

Manndeckung sorgt für die Wende

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VON HEIKO KAISER

Hagen. Wenn es denn noch Zweifel an der Oberligatauglichkeit der Sporfreunde Loxten gegeben haben sollte, am Samstag hat sie der Aufsteiger in beeindruckender Manier ausgeräumt. 30:28 (14:18) siegte die Mannschaft von Trainer Dirk Elschner beim Vorjahresvierten VfL Eintracht Hagen II. Ein Ergebnis, mit dem vor allem die Gastgeber niemals gerechnet hatten.

Grauer Beton dominiert, die Wände ziert ein brauner Teppichboden, die Tribüne ist mit einer wuchtigen hölzernen Barriere vom Spielfeld getrennt. Die Sport

halle Mittelstadt am Bergischen Ring empfängt Loxten im rustikalen Charme der 70er Jahre. Im Eingangsbereich künden großformatige Transparente und Bilder von über 20 Jahren Verbands- und Oberligazugehörigkeit der Hagener Zweiten und dokumentieren: Das ist beileibe keine Laufkundschaft, mit der es die Sportfreunde hier zu tun bekommen. Am Verkaufsstand wenige Meter weiter türmen sich Frikadellen direkt neben einer liebevoll hergerichteten Kirschtorte. Bodenständig und herzlich zugleich ist man hier im Süden des Ruhrgebiets.

Robust und mit viel Herz treten die Gastgeber auch in der ersten Halbzeit auf dem Spielfeld auf. Loxten ist von dieser Wucht und Wurfgewalt offensichtlich überrascht. Offenbar eingeschüchtert präsentiert sich die Abwehr in der ersten Oberliga-Halbzeit der Vereinsgeschichte, lässt Zweimetermann Phillip Hinkelmann, dem man durchaus zutraut, gleichnamige Steine mit sich zu schleppen, ebenso gewähren wie Mittelmann Alexandros Katsigiannis und Linkshänder Patrik Lütgenau. Auch Kreisläufer Jan Henkels hat zu viel Platz, reißt zahlreiche Siebenmeter, die Katsigiannis sicher verwandelt. Weder Hendrik Peters noch Marco Possehl bekommen im Loxtener Tor die Hand an den Ball: über 0:3, 4:8 und 9:14 droht das Oberliga-Debüt für die Sportfreunde zur Pleite zu werden.

In der Pause muntert Elschner sein Team auf: "Wenn wir in der zweiten Halbzeit nur zehn Gegentore kriegen, gewinnen wir", gibt er der Mannschaft mit auf den Weg und auch die Taktik, wie es zu realisieren ist: Manndeckung gegen Mittelmann Katsigiannis.

Die Maßnahme wird ein voller Erfolg. Ohne ihren Taktgeber verliert Hagen den Rhythmus. Hinkelmann kommt mit dem größeren Raum nicht zurecht und lässt sich wie Lütgenau zu unvorbereiteten Würfen verleiten. Loxtens Abwehr steht nun sicher, weil plötzlich auch Torwart Peters voll da ist. Zwölf Bälle wehrt er nach der Pause ab, zwischen dem 18:22 (38.) und 25:22 (49.) bleibt er elf Minuten ohne Gegentor.

Auch Elvir Selmanovic zeigt eine starke Leistung. Der neuzugang ist Regisseur und Vollstrecker zugleich, wird deshalb in der zweiten Halbzeit mit einer Manndeckung bedacht. Die daraus entstehenden Lücken nutzt Loxten besser als Hagen auf der Gegenseite: Sebastian Hölmer glänzt mit Anspielen auf Kreisläufer Jan Patzelt, der vor der Pause noch abgemeldet war. Auch Heiner Steinkühler trifft, und Nils Patzelt macht unbekümmert einfach das, was er am besten kann: Tempo und Tore.

