Weit mehr als singen und spielen
A cappella im Ruhrgebiet
Steinhagen (ehu).
Es klingt lustig, wenn sich gut geführte Chöre einsingen: Sie zwitschern, trällern oder gurgeln - vielstimmig und minutenlang, um die Stimmbänder warm zu machen. Der 40-köpfige Chor »feelHarmonie« aus Steinhagen hat am Dienstagabend solche Geräusche von sich gegeben. Unter der Leitung von Marina Kari haben die Sänger geprobt für ihren Auftritt am 20. Juni in Dortmund.Anlass des Ausflugs ist der zehnjährige Geburtstag des Chores. Dazu hat Schriftführerin Karin Risse eine Chronik verfasst, die die wichtigsten Stationen wiederaufleben lässt. Angefangen hatte alles im August 2005: 25 Sänger des »conTakt-Chores« wollten andere Wege in der Musik gehen, sie gründeten den Chor »feelHarmonie«. 2013 folgte ein Chorleiterwechsel: Marina Kari übernahm das Zepter von Alexander Fillers. Seitdem, trällern, zwitschern und gurgeln sie erfolgreich unter weiblicher Regie. Im Frühjahr 2015 planten sie dann den Geburtstagsausflug nach Dortmund.
"Da bekamen wir das Angebot, beim 7. Fest der Chöre in Dortmund mitzusingen", erzählt Risse. Über 130 Chöre und Vokalensembles werden am 20. Juni zwischen 10 und 22 Uhr in der Dortmunder Innenstadt auftreten, in Kirchen, auf Open-Air-Bühnen, in der U-Bahn und in Geschäften. Der Veranstalter wirbt unter anderem damit, dass das Fest alljährlich viele tausend Besucher anlocke.
»feelHarmonie« ist jetzt erstmals dabei: "Es war eine Riesenfreude, dass wir in der Reinoldikirche singen können", sagte Risse weiter. Die Steinhagener Chorgemeinschaft habe sich gewünscht, in einer Kirche zu singen. 30 der 40 Sänger von »feelHarmonie« fahren mit in die Ruhrmetropole. Zuvor nehmen sie an einer Stadtrundfahrt teil. Dann fahren sie zurück und schließen den Abend gemeinsam im Restaurant ab.
Beim Auftritt singen sie unter anderem »Wirf dein Anliegen auf den Herrn« von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) und ein Lied der afrikanischen Zulus. »Eingezwänkt« zwischen der Seniorenkantorei und dem Dortmunder Kammerchor dauert ihr Auftritt nur 20 Minuten. Zum lustigen Einsingen indes bleibt also kaum Zeit.
Die im Wunderland Verlorenen
von Alexander Heim
Borgholzhausen.
Die Psychiatrie kennt Paranoia, Sucht und posttraumatische Belastungsstörungen. Am Dienstagabend gab es in der PAB-Aula von allem etwas: in der »Nervenheilanstalt am Osning«. Der Literaturkurs der Gesamtschule präsentierte auf der Bühne Verstörendes: Ärzte, die das Publikum wie in einem Vortrag über die Genese der Erkrankungen aufklärten. Und Patienten, die ihr Dasein im Kinderbuch »Alice im Wunderland« von Lewis Carroll offenbar nicht gut überstanden haben.Nein, weder wunderbar noch im Wunderland fühlt sich Alice (eine wirklich überragende Annika Nipkau). Stattdessen findet sie sich im »Anderland« wieder, umgeben von psychiatrischen Patienten und Pflegern. Sie selbst ist zu »Fall 261« geworden. Ein Häufchen Elend, das an Sarah Connor erinnert - nicht die Sängerin, sondern die Kämpferin aus »Terminator«. Zwar sind ihre Freunde von einst - die Grinsekatze (Anna-Lisa Mecklenburg), das Kaninchen (Gina Ewert), die Raupe (Marius Windhager) und die Herzogin (Yagmur Koc) - ebenfalls da. Doch ihrer aller Leben ist längst aus den Fugen geraten.
Eindrücklich warnt da der verrückte Hutmacher (ein unglaublich authentisch spielender Robin-Lennart Kläs) vor den Grausamkeiten des Krieges. Und absolut nachvollziehbar verkörpert das Kaninchen den Prototypen eines Angsthasen.
Immer wieder werden die einzelnen Szenen des Haupterzählstranges von den Vortragssequenzen unterbrochen, in denen die beiden Ärzte (Alexander Pötting und Lisa-Marie Lütgemeier) über die einzelnen psychiatrischen Erkrankungen und Behandlungen bis hin zur Elektroschock-Therapie berichten. Die Zuschauer - sie werden auf verstörende Weise und zugleich auf unterschiedlichen Ebenen mit dem Thema Psychiatrie konfrontiert. Ein Hauch von »Einer flog übers Kuckucksnest« und »Zeit des Erwachens« lassen in dem Stück von Stefan Altherr grüßen.
"Ich weiß, was ich will - und was der kürzeste Weg dorthin ist", sagt Alice und verrennt sich dabei immer mehr in den Gedanken, die sagenumwobene Herzkönigin (Lisa Hedke) zu treffen. Und scheint doch längst selbst, gleich Annakin Skywalker aus »Star Wars«, der dunklen Seite der Macht anheimgefallen zu sein.
Musikalisch eingerahmt wird das Spiel der Darsteller von den Songs, die der Vokalpraktische Kurs des Jahrgangs 12 vorbereitet hatte. Es war ein mal humorvolles, mal zutiefst verstörendes Gesamtspektakel, das bei der Gesamtschule bislang seinesgleichen sucht.
Heute Abend noch nichts vor? Dann lohnt sich ein Besuch in der Aula der Gesamtschule. Um 19 Uhr beginnt die zweite Aufführung des Stückes, das allerdings am Ende kein Kinderspiel ist.
Zwei Asse aus Äthiopien
von christian helmig
Borgholzhausen. Zehn Tage vor dem Startschuss verspricht die Nacht von Borgholzhausen einmal mehr viel Masse und sportliche Klasse. Über 1000 Anmeldungen lagen bis gestern für die 40. Auflage von Deutschlands ältestem Citylauf vor, die am Samstag, 20. Juni, steigt. Die Favoriten im Hauptlauf über zehn Kilometer kommen aus Afrika.
Gadissa Benyene und seine äthiopische Landsfrau Indiya Sami weisen laut Nacht-Organisator Andreas Stockhecke vom LC Solbad Ravensberg Bestzeiten vor, von denen die heimischen Asse nur träumen können. Der 31-jährige Benyene lief den »Zehner« bereits in 28:47 Minuten. Für die vier Jahre jüngere Sami stehen im Halbmarathon starke 1:15,37 Stunden zu Buche. Bemerkenswert: Beide Topläufer sind "nicht eingekauft", wie Stockhecke betont, sondern haben sich aus freien Stücken über die Online-Anmeldung angekündigt.
Sollten beide tatsächlich in der Lebkuchenstadt starten, dürfte es für die schnellsten Lokalmatadoren höchstens um die Plätze zwei und drei auf dem Treppchen gehen. Diese haben bei den Männern vor allem der achtfache Hermannslauf-Sieger Elias Sansar von der LG Lage-Detmold-Bad Salzuflen und LC-Aushängeschild Damian Janus im Visier. Bei den Frauen könnten sich die beiden Solbaderinnen Victoria Willcox-Heidner und Sabine Engels ein heißes Duell um die vereinsinterne Krone und wertvolle Punkte im Volksbanken Nightcup liefern, der seine fünfte von insgesamt sechs Stationen in Borgholzhausen erlebt.
Neben Spitzenleistungen möchte die Nacht von Borgholzhausen aber erneut auch dem Breitensport eine Bühne bieten. 273 westfälische Fußballschiedsrichter sind dieser Einladung gefolgt und werden dem seit nunmehr zehn Jahren in den Hauptlauf integrierten Referees’ Run - so viel steht schon heute fest - einen neuen Teilnehmerrekord bescheren. "Und es werden noch mehr", verspricht Ingo Engelstädter, der für den Fußballkreis Bielefeld die Fäden vor Ort in der Hand hält.
Im Vorprogramm bevölkern ab 17 Uhr traditionell Bambini, Schüler, Einsteiger und Firmenläufer die Strecke rund um den Start- und Zielbereich auf der Freistraße. Ein buntes Rahmenprogramm soll für Volksfestcharakter sorgen.
"Der Bekanntheitsgrad der Nacht und ihre Geschichte sind nach wie vor beeindruckend", hat der Vorsitzende des LC Solbad, Hubert Kaiser, in den vergangenen Wochen festgestellt. Diese Popularität möchte der Verein in diesem Jahr erstmals für einen guten Zweck nutzen: Ab sofort gehen bei allen Meldungen zehn Prozent des Startgeldes an die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS). Der LC folgt damit dem Vorbild der Fußballer vom TuS Solbad Ravensberg, die seit geraumer Zeit mit großem Engagement Spenden für die Behandlung von Blutkrebspatienten sammeln. "Das ist ein starkes Zeichen dafür, dass die Borgholzhausener Vereine zusammenhalten", sagte Patrick van Diesen im Namen von DKMS und TuS Solbad.
