Strategen, Kämpfer und ein Onkel
Ökologisch sinnvoll, sicher, schön
von kerstin spieker
Borgholzhausen.
An einigen Stellen stutzten selbst alteingesessene Borgholzhausener. So hatten die Mitglieder des Umweltausschusses das Areal entlang des Violenbaches, der mitten durch Borgholzhausens Innenstadt führt, noch gar nicht gesehen. In 8,5 Monaten Bauzeit hat sich das Bachumfeld ganz gehörig verändert.Einige Bauwerke kannten die Mandatsträger selber bisher nur von Fotos und Planzeichnungen. Der Umweltausschuss hatte das umfangreiche Maßnahmenpaket rund um den Violenbach auf den Weg gebracht. Welches Ergebnis die Arbeiten an Durchlässen, Leitungen und in Uferbereichen gebracht haben, davon machte sich die Politik bei einem Rundgang selbst ein Bild.
Unter der Führung des zuständigen Amtsleiters Eckehard Strob ging es vom Rathaus Richtung Sundernstraße. Hier machte Strob deutlich, welcher Aufwand nötig war, um den Schutz vor Hochwasser in Folge von Starkregen in der Innenstadt zu gewähren. Die Durchlässe für den Violenbach im Bereich Sundernstraße, Wiesenstraße und Martin-Luther-Straße liegen nämlich auf extrem torfhaltigem Untergrund. Das ergaben Bodenproben erst kurz vor Beginn der Bauarbeiten. Entsprechend umfangreich waren die Gründungsarbeiten für die Durchlasserweiterung. Und wo mehr gearbeitet werden muss, da entstehen auch mehr Kosten. Die benannte Eckehard Strob zwar noch nicht, bereitete die Ausschussmitglieder aber bereits auf Mehrausgaben vor.
80 Prozent der Baukosten wird das Land übernehmen. Grundvoraussetzung dafür ist, dass neben der Verbesserung des Hochwasserschutzes auch der Umweltschutz in den Fokus rückt. Und der Rundgang am Montagabend zeigte, dass von dieser Kombination alle profitieren. Denn an vielen Stellen hörte man "Ohs!" und "Ahs!" angesichts der Lösungen für Uferbefestigungen oder der Bepflanzung, welche die alte Betonmauer ersetzt.
Durch manchen Garten liefen die Politiker, weil es am Violenbach jede Menge Privatanlieger gibt. Und genau hier lagen Chancen und Probleme in der Gestaltung des Uferbereichs, wie Umweltberater Dirk Nolkemper berichtete. Das Gros der Anlieger zeigte sich aufgeschlossen den geplanten Veränderungen gegenüber, überließ Flächen und ließ sich auf Tauschgeschäfte ein, andere wurden mit der Stadt nicht handelseinig.
Und so macht der Bachlauf an der einen Stelle mal einen kleinen Schwenk, weil jemand partout nicht kooperieren wollte. Und an der anderen Stelle wurde sogar ein Schuppen abgebrochen, damit der verrohrte Bachlauf, der unter dem Gebäude herführt, zumindest durch ein offenes Gitter nach oben hin aufgenommen werden konnte. "Hier macht das Tageslicht, das auf den Bach fällt, den Unterschied", erklärte Bürgermeister Klemens Keller. Die unterirdische Verrohrung ohne Tageslicht mache die Stelle für Kleinstlebewesen unpassierbar. Durch die Öffnung und das Gitter schaffe man eine Passage.
Besonders auffällig ist die Veränderung am Violenbach im Bereich des Freibades. Hier wurde der Bach aus seinem unterirdischen Betonkorsett befreit. Der renaturierte Bachlauf vor der Tür der benachbarten Kindertagesstätte bot mit Büschen, Gräsern und Blumen einen sehenswerten Anblick, der sein Potenzial in den nächsten Jahren noch entwickeln wird.
Weiter ging es durch den Generationenpark und entlang des neuen Regenrückhaltebeckens der Firma Bartling. "Hier kann das Wasser, das von den versiegelten Flächen hier in das Becken läuft, dosiert an den Bach abgegeben werden", so Keller. Der Vorteil für den Hochwasserschutz liege auf der Hand.
Entlang der Siedlung Bienenfeld folgte die Wandergruppe am Montag dem Bach in Richtung Oberlauf. Dort kaufte die Stadt die angrenzende Fläche, weil sie genug Platz bietet, um dem Bach einen kurvigen Verlauf zu geben. Die Arbeiten dazu laufen in Kürze an. Eine Teichanlage oberhalb des Hamlingdorfer Weges, die der Bach durchfließt, wird zudem in eine Biotopfläche umgewandelt. Dirk Nolkemper ist sich sicher, so auch Molchen, Salamandern und Erdkröten ein Zuhause bieten zu können. Hier gehe es darum, die ökologische Wertigkeit des Violenbaches zu erhöhen, erklärte Eckehard Strob - und so habe man größtmögliche Chancen auf Förderung.
Schwof unter dem Fallschirm
Halle. Die Veranstalterinnen stehen in den Startlöchern, haben alles organisiert: Tanja Andriiouk, Sigrun Lohmeyer und Silwia Schulz laden zum 8. Haller Late Night Shopping am Samstag, 4. Juli ein. Das ist die erste Ferienwoche, und es ist so gewollt, denn auch für die Daheimgeliebenen soll es nicht langweilig werden. Die HIW-Kaufleute werden dafür sorgen. An diesem Tag bleiben die Geschäfte bis 20 Uhr geöffnet.