Hagen ist völlig überrascht von der Auferstehung eines Gegners, den man offensichtlich schon als geschlagen abgehakt hatte. In einer letzten Kraftanstrengung sorgt Hinkelmann mit seinen ersten beiden Treffern nach der Pause für den Ausgleich zum 26:26 (54.). Loxten wackelt und schlägt zurück. Hölmer bringt die Sportfreunde wieder in Führung, Peters wehrt mit seiner elften Parade den Wurf von Linksaußen Berblinger ab, Steinkühler trifft in Unterzahl zum 28:26. Diesen Vorsprung bringen die Gäste über die Runden. Frustriert drückt Lütgenau Selmanovic den Ball ins Gesicht und sieht dafür »Rot« (60.).

Sein Trainer Rainer Hantusch konstatiert ernüchtert: "Loxten hat verdient gewonnen. Uns war klar, dass nur wir entscheiden, wie dieses Spiel ausgeht. Das haben wir mit undisziplinierten Würfen getan." Auch da scheint der VfL-Trainer noch nicht akzeptiert zu haben, an einer mindest gleichwertigen Mannschaft gescheitert zu sein. Dirk Elschner spricht hingegen von einer "Top-Mannschaftsleistung" seines Teams, das mit diesem Ergebnis die Oberliga-Konkurrenz aufhorchen lässt.

Werben um Nachwuchs sichert die Zukunft

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Von Christiane Gerner

Halle.
Man schrieb das Jahr 1889. Zwölf Männer begründeten am 14. Februar, den »Posaunenverein zu Halle in Westfalen«. Den allerersten Vorstand bildeten die "Herren Kluck, Berkmann, Hesemann und Wellenbrink" - so bezeugen es die Annalen. Zu Zeiten der Ravensberger Erweckungsbewegung gründeten sich viele dieser Chöre "zur Ehre Gottes und zur Freude der Gemeinde". Der Haller feiert nun seinen 125. Geburtstag.

In diesem Sinne begehen die Bläser unter der Leitung von Stefan Meier am Sonntag, 14. September, ab 10 Uhr in der St.-Johanniskirche den festlichen Teil des großen Jubiläums. Anschließend gibt es ab 11 Uhr in einer Matinee mit Kirchenmusikdirektor Martin Rieker und Rupprecht Drees feinste Musik für Trompete und Orgel.

Schaut man in die Historie des Posaunenchores, lassen sich sehr prominente Namen entdecken: Mitte der 1950er Jahre spielten die Gebrüder Gerhard und Willi Weber mit ihren Trompeten für einige Jahre  im Ensemble und veränderten damit die musikalische Entwicklung nachhaltig.

Bis dahin war die dem Flügelhorn ähnelnde Kuhlo-Trompete - benannt nach dem Posaunengeneral Johannes Kuhlo (1856-1941) - vorherrschend im Klang.

Mit Burghard Schloemann, dem Begründer der Haller Bach-Tage, erlebte der Posaunenchor eine entscheidende Phase hin zu einer größeren Professionalisierung. Entscheidenden Anteil an einer engagierten Nachwuchsarbeit hatte die Gründung der Musikschule. Hier entwickelte sich auch der spätere Dirigent des Ensembles, Wolfgang Habermann, zu erster musikalischer Reife.

Der größte »Sohn« der Haller Bläser ist sicherlich der aktuell versierteste und berühmteste Solo-Trompeter in Deutschland, Rupprecht Drees. Aktuell ist er Solist des Tampere Philharmonic Orchestra in Finnland. Internationale Konzertreisen führten ihn um den Globus, seine ersten Töne übte der junge Rupprecht in der Musikschule in Halle und im Posaunenchor unter Wolfgang Habermann.

Bei einem tieferen Blick in die Annalen lässt sich eine weitere, wichtige Entwicklung entdecken. In der Gründungsurkunde von 1889 stand ausdrücklich: "Ordentliche Mitglieder können nur Männer und Jünglinge von unbescholtenem, christlichen Rufe sein." Weder der Besuch öffentlicher Lustbarkeiten noch anstoßerregende Besuche im Wirtshaus waren den ersten Bläsergenerationen erlaubt. Kristin Ziebe als jüngste Bläserin zeigt in ihrer Zugehörigkeit zum Posaunenchor, was sich in 125 Jahren Geschichte in Sachen Emanzipation alles geändert hat.