Nicht zuletzt liegt auch die Integration asylsuchender Mitbürger den Piumer Leichtathleten am Herzen. So haben Stockhecke und Co. insgesamt zehn sportbegeisterten Flüchtlingen aus Borgholzhausen und Steinhagen einen Freistart ermöglicht. Gut möglich, dass noch weitere dazukommen. "Die Nacht wird sehr international", sagt Stockhecke schmunzelnd.
Von Currywurst bis Hummer
Von Jan Herrmann
Versmold.
Gutes Essen ist für viele Menschen ein unverzichtbares Stück Lebensqualität. Wenn dann noch ein herausragender Anlass - wie eine Taufe, eine Hochzeit oder ein Firmenjubiläum - hinzukommt, ist der Rahmen für ein besonderes Ereignis abgesteckt. Auf dieser Kombination basiert die Geschäftsidee vom Gourmet Service. Der Versmolder Premium-Caterer erfüllt seit 25 Jahren die kulinarischen Wünsche der Kunden an ein solches Ereignis und feiert nun Jubiläum.Die Liste der Kunden ist beeindruckend: So haben die Versmolder unter anderem die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Firmenjubiläum von Storck für rund 5000 Personen organisiert. Und für die Staatskanzlei Düsseldorf haben Markus Weinbrenner und Dirk Backhaus sogar ein Fest in Moskau ausgerichtet. "Alleine die Lebensmittel zu bekommen, war ein echtes Abenteuer", erinnert sich der stellvertretende Geschäftsführer Dirk Backhaus. Den Feierlichkeiten lag eine Kooperation mit dem Fünfeinhalbsternehotel Kempinski zugrunde. "Das hat uns persönlich noch einmal einen echten Schub gegeben", sagt Backhaus.
Das Unternehmen wurde quasi aus dem Nichts aufgebaut. 1990 ging der gelernte Koch Markus Weinbrenner mit dem Alte-Schenke-Gourmet-Service an den Start, drei Jahre später kam Dirk Backhaus als gelernter Hotelfachmann dazu. Alles begann mit der Anmietung einer Gaststätte mit Saalbetrieb in der Nähe von Bad Rothenfelde. "Die hatten eine neue Küche, das war wichtig für uns", erzählt Weinbrenner. Heute hat das Unternehmen 13 feste Mitarbeiter und zahlreiche Aushilfen.
Zunächst zogen es 1993 an den Bockhorster Landweg, wo es eine alte Metzgerei anmieteten. Zur Jahrtausendwende bezogen es dann seinen aktuellen Standort im Industriegelände. "Wir platzten aus allen Nähten", erinnert sich Dirk Backhaus. Neben der großen Küche sind auch Kühl- und Lagerräume vorhanden. Zusätzlich zu Gerichten und Getränken bieten die Versmolder das komplette Servicepaket rund um Teller, Tische sowie Dekorationskonzepte an.
Etliche hochkarätige Veranstaltungen haben dazu beigetragen, dass der Gourmet Service immer stärker mit der Welt der Reichen und Schönen assoziiert wird. "Viele haben eine Hemmschwelle, uns auch wegen einer normaler Familienfeier zu kontaktieren", berichtet Dirk Backhaus. Dabei hätten sie für fast jeden Geldbeutel etwas im Programm. Die Bandbreite reicht von Prosecco bis Champagner, von Currywurst bis Hummer. "Wir können die Currywurst mit Blattgold verzieren oder eben nicht", erläutert Backhaus die unterschiedlichen Möglichkeiten.
Den Großteil des Umsatzes macht das Unternehmen in Versmold sowie im Umkreis von rund 100 Kilometern - auch wenn die Caterer jedes Jahr eine Feier auf dem legendären Segelschiff »Passat« im Rahmen der Düsseldorfer Bootsmesse ausrichten.
Werden die Geschäftsführer auf besondere Erlebnisse in der High Society angesprochen, werden sie einsilbig. "Man sieht auf den Feiern viele interessante Dinge", sagt Dirk Backhaus, "aber zu einer guten Gastronomie gehört auch Diskretion dazu." Das gelte nicht nur für ihn, sondern für alle Mitarbeiter. Die Gastronomen haben festgestellt, dass das Qualitätsbewusstsein der Kunden immer weiter steigt. Viele möchten mittlerweile wissen, woher das Fleisch stammt, vegetarische Gerichte werden immer beliebter. Immer präsenter ist auch das Thema Lebensmittelallergien.
Doch die Versmolder liefern nicht nur Essen, sie bieten auch Feste in eigenen Räumen an. Dazu gehört unter anderem das Lessinghaus in Bielefeld oder die Skylobby im Theater Gütersloh. Wer mag und genug Gäste hat, kann sogar die Theaterbühne in die eigene Feier einbeziehen.
15 000 Euro für die Partnerschule
Werther/Borgholzhausen (DHS).
Rundum positiv fiel jetzt das Fazit des ersten Kenia-Tages an der PAB-Gesamtschule aus. 1300 Schüler der SchulstandorteWerther und Borgholzhausen erwirtschafteten dabei am 20. Mai mit Nebenjobs bislang 12 420,74 Euro. "2100 Euro spendeten heimische Firmen, die keine Schüler beschäftigen konnten, aber von der Idee begeistert waren", berichtete Schulleiterin Ulla Husemann am Mittwochmorgen in Borgholzhausen.
"Wir wollen die Marke von 15 000 Euro knacken", kündigte Nadine Witt, Lehrerin für Mathematik und Praktische Philosophie, an. Als Vorsitzende des Kenia-Schulpartnerschaftsvereins wird sie das Geld persönlich an Schulleiter Mirimba Charles Nyakundi übergeben. Witt reist am 16. Juni mit den Lehrern Anika Möller, Andreas Panhorst und elf Schülern für viereinhalb Wochen zum »Mother of Mercy Centre« nach Nairobi.
Schülersprecher Alex Pötting rannte mit seiner Idee zum Kenia-Tag offene Türen ein. "Alle Schulgremien stimmten für zunächst zwei Jahre zu", so Ulla Husemann. "Seit unsere Oberstufe vierzügig ist, werden die mündlichen Abiturprüfungen immer umfangreicher", sagt die Schulleiterin. Es sei deshalb für alle Beteiligten eine gute Lösung gewesen, die Aktion am Tag der mündlichen Prüfungen durchzuführen.
Arbeiten für den guten Zweck brachte den Schülern nicht nur eine Bezahlung, viele hatten auch Spaß dabei und machten interessante Erfahrungen. "Die Kinder hingen an mir wie die Kletten", berichtete die zehnjährige Lucy aus dem fünften Jahrgang. Sie arbeitete knapp fünf Stunden im Offenen Ganztag der Grundschule Borgholzhausen. Aufsicht beim Spielen sowie Hilfe bei den Hausaufgaben und bei den Mahlzeiten waren ihre Aufgaben. "Es hat Spaß gemacht", betonte sie.
Pia (15) ging für zwei Tage zur Diakonie. Beim Service »Essen auf Rädern« lieferte sie Senioren Speisen und Gesprächsstoff. In der Montagsgruppe ihrer Mutter half Pia dabei, für zehn ältere Damen ein Spargelessen zu organisieren. "Wenn ich nach der Schule noch nicht weiß, was ich machen soll, dann leiste ich vielleicht ein freiwilliges soziales Jahr dort", erklärte die Neuntklässlerin.
Mika (10) heuerte bei seiner Großmutter an. Die bewohnt einen nicht mehr bewirtschafteten Bauernhof und "hat einen großen Garten". Hier pflanzte der Fünftklässler Blumen ein, wässerte die Pflanzen, fegte den Hof und ging der Haushaltshilfe seine Großmutter zur Hand. Mit einem Einsatz war die Arbeit nicht erledigt. Mika pflanzte auch Tomaten und Möhren und "muss da jetzt immer zum Gießen hin".
Ulla Husemann lobte das Engagement ihrer Schüler und die Leistung der Kenia-Tag-Organisatoren. Nadine Witt und ihre Mitstreiter waren nicht nur bei dieser Gelegenheit stark gefordert. "Wir haben für unsere Kenia-Fahrt von der Organisation »Engagement Global« nur 5000 statt wie bisher 12 000 Euro an Zuschüssen erhalten", berichtete sie. Um das Finanzierungsloch zu stopfen, spuckte die Reisegruppe in die Hände. "3000 Euro haben wir an zwei Tagen beim Bepflanzen eines Lärmschutzwalls in Osnabrück verdient", sagte Andreas Panhorst. Weitere 3000 Euro kamen bei drei Flohmärkten, dem Kuchenverkauf am Elternsprechtag und bei Gottesdienstkollekten zusammen. "Herausragend" findet Ulla Husemann dieses Engagement ihrer Lehrer.
