Plötzlich nicht mehr deutsch
Neulich im Versuchslabor
Von Frank Jasper
Steinhagen.
Wie lässt sich die Leistung von Photovoltaikanlagen steigern? Warum strahlen Smartphones Radioaktivität aus? Wie schnell dehnt sich der Raum im Universum aus? Und wo kann Plasmatechnologie unseren Alltag erleichtern? Was klingt wie der Fragenkatalog eines Wissenschaftskongress’ sind die aktuellen Themen, mit denen sich die Jugend-forscht-Teams am Steinhagener Gymnasium beschäftigen. Zwei Schülergruppen präsentieren ihre Ergebnisse am Samstag beim Regionalwettbewerb.Das Photovoltaik-Projekt
Eben erst sind Momme Hengstberg, Joshi Wagner, Thore Leidecker und Bastian Redecker von NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann und der NRW-Bank im Rahmen des Wettbewerbs »Wir haben Energie« für ihr Photovoltaik-Projekt ausgezeichnet worden, am Samstag zeigen sie der Jury von »Jugend forscht« ihren Versuchsaufbau. Dabei geht es den Zehntklässlern darum, die Effektivität von Photovoltaikmodulen zu optimieren. "Denn ab einer Hitze von 25 Grad Celsius nimmt die Leistung der Module ab", erklärt Thore Leidecker, "und zwar um 0,45 Prozent pro Grad mehr." Dazu muss man wissen: In der Photovoltaik setzen die Solarzellen das Licht in Energie um, nicht die Wärme.
Um dem Leistungsabfall der Solaranlagen bei starker Hitze entgegenzuwirken, setzen die Schüler PCM (Phase Change Material) ein. Mit diesem Stoff, der als Granulat in die Anlagen eingebaut wird, können die Solarmodule gekühlt werden.
Zum aufwendigen Versuchsaufbau gehört neben einem Dach mit Solarmodul ein Sonnensimulator, bestehend aus neun Halogenlampen und vier LEDs. "Das macht uns unabhängig vom Wetter und die Messergebnisse lassen sich besser vergleichen", erläutert Momme Hengstenberg.
Unterstützt werden die Schüler vom Osnabrücker Unternehmen Geoplex, mit dem das Gymnasium schon länger kooperiert. "Für unsere Branche sind die Erkenntnisse der Schüler hochinteressant", zeigt sich Henrich Hardieck von Geoplex beeindruckt.
Wenn Handys strahlen
Im Wettbewerb »Jugend experimentiert«, der sich an die jüngeren Schüler richtet, sind am Samstag Inga Gosmann und Michelle Slebioda dabei. Die Zehntklässlerinnen haben eher zufällig festgestellt, dass von bestimmten Smartphone-Bauteilen radioaktive Strahlung ausgeht. "Die für das Projekt verwendeten Messgeräte sind Neuanschaffungen und natürlich wurden sie erstmal überall vorgehalten", erinnert sich Lehrer Andreas Frerkes, der die Jugend-forscht-Teams am Gymnasium unterstützt und begleitet.
Schnell stellte sich heraus, dass die Messgeräte auch bei den Smartphones der Schüler ausschlugen. "In weiteren Versuchen haben wir festgestellt, dass die Radioaktivität von den Displays stammt und dass es dabei zwischen den Herstellern große Unterschiede gibt", berichtet Michelle Slebioda. Dazu mussten die Mädchen natürlich auf etliche Handys zurückgreifen, die sie für die Versuche in ihre Einzelteile zerlegen konnten. "Da hat uns ein ehemaliger Schüler geholfen, der inzwischen eine Handywerkstatt betreibt", erklärt Andreas Frerkes.
Die gemessene Radioaktivität - die Höchstwerte lagen bei um die 300 Impulsen pro vier Minuten - seien nicht gefährlich, so der Lehrer. Dennoch handele es sich um einen interessanten Erkenntnisgewinn der Schülerinnen, zu dem es bislang noch keine Fachliteratur gebe.