Ab 16 Uhr ist Unterhaltung in der Haller Innenstadt angesagt. Am Ronchin-Platz ist der zentrale Punkt für die Musikveranstaltungen unter dem schon bekannten Fallschirm. Aus Werther werden die Einradkids anreisen und auf den einrädrigen Fahrrädern demonstrieren, dass es auch nur mit einem Rad rund geht und der gut vorankommt, der die Technik versteht. »Join-The-Club« aus der Fitnessfactory werden ab 19 Uhr Bodypump zeigen.Nachmittags sorgt für die musikalische Unterhaltung Martin Roloff mit Liedern von Johnny Cash bis Milow. Abends, ab 21.30 Uhr, wird die Gruppe Sixx String um Thomas Biermann spielen. Diese bekannte Band spielt international bekannte Titel. Mit einem Ballon an einem Kran, der die Fahrgäste auf eine Höhe von 30 Meter in den Haller Himmel hievt, bekommt man einen ausgezeichneten Überblick über die Stadt, kann Fotos machen und seinen Stadtteil aus der Luft sehen. Das Fahrgeschäft wird auf dem Haller Lindenplatz stehen. Für Kleinkunst, die Erwachsene und Kinder begeistert, sorgt der Wertheraner Clown Theodor. Theo wird mit den Kinder basteln und sie dazu animieren, auf seinem kleinen Minifahrrad zufahren. Für die Kinder liest eine Märchenfee spannende Geschichten. Die Partnerschaft zwischen Arminia Bielefeld und der Stadt Halle wird weiter ausgebaut. Die Arminen werden mit einem Stand erscheinen und Informationen und Fanartikel anbieten. Geplant ist auch, dass einige Spieler mitkommen und Autogramme geben. Tanja Andriiouk: "Das ist noch nicht abschließend geklärt, ob es mit der Autogrammstunde klappt, weil eben Ferien sind. Der Stand kommt aber auf jeden Fall." Gezeigt werden sollen auch Oldtimer vom Hörster Club »Olles Blech«. Natürlich wird auch für die Verpflegung der Gäste gesorgt. »Sauerzapfe« macht Wraps und andere Snacks und am Getränkewagen gibt es neben Standardprodukten von Mineralwasser bis Bier auch kreative Cocktails. Die drei Veranstalterinnen sind sicher, dass es eine tolle Sommerparty in der Haller Innenstadt wird, wie die sieben vorangegangenen. Einziger Risikofaktor bleibt das Wetter, aber davon wurden die Haller bisher nicht wirklich im Stich gelassen. Übrigens: Die Haller Geschäfte werden an diesem Tag bis 20 Uhr offen haben.Zwei Straßen, eine Gemeinschaft
Zu jedem Haus gehört ein großer Garten
Jedes Grundstück ist 800 Quadratmeter groß. Die Wohnfläche pro Haus beträgt 128 Quadratmeter. Im Erdgeschoss liegt eine Fünfzimmerwohnung mit Bad und Küche, zusammen 74 Quadratmeter. Dazu kommt eine Einliegerwohnung mit drei Zimmern, Bad und Küche von 54 Qua-dratmetern. Zu jedem Haus gehört ein großer Garten. "Das Konzept sah vor, dass die Bewohner Obst und Gemüse anbauten und so als Selbstversorger auftraten", berichtet Roland Lösekrug. Nachdem sein Vater gestorben war, übernahm er das Haus. Historische Fotos belegen, dass es trotz des Selbstversorgerprinzips einen kleinen Laden an der Hauptmannstraße gab, in dem die Bewohner der Siedlung einkauften. "1978 musste das Geschäft von Dieter Brenmöhl schließen. Dann zog eine Fahrschule ein, heute ist hier eine Wohnung", weiß Roland Lösekrug. Von den Familien, die damals in die Hauptmannstraße und die Freiligrathstraße zogen, leben bis heute zehn in der Siedlung. Der Rest hat sein Wohneigentum verkauft. "Das Miteinander funktioniert aber bis heute. Die Jüngeren haben sich gut integriert. Es ist fast wie früher", sagt Roland Lösekrug.Hübsches Kleinod mitten im Dorf
Versmold-Bockhorst (mari).
Das riesige Blätterdach des Tulpen- und des Trompetenbaumes spendete angenehmen Schatten. Den brauchten die zunächst sieben Helfer des Heimatvereins Bockhorst am vergangenen Samstagvormittag auch, denn sie hatten am Aabachufer an der Dorfstraße noch einiges zu tun. Mit letzten Bepflanzungen und Aufräumarbeiten sowie einem gemeinsamen Grillen mit allen Helferinnen und Helfern beendete der Heimatverein das Projekt Erlebnisgarten."Mit vielen Personen bekommt man ganz schön was geregelt", sagte Henning Rattenholl vom Heimatverein, der aus einem Pool von mehr als 20 Helfern schöpfen konnte. An sechs Terminen haben sie in den vergangenen Monaten ein wahres Schmuckstück geschaffen. Während Gernot Redecker die Erde zwischen den Terrassentreppen noch einmal mit dem Spaten vor der Bepflanzung auflockerte und Uwe Ludewig, Torsten Poggenklas sowie Karen Armenyan weitere Beete mit Bagger und Schaufeln vorbereiteten, befreiten Kirsi und Vater Jörg Schäfer Teile des Gartens von Unkraut und herumliegenden Ästen. Zahlreiche Pflanzen standen dabei schon für ihren Bestimmungsort bereit.
"Es soll kein herausgeputzter Garten sein", so Henning Rattenholl. Denn neben sorgsam angelegten Beeten finden sich auch naturbelassene Wildkräuterbeete. Eine heckenumrahmte Bank lockt die Besucher zu einer ruhigen Minute ins Eck oder bietet ihnen beim Platznehmen auf am Rundweg liegenden Felsblöcken eine Betrachtung des Gartens aus verschiedenen Blickwinkeln. Gleich drei Lkw-Ladungen sorgfältig behauener Naturbruchsteine haben die beteiligten Landschaftsgärtner für die imposante Terrasse verbaut, die nunmehr zum Verweilen am seichten Aabachufer einlädt.
Neben geplanten Taufen der Bockhorster Kirchengemeinde sollen auch die Kinder der Naturgruppe Kiebitz-Kids die Möglichkeit haben, ein Pottstück anzulegen. Der Garten ist für jedermann offen und "jeder sollte den Garten so hinterlassen, wie er ihn vorgefunden hat", ist Rattenholl dabei wichtig.
Eine offizielle Einweihung des hübschen Kleinods in Bockhorsts Mitte mit allen Beteiligten und Sponsoren ist nach den Sommerferien vorgesehen.
B68 nach Auffahrunfall gesperrt
"Es hat sich für beide Seiten ausgezahlt"
Steinhagen. Nach sieben Jahren ist das Kapitel Spvg. Steinhagen für Carsten Johanning beendet. Im Interview mit Christian Helmig zieht der scheidende Trainer des Fußball-Landesligisten Bilanz seiner Zeit am Cronsbach. Der 45-Jährige spricht über Höhepunkte und Enttäuschungen, einen besonderen Torjäger und seine neue Aufgabe als Sportlicher Leiter des VfL Theesen.