Nadine Witt freut sich über den Teamgeist. "Die elf Schüler haben sich bei der Arbeit als Gruppe gefunden."
Bienen sterben in Ascheloh
Rothosen im Rollercoaster
Die sieben der Saison
Handball-Landesliga: Vier Hörster, zwei Brockhagener und ein Wertheraner bilden das Team Tor: Daniel Plum. Für den Routinier vom TuS Brockhagen spricht neben seiner Klasse auch die größte Konstanz unter den Altkreis-Torhütern.Linksaußen: Pascal Kölkebeck. Der Brockhagener war nicht umsonst bei Oberligist SF Loxten fest eingeplant, bevor er absagte. Ein sehr solider, schneller Außen, der nur wenig Fehler macht.
Rückraum links: Silvan Tarner. Der Hörster ist ein kompletter Rückraumspieler mit Gardemaß, der sich auch von Fehlwürfen nicht aus der Ruhe bringen lässt. Mit 193/76 Treffern bester Altkreis-Schütze der vergangenen Landesliga-Saison.
Rückraum Mitte: Max Schäper. Der Hörster besticht durch Dynamik und Torgefahr. Mit 171 Toren zweitbester Altkreis-Schütze in der Landesliga.
Rückraum rechts: Andreas Horstmann. Werthers Unikum warf 170 Tore. Hätte vor ein paar Jahren selbst nicht gedacht, dass er als gelernter Rechtsaußen so effektiv im Rückraum agiert.
Rechtsaußen: Pascal Kaiser. Der Hörster zeigt gern Trickwürfe, ist aber grundsätzlich wie Pascal Kölkebeck ein solider Spieler. Außerdem auffällig: Kaiser ist schnell auf den Beinen.
Kreisläufer: Malte Weigel. Der Hörster ist ein emotionaler Spieler, der mit seiner Euphorie und seinem Willen stellvertretend für Hörstes Erfolg steht.
"Habe meine Berufswahl nie bereut"
Werther. "Hallo, Frau Cilli!" Viele Male am Tag schallt Gudrun Cilli dieser fröhliche Gruß der Kinder entgegen. Nicht nur, weil es sich gehört, die Leiterin der evangelischen Kindertagesstätte »Im Viertel« zu grüßen, sondern weil die Jungen und Mädchen die 63-Jährige wirklich mögen. Generationen von Kindern hat die Erzieherin auf einem kleinen Stück ihres Lebens begleitet, hat mit ihnen gespielt, gelacht, gelernt, sie auf die Schulzeit vorbereitet. Längst bringen ehemalige Kindergartenkinder ihre eigenen Kinder zu Gudrun Cilli in die Kita. Im Sommer nun geht sie nach 37 Jahren als Leiterin in Werther und 45 Jahren im Berufsleben in den wohlverdienten Ruhestand. An diesem Sonntag, 14. Juni, wird sie in einem feierlichen Gottesdienst in der St. Jacobikirche offiziell verabschiedet. Im Gespräch mit HK-Redakteurin Anja Hanneforth blickt sie auf ihre Anfänge in Werther zurück und erzählt, warum sie nie einen anderen Beruf als den ihren ausüben wollte.
Frau Cilli, war es schon immer Ihr Wunsch, Erzieherin zu werden?
Gudrun Cilli: Ja, immer. Ich fühle mich übrigens mehr als Kindergärtnerin denn als Erzieherin. Eine Kindergärtnerin umhegt die Kinder, das Wort Erzieherin hat für mich etwas vom erhobenen Zeigefinger, das mag ich nicht so. Ich wollte immer Kindergärtnerin sein, weil ich in diesen Beruf alles einbringen kann, was ich selber gerne tue: Lesen und Vorlesen zum Beispiel, mit Wolle arbeiten, die Natur erleben. Wie oft haben wir hier zusammen mit den Kindern den Garten umgestaltet; auch etwas, das mir viel Spaß gemacht hat. Ich habe meine Berufswahl jedenfalls nie bereut.
Haben Sie selbst eine ganz persönliche, eigene Erinnerung an Ihre Kindergartenzeit?
Cilli: Viele. In den Kindergarten zu gehen hat mir Spaß gemacht. Und ich erinnere mich, dass ich ab und zu meine kleine Schwester besuchen durfte, als ich schon zur Schule und sie noch in den Kindergarten ging. Ich glaube, das hat meinen Berufswunsch geprägt und beeinflusst.
In der Kita »Im Viertel« sind Sie eine Institution. Erinnern Sie sich an die Anfänge?
Cilli: Natürlich. Im Oktober 1978 fing ich als Leiterin hier an, damals noch in den Räumen an der Tiefenstraße, dort, wo sich heute die Seniorenbegegnungsstätte befindet.
Wie war das denn damals?
Cilli: Anders als heute natürlich. Einen Kindergarten gab es dort bereits seit 1877, und alle Kinder aus Werther gingen damals in diesen Kindergarten. Die Räume entsprachen kaum den Bedürfnissen, was aber nicht schlimm war. Wir haben uns trotzdem wohlgefühlt, denn die Atmosphäre innerhalb der Gruppe hat gestimmt, und das war viel maßgeblicher. Meine Kolleginnen und ich konnten alle gut stricken, denn wenn die Heizung mal ausgefallen war, trugen wir alle selbst gestrickte Norwegerpullis. Den Kindern hat das damals übrigens nichts ausgemacht. Weil wir uns, damals wie heute, viel bewegt haben.
Vor Ihrer Tätigkeit »Im Viertel« haben Sie fast fünf Jahre einen Kindergarten in Bad Essen geleitet. Was gab den Ausschlag, nach Werther zu wechseln?
Cilli: Ich habe mir Werther bewusst ausgesucht, weil die Lage so schön ist. Der Kindergarten mitten im Ort, alles fußläufig zu erreichen, dennoch ruhig, aber auch nah an der Natur. Noch heute gehen wir oft mit den Kindern in den Wald, und das ging von der Tiefenstraße ebenso wie heute vom Viertel ganz schnell.
37 Jahre lang Kita-Leiterin: Was waren die Unterschiede zu heute?
Cilli: Die Rahmenbedingungen waren andere. Die Gruppen waren kleiner, die Kinder höchstens vier bis sechs Jahre alt. So junge Kinder wie heute wurden gar nicht aufgenommen. Und auch die Pädagogik war eine andere. Wobei ich immer versucht habe, keinen modischen Erziehungswellen zu folgen, sondern einen vernünftigen Mittelweg zu finden. Damit bin ich, glaube ich, immer gut gefahren.
1986 zog der Kindergarten von der Tiefenstraße auf das heutige Gelände Im Viertel. Eine große Veränderung?
Cilli: Und wie. Der Bau war für mich eine spannende Sache, weil ich die Möglichkeit hatte, alles mit dem Architekten zu besprechen und zu planen. Die Fensterbänke sollten zum Beispiel besonders breit sein, im Haus viel Holz und andere Naturmaterialien verbaut werden, und von den Garderoben musste es einen direkten Weg nach draußen geben, um diese auch als »Dreckschleuse« zu nutzen.
Wie wichtig ist es für Sie, einen kirchlichen Träger zu haben?
Cilli: Sehr wichtig. In den Anfängen gab es gar keinen anderen, heute könnte ich mir keinen anderen vorstellen. Ich habe immer geschätzt, dass hier ein christliches Miteinander gelebt wird. Und da war und ist es ganz egal, welcher Nationalität die Kinder angehören. »Lasset die Kinder zu uns kommen« steht als Motto auf unserem Balken geschrieben, und das meinen wir auch so.
Ihr schönstes Erlebnis als Kita-Leiterin?
Cilli: Da gibt es so viele, dass ich sie gar nicht aufzählen kann. Ganz wunderbar fand ich, wenn am alten Standort an der Tiefenstraße alte Leute kamen, die vor 80 Jahren dort in den Kindergarten gegangen waren, und fragten, ob sie die Räume mal sehen dürfen.
Ihr traurigstes Erlebnis?
Cilli: Mich macht es generell traurig, wenn Familien aus Werther wegziehen, die ich in ihrer Kindergartenzeit begleitet habe, und die ich wohl nie wiedersehen werde.
In den vergangenen Jahren hat sich bei der Kinderbetreuung viel geändert. Zweijährige und noch jüngere Kinder werden heute von Eltern wie selbstverständlich in die Kita gegeben - eine Entwicklung, die Sie begrüßen?
Cilli: Eine Entwicklung, die auf jeden Fall politisch gewollt ist. Und die funktioniert, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Räume müssen entsprechend ausgestattet und Personal muss vorhanden sein, denn es ist klar, dass die kleinen Kinder viel mehr Hilfe und Unterstützung brauchen als die größeren. Ich denke aber, dass die Kleinen bei uns gut aufgehoben sind.