Die dunkle Energie im All
Mit der Expansionsgeschwindigkeit des Universums beschäftigen sich Lukas König und Julian Bracht am Gymnasium. Auch sie wollten ihre Forschungsergebnisse am Samstag in Herford vorstellen, mussten ihre Teilnahme aber absagen. "Das Wetter in den vergangenen Wochen war einfach nicht passend. Wir brauchen einen wolkenfreien Himmel, um mit den Teleskopen zu arbeiten", erklärt Lukas König. In Zusammenarbeit mit der Sternwarte Ubbedissen wollen die Elftklässler messen, wie schnell sich Raum im Universum ausdehnt. In diesem Zusammenhang spreche man von der dunklen Energie. "Wir gehen davon aus, dass wir im nächsten Jahr fundierte Messergebnisse vorliegen haben und wollen sie dann beim Wettbewerb vorstellen", kündigt Lukas König an.
Zukunft der Desinfektion
Er ist in einem weiteren Projekt involviert, das ebenfalls erst im nächsten Jahr bei »Jugend forscht« mitmachen kann. Zusammen mit Piravin Premaruban will Lukas König die reinigende und sterilisierende Wirkung der Plasmatechnologie für den täglichen Gebrauch im Haushalt nutzbar machen. Zu diesem Zweck arbeiten die Gymnasiasten mit dem Steinhagener Unternehmen Plasmatreat zusammen. "Die Versuche sind kompliziert und zeitaufwendig. Erst nächstes Jahr können wir das Projekt in Gänze vorstellen", so Lukas König.
Der Regionalwettbewerb »Jugend forscht« findet kommenden Samstag in der Sparkasse Herford statt.
"Schnell was anderes suchen"
Von Anja Hanneforth
Werther.
Meist soll er nur für den Übergang sein, für Mütter, deren Kinder noch klein sind, oder um sich etwas dazuzuverdienen: der Minijob. Oft genug bedeutet er jedoch den Beginn eines Teufelskreises. 40 Jahre Minijob heißen nach derzeitigem Ermessen 178 Euro Rente im Monat, wie Christel Steylaers bilanzierte. Überhaupt hatte die Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft Kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Remscheid eine ganze Reihe unerfreulicher Zahlen zur Eröffnung der Ausstellung »Minijob - Minichance?« ins Rathaus mitgebracht. Ihr Fazit: "Wenn irgend möglich, den Minijob nur übergangsweise wahrnehmen und sich besser eine Teilzeitstelle suchen."Mehr als 7,5 Millionen Beschäftigte in Deutschland haben einen Minijob auf 450-Euro-Basis. Und: "Minijobs sind meist weiblich", sagt Christel Steylaers. Der Frauenanteil läge inzwischen bei 63 Prozent. Minijobs gäbe es in allen Bereichen, insbesondere im Hotel- und Gaststättengewerbe, im Einzelhandel, der Pflege, in der Reinigungsbranche, "überall dort, wo flexibel Spitzen abgedeckt werden müssen", so Steylaers.
Flexibilität, die müssen die Minijobber genauso mitbringen wie Einsatzbereitschaft, oftmals rund um die Uhr. "Ich hatte schon mit Frauen zu tun, die haben für vier Euro in der Stunde gearbeitet", berichtet Christel Steylaers. Häufig käme es vor, dass Löhne nicht vollständig ausgezahlt würden. Die Mitarbeiter würden dann vertröstet, dass die Auftragslage derzeit nicht gut wäre oder der Kunde nicht zahlen würde; nächsten Monat sähe es bestimmt wieder anders aus.