Die Wirren des Zweiten Weltkrieges brachten das Posaunenchorleben in Halle fast zum Erliegen. Nach den schweren Jahren war es Wilhelm Ruwwe, der dem Chor als Leiter wieder neues Leben einhauchte. Er wurde 1956 zum Ehrendirigenten ernannt. Seitdem wuchs die Liste der Dirigenten über die Jahre: Auf Reinhard Beckmann folgte Wilhelm Michelmann, in den 60er Jahren übernahm Burghard Schloemann.

Die Nachfolge des schon erwähnten Wolfgang Habermann trat Stefan Schiel an. Beide verließen Halle aus beruflichen Gründen. Seit dieser Zeit leitete nun Stefan Meier das Ensemble mit Geduld und Inspiration auf hohem Niveau.

Für den Gottesdienst am 14. September haben sich die Jubilare einiges vorgenommen. Nach der Matinee wollen die Choristen mit ihren Familien ab etwa 12.30 Uhr im Martin- Luther-Haus fröhlich musikalisch feiern. Dazu werden etliche Ehrengäste erwartete. Ehemalige Mitglieder des Chores samt ihren Familien sind ebenfalls herzlich zu einer besonderen Geburtstagsfeier eingeladen.

Wie ein paar Klicks das Leben verändern

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Von Max Maschmann

Halle/Bielefeld. Als der Sänger Mark Forster seinen Hit »Au Revoir« (Auf Wiedersehen) schrieb, sprach er damit vielen Menschen aus der Seele. Der Song thematisiert den Ausbruch aus dem Alltag und die Sehnsucht nach der Ferne. Eine ähnliche Situation durchlebt gerade die Studentin Sarah Müller aus Halle.

Nachdem die 22-Jährige überraschend für einen international ausgerichteten Studiengang in Bremen angenommen wurde, bricht sie innerhalb von eineinhalb Monaten ihre Zelte in Bielefeld ab und lässt Deutschland hinter sich. Für zwei Jahre heißt die neue Heimat Valencia.

Am 14. Juli, einen Tag vor Ablauf der Bewerbungsphase an Hochschulen und Universitäten, saß die gebürtige Hallerin Sarah Müller in einem Bielefelder Café und klickte sich durch verschiedene Internetseiten. Erst vor wenigen Wochen hatte sie ihr erstes Semester des Studiums der Betriebswirtschaftslehre (BWL) an der Fachhochschule Bielefeld beendet. Sie ahnte noch nicht, dass es ihr einziges in Ostwestfalen bleiben sollte. Nach einer Weile stieß die Studentin auf den Studiengang BWL/Internationales Management der Hochschule Bremen. Dabei verbringen die Studenten zwei Jahre im Ausland, entweder in Marseille oder Valencia.

Die Neugierde von Sarah Müller war geweckt, schließlich wollte sie schon immer ins Ausland gehen: "Man hat das zwar immer vor, aber schiebt es auf", sagt sie. Spontan füllte sie das Bewerbungsformular aus und schickte es ab - obwohl sie zu dem Zeitpunkt mit ihrem aktuellen Studium zufrieden war. Ihre Eltern und die beste Freundin informierte sie gar nicht erst darüber, "schließlich habe ich mit einer Absage gerechnet".