Wenn man Sie im Umgang mit den Kindern erlebt, spürt man, dass Sie dies mit viel Herz tun. Bleibt eigentlich für Sie als Leiterin einer so großen Einrichtung noch Zeit, sich selbst mit den Jungen und Mädchen zu beschäftigen?
Cilli: Diese Freiräume schaffe ich mir einfach, denn die Bürokratie ist in den vergangenen Jahren enorm gewachsen. Die finanzielle und personelle Situation wird immer schwieriger, das ist eine große Belastung. Aber einmal in der Woche freitags, um 9.30 Uhr, läute ich die Glocke zur Märchenstunde, bestimmt schon seit 20 Jahren. Die Kinder fragen auch "Erzählst du uns heute wieder ein Märchen?", und das ist natürlich toll. Abgesehen davon, dass Lesen und Erzählen Dinge sind, die ich einfach sehr gerne mache.
Können Sie sich überhaupt einen Alltag ohne die Kita vorstellen?
Cilli: Nur schwer (lacht). Aber natürlich freue ich mich, nach der Pensionierung Zeit für andere Dinge zu haben. Fürs Reisen zum Beispiel oder für Spaziergänge mit dem Hund unserer Nachbarn. Außerdem singe ich mit Begeisterung im Gospelchor GAM. Und vielleicht suche ich mir irgendwann noch eine andere Aufgabe, als Lesepatin, Betreuerin der Hortkinder oder auch als Märchenerzählerin. Ganz sicher jedenfalls werde ich Werther immer verbunden bleiben.
Am Sonntag, 14. Juni, verabschiedet die evangelische Kirchengemeinde Gudrun Cilli offiziell in den Ruhestand. Zum Gottesdienst um 9.45 Uhr in St. Jacobi sowie zur anschließenden Feierstunde im Gemeindehaus - mit Imbiss und Kinderbetreuung - sind besonders auch die Familien der gegenwärtigen »Viertelaner« sowie Ehemalige eingeladen.
Reconnective Healing
Halle (HK).
Reconnective Healing heißt die neuartige Heilphilosophie, die Annegret und Saskia Breiter seit einiger Zeit in Halle anbieten. Entdeckt wurde sie von Dr. Eric Pearl, einem Chiropraktiker aus Los Angeles, dessen Patienten plötzlich von wundersamen Heilungen berichteten, nachdem er nur seine Hände in ihre Nähe gehalten hatte. Bei dieser »Heilung durch Rückverbindung« werden Selbstheilungskräfte aktiviert und neue Lebensenergie in Körper und Geist gebracht. Heilung kann auf körperlicher, seelischer, geistiger oder spiritueller Ebene geschehen. Sie ersetzt aber keinesfalls eine ärztliche Behandlung, da weder spezielle Symptome behandelt noch Diagnosen gestellt werden. Vielmehr geht es um die Rückkehr zu einem optimalen Zustand innerer Balance. Reconnective Healing eignet sich für Menschen und Lebewesen jeden Alters und Werdeganges und ist in vielen wissenschaftlichen Studien untersucht und bestätigt worden. Annegret und Saskia Breiter haben beide eine Ausbildung zum Foundational Practitioner (Level 1 und 2) bei Eric Pearl absolviert und sind seitdem von der Philosophie fasziniert. Die Möglichkeit, sich weiter über diese Heilweise zu informieren, bietet der Tag der offenen Tür am 27. Juni von 13 bis 17 Uhr in der Nansenstraße 1. Zu erreichen sind Annegret und Saskia Breiter unter ` (0 52 01) 45 75.Raus aus dem Rotstift-Milieu
Versmolds Grundschüler siegen
Versmold-Oesterweg (her).
Die Versmolder Grundschüler waren nicht zu stoppen: Die Erst- und Zweitklässler der Sonnenschule haben gestern erstmals den Grundschulcup gewonnen. Mehr als 60 Schüler tummelten sich bei besten Bedingungen auf der Hessel-Sportanlage in Oesterweg. Eltern, Lehrer und Freunde feuerten die Kids am Spielfeldrand an."Es ist traumhaft, wie es gelaufen ist", sagte Lehrer Thomas Schlüter nach dem Abpfiff. Ausgelassen jubelten seine Schüler über den ersten Gesamtsieg beim Grundschulcup. In den vergangenen beiden Jahren waren seine Versmolder Schüler jeweils auf Rang zwei gelandet. "Die Jungs waren in der Schule schon ganz heiß", berichtete er.
Bei den Versmoldern blitzte schon einiges an fußballerischem Können auf, die Vereinserfahrung war nicht zu übersehen. Sie spielten den Ball häufig ab und trauten sich sogar etliche Fernschüsse zu. Die Belohnung für den Sieg steht auch schon fest: "Am Montag gehen wir alle zusammen Eis essen", sagte Schlüter.
"Wir sind sehr zufrieden mit dem Verlauf des Turniers", resümierte Reinhard Noltenhans als Erster Vorsitzender der SG Oesterweg. Die zufriedenen Gesichter der Teilnehmer gaben ihm Recht. Um 15 Uhr startete der Wettbewerb, auf dem Kunstrasenplatz wurden immer zwei Spiele parallel ausgetragen. Eine Partie dauerte 15 Minuten.
Kurz nach den Siegern aus Versmold kam der Vorjahresgewinner aus Loxten ins Ziel. Die Grundschüler mussten sich mit nur einem Punkt weniger geschlagen geben. Im direkten Vergleich waren sie den Versmoldern mit 1:4 unterlegen. Auf den weiteren Plätzen folgten die Grundschulen aus Oesterweg, Peckeloh und Bockhorst. Der Erlös aus dem Verkauf von Kaffee und Kuchen kommt dem Förderverein Bockhorst zugute. Weil das Turnier so erfolgreich ist, gibt es schon Überlegungen, einen ähnlichen Modus für Schüler der dritten und vierten Klassen anzubieten.
Breitband ist für alle da
Von Nicole Donath
Halle.
Breitband wird für alle Haller Bürger möglich, sogar für die in den Außenbereichen. Dabei benötigt die Realisierung dieses ehrgeizigen Projekts mindestens zwei Jahre. - Das ist die zentrale Botschaft, die Dr. Martin Fornefeld am Mittwochnachmittag den Mitgliedern des Haupt- und Finanzausschusses überbrachte. Grundlage für diese Aussage des Geschäftsführers der MICUS Management Consulting GmbH, die auch den Breitband-Masterplan für den Kreis Gütersloh erarbeitet hat, ist eine ausführliche Detailanalyse.In dieser Analyse fasst der Diplom-Ingenieur, der morgens noch im Düsseldorfer Landtag vorgetragen hatte, zunächst den Ist-Zustand zusamment: Wo gibt es in Halle und den umliegenden Ortsteilen wie viele Kilometer an Leerrohren, wo lassen sich die Haushalte über alternative Technologien erschließen, welche Anbieter sind wo mit welchen Technologien vertreten?
Ergebnis: Insgesamt ergibt sich ein Leerrohrnetz von 216 Kilometern Länge, elf Prozent der Haushalte (das sind 6840 in Halle, 551 in Hesseln, 462 in Hörste, 258 in Bokel, 73 in Kölkebeck, 24 in Ascheloh und 1060 in den entfernteren Außengebieten) müssten über alternative Technologien erschlossen werden. Hier gilt es, sich zwischen drei Erschließungsvarianten zu entscheiden: KVz-Überbau, Satellit oder WiBack.
Konkret müssen in Ascheloh 787 Meter Leerrohre verlegt werden, sieben weitere Kilometer in Bokel, 173,8 Kilometer in Halle und Künsebeck, 12,4 Kilometer in Hesseln, 12,2 Kilometer in Hörste und 2,7 Kilometer in Kölkebeck. Ohne sich festzulegen, wie hoch der tatsächliche Anteil für die jeweiligen Haushalte ausfallen würde, müsse man mit etwa 1000 Euro Anschlussgebühren pro Haushalt kalkulieren, so Dr. Fornefeld. Am Ende wird die Summe auch davon abhängen, welche Leitungen bereits in den Straßen liegen und wie hoch die Fördermittel sein werden. Hier- zu gibt es beispielsweise am 25. und 26. Juni ein Treffen in Brüssel. Mit Blick auf die Nutzung alternativer Verlegemethoden ließen sich die Gesamtkosten außerdem weiter senken: So würde die klassische Neuverlegung 11,2 Millionen Euro kosten; eine sogenannte untiefe Neuverlegung 6,9 Millionen und eine Mitverlegung (beispielsweise durch Hausanschlussleitungen) 4,7 Millionen.
Als Empfehlung gab Dr. Fornefeld den Hallern folgende Punkte mit auf den Weg: Rolle der TWO für den Infrastrukturausbau klären; Gespräche mit lokalen und überregionalen Providern suchen; den Netzausbau in den Ortslagen vorantreiben; in den peripheren Lagen alternative Technologie nutzen; in unterversorgten Gebieten mit dem Netzausbau beginnen sowie von außen nach innen zu bauen. "Das Zentrum von Halle ist nach dem Unitymedia-Ausbau nämlich gut versorgt", so Dr. Fornefeld.