"Auf diese Weise werden ganz viele Minijobber hingehalten", beklagt Remscheids Gleichstellungsbeauftragte. Schlimmer noch: "Viele von ihnen werden regelrecht über den Tisch gezogen." Weil sie schlicht ihre Rechte nicht kennen würden oder aber sich nicht trauten, diese beim Chef einzufordern. Aus Angst, am Ende ihre Arbeit zu verlieren. "Denn das Druckmittel ist immer das gleiche", kennt Christel Steylaers den Satz vieler Chefs: "Wenn es dir nicht passt, kannst du ja gehen."
Diese Angst triebe viele Minijobber um. Dabei seien diese oftmals gut ausgebildet, manche hätten sogar ein abgeschlossenes Studium. Trotzdem fänden sie keine Arbeit, bedauert Christel Steylaers.
Also suchten sie sich einen Minijob und verzichteten damit auf ein existenzsicherndes Einkommen. Für Studenten und Rentner könne der Minijob durchaus sinnvoll sein. Und solange der Ehepartner genug verdiene, ebenfalls. "Aber was, wenn die Ehe in die Brüche geht?"
In den meisten Fällen rät Christel Steylaers, einen Minijob nur für kurze Zeit wahrzunehmen und sich so schnell wie möglich nach einer regulären Anstellung umzusehen. Aus vielerlei Gründen: "Minijobber erreichen keine vollen Sozialversicherungsansprüche - auch wenn sich durch die Rentenversicherungspflicht viel getan hat." Altersarmut sei vorprogrammiert, wenn man über einen längeren Zeitraum lediglich einen Minijob ausübe.
Abgesehen davon, dass sich ein Minijob negativ auf die Erwerbsbiografie auswirke, wie Christel Steylaers weiter ausführt - und zwar ganz egal, ob man in der Zeit Kinder großgezogen oder Angehörige gepflegt hat. "Wer einem neuen Arbeitgeber erklären muss, dass er in den letzten fünf Jahren an der Tankstelle gearbeitet hat, wird es schwer haben. Wenn es also ein Minijob sein soll, dann möglichst in der gelernten Profession."
Das raten auch die Gleichstellungsbeauftragten aus Werther und Halle, Elke Radon und Eva Sperner. Und halten noch mehr Tipps bereit: Einen Arbeitsvertrag immer schriftlich abschließen, Forderungen an den Arbeitgeber ebenfalls immer schriftlich stellen. Bei Fragen stehen sie gern jederzeit zur Verfügung. Weitere Infos finden sich in der Broschüre »Minijob«, die bei den Gleichstellungsstellen erhältlich ist.
Die Ausstellung »Minijob - Minichance?« ist noch bis zum 30. März zu den gewohnten Öffnungszeiten im Wertheraner Rathaus zu sehen.
Ein knappes Rennen
Von Claus Meyer
und christian helmig
Altkreis Halle. Was wäre gewesen, hätte Steinhagens Trainer Stephan Neitzel einen Linkshänder zur Verfügung gehabt? Kleinigkeiten wie diese entschieden das knappe Rennen zwischen der gastgebenden Sportvereinigung und Oberligist HSG Siebengebirge-Thomasberg im Achtelfinale des DHB-Amateurpokals.
Joachim Vogel und Jonas Maiwald fehlten verletzt, auf Rechtsaußen versuchte sich Rechtshänder Philipp Buhrmester. Den brachten seine Kollegen zwei Mal in eine so unglückliche Position, dass Timo Adeyemi im Thomasberger Tor parieren konnte. Ob ein Linkshänder aus spitzem Winkel getroffen hätte, bleibt Spekulation. "Ich bin weit davon entfernt, den Jungs einen Vorwurf zu machen", sagte Neitzel, in dessen Stimme sich Stolz und Enttäuschung nach der 29:30-Niederlage die Waage hielten.