Carsten, Sie haben den Trainerjob in Steinhagen 2008 angetreten und gehen jetzt aus freien Stücken. Genauso hat es Jürgen Klopp in Dortmund gemacht. Ist er Ihr Vorbild? CARSTEN JOHANNING: Ein Vorbild vielleicht nicht, aber mit Sicherheit ein super Trainer, von dem man sich viel abschauen kann. Und ich kann sehr gut nachempfinden, was er gemeint hat, als er sagte, er sei nach dieser langen Zeit nicht mehr der perfekte Trainer für die Mannschaft. Meine Situation war in dieser Hinsicht vergleichbar. Können Sie die vergangenen sieben Jahre in einigen Sätzen zusammenfassen? JOHANNING: Es war aus menschlicher und sportlicher Hinsicht eine wunderschöne Zeit - auch wenn das letzte halbe Jahr nicht mehr ganz so prickelnd war. Der Verein hat mir die Chance gegeben, als Trainer im mittleren Amateurbereich einzusteigen. Ich glaube, das hat sich für beide Seiten ausgezahlt. Mir hat der Job wahnsinnig viel Spaß gemacht, ich habe eine Menge unterschiedliche Charaktere kennengelernt und es sind viele Freundschaften entstanden. Nach zwei vierten Plätzen hat Ihre Mannschaft die vergangene Saison als Achter beendet. Warum lief es am Schluss nicht mehr so rund? JOHANNING: Natürlich hätten wir gerne besser abgeschnitten. Aber es ging für uns vorher ja praktisch immer nur bergauf. Es war klar, dass das nicht ewig so bleiben kann. Ein Grund dafür waren sicher die vielen Verletzungen, durch die wir nicht mehr den Konkurrenzkampf im Kader hatten, von dem wir immer gelebt haben. Und wenn der Trainer frühzeitig ankündigt, dass er am Saisonende aufhört, kostet das vielleicht auch den ein oder anderen Prozentpunkt. Sie haben mit der Spvg. 2011 den Aufstieg in die Landesliga geschafft und seitdem souverän die Klasse gehalten, teilweise sogar an der Tabellenspitze mitgespielt. Gibt es neben den sportlichen Erfolgen noch andere Dinge, auf die Sie stolz sind? JOHANNING: Ich habe zu den meisten Spielern immer ein gutes Verhältnis gehabt. Besonders zu denen, die die ganze Zeit dabei waren, wie Andy Kretschmann, David Steffek oder Max Hoppmann. Manche sind als Teenager zu uns gekommen und sind heute gestandene Männer. Einfluss auf ihre Charakterbildung nehmen zu können, ihnen Werte vorzuleben und zu sehen, dass sie davon etwas annehmen, das war eine gute Erfahrung. Gab es auch Enttäuschungen? JOHANNING: Immer wieder. Vor allem über die generelle Entwicklung, dass der Fußball für viele Menschen heutzutage nicht mehr den Stellenwert hat, wie für mich persönlich. Das zeigt ja auch der schwache Zuschauerzuspruch in Steinhagen. Wir haben immer versucht, gepflegten, attraktiven Fußball zu spielen und waren zu Hause ja auch fast zwei Jahre lang ungeschlagen. Leider wurde das nie angemessen honoriert. Sie haben über 200 Spiele auf der Steinhagener Bank absolviert. Welches ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben? JOHANNING: Da gibt es einige. Ein Highlight war sicher das Endspiel gegen VfB Fichte vor zwei Jahren. Die Kulisse war toll und beide Mannschaften hatten am letzten Spieltag noch die Chance, aufzusteigen. In derselben Saison haben wir auch unser wahrscheinlich bestes Heimspiel überhaupt gemacht. Gegen den späteren Meister Theesen ging es 90 Minuten rauf und runter. Kurioserweise haben wir beide Spiele verloren. Und das schlechteste Spiel? JOHANNING: In der Bezirksliga haben wir im Cronsbachstadion mal 0:0 gegen Peckeloh gespielt. Das war ganz besch... Fußball. Allerdings war unser Platz damals auch so schlecht, dass es kaum besser möglich war. Wo sehen Sie die Sportvereinigung in fünf Jahren? JOHANNING: Die Mannschaft spielt in der Liga, in die sie gehört. Und sie hat auch das Zeug, dort weiter eine gute Rolle zu spielen. Um aber oben anzuklopfen und irgendwann vielleicht noch mal aufzusteigen, fehlt in Steinhagen einfach der finanzielle Rahmen. Das hat mich in den letzten zwei Jahren häufig frustriert. Und der neue Trainer (Daniel Keller, die Redaktion) stellt es ja jetzt auch schon fest. Sie haben stattdessen lange Zeit darauf gesetzt, ehemalige Steinhagener an den Cronsbach zurückzuholen. JOHANNING: Das war unsere einzige Chance. Und es sind ja auch viele gerne zurückgekehrt. Aber dadurch, dass aus der Jugend seit Jahren nicht mehr viel nachgekommen ist, ist diese Quelle mittlerweile versiegt. Im Gegenteil, die ersten Spieler verlassen den Verein jetzt wieder. Sebastian Herrmann ist aber immer noch da. JOHANNING: Bastis Rückkehr war für den Verein ein Riesenglücksfall. Und für mich natürlich auch. Viele der Erfolge, die mir zugeschrieben werden, hat er mit seinen Toren maßgeblich zu verantworten. Am Anfang war er sogar noch zwei Klassen besser. Seitdem hat er leistungsmäßig Jahr für Jahr abgebaut und sich dem Niveau in der Landesliga angepasst, aber das ist letztlich eine ganz normale, menschliche Entwicklung. Auf seine Torquote hat sie sich zum Glück überhaupt nicht ausgewirkt. Was erwarten Sie von Ihrer neuen Aufgabe in Theesen? JOHANNING: Ich werde mich erst mal völlig neu zurechtfinden müssen. Ich bin ja künftig nicht mehr nur für eine, sondern für fünf Mannschaften zuständig. Es wird sicher nicht leicht für mich, mich selbst zurückzunehmen und die Trainer in Ruhe ihre Arbeit machen zu lassen. Andererseits freue ich mich auch darauf, nicht mehr jeden Tag das Training vorbereiten zu müssen und stattdessen strategischer arbeiten zu können. Mein Respekt vor der Aufgabe ist sehr groß, weil der VfL Theesen im Bielefelder Raum enorm im Fokus steht. Können Sie sich eine Rückkehr zur Sportvereinigung vorstellen? JOHANNING: Warum nicht? Ich muss ja praktisch nur aus meiner Haustür rausgehen und stehe schon in Steinhagen am Platz. Wer weiß, wenn in einigen Jahren noch dieselben Leute wie heute da sind, übernehme ich irgendwann vielleicht mal einen Posten im Vorstand.Schadstoffen auf der Spur
von Anja Hanneforth
Werther. Wie rein sind Werthers Gewässer? Könnte man im besten Fall aus ihnen trinken? Gibt es Bachläufe, die erheblich mit Schadstoffen belastet sind? In denen Fische, Pflanzen und Kleinstlebewesen kaum oder gar nicht existieren? - Genau weiß das niemand. Zwar werden regelmäßig die Ausläufe aus den Kläranlagen kontrolliert, an anderer Stelle aber kaum jemals Proben genommen. Das möchte die Politik nun ändern. Nach einem Antrag der SPD-Fraktion erteilten die Mitglieder des Betriebsausschusses einen einstimmigen Auftrag an die Verwaltung zu prüfen, welcher Umfang erforderlich wäre und was es kosten würde, die Qualität von Werthers Gewässern unter die Lupe zu nehmen.