Als Anfang August, entgegen aller Erwartungen, die Zusage aus der Hansestadt kam, war die Verwunderung sowohl bei Müller, als auch Eltern und Freunden groß: "Ich kann bis heute nicht realisieren, dass ich genommen wurde", erzählt sie. Ihre Eltern hätten sich zunächst überrumpelt gefühlt, seien aber schnell darin überein gekommen, dass solche spontanen Aktionen zu ihrer Tochter passen würden, sagt diese schmunzelnd. Am härtesten hat der kurzfristige Umzug nach Valencia jedoch ihre beste Freundin und Mitbewohnerin Caroline getroffen, denn die beiden mussten ihre gemeinsame Wohnung in Bielefeld auflösen. "Glücklicherweise hat sich schon ein Nachmieter gefunden", erklärt Müller. Einen Teil des Hausstandes hat die 22-Jährige verkauft, der Rest wird bei den Eltern zwischengelagert. Ihre Möbel benötigt die Studentin in ihrer neuen Heimat vermutlich nicht, "da es bei den Spaniern üblich ist, dass die Wohnungen möbliert sind". Die Studentin hat bereits ein WG-Zimmer im Zentrum von Valencia gefunden - der Strand ist lediglich 20 Minuten entfernt.

Während der Urlaube in den spanischen Metropolen Barcelona und Madrid hat Müller die Spanier als "lebensfroh und temperamentvoll" kennengelernt. Ihre künftige Heimatstadt Valencia, mit 1,8 Millionen Einwohnern immerhin die drittgrößte des Landes, hat sie noch nicht besucht. Allerdings weiß die 22-Jährige, wofür die Hafenstadt am Mittelmeer berühmt ist: "Bei den Fallas, einem Frühlingsfest, strömen im März tausende Menschen in die Stadt", erzählt die Studentin mit hörbarer Vorfreude. Hinzu komme die ausgezeichnete spanische Küche. Fachlehrerin Brigitte Salagaray hatte während der Oberstufenzeit am Berufskolleg Halle Müllers Interesse für die spanische Sprache und Kultur geweckt: "Sie hat mich gefördert und mir mit auf den Weg gegeben, wie wichtig Sprachzertifikate seien."

Ein Ratschlag, den die 22-jährige offensichtlich beherzigte: Nach einer Prüfung durch die IHK darf sie sich im Fachgebiet Englisch geprüfte Fremdsprachenkorrespondentin nennen. Zudem spricht sie auf einem hohen Niveau Spanisch. "Ich bin mir sicher, dass meine Zertifikate der Grund waren, weshalb ich für einen derartig anspruchsvollen Studiengang ausgewählt worden bin", gibt sich die Studentin überzeugt.

Heute hebt der Flieger um 19.40 Uhr vom Flughafen Düsseldorf-Weeze in Richtung Valencia ab. Sarah Müller und ihre Freundin Caroline werden mit an Bord sein. "Sie begleitet mich in der ersten Woche, ehe am 15. September das Semester beginnt", erklärt Müller. Schon jetzt ist sie sicher, dass es bei der Verabschiedung am Flughafen "Abschiedsschmerz und Tränen" geben wird. "Doch es ist das größte Abenteuer meines Lebens. Ich freue mich darauf."

Späte Ehre für vergessenen Steinhagener

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Von Jonas Damme

Steinhagen.
Kirchliche Gäste aus nah und fern enthüllten am Sonntag gemeinsam mit Steinhagenern die Gedenktafel zu Ehren von Missionar Alfred Nottrott (das HK berichtete). Nun haben Gossner-Christen die Möglichkeit, einer der wichtigsten Persönlichkeiten ihres Glaubens in Steinhagen die Ehre zu erweisen.

Im Trubel des Heidefestes wäre eine kleinere, besinnliche Veranstaltung fast untergegangen. Mit ehrwürdigen Gästen aus Berlin und Indien wurde am Sonntagnachmittag eine Gedenktafel zu Ehren von Dr. Dr. Alfred Nottrott enthüllt.

Alfred Nottrott hatte als Missionar der Gossner-Kirche 46 Jahre lang in Indien mit dem Volk der Munda gelebt. Viele seiner Verdienste werden dort noch heute geehrt. In der indischen Stadt Ranchi steht sogar ein Denkmal für den Westfalen. Mehr als 500 000 Anhänger hat die evangelisch-lutherische Gossner-Kirche heute im Osten des südasiatischen Landes. Nottrott starb 1924 in

Steinhagen.