Lob gab es derweil vom Deutschen Handballbund (DHB) und den beteiligten Teams für den Ausrichter. Spvg.-Abteilungsleiter Andreas Freitag hätte sich aber mehr als die gut 300 Zuschauer gewünscht, die den Weg ins Schulzentrum fanden. "Bei 400 hätte es ein Überschuss werden können", sagt Freitag, der finanziell von einer ausgeglichenen Bilanz für den Verein ausgeht. Den sportlichen Erfolg vorausgesetzt, kann er sich eine erneute Ausrichtung des Turniers vorstellen, befürwortet aber Änderungen im Modus. "Es ist nicht gerecht, Achtel- und Viertelfinale an einem Tag zu spielen", sagt Freitag. Der Sieger der ersten Partie werde aufgrund der längeren Pause klar bevorteilt. Anregungen von Organisatoren und Aktiven hat der anwesende DHB-Beobachter zur Prüfung mitgenommen.
Eine eingehende Prüfung hat auch der Einspruch des Oberligisten SF Loxten gegen die Wertung des Spiels bei LIT Handball NSM hinter sich. Seit gestern liegt das Urteil des Landesspruchausschusses (LSA) vor - und es ist nicht im Sinne des heimischen Aufsteigers ausgefallen. Wie berichtet hatte Christian Kalms in besagter Partie am 17. Januar in der 58. Minute zum vermeintlichen 25:25-Ausgleich für Loxten getroffen. Einzig der Torschiedsrichter hatte dies anders gesehen und wähnte den Ball am Außennetz. Folge: Loxten verlor den Faden und das Spiel mit 24:28.
Während die Sportfreunde einen spielentscheidenden Regelverstoß des Gespanns Lohr/ Lüchtefeld anführten und eine Neuansetzung beantragten, liegt nach Auffassung des LSA eine "regelkonforme Tatsachenfeststellung" vor. "Es ist unerheblich, ob sich die Schiedsrichter irren oder gar einem Sehfehler unterliegen. Wie Schiedsrichter eine aktuelle Spielsituation erfassen und beurteilen, ist subjektiv bedingt und kann möglicherweise objektiv falsch sein", heißt es in der ablehnenden Urteilsbegründung.
SFL-Obmann Horst Grube ist von der Entscheidung enttäuscht. Seine Interpretation des Urteils: "Wenn die Schiris es drauf anlegen, können sie Meisterschaften entscheiden." Obwohl Grube weiterhin der Überzeugung ist, "dass wir glasklar im Recht sind", werde der Verein von weiteren Schritten absehen. "Das kostet nur Geld und bringt nichts."
Eine Hiobsbotschaft erreichte Landesliga-Spitzenreiter TG Hörste ausgerechnet vor dem Derby bei Verfolger TuS Brockhagen: Die Verletzung von Oliver Noske aus dem Isselhorst-Spiel entpuppte sich gestern tatsächlich als Kreuzbandriss. Der Rückraumspieler wird frühestens in der kommenden Saison wieder eingreifen können.
Obwohl Hörstes Vorsprung auf Brockhagen durch die Niederlage nur noch zwei Punkte beträgt, misst TuS-Trainer Lokman Direk der Partie am Freitag keine gestiegene Bedeutung bei. "Wir sind gut beraten, auf dem Teppich zu bleiben und nur auf uns zu schauen", warnte er. Der eigene 24:23-Erfolg in Everswinkel könnte nach seiner Einschätzung trotzdem genau zur richtigen Zeit gekommen sein. "Die Jungs haben jetzt hoffentlich kapiert, dass sie belohnt werden, wenn sie bereit sind zu kämpfen und sich in ein Spiel hineinzubeißen", sagte Direk.
Handy warnt vor Katastrophe
Von Silke Derkum
Versmold.
Zur Zeit wird im Versmolder Rathaus ein paar Mal am Tag Katastrophenalarm ausgelöst. »Giftgaswolke nach Brand einer Fabrik« oder »Eisregen« lauten die Meldungen. Doch keine Sorge, es handelt sich dabei nur um eine Simulation. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe testet derzeit eine Handyapp, die im Notfall warnen soll.Bürgermeister Michael Meyer-Hermann und sein Vertreter Hans-Jürgen Matthies gehören zu den 200 Testpersonen, die die App bereits auf ihren Smartphones und Tablets installiert haben und dem Bundesamt nach Ablauf der Pilotphase - für die Düsseldorf und der Kreis Gütersloh ausgewählt wurden - eine Rückmeldung geben sollen.