CDU-Fraktionschef Hendrik Schaefer wäre am liebsten gleich durchgestartet und forderte einen zeitlichen Fahrplan für die Bürger. Hier bremste Bauamtsleiter Jürgen Keil jedoch: "Es ist deutlich geworden, dass das Projekt machbar ist und wir sollten es auch machen. Trotzdem steckt der Teufel im Detail und es gibt noch viele Fragen zu klären." Keil schlug vor, einen Prioritätenkatalog aufzustellen, dann solle die Politik entscheiden.
Wächter über das Wohl der Gemeinde
Von Sonja Faulhaber
Steinhagen.
Wenn es ums Heiraten geht, versucht Küster Horst Bartelniewöhner möglichst alle Wünsche zu erfüllen, denn der 63-Jährige ist im Herzen ein Romantiker. Nur zwei Mal blieb er in 35 Jahren konsequent: Bei einem Brautpaar, das die Kirchenbänke umstellen wollte, und bei einem, das gerne den Hund vorm Altar gesehen hätte. Ende August geht der Steinhagener in den Ruhestand. Und hinterlässt mit seiner ruhigen, besonnenen Art große Fußstapfen, in die sein Nachfolger Thorsten Ohland treten wird.Horst Bartelniewöhner weiß, dass ein solcher Wechsel nach über drei Jahrzehnten nicht von heute auf morgen geht. Daher wird er seinen Nachfolger erst einmal ein paar Wochen einarbeiten. "Danach will ich mich aber erst einmal zurückhalten", betont er. So ganz wegzudenken aus der Dorfkirche ist Horst Bartelniewöhner trotzdem nicht, denn der Besuch der Gottesdienste war für ihn als überzeugten Christen stets mehr als »nur« Arbeit.
"Horst Bartelniewöhner ist Küster mit Leib und Seele", betont Pfarrer i. R. Heinz-Jürgen Luckau in seinen Abschiedsworten in der aktuellen Lupe. Und damit trifft er ins Schwarze. Schon vor seiner Arbeit als Küster war Bartelniewöhner im Steinhagener CVJM aktiv, leitete die Jugendarbeit sechs Jahre lang.
"Als ich dann die Anzeige sah, dass ein Küster gesucht wird, hatte ich gleich ein gutes Gefühl." Gemeinsam mit seiner Frau Cornelia überlegte der junge Vater und war sich schnell sicher, dass dieser Schritt der richtige ist. "Ohne die Zustimmung meiner Frau hätte ich es nicht getan. Denn diesen Beruf muss die Familie mittragen", betont Bartelniewöhner. Küster sein bedeutet, rund um die Uhr im Einsatz zu sein, oft auch dann, wenn andere zuhause bei der Familie sind - zum Beispiel Weihnachten und Ostern. Für Bartelniewöhners kein großes Problem, die Kinder wurden Teil der Arbeit, halfen beim Dekorationenbasteln fürs Osterfrühstück oder genossen im Bollerwagen hinterm Rasentraktor die Fahrt über die Grünflächen rund um Kirche und Gemeindehaus. "Und meine Frau hat unsere verbliebene gemeinsame Zeit immer hervorragend gemanagt", dankt der 63-Jährige seiner großen Liebe für Jahrzehnte voller Unterstützung.
Was eigentlich alles auf ihn zukam, wusste Horst Bartelniewöhner gar nicht, als er am 1. Juli 1980 die neue Stelle antrat. Der gelernte Raumausstatter wusste aber schnell, sein handwerkliches Geschick einzubringen, denn das Aufgabenspek-trum reichte von der Vorbereitung von Gottesdiensten in der Kirche und Gruppentreffen im Gemeindehaus über die Terminverwaltung von Hochzeiten und Feiern bis hin zur Instandhaltung von allen möglichen Geräten. Obwohl die Arbeit im Laufe der Jahre immer mehr geworden ist und die freien Samstage mittlerweile der Vergangenheit angehören, würde sich der Steinhagener immer wieder für seinen Beruf entscheiden.
"Das Wort Küster kommt vom lateinischen custos und bedeutet Wächter", erläutert Bartelniewöhner. "Früher bewachten die Küster den Kirchenschatz, heute wachen wir über die Orte der Begegnung innerhalb der Kirchengemeinde." Und diesen Orten gibt Bartelniewöhner einen hohen Stellenwert, denn "ohne einen Ort, an dem man zusammenkommen kann, gibt es keine Gemeinde". Wer 35 Jahre als Küster gearbeitet hat, der hat natürlich einige Anekdoten zu erzählen. Das prägendste Ereignis in den Jahren war aus Sicht von Bartelniewöhner wohl die 650-Jahr-Feier der Kirchengemeinde, die der Steinhagener 1984 als erstes Großereignis mitorganisierte. "Es war ein großes ökumenisches Fest - und der Beginn der guten Zusammenarbeit zwischen katholischer und evangelischer Kirche in Steinhagen." Neben diesen weitreichenden Folgen waren es aber vor allem der halbe Zentner Kaffee, der hier gekocht wurde, und das Kirchenschiff, das dank kühler Temperaturen zum Lagerraum für Torten umfunktioniert wurde. "Die Bänke standen voller leckerer Kuchen - das war ein Anblick."
Sorgen um seine Zukunft macht sich Horst Bartelniewöhner nicht. "Ich habe drei Enkel, die mich auf Trab halten. Außerdem wollen meine Frau und ich viel reisen." Als Erstes stehen eine Kreuzfahrt über die Ostsee mit Stopp in St. Petersburg und eine Israel-Reise im Terminplan. Was dann kommt, ist noch offen. Vielleicht als Stadtführer Interessierte durch die Kirche führen und die Geschichte des Altars erzählen, denn "das habe ich immer sehr gerne gemacht". Oder beim Literarischen Adventskalender für die richtige Stimmung sorgen. Langeweile wird es für Horst Bartelniewöhner nicht geben.
"Wir gehen an die letzten freien Ecken"
Halle.
70 Seiten künden vom wirtschaftlichen Wohl und Wehe der 13 Kommunen im Kreis Gütersloh. Sie bilden den aktuellen Strukturbericht der Pro Wirtschaft GT. Albrecht Pförtner, Geschäftsführer der heimischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft, ist derzeit mit ihm auf Tour und berichtet den Entscheidern in den Städten, wie es um sie steht. Die HK-Redakteure Kerstin Spieker und Marc Uthmann sprachen mit Pförtner über die Botschaften hinter den Zahlen. Und auch für ihn steht fest: Mit dem ungebremsten Wachstum ist bald Schluss.Herr Pförtner, man hörte Sie jetzt mehrfach öffentlich die Stadt Halle als Wirtschaftsstandort loben. Was begeistert Sie so sehr?
ALBRECHT PFÖRTNER: Wir befinden uns hier im Kreis Gütersloh wirtschaftlich auf einem sehr hohen Niveau. Und dann ragt da eine Stadt wie Halle in ihrer Entwicklung so heraus. Das ist doch bemerkenswert. Zumal Halle ein Standort mit Perspektive ist. Wir haben die Autobahn, die jetzt kommt. Und dann ist da noch der Haller Willem, der ebenfalls nicht zu unterschätzen ist. Ich ziehe meinen Hut vor den Aktivisten, die sich gegen viele Widerstände für den Erhalt der Strecke eingesetzt haben. Der Haller Willem ist Gold wert. Ein echtes Pfund! Zusammengenommen mit der Autobahn und der ohnehin strategisch günstigen Lage der Stadt. Da sehe ich die Entwicklung als Wirtschaftsstandort noch lange nicht am Ende.
Auf 70 Seiten kann jede der 13 Kommunen im Kreis Gütersloh in Zahlen und Diagrammen ihren derzeitigen Stand gut ablesen. Wie kann denn der Bericht den Entscheidungsträgern hilfreich sein?
PFÖRTNER: Nun, die Kommunen gehen ganz unterschiedlich damit um. Als wir vor zehn Jahren den ersten Strukturbericht für den Kreis Gütersloh erstellt haben, da glaube ich, dass er etwa 20 Leser hatte. Das hat sich im Laufe der Jahre geändert und inzwischen wird er von vielen Verantwortlichen wahrgenommen und auch erwartet. Natürlich kann ein Bürgermeister auf kommunaler Ebene nichts an der Exportquote drehen. Aber es gibt Bereiche, die der Bericht beleuchtet, an denen auch örtlich sehr wohl die Schraube gestellt werden kann.
Können Sie dafür Beispiele nennen?