"Vor einiger Zeit waren Gäste aus Indien in Steinhagen zu Gast", erläuterte Helga Ottow, die für die Gossner-Kirche engagiert ist. "Und sie vermissten hier etwas." Auf dem Alten Friedhof wies zu diesem Zeitpunkt nur der Grabstein der Familie Nottrott, der mit auf dem Grab der Familie Stötzel steht, auf den Missionar hin. Deshalb habe die Gossner-Mission, die in Berlin ansässig ist, zusammen mit der Familie Stötzel beschlossen, eine Ehrentafel auf dem Familiengrab zu installieren.

Eigens zu der Gedenkfeier war Eliazer Topno, Generalsekretär des Gossner-Kirche in Chotanagpur und Assam, und somit einer der wichtigsten Geistlichen der Glaubensrichtung, mit weiteren Vertretern angereist. Die Gossner-Kirche ist nach Pastor Johannes Evangelista Gossner benannt, der die Missionare aussandte. Seine Mission in Indien machte sich 1919 als Kirche selbstständig. Außerdem war Harald Lehmann, Vorsitzender der Gossner-Mission in Berlin, zu Gast.

Nach der bewegenden Gedenkfeier, bei der Reden auf deutsch und englisch gehalten wurden, wurde das Grabmal enthüllt. Um beide Kulturen zu würdigen, wurde zusätzlich zur Blasmusik auf einer indischen Festtrommel gespielt.

Harald Lehmann nahm seine Ansprache zum Anlass, auf das Missionsverständnis von Alfred Nottrott genauer einzugehen: "Das Wort »Mission« hatte lange keine guten Beiklang", sagte er. Dass läge daran, dass man es mit Kolonialisierung und Unterdrückung assoziierte. Alfred Nottrott sei aber ein Beweis dafür, dass es eben auch eine ganz andere Art gegeben habe, zu missionieren.

"Er vertrat die Interessen der Ureinwohner Indiens, der Munda, gegen die Kolonialmacht. Seine Kirche der Adiwasi (eine indische Volksgruppe) war eine Kirche der Bedrängten." Außerdem war Nottrotts Verständnis von Mission ein sehr praktisches, wie Lehmann darlegte. "Krankenhäuser, Schulen, ein Internat und Kirchen verdanken ihm ihre Existenz."

Im Jahr 1867 kam Nottrott nach Chotanagpur nahe Ranchi, wo heute sein Denkmal steht. Auch seine Ehefrau Marie begleitete ihn. Ende des 19. Jahrhunderts veröffentlichte Nathanael Tuyu, der als erster aus dem Volk der Munda als Pastor geweiht wurde, mit Hilfe Nottrotts, ein eigenes Gesangbuch. Eine landesprachliche Liedersammlung, die noch heute in den Gottesdiensten Verwendung findet, wie Generalsekretär Eliazer Topno betonte.

Etwa zu dieser Zeit begann Alfred Nottrott auch mit der Übersetzung der Bibel in die Sprache seiner Gemeinde, Mundari. Mehr als zehn Jahre arbeitete er daran. Gleichzeitig beschäftigte er sich mit den Rechtsgrundlagen der Menschen und versuchte ihre politische Situation zu verbessern. In Konflikten mit Europa und den indischen Behörden stellten sich Nottrott und die Gossner-Missionare häufiger als bei anderen Kirchen auf die Seite der indischen Gemeinden. Zwischendurch reiste Nottrott auch wieder nach Europa. Endgültig kehrt er 1913 zurück, um sich als alter Mann in Steinhagen niederzulassen. Hier lebte er zusammen mit seiner zweiten Frau und mehreren Kindern.

Eliazer Topno betonte, während er selbst das traditionelle indische Ritualtuch von der Tafel hob, seine Dankbarkeit dafür, dass Nottrotts Leistung für sein Volk nun auch hier seine angemessene Würdigung finde. "Stellvertretend auch für alle Missionare, denen kein Denkmal gewidmet ist", wie es der deutsche Missionsvorsitzende Lehmann formulierte.

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