"Früher wurde durch Sirenen gewarnt, aber wer kennt heute noch die Bedeutung der verschiedenen Signale?", sagt Hans-Jürgen Matthies. Hinzu kommt, dass in den meisten Städten - anders als in Versmold - der Großteil der Sirenen aus Kostengründen abgebaut wurde. Deshalb werden Katastrophenwarnungen seit Jahren vornehmlich über TV und Radio verbreitet. Doch das setzt voraus, dass man sein Empfangsgerät eingeschaltet hat.
Das ist bei einem Handy in der Regel meistens der Fall. "Die App funktioniert wie die Weckfunktion am Smartphone", erklärt Michael Meyer-Hermann. Das bedeutet, sie warnt auch, wenn das Gerät auf lautlos geschaltet ist. Nun muss sich deshalb nicht jeder ein Smartphone zulegen. Aber das Bundesamt für Katastrophenschutz sieht die App als sinnvolle Ergänzung zu den bisherigen Warnsystemen.
Neu ist auch, dass die Warnungen über Unwetter, Hochwasser oder Sturmflut nicht mehr wie bisher nur von den Innenministerien von Bund und Ländern ausgehen. Die App soll auch von den Leitstellen der Städte und Kreise bedient werden. So bekommen nur diejenigen eine Warnung, die örtlich auch wirklich betroffen sind.
Wie diese Warnungen aussehen, das demonstrieren Matthies und Meyer-Hermann. Entweder wird auf einer Karte das betroffene Gebiet markiert oder man kann sich eine Liste aller Warnungen ansehen. Darin wird nicht nur mitgeteilt, was wo passiert, sondern es gibt auch detaillierte Handlungsempfehlungen, was zu tun ist, um sich und andere in Sicherheit zu bringen. Das kann vom Fensterverschließen bei Giftalarm reichen bis zur Evakuierung eines Wohngebietes bei einem Großbrand.
Wenn der Test erfolgreich verläuft, könnte die kostenlose App schon bald allen Bürgern zur Verfügung stehen. Wann es soweit ist, steht allerdings noch nicht fest. Im Moment sucht das Bundesamt für Katastrophenschutz erst mal einen griffigen Namen. Noch bis zum 27. Februar kann darüber abgestimmt werden: www.bbk.bund.de/app.
Protest ohne Sachkenntnis und Nachfrage
Borgholzhausen (anke).
Die Bielefelder Organisation »Move and resist« versteht sich als Aktionsplenum gegen Ausgrenzung und schreibt sich auf die Fahne, die Situation von Flüchtlingen und Asylbewerbern verbessern zu wollen. Im Internet hatte die Organisation jetzt zu einer Protestaktion in Borgholzhausen aufgerufen. Die Unterkünfte sollen angeblich feucht und schimmelig sein, das Sozialamt höre die Flüchtlinge aber nicht an, sondern setze auf Kontrolle und Einschüchterung, schrieb die Organisation. Schwere Vorwürfe, die die Stadt so nicht stehenlassen wollte.Vier Mitglieder der Organisation reisten am Montagmorgen in Borgholzhausen an. Einige Flüchtlinge waren ohnehin vor Ort, da sie immer montags ihr Geld aus dem Rathaus abholen. Auf die Frage der Presse, was den Einsatz der Organisation in Pium notwendig gemacht habe, antwortete die Sprecherin Lydia Stabel, dass sich einige Flüchtlinge über die Wohnsituation in Borgholzhausen beschwert hätten.
Auf gezielte Nachfrage gab sie an, dass es nur ein Flüchtling war, der sich an sie gewandt hatte. Das Gespräch mit der Stadt