Selbst alteingesessene Wertheraner machen sich kaum ein Bild, wie viele Bachläufe es vor Ort gibt. Schwarzbach und Warmenau sind bekannt, in Häger entspringt außerdem der Spenger Mühlenbach; dazu gibt es Dutzende kleinerer Zuläufe, die nicht einmal einen Namen haben.
Mit der EU-Wasserrahmenrichtlinie sind Städte und Gemeinden nun gefordert, den Zustand ihrer Gewässer zu überprüfen und gegebenenfalls zu verbessern. Das ist leichter gesagt als getan, wenn die nächsten Messstellen auf Bielefelder und Spenger Gebiet liegen, wie Bürgermeisterin Marion Weike ausführte.
Dass die wenigsten Wertheraner Gewässer so klar sind wie ein Schweizer Bergsee, dürfte feststehen. Ablaufendes Regenwasser von Straßen oder anderen versiegelten Flächen, verschmutzt durch Öle oder Reifenabrieb, Einleitungen von Betrieben, Auswaschungen aus der Landwirtschaft wie Dünge- oder Spritzmittel - das alles und noch einiges mehr landet in den Bachläufen. Selbst wenn zulässige Grenzwerte eingehalten werden, eine Verbesserung ist immer möglich.
"Wenn wir reagieren wollen, brauchen wir allerdings belastbare Daten", forderte Georg Hartl (SPD). Seine Fraktion hält es daher für unerlässlich, Art und Konzentration von Schadstoffen und ihre Hauptverursacher zu kennen. Erst dann könne man reagieren.
Und so lautete der Antrag der Sozialdemokraten, zunächst zu prüfen, wie hoch der Aufwand für solche Untersuchungen wäre und was dies kosten würde. "Wenn das feststeht, können wir entscheiden, wo und wie oft wir die Gewässer beproben lassen", so Hartl, dem ebenfalls wichtig war, dass die Rahmenbedingungen solcher Untersuchungen mit den zuständigen Behörden abgestimmt werden.
Dem SPD-Antrag wurde am Ende ebenso zugestimmt wie dem Zusatz, neben chemischen auch biologische Parameter in die Beprobung aufzunehmen. Ergebnisse ihrer Prüfung wird die Verwaltung in einer der nächsten Sitzungen des Betriebsausschusses zur weiteren Beratung vorstellen.
Bürokratische Nackenschläge rauben Motivation
von kerstin spieker
Borgholzhausen. Knapp 9000 Einwohner - vier Allgemeinmediziner. Üppig hört sich das nicht an. Aber erst die Rückgabe der kassenärztlichen Zulassung durch Dr. Barbara Peters (das HK berichtete) rückte offenbar das Thema Ärztemangel in den Fokus der örtlichen Politik. Genau genommen der CDU, denn die lud am Dienstag zu einem Diskussionsabend in den großen Sitzungssaal des Rathauses ein.
Er würde sich immer wieder als Allgemeinmediziner niederlassen und auch in Borgholzhausen. Dieses Bekenntnis von Michael Gödeke löste zwar begeisterten Applaus im voll besetzten Saal aus. Jedoch nannte der Mediziner die Probleme, die er in der ärztlichen Versorgung der Landbevölkerung sieht, beim Namen. "Versorgungspraxen auf dem Land sind ungleich häufiger als andere von Wirtschaftsprüfungen betroffen", monierte er. Gödeke berichtete von gewaltigen Regressforderungen, weil die jeweilig zuständige Kassenärztliche Vereinigung (KV) Leistungen aus formalen Gründen nicht abrechnen wolle. "Solche Umstände machen die Arbeit für junge Kollegen nicht gerade attraktiv."
Die Schuldigen für den Mangel sieht der Mediziner klar auf den Regierungsbänken der Vergangenheit sitzen. Das sei unter Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) nicht anders gewesen als später unter der SPD, nahm er kein Blatt vor den Mund.
Auch Bürgermeister Klemens Keller, der als Hausherr und Borgholzhausener Verwaltungschef auf dem Podium Platz genommen hatte, sah die Verantwortlichkeit auf Landes- und Bundesebene. "Natürlich tun wir hier vor Ort alles, was in unserer Macht steht, um die heimische Ärzteschaft zu unterstützen, aber wirklich helfen kann aus meiner Sicht nur ein großer Wurf und der muss auf höherer politischer Ebene stattfinden."
Wohl auch genau deshalb hatte die CDU ihre Landtagsabgeordnete Ursula Doppmeier auf das Podium gebeten. Die sah einen Teil der Ursache bereits in der universitären Struktur. Es gebe zu wenig Studienplätze in NRW und eine medizinische Fakultät gehöre dringlich auch nach Ostwestfalen-Lippe. "Denn den Klebeeffekt, dass Absolventen im Umkreis des Studienortes hängenbleiben, darf man nicht unterschätzen."
Die Christdemokratin zitierte zudem eine Studie zum Thema Ärztemangel: Gefragt, was es denn brauche, damit sie sich als Mediziner auf dem Land niederließen, hätten junge Studierende die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf an erste Stelle gesetzt. An zweiter Position habe die Hilfe beim Aufbau der Praxis gestanden. Und schließlich sei genannt worden, dass auch der Lebenspartner einen Arbeitsplatz finden müsse.
Jan Brüggeshemke, Mitglied der CDU-Ratsfraktion in Borgholzhausen und christdemokratischer Bürgermeisterkandidat, schlussfolgerte aus den Ausführungen Doppmeiers, dass die Kommunen untereinander in einem Konkurrenzkampf um die Allgemeinmediziner stünden. "Da sind wir in Borgholzhausen doch eigentlich ganz gut aufgestellt", sagte er, der auch gleichzeitig den Abend moderierte.