PFÖRTNER: Nehmen wir die Jugendarbeitslosigkeit. Natürlich klagen wir auch an dieser Stelle im Kreis Gütersloh auf hohem Niveau. Aber jeder arbeitslose Jugendliche ist einer zu viel. Ein Übergangscoach an der weiterführenden Schule kann da eine Menge bewirken. Wie verhält sich eine Kommune zur Ausweisung von Gewerbeflächen - das ist eine politische Entscheidung, deren Ergebnis entscheidend ist. Der Ravenna-Park in Halle etwa ist voll. Die Haller Politik entscheidet, ob sie mit ihrer Zustimmung zur Erweiterung die Weichen auf Wachstum stellen will oder nicht. Die Stadt Halle ist und wird ein 1-a-Standort im Kreis. Jetzt ist einfach nur die Frage, wie man in Zukunft mit dieser Chance umgehen will.
Sie sprechen viel von Wachstum und Entwicklung. So positiv wie in Halle sehen die Zahlen ja nicht für alle Kommunen des Kreises aus. Ein Blick auf die Versmolder Diagramme im Strukturbericht etwa ist derzeit sehr ernüchternd. Besteht nicht die Sorge, dass einzelne Orte abgehängt werden könnten?
PFÖRTNER: Der Erfolg, der sich in den Zahlen im Strukturbericht zeigt, ist manchmal nur das Ergebnis davon, zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein. Man kann ja die Krise in der Fleischwirtschaft, unter der Versmold derzeit leidet, keinem Bürgermeister anlasten. Gefährlich ist aber immer, wenn ein Standort, wie eben in diesem Fall Versmold, sehr stark durch eine Branche geprägt ist. Gerät die dann in eine Krise, kommt die ganze Kommune in Schieflage. Versmold wird daran arbeiten. Das heißt aber, dass die Stadt jetzt investieren muss und vielleicht erst in zehn Jahren die Früchte ernten kann. Es geht in der wirtschaftlichen Entwicklung nun mal nicht immer nur bergauf. Das zeigen viele Beispiele aus anderen Kommunen. Abgehängt sehe ich im Kreis Gütersloh aber keine Kommune.
Dennoch ist der Wettbewerbsgedanke unter den Kommunen unverkennbar. Treibt man damit nicht vielleicht Gemeinden auch in unüberlegtes Wachstum? Wie wollen Sie Grabenkämpfe verhindern?
PFÖRTNER: Hier vollzieht sich allmählich ein Paradigmenwechsel. Industriestandorte sind planungsrechtlich künftig nur noch interkommunal zu verwirklichen. Seit zwei Jahren bereiten die Pro Wirtschaft und der Kreis Gütersloh in den Kommunen den Boden dafür, noch mehr als bisher in Interkommunalität zu denken und zu handeln. Bis zum Jahresende erstellen die Kommunen im Kreis ihre lokalen Gewerbekonzepte. Vom Kreis wird dann erwartet, die Klammer zu bilden. Es wird spannend sein, die Interessen abzustimmen, so dass dann auch noch alles mit den Vorgaben des neuen Landesentwicklungsplanes vereinbar ist. Klar ist inzwischen wohl, dass bei aller Interkommunalität der räumliche Bezug bleiben muss.
Was heißt das konkret?
PFÖRTNER: Sich an einem Interkom-Gebiet in Gütersloh zu beteiligen, brächte zum Beispiel Versmold wenig. Es wird kaum jemand nach Versmold ziehen, weil er in Gütersloh einen Arbeitsplatz gefunden hat. Dagegen liegt ein interkommunales Gewerbegebiet wie das zwischen Versmold und Borgholzhausen natürlich günstig. Davon profitieren beide Partner.
Aber gerade dort gibt es Vermarktungsprobleme. Warum läuft der Ravenna-Park und erwähntes Interkom
Borgholzhausen-Versmold
nicht?PFÖRTNER: Zum einen ist es so, dass ein Standort, an dem es läuft, weitere Interessenten anlockt. Das ist in Halle der Fall. Zum anderen profitiert Halle auch hier von seiner günstigeren Verkehrsanbindung. Die Autobahn kommt nach Borgholzhausen eben später als nach
Halle.
Warum konnte sich zum Beispiel der Landmaschinenhersteller Claas nicht für den Standort Borgholzhausen entscheiden?
PFÖRTNER: Über die genauen Gründe möchte ich hier nicht spekulieren. Es ist einfach nur schade, dass mit der Entscheidung für Dissen dem Kreis Gütersloh eine größere Zahl extrem hochwertiger Arbeitsplätze verloren gehen. Dennoch kann man auch in der Standortentscheidung für Dissen noch etwas Gutes sehen. Vielleicht können Kommunen im Kreis, die jetzt Baugebiete entwickeln, von der Ansiedlung gut ausgebildeter Claas-Mitarbeiter profitieren.
Auch wenn wir über Baugebiete reden, sprechen wir wieder von Wachstum. Und Wachstum bedeutet in diesem Fall Flächenverbrauch. Sehen Sie da keine Grenze? Wie weit muss man bereit sein, für wirtschaftliches Wachstum zu gehen?
PFÖRTNER: Wir müssen ja schon jetzt feststellen, dass die nutzbaren Flächen im Kreis endlich sind. Schaut man auf Halle, so legt die Topografie nahe, dass eine Ausweitung nur in eine Richtung sinnvoll ist - und das ist dort, wo der Ravenna-Park liegt. Die derzeitigen Fertigungsprozesse lassen nichts anderes zu, als in die Fläche zu gehen. Hier wird Architektur, hier werden Statiker und Maschinenbauer gefragt sein, künftig nach anderen Lösungen zu suchen. Schon jetzt gehen wir an die Nutzung der letzten freien Ecken. Und ohne Anwohnerprotest wird es in den nächsten Jahren ohnehin keine neue Standortausweisung geben.
Sollte das nicht zu denken geben?
PFÖRTNER: Der Kreis Gütersloh ist aber nun einmal ein Industriestandort. In vielen Betrieben wird an sieben Tagen in der Woche 24 Stunden gearbeitet. Just-in-Time-Produktion wird erwartet. Das geht nur in Lagen wie etwa im Ravenna-Park.Wenn wir die Flächen, die unsere Industrie braucht, nicht zur Verfügung stellen, dann sägen wir doch an unserem eigenen Ast.
Wenn man solche Zwänge formuliert, wo bleibt dann die Entscheidungsfreiheit der politischen Gremien? Leidet da nicht die politische Kultur?
PFÖRTNER: Der Souverän ist der Rat. Was er entscheidet, gilt. Je größer die politische Einigkeit bei der positiven Bewertung von Wirtschaftsfragen ist, umso besser ist das Klima für wirtschaftliches Wachstum. Verl zum Beispiel genießt unter Unternehmern den Ruf, dass ihnen dort geholfen wird. Das wirkt natürlich äußerst anziehend.
Was ist mit der Nutzung von Brachen? Könnte darin eine Lösung liegen?
PFÖRTNER: So viele Brachen haben wir ja gar nicht. Und die, die wir haben, müssten erst einmal aktiviert werden. Das lässt sich gut anmahnen, bleibt aber ein frommer Wunsch, wenn der Eigentümer nicht über ausreichende finanziellen Mittel verfügt und die Kommune auch nicht. Da fehlt ein Fördertopf, der solche Projekte unterstützt.
Was sind für Sie die wichtigsten Aufgaben für die Zukunft, um den Standort Kreis Gütersloh attraktiv zu halten?
PFÖRTNER: Zunächst einmal ein klares Bekenntnis zum Industriestandort. Dann muss mehr ausgebildet werden. Der Fachkräftemangel gewinnt zunehmend an Bedeutung. Außerdem müssen wir unsere Städte attraktiv halten. Hinzu kommt die interkommunale Zusammenarbeit auf allen Ebenen. Und wir müssen unseren Blick auf Neues richten.
Was meinen Sie damit?
PFÖRTNER: Die Ansiedlung von Anbietern hochwertiger Dienstleistungen oder hochschulnahe Themen. Ich nenne da das Schlagwort Arbeitswelt 4.0. Die Wertschöpfungsprozesse werden andere werden. Wir sind bei der Pro Wirtschaft derzeit damit beschäftigt, hier Informationen zu sammeln und Expertenmeinungen einzuholen. Wir beginnen gerade mit einer Bewertung, was das für den Arbeitsmarkt und für den Flächenbedarf der Zukunft bedeutet. Wer aber heute schon behauptet, dass er das bereits sicher wisse, den halte ich für unseriös.
Förderung fordert eine ganze Schule
Von Tasja Klusmeyer
Versmold. Die großen Ferien stehen vor der Tür - und mit ihnen rückt der Tag des Abschieds näher. Nach vier Jahren wechseln 107 Viertklässler der Versmolder Sonnenschule auf weiterführende Schulen. Es ist ein besonderer Jahrgang: der erste des Gemeinsamen Lernens. Anlass für Rektorin Andrea Kaumkötter sowie die beiden Pädagoginnen Christin Hagenkötter und Anna Podzuweit zurückzuschauen auf die Anfänge inklusiver Beschulung und hinauszublicken auf die Herausforderungen der Zukunft.