Brüggeshemke stellte dennoch fest, dass es Grund zur Sorge gebe. Das liege nicht nur am Rückzug von Dr. Peters, sondern auch an der Altersstruktur der geschrumpften Ärzteschaft. Mit Dr. Hans Scheller und Dr. Ulrich Tiwisina seien zwei der in Pium praktizierenden Ärzte deutlich über 60 Jahre alt. "Denken Sie schon ans Aufhören und gibt es schon einen Nachfolger?", wandte sich der Moderator offen an Dr. Scheller. Der ließ wissen: "Wenn die Umstände es zulassen, würde ich gern noch fünf weitere Jahre arbeiten." Aber natürlich tue jeder bürokratische Nackenschlag der Motivation nicht gut.
Dr. Tiwisina hätte er gern ebenfalls befragt, so Jan Brüggeshemke. Der Mediziner konnte aber wegen eines Notfalls in seiner Familie am Dienstagabend nicht dabei sein. Hinsichtlich der Situation in Borgholzhausen gab auch Michael Gödeke Veränderungen bekannt. Derzeit arbeite bereits eine Medizinerin mittwochs vormittags in der Praxis zur Verstärkung mit. Es fänden jedoch Umbauarbeiten statt, die nach ihrem Abschluss Anfang 2016 die Möglichkeit böten, einen weiteren Mediziner in die Praxis aufzunehmen.
Ob sich ein solcher Arzt findet, könnte nach dem Diskussionsabend bezweifelt werden. Zwar betonten Michael Gödeke und Dr. Hans Scheller, wie gern sie als Allgemeinmediziner auf dem Land arbeiten. Auch schienen die Rahmenbedingungen für die Ansiedlung eines Arztes in Borgholzhausen ganz ideal. Und dennoch: Der Mangel an Allgemeinmedizinern bleibt Fakt. Patrick Löffeld, Medizinstudent mit Piumer Wurzeln, kritisierte, dass die Fachrichtung Allgemeinmedizin im Studium erst als allerletzte an die Studierenden herangetragen werde. "Die meisten haben sich bereits anderweitig festgelegt, wenn dieses Thema an der Reihe ist", sagte er.
Harsche Kritik mussten auch die Kassenärztlichen Vereinigungen einstecken. Die Mitgliedschaft sei zwingend für niedergelassene Kassenärzte, so Dr. Barbara Peters. Und wenn von Wahlen der Vertreter die Rede sei, dann sei es oft die zwischen Pest und Cholera. Ursprünglich seien die KVs ins Leben gerufen worden, um die Krankenkassenmittel unter den Ärzten gerecht zu verteilen. Das sei auch nötig gewesen, aber inzwischen sei eine Grenze überschritten. Ursula Doppmeier bezeichnete die KVs gar als "Staat im Staate". Frage Politik kritisch nach, so werde sie zurückgewiesen mit Hinweis darauf, dass sie das gar nichts angehe.
"Wer sich noch streitet, liebt sich noch"
572 Lebensjahre, aber flott an der Pedale
Ortsteile werden in die Pflicht genommen
Versmold (sim). Unterkunftsmöglichkeiten für rund 96 Menschen werden in den Jahren 2016 und 2017 jeweils in Versmold benötigt. Davon geht die Stadtverwaltung aus, wenn sich die Zahlen der Flüchtlinge und Asylbewerber auch in Zukunft so entwickeln wie im aktuellen Jahr. Um gerüstet zu sein, wird bereits jetzt nach Unterbringungsmöglichkeiten gesucht - und diese wurden am Dienstagabend, wie berichtet, im Integrations- und Sozialausschuss diskutiert. Nachdem mit dem Umbau eines Gebäudes am Brüggenkamp Platz für 90 Personen in der Innenstadt geschaffen wird, sollen jetzt auch die Ortsteile in die Pflicht genommen werden.
133 Plätze an fünf Standorten
Aktuell leben 62 Menschen im Asylbewerberheim an der Bundesstraße in Bockhorst, 30 in zwei Reihenhäusern an der Bielefelder Straße in der Innenstadt und sechs im umfunktionierten Sportlerheim am Sportplatz in Loxten. Neben diesen Wohnheimen hat die Stadt erst kürzlich Wohnraum in Hesselteich für zehn Personen angemietet, außerdem leben 25 Menschen, überwiegend Frauen und Kinder, im CJD-Internat.Situation am Brüggenkamp
In einem von drei Bauteilen am Brüggenkamp sollen schon in nächster Zeit elf Menschen leben können. Und auch die Arbeiten an den zwei großen Gebäudeteilen schreiten gut voran, so dass sie ab Mitte oder Ende August bezugsfertig sind. Es werde etwa zehn Monate dauern, bis alle 79 Betten dort vergeben sind, schätzt man bei der Stadt. Das heißt, ab Mai oder Juni 2016 müssten weitere Gebäude entsprechend umgebaut werden.16 Personen in Peckeloh
Das wird zunächst ein Gebäude der Grundschule Peckeloh sein, dafür sprachen sich alle Ausschussmitglieder aus. Ab dem kommenden Schuljahr wird ein - ohnehin etwas abgesetzt vom Rest der Schule liegender - Gebäudeteil nicht mehr benötigt. Die zwei Klassen- samt Gruppenräumen könnten ohne viel Aufwand in Unterkünfte für 16 Personen verwandelt werden. Damit der Schulbetrieb und das Leben in dem Haus einander nicht beeinträchtigen, wird der bisherige Zugang verschlossen und ein neuer Eingang zur Straße hin gebaut. Sanitäreinrichtungen sollen in einem von der Straße nicht einsehbaren Container installiert werden. Mit dem etwa 30 000 Euro teuren Umbau soll Anfang 2016 begonnen werden.Zwei Optionen in Oesterweg
In Oesterweg hatte die Stadt zunächst zwei Gebäude unter die Lupe genommen. In der Grundschule Oesterweg würden vier Klassenräume frei, wenn die Schule ab Sommer 2016 auch die baulich besseren Räume der Matthias-Claudius-Schule mitnutzen würde. Das würde aber nur dann geschehen, wenn die Matthias-Claudius-Schule geschlossen würde - was zurzeit nicht sicher vorauszusagen ist. Da hinter dieser Lösung zu viele Fragezeichen stehen und man in Oesterweg nicht zwei Standorte für Flüchtlinge bereitstellen möchte, konzen-trierte sich die Diskussion auf das zweite Objekt. Durch den Ankauf des großen Fachwerkhauses am Oesterweger Ortseingang, der früheren Gaststätte Urlinde, ergäben sich Unterbringungsmöglichkeiten für 31 Personen. Das Haus steht für 250 000 Euro zum Verkauf; Umbaukosten würden in Höhe von rund 100 000 Euro entstehen. Von besonderem Vorteil sei die Lage, da das Grundstück an Feuerwehrgerätehaus, Grundschule und Heimathaus grenze und somit keine Probleme mit Nachbarn befürchtet werden, erläuterte Carsten Wehmöller, bei der Stadt Versmold zuständig fürs Gebäudemanagement. Während CDU, FDP, UWG und Grüne den Kauf der Urlinde für eine gute Idee hielten, stimmte die SPD dagegen. "Die Urlinde lehnen wir kategorisch ab, da sie nicht wiederzuverkaufen ist", sagte Angel Dabarca für die Sozialdemokraten, die sich allerdings in der Abstimmung darüber der Stimmenmehrheit der übrigen Parteien beugen mussten.Neubauten in Loxten
Genau umgekehrt war das Meinungsbild hinsichtlich des Verwaltungsvorschlages für Loxten. Dort sollten auf einem Teil des früheren Sportplatzes drei Doppelhäuser entstehen. In den sechs Wohneinheiten könnten insgesamt 36 bis 40 Menschen leben. Als besonderen Vorteil nannte Wehmöller die Möglichkeit, die Häuser in späteren Jahren als normale Wohnhäuser zu vermieten. Da das Grundstück bereits der Stadt gehört, würden nur Baukosten anfallen, die allerdings bei etwa 912 000 Euro liegen. "Viel zu teuer", befanden die Vertreter von CDU und FDP, während die SPD das Geld gut angelegt sah, da man "die Häuser ja später gut wiederverkaufen kann". So einigte man sich auf einen Kompromiss, der vorsieht, je nach Entwicklung der Flüchtlingszahlen im Jahr 2016 zumindest einen Entwurf für die Häuser vorzustellen und dann über einen möglichen Bau zu entscheiden.Hauptschule nur ungern
Für die Idee, das Obergeschoss des dann leerstehenden Verwaltungstraktes der Hauptschule für 40 Personen umzubauen, konnte sich - trotz vergleichsweise geringer Kosten von 100 000 Euro - keine der Parteien so richtig erwärmen. Die Unterkunft hätte eine zu große Nähe zum Brüggenkamp und zum Schulbetrieb, sagte Bürgermeister Michael Meyer-Hermann. Deshalb soll die Hauptschule nur als mögliche Alternativlösung zu den Neubauten in Loxten später noch einmal diskutiert werden. Ob alle Pläne auch so umgesetzt werden, entscheidet der Stadtrat am kommenden Donnerstag.Massenkarambolage bei den Gerry Weber Open
Als Note gibt’s: Vorzüglich
Aushängeschild sagt ab
von christian helmig
Borgholzhausen. Schlechte Nachrichten für den LC Solbad Ravensberg: Wenige Tage vor der 40. Nacht von Borgholzhausen hat ausgerechnet Damian Janus den Start bei seinem Heimrennen abgesagt. Der 27-jährige Spitzenläufer des LC ist enttäuscht von seinem Verein und verspürt offenbar wenig Lust, der Veranstaltung als Aushängeschild zu dienen.
Für Janus geht es dabei in erster Linie ums liebe Geld. Der LC Solbad habe ihm finanzielle Unterstützung zugesagt. "Passiert ist bis heute aber leider gar nichts", begründet der Pole seine Entscheidung, die er nach seinem zweiten Platz beim Oelder Citylauf vor einer Woche getroffen habe. Janus beklagt, dass er Laufschuhe, Fahrten zu Training und Wettkämpfen oder das wöchentliche Training im Fitnessstudio ausschließlich aus eigener Tasche bezahlen muss. Auch einen Trainer habe ihm der Verein bis heute nicht zur Seite gestellt. "Ich trainiere sieben bis neun Mal die Woche, und das meistens alleine und frühmorgens vor der Arbeit", sagt er.
Sabine Lünstroth kann diese Darstellung nicht nachvollziehen. Die Geschäftsführerin des LC Solbad Ravensberg betont, dass Friedhelm Boschulte die treibende Kraft bei der Verpflichtung von Damian Janus vor etwas mehr als einem Jahr gewesen sei. Dieser hatte sein Amt als Vereinsvorsitzender im März 2014 abgegeben. "Er wäre zu solchen Zusagen deshalb gar nicht mehr befugt gewesen", stellt Lünstroth fest.
Dennoch habe sich der LC Solbad nach ihrer Auskunft gegenüber Janus stets hilfsbereit gezeigt. So habe der Verein zum Beispiel die kompletten Kosten für dessen Start bei der Crosslauf-DM im März im bayerischen Markt Indersdorf übernommen. Trainingsangebote seien genug vorhanden. "Und auch Startgelder haben wir erstattet, so weit sie eingereicht wurden", sagt Lünstroth.
Richtig sei indes, dass der Vorstand Janus’ Antrag abgelehnt habe, für eine Laufbandanalyse und einen Vertrag im Fitnessstudio aufzukommen. "Das hätte unseren Rahmen gesprengt. Wir sind schließlich ein Breitensportverein", sagt die Geschäftsführerin.
Lünstroth bedauert vor allem, das Damian Janus "niemals persönlich das Gespräch mit dem Verein gesucht hat". Nachdem die LC-Verantwortlichen den Spitzenläufer vor zehn Tagen auf einem Pressetermin noch als Kandidaten für das Siegertreppchen bei der Nacht angepriesen hatten (das HK berichtete), hätten sie per E-Mail und ohne weitere Begründung von seiner Absage erfahren. Absender des Schreibens sei Friedhelm Boschulte gewesen.
Dieser bestätigt den Vorgang und begründet: "Damian steht voll in der Trainingsphase. Wenn der Verein nicht hinter ihm steht, macht es keinen Sinn, dass er sich bei der Nacht verausgabt." Boschulte kritisiert, dass der LC Solbad unter der neuen Führung "die Leistungssportförderung gekippt" habe. Seine Überzeugung: "Das ist der falsche Weg."
Aus rein sportlicher Sicht bedauert Janus, der in Gütersloh wohnt und arbeitet, seinen Verzicht. Nach überstandener Blinddarm-OP sei er "besser in Form als vor einem Jahr". Damals lief er in Borgholzhausen als Dritter über die Ziellinie. "Bei gutem Wetter" traut er sich eine 10-Kilometer-Zeit von 31:20 Minuten zu - das wäre knapp eine Minute unter seiner persönlichen Bestzeit aus 2014 (32:14).
Ob er diese Marke noch im Solbad-Trikot knacken wird, scheint zumindest aus der Sicht von Damian Janus fraglich. "Ich habe keine Geduld mehr. Wenn sich der Verein nicht rührt, kündige ich Ende des Monats und laufe in Zukunft vielleicht wieder für mich alleine", droht er. Sabine Lünstroth hat die Hoffnung derweil noch nicht aufgegeben: "Wenn sich beide Parteien an einen Tisch setzen, können wir vielleicht manches Missverständnis aus der Welt schaffen."
Für einen Start von Janus am Samstag bei der Nacht dürfte dieses Angebot aber wohl zu spät kommen.
Die fünfte Generation in den Startlöchern
Von Detlef Hans Serowy
Werther.
Wer die Prüfung zum Konditor bestehen will, darf sich vor viel Arbeit nicht fürchten. "Rund 40 Stunden habe ich allein in Zeichnungen und Entwürfe für die Schaustücke gesteckt, die auf meine drei Prüfungstorten gekommen sind", sagt Patrik Kröger und lächelt erleichtert. Die Prüfung liegt gerade hinter dem 23-Jährigen, Noten gibt es erst bei der Freisprechung am 25. Juni. Er rechnet sich aber "Chancen auf ein gutes Ergebnis" aus. Fest steht schon, dass Patrik Kröger jetzt doppelt qualifiziert ist. Die Prüfung zum Bäckergesellen hat er bereits 2013 bestanden.Er tritt damit in die Fußstapfen seines Vaters Günther, der Bäcker- und Konditormeister ist. Seit 1888 betreibt die Familie das Café Bossert in
Werther.
Sie stemmt sich gegen den aktuellen Trend zu Backfilialen großer Ketten und leitet den letzten handwerklich arbeitenden Back- und Konditorbetrieb in der Böckstiegelstadt. "Patrik wäre die fünfte Generation", sagt Mutter Ursula und schaut ihren Sohn erwartungsvoll an. "Das ist der Plan", antwortet der auf die Frage, ob er den elterlichen Betrieb einmal übernehmen will.Ursula und Günther Kröger haben diesen Plan ihres Sohnes im Hinterkopf, als sie ihr Geschäft Ende 2012 gründlich modernisieren. Heute präsentiert sich das Traditionsunternehmen modern und funktional. Ursula Kröger macht sogar ein Praktikum in Düsseldorf, um aktuelle Arbeitsabläufe für das Angebot von Snacks und kleinen Imbissen kennenzulernen. "Es hat sich gelohnt", ziehen die Krögers nach zweieinhalb Jahren Bilanz. Sie bieten das gesamte Sortiment an Back- und Konditorwaren und auch einen Mittagstisch.
Patrik Kröger beschließt nach dem Abitur am Haller Kreisgymnasium, dass er die Familientradition fortsetzen will. In Neuwied erlernt er bei Wolfgang Geisen das Bäckerhandwerk und schließt seine auf zwei Jahre verkürzte Lehre mit der Gesamtnote »Gut« ab. Es folgt der Start in die Konditorausbildung in einem großen Betrieb am Niederrhein. Der junge Bäcker hat sich diese Lehre aber anders vorgestellt. "Da habe ich den ganzen Tag Pralinen auf das Band gelegt", berichtet er enttäuscht von einer "monotonen Arbeit".
Noch in der Probezeit verlässt er den Betrieb und setzt die Lehre im elterlichen Betrieb fort. "Das war für mich die eleganteste Lösung", blickt er zurück. Die zuständige Konditoreninnung hilft durch Anerkennung der Ausbildungszeit und Patrik Kröger hängt sich richtig rein. "Das war mal so und mal so", antwortet er diplomatisch auf die Frage, wie sich eine Ausbildung beim eigenen Vater denn gestaltet. "Er war immer mein härtester Kritiker", berichtet der Konditorgeselle und räumt ein: "Ich würde es wohl nicht viel anders machen."
Patrik Kröger würde aber den Schwerpunkt bei den Auszubildenden anders setzen als sein Vater. "Bei mir wurde viel Wert auf die sehr korrekte Ausführung der Arbeit und eine perfekte Optik der Produkte gelegt", sagt er. Seine Auszubildenden müssten auch bei Tempo und Arbeitsorganisation glänzen. "Das war für viele meiner Mitprüflinge ein Problem in der Prüfung." Durch wenig zweckmäßige Organisation von Abläufen hätten sie sich in große Zeitnot gebracht.
"Ich hatte alles oft genug geübt", sagt Kröger. Er liegt mit seinen Aufgaben gut in der Zeit, seine Produkte werden pünktlich fertig. Acht Stunden dauert die praktische Konditorenprüfung am Freitag, weitere vier Stunden kommen am Samstag dazu. "Ich musste einfach alles mitbringen, was ich für meine Arbeit brauchte." Eltern und Sohn bauen deshalb "die halbe Backstube ab". "Wir drei haben einen Tag lang gepackt", erinnert sich Ursula Kröger.
Schulfreund Harun Bayer fährt mit dem 23-Jährigen nach Bielefeld und hilft ihm, Materialien und Geräte für die Prüfung aufzubauen. Am Samstag fertigt Patrik Kröger dann im Carl-Severing-Berufskolleg drei Torten mit aufwendigen Schaustücken an. Er muss zusätzlich drei Sorten Teegebäck und drei Sorten Pralinen herstellen. Stolz präsentiert die Familien in der Backstube alle Prüfungsprodukte.
Die »Kleine Küche« steht am Samstag auf dem Prüfungsprogramm. Kröger bereitet ein dreigängiges Menü zu. Als Vorspeise gibt es eine Kartoffelcremesuppe, dann Nudeln mit einem selbst angefertigten Pesto und zum Nachtisch ein Parfait. "Mit vier Leuten haben wir alles wieder abgebaut und nach Werther gebracht", sagt Ursula Kröger erleichtert. "Ich brauche jetzt erst einmal etwas Abstand zum Lernen", betont Patrik Kröger, der zum Ausgleich Sport treibt.
Bis Ende des Jahres hilft er seinem Vater und dem Gesellen Klaus Kuhn in der Backstube. "Ab Februar gehe ich dann in Vollzeit zur Meisterschule nach Olpe. Nach vier Monaten steht die Prüfung zum Bäckermeister an. Der Konditormeister reizt Kröger ebenfalls, aber erst will er noch in einem anderen Betrieb arbeiten. Vielleicht studiere ich noch Lebensmitteltechnologie", blickt der junge Mann nach vorn. Vor viel Arbeit und vor Prüfungen hat Patrik Kröger wohl wirklich keine Angst.
Konkrete Pläne für besondere Lage
Von Jan Herrmann
Versmold.
Die Pläne für den Neubau an der Ravensberger Straße 12 haben sich konkretisiert: Die Geschäftsstelle der Provinzial-Versicherung sowie eine Arztpraxis werden Räume im neuen Wohn- und Geschäftshaus beziehen. Außerdem sind drei Maisonettewohnungen im Obergeschoss geplant.Wer die Ravensberger Straße Richtung Petri-Kirche entlang fährt, dem fällt die Baustelle auf der linken Seite sofort ins Auge. Zwei große Mulden kündigen an, dass hier ein neues Projekt entsteht. Bauherr Dr. Thorsten Ideke geht davon aus, dass der Bauantrag in etwa acht bis zehn Wochen vorliegt. "Sobald der da ist, legen wir los", sagt der Versmolder, der als Zahnarzt in Halle arbeitet.
Auf dem Grundstück des ehemaligen Modegeschäfts Mega N.H. sind zwei Häuser geplant. Der Bauherr will sich aber zunächst auf die Realisierung eines Objekts konzentrieren. "Hier entsteht eine schöne Immobilie, die sich gut in das Stadtbild einfügen wird", ist sich Ideke sicher. Das Haus soll typisch westfälisch gegliedert sein und sich architektonisch an die bauliche Historie anpassen. "Ein Flachdachhaus würde in dieser Hinsicht keinen Sinn machen", erklärt er. Der Zeitplan ist auch schon abgesteckt: Im Sommer 2016 soll das erste von zwei Häusern fertig sein.
Als Mieter steht die Provinzial-Versicherung bereits fest. Die Versmolder verlagern ihre Geschäftsstelle von der Bielefelder Straße 4 an die Ravensberger Straße. "Unser Anspruch ist es, immer gut positioniert zu sein", erklärt Stefan Niermann, Leiter der Bezirksdirektion. Die etwa 210 Quadratmeter großen Räumlichkeiten in Sichtweite der Petri-Kirche seien da nahezu optimal. Die Geschäftsräume in der Bielefelder Straße seien immer nur eine Zwischenlösung gewesen. Denn ähnlich wie bei Einzelhändlern seien auch Versicherungsverkäufer darauf angewiesen, dass die Wege zu ihnen kurz sind und im günstigsten Fall noch mit Besorgungen des täglichen Bedarfs verbunden werden könnten.
Ganz so konkret sind die Planungen mit dem zweiten Mieter noch nicht. Fest steht aber, dass eine Arztpraxis die Räume in der ersten Etage anmieten wird. Welcher Facharzt die medizinische Versorgung in Versmold bereichern wird, ist aber noch nicht sicher.
Im Obergeschoss werden indes Wohnungen entstehen. "Es werden drei offene Maisonettewohnungen sein, die rund 70 Quadratmeter groß sind", sagt Ideke. Die Vermietungen übernimmt ein heimisches Maklerbüro.
Um die Parkmöglichkeiten müssen sich die neuen Mieter keine Sorgen machen: Es wird auch eine Tiefgarage entstehen. "Entsprechende Parkplätze sind für uns natürlich wichtig", sagt Michael Schweig, Geschäftsstellenleiter der Provinzial. Gemeinsam mit seinem Kollegen Florian Timmermann verantwortet er die Geschicke in der Geschäftsstelle.
Steuereinnahmen brechen ein
Von Detlef Hand Serowy
Borgholzhausen.
Elke Hartmann sprach von einer "fast dramatischen Situation", als sie am Mittwochabend im Haupt- und Finanzausschuss über die Entwicklung der Haushaltswirtschaft 2015 berichtete. Das war nicht übertrieben, denn die Gewerbesteuereinnahmen von Borgholzhausen sind im ersten Halbjahr um 3,3 Millionen Euro eingebrochen. Die Kämmerin sprach von einer "vorübergehenden Situation". Sie räumte aber ein: "Das holen wir in diesem Jahr nicht mehr auf."Mit 7,4 Millionen Euro an Gewerbesteuern hatte die Stadt im Haushaltsentwurf für 2015 gerechnet. Voraussichtlich werden es 500 000 Euro weniger werden. "Unser Defizit wird sich damit von derzeit 2,24 auf 2,74 Millionen Euro erhöhen", rechnete die Kämmerin vor. Grund für den drastischen Einnahmerückgang sind hohe Gewerbesteuererstattungen an örtliche Firmen.
"Es gibt keine wirtschaftlichen Einbrüche bei Firmen in Borgholzhausen", betonte Bürgermeister Klemens Keller. Die Geschäfte der heimischen Unternehmen liefen weiter sehr gut. "Es hat Umstrukturierungen von Firmen und wechselnde Zuständigkeiten bei Finanzämtern gegeben", erläuterte Elke Hartmann den Grund für die hohen Steuererstattungen.
Der Kassenbestand der Stadt hat sich im ersten Halbjahr 2015 stark verringert. Er sank von 5,3 auf 3,3 Millionen Euro. "Wir verbrauchen weiter Eigenkapital", beklagte die Kämmerin diese ungünstige Entwicklung. Das voraussichtliche Defizit müsse aus der allgemeinen Rücklage gedeckt werden und deshalb werde die Liquidität weiter sinken. "Die Ausgleichsrücklage wird voraussichtlich aufgebraucht sein."
Die zunehmende Zahl von Flüchtlingen wirkt sich auf den Haushalt der Stadt aus. Elke Hartmann bezifferte den Mehrbedarf für Geldleistungen, Krankenhilfe sowie für die Unterbringung auf etwa 100 000 Euro. 10 000 Euro verliert die Stadt Borgholzhausen durch den Mietausfall für zwei Reihenhäuser, die jetzt von Flüchtlingen bewohnt werden. 70 000 Euro werden für Einrichtungsgegenstände und den möglichen Einbau einer Lüftungsanlage in das Übergangswohnheim erforderlich.
Eine leichte Entlastung erwartet die Kämmerin durch die geringere Gewerbesteuerumlage und eine um 30 000 Euro niedrigere Kreisumlage. Außerdem könnte Borgholzhausen Fördermittel vom Bund aus einem 3,5 Milliarden Euro umfassenden Programm zur »Förderung von Investitionen in finanzschwachen Kommunen« bekommen.
Elke Hartmann machte den Ausschussmitgliedern diesbezüglich aber wenig Hoffnung. "Noch ist nicht definiert, was eine finanzschwache Kommune überhaupt ist." Im günstigsten Fall könnte Borgholzhausen einmalig 20 000 Euro bekommen. Nach einer anderen Berechnung nur 6000 Euro. "Damit können wir nicht viel investieren", meinte die Kämmerin.