Die Schüler der Klasse 4 c sind in den vergangenen Wochen unter die Regisseure gegangen. In Kleingruppen haben sie Trickfilme gedreht. Themen, Materialien, Musik, Vor- und Abspann - all das haben sich die Kinder selbst überlegt und erarbeitet. "Kinder lieben Trickfilme. Mir war es wichtig zu zeigen, wie viel Arbeit dahintersteckt", sagt Klassenlehrerin Christin Hagenkötter. Die Mädchen und Jungen sind stolz auf ihre Trickfilme und erzählen gerne vom Projekt.
Das eine Kind hebt eifrig den Finger, um von der Arbeit zu erzählen. Andere sind eher zurückhaltend. Wiederum andere suchen sich währenddessen ihre eigene kleine Beschäftigung. Alltag im Klassenraum. Und doch ist in Klasse 4 c nicht alles so wie in anderen Klassen.
Fünf Kinder mit unterschiedlichen Förderbedarfen sowohl in der geistigen als auch in der emotional-sozialen Entwicklung sowie mit dem Schwerpunkt Lernen werden gemeinsam mit weiteren 19 Schülern unterrichtet. "Auch in einer Regelklasse gibt es Unterschiedlichkeiten", sagt Christin Hagenkötter, um dann zu betonen: "Bei uns gibt es aber große Unterschiede." Im Lernalltag der Kinder sei dies völlige Normalität. "In der Klasse war das nie großes Thema", schildert Hagenkötter.
Die allgemeine Akzeptanz der inklusiven Beschulung aber benötigte ihre Zeit - inzwischen sind nach Ansicht von Schulleiterin Andrea Kaumkötter Barrieren abgebaut worden. Befürchtungen von Eltern, dass die anderen Kinder ohne zusätzlichen Förderbedarf nicht so gut lernen würden, hätten sich nicht bewahrheitet. "Studien haben das eindeutig widerlegt und stattdessen nachgewiesen, dass alle Kinder vom Gemeinsamen Lernen profitieren." Voraussetzung: Die Mischung muss stimmen.
"Der Erfolg gibt uns Recht: Diese Klasse ist genauso erfolgreich wie andere auch", sagt Andrea Kaumkötter mn Hinblick auf das Leistungsniveau der 4 c. Sicherlich könne ein Kind mit geistiger Entwicklungsverzögerung nicht wie andere Viertklässler im Zahlenraum bis einer Million rechnen. "Aber das muss es auch nicht." Entsprechend hat jedes Kind seine eigenen Lernziele.
Es gibt auch Grenzen der Inklusion, sagt auch Andrea Kaumkötter aus ihrer Erfahrung. Nicht für alle Kinder sei der Besuch einer Regelschule der richtige Weg. Förderschulen könnten besondere heilpädagogische Unterstützung und kleinere Klassen bieten.
Für Regelschulen bedeutet Inklusion Chance und Herausforderung zugleich. In den aktuell vier Klassen des Gemeinsamen Lernens an der Sonnenschule mit insgesamt 26 Kindern, bei denen ein Förderbedarf nachgewiesen wurde, besteht ein besonderer Personalbedarf. "Wenn es im Bereich soziales Verhalten ein Problem gibt, braucht es einen zweiten Kollegen, der sich kümmert", erklärt Schulleiterin Andrea Kaumkötter. Idealerweise werden die Klassenlehrer von einem Sonderpädagogen unterstützt. An Fachkräften aber mangelt es.
Neben Sonderpädagogin Anna Podzuweit verfügt die Sonnenschule in Annika Rampelmann, die eine Zusatzausbildung absolviert hat, über eine zweite Kraft. Um in jeder GL-Klasse die Doppelbesetzung zu gewährleisten, werden auch andere Kollegen eingesetzt. "Grundschularbeit hat sich für das gesamte Team geändert", sagt Kaumkötter.
Was für Leitung und Lehrer bei der personellen Planung eine große Herausforderung darstellt, bringt den Kindern Vorteile. "So haben alle Kinder eine bessere Chance, individuell gefördert zu werden", sagt Podzuweit. Durch zwei Pädagogen sei differenzierterer Unterricht in Kleingruppen möglich. Zu den Vorteilen beim Lernen kommen die sozialen Fähigkeiten. "Kinder unterstützen sich gegenseitig", so die Sozialpädagogin.
In zwei Wochen verabschieden Christin Hagenkötter und Anna Podzuweit ihre Viertklässler in einen neuen Lebensabschnitt - der erste Jahrgang inklusiver Beschulung wechselt von der Sonnenschule auf eine weiterführende Schule. Außerhalb Versmolds. Zwei Kinder werden dann auf einer ihrem Bedarf entsprechenden Förderschule weiterlernen. Die anderen drei wären möglicherweise gerne wie viele ihrer Klassenkameraden in Versmold zur Regelschule gegangen. Doch inklusiven Unterricht wird es ab diesem Schuljahr an der CJD-Sekundarschule (noch) nicht geben. Weil es keine Sonderpädagogen gibt.
Stattdessen werden die Schüler nun die Gesamtschule in Borgholzhausen und Werther besuchen. "Tragisch", findet Andrea Kaumkötter das für die betroffenen Familien. "Es muss intensiv daran gearbeitet werden, dass sich das bis 2016 ändert." Dann wartet der zweite Jahrgang GL-Schüler an der Wersestraße gespannt auf den Abschied von der Grundschulzeit.
Schüler am Ziel, Lehrer am Ende
Klasse 10?e: Layla Ak, Kilian Banze, Sarah Becker, Femke Beckers, Jule Bischof, Mats Bökenkamp, Michael Dik, Katharina Charlotte Frisch, Marius Gaesing, Aytug-Himmet Gecim, Laura Fiona Giljohann, Lukas Große-Wächter, Carina Imkemeier, Kristina Klimonov, Dominick Krüger, Kevin Marques-Schwake, Meliha Mujanovic, Annika Müller, Merle Poller, Isabell Rose, Leon Paul Rother, Jacob Schröder, Linda Schwab, Elias Sorey, Dennis Stärker, Veronique van den Dobbelsteen, Elfi Louise Will.
Klasse 10?f: Jan Niclas Angelstein, Sophie Berger, Franziska Bergmann, Giacomo Borg, Mika Momme Brakensiek, Maximilian Bösch, Chantal Friedrich, Selina Gross, Pascal Harder, Selina Janes, Sophia Janzen, Lukas Oliver Johannesmann, Apirami Kanagasundaram, Felix Paul Kienast, Ramon Knies, Lukas Köpp-ler, Samantha Pauwels, Jassin Niklas Hendrik Queiroz de Souza, Janina Ramsbrock, Philip Redeker, Alicia Rethorst, Lennart Ringstmeyer, Alexander Roese, Vanessa Schlauske, Finn Strochlitz, Maurice-Ramón Tiedtke, Lena Michelle Tölle, Simon Walkenhorst, Jana Sophie Zedler.
Klasse 10?g: Zinet Akyildiz, Sophier Brenker, Thami Dieckhöner, Fridolin Diekmann, Tim Lukas Dolleschel, Nico Dopheide, Xaver Antal Farago, Christina Ferber, Daniel Flaig, Felix Jonas Frey, Simon Alexander Fritsche, Valeria Hoffmann, Sarah Kauschke, Tom Klöhn, Leonhard Kohn, Farida Malam-Bouraima, Jennifer Meister, Mesud Mujanovic, Ricarda Müller, Robin Niklas Schlüpmann, Pia Schürmann, Matthis Schäper, Lukas Schönberg, Gözde Sensoy, Anika Stockdreher, Marcel Trick, Pia Wetzlar, Anna Louisa Weßling, Leonard Wächter, Ömer Yildiz.
Alle 50 Jahre etwas geändert
Von Detlef Hans Serowy
Borgholzhausen.
Als Orgelbauer Hans-Henrich Reinking 1653 mit seiner Arbeit fertig ist, sieht die Orgel in Borgholzhausen ganz anders aus als heute. "Das Instrument war viel kleiner, hatte nur ein Manual und stand womöglich noch nicht auf der Empore", sagt Martin Rieker am Freitagmittag in der evangelischen Kirche. Viel Respekt vor historischen Instrumenten habe es früher nicht gegeben, so der Kirchenmusikdirektor. "Etwa alle 50 Jahre wurde etwas daran verändert." Orgeln mussten immer größer und leistungsfähiger werden.Dass seit dem 6. Mai wieder an der Orgel gearbeitet wird, hat andere Gründe. "Hier wird eine große Ausreinigung durch- geführt", erläutert Martin Rieker vor dem zum großen Teil zerlegten Reinking-Instrument. Pfeifen stapeln sich auf der Empore, die Holzverkleidung ist geöffnet und gibt den Blick auf das Innenleben frei.
Über 38 000 Euro kostet die Arbeit von Orgelbaumeister Reinalt Klein aus Lübeck. Er befreit derzeit das Instrument von Schimmelspuren, Dreck und Staub. "Gehäuse, Spielanlage, Registerbetätigung, Spielmechanik, Windladen und Pfeifen werden bearbeitet, ausgereinigt und sorgfältig renoviert", beschreibt Kantor Rieker aus Halle den Umfang der Arbeiten. Dabei werde jede Pfeife auf ihre Tonschönheit, Klangfarbe und Lautstärke geprüft.
Bei einer 362 Jahre alten Orgelpfeifen reicht diese Prüfung oft nicht aus. "Die sind vom Zinnfraß bedroht", erläutert der Orgelsachverständige. Dabei reagiert die Zinn-Bleilegierung mit dem Sauerstoff in der Luft und zerfällt anschließend zu Mehl. Zahlreiche alte Pfeifen haben deshalb bereits früher neue Spitzen erhalten. "Wir wollen möglichst viel von der historischen Substanz erhalten", betont Rieker.
Aus dem Jahr 1653 stammen noch fünf Register zu je 56 Pfeifen und größere Teile des Gehäuses. "Man kann am Holzgehäuse erkennen, dass früher nicht zimperlich mit den Orgeln umgegangen wurde", sagt Martin Rieker und deutet auf zwei verzierte Rundbogen. Die wurden offenbar bei Erweiterungsarbeiten seitlich einfach abgeschnitten.
Auch in Wallenbrück ist noch eine Orgel von Hans-Henrich Reinking aus Bielefeld erhalten. "Dort hatten wir ein Symposium von Orgelexperten und es werden jetzt 200 000 Euro ausgegeben, um die Reinking-Orgel wieder im Originalzustand herzustellen." In Borgholzhausen muss sich die Gemeinde damit begnügen, dass noch rund 40 Prozent der Orgel aus dem Baujahr stammen.
Ein altes Instrument steckt voller Überraschungen und deshalb stellten sich bei der Sanierung "unerwünschte Durch- lässigkeiten" in der Orgel heraus. "Die können dazu führen, dass der Luftstrom falsche Wege geht und falsche Töne erklingen", erläutert Martin Rieker. Orgelbauer Klein fertigt neue Teile an, um das Problem zu lösen. Die Fertigstellung verzögert sich deshalb bis August.
Noch mehr Informationen zur Sanierung und zur Geschichte der Orgel bekommen Interessierte am Sonntag, 21. Juni, ab 17 Uhr bei einer kostenlosen Orgelführung von Martin Rieker in der Kirche von
Borgholzhausen.
Wer die Orgelsanierung fördern möchte, kann eine Spende auf das Konto 1206 des Kirchenkreises Halle bei der Kreissparkasse Halle leisten. Stichwort: »Orgel Borgholzhausen«.Die Kleinsten ganz groß
Von Sonja Faulhaber
Steinhagen.
Was für ein Turnier! Zehn Mannschaften. 400 jubelnde Fans. 25 spannende Duelle. Auch der 13. Kindergarten-Cup gestern Nachmittag im Cronsbachstadion begeisterte Fans wie Spieler gleichermaßen. Am Ende siegte die Kita Kapernaum mit 2:0 vor der Kita Rostocker Straße. Doch eigentlich war das Ergebnis gar nicht so wichtig. Als alle mit ihrem kleinen Pokal in der Hand dastanden, fühlten sich über 100 kleine Kicker wie große Sieger - und das zu Recht.Das Wetter war gestern ideal - zumindest, wenn man einen der schattigen Zuschauerplätze erobert hatte. Die Spieler auf dem Feld dagegen kamen ganz schön ins Schwitzen, während sie jeweils acht Minuten lang dem Ball übers Kleinfeld hinterherrasten. Jeder gegen jeden hieß es in der Vorrunde. Danach wurde noch einmal um die einzelnen Plätze gespielt. Schön war mitanzusehen, wie fair die Kleinen um den Ball kämpften. Kein Schubsen oder Rangeln, sondern vielmehr geschickte Fußarbeit wurde gezeigt. Und da die Tore teils dicht auf dicht fielen, hatten die Zuschauer auch jede Menge Gelegenheit, ihrem Team zuzujubeln. Kleine Cheerleader peppten die Unterstützung noch einmal optisch auf.
Am Ende konnte Moderator Oliver Erdmann stolz verkünden: "Alle Teams können stolz auf sich sein, bei diesem Wetter eine solche Leistung gezeigt zu haben." Als Neulinge im Wettkampf erhielten die Kicker der Kita Lange Straße im Anschluss einen Sonderpreis. Das tröstete darüber hinweg, dass es am Ende der letzte Platz wurde.
Der Vorjahressieger, die Kita Morgenstern, musste sich in diesem Jahr mit Platz 3 begnügen, die Kita Rostocker Straße schaffte es zum vierten Mal in Folge aufs Treppchen. Strahlende Sieger waren am Ende die Kapernaum-Kicker.
Knockout in letzter Sekunde
Altkreis Halle (pik/helm). Fußball-Landesligist Spvg. Steinhagen hat sich mit einer Niederlage aus der Saison verabschiedet. Im vorgezogenen Spiel bei SV Rödinghausen II unterlagen die Mannen vom Cronsbach gestern Abend mit 1:2 (1:0).
Der SC Peckeloh kann mit einem Sieg am Sonntag gegen Harsewinkel noch amAltkreisrivalen vorbeiziehen. Doch das ist nicht der einzige Anreiz für das Nachbarduell.
SV Rödinghausen II - Spvg. Steinhagen 2:1 (0:1). Beim Meister kann man verlieren. Die Art und Weise allerdings bezeichnete Trainer Carsten Johanning nach seinem letzten Spiel auf der Spvg.-Bank als "ärgerlich". Grund: Bei der allerletzten Aktion des Spiels fand der Kopfball von Rödinghausens Niklas Kerksiek in der Nachspielzeit via Innenpfosten den Weg ins
Steinhagener Tor. Danach war sofort Schluss. "Wir hätten einen Punkt verdient gehabt", haderte Johanning und dachte vor allem an den couragierten Auftritt seiner Elf im ersten Abschnitt. Die Gäste setzten den Favoriten früh unter Druck und gingen in der 6. Minute durch einen schönen Lupfer von Jochen Pape in Front. Yusuf Sahin (13.)
und Sebastian Herrmann (27.) hätten in der Folge das 2:0 erzielen können. Nach dem Seitenwechsel aber musste der Außenseiter dem hohen Laufpensum Tribut zollen. Zudem machte sich das Fehlen von Mesut Sahin und Dennis Kipp bemerkbar. Die langen Rödinghausener hatten, unter anderem durch den künftigen Steinhagener Moritz Wieland, deutliche Vorteile in den Luftduellen und glichen in der 72. Minute durch Sinan Aygün aus. Die Stimmung für seine anschließende Ausstandsfeier wollte sich Johanning aber nicht verderben lassen. "Meine Jungs haben noch einmal gegeben", lobte er.SC Peckeloh - TSG Harsewinkel. Anders als der SCP stecken die Gäste aus der Mähdrescherstadt im Abstiegskampf. Drei Punkte beträgt ihr Vorsprung auf den Drittletzten VfR Wellensiek und somit auf die Gefahrenzone. "Wir wollen gegen Harsewinkel noch mal alles raushauen und damit unsere Hausaufgaben machen", kündigt Peckelohs Trainer Markus Kleine-Tebbe an: "Dann ist Wellensiek am Zug." Die Wellensieker erwarten am Sonntag SC Verl II und würden sich bei einem eigenen Sieg und einer Harsewinkeler Niederlage aufgrund des besseren Torverhältnisses retten. Die TSG hingegen würde bei diesem Szenario höchstwahrscheinlich absteigen. Dies könnte dann nur noch eine sehr hohe Heimniederlage von FC RW Kirchlengern gegen Suryoye Paderborn verhindern. Besondere Motivation für das letzte Spiel beziehen einige SCPler aus dem Umstand, dass sie am Sonntag auf den neuen Verein des früheren Peckeloher A-Junioren-Trainers Thomas Schmidtke treffen. Dieser wird wie berichtet künftig Harsewinkels Nachwuchs trainieren, nachdem er in der laufenden Spielzeit in Peckeloh ausgeschieden war. Von einer Trennung im Guten konnte nicht die Rede sein, manche Peckeloher würden den Nachbarn gern in den Abgrund stürzen sehen. "Unser Akku ist zwar leer, aber wir wollen für einen Sieg alles tun", gibt Kleine-Tebbe die Richtung vor. Nach der Partie werden die Peckeloher und ihre Fans auf ihre erfolgreiche Saison anstoßen. Feierlich wird es auch schon vor dem Anpfiff: Dann sollen die Akteure, die den Club verlassen, verabschiedet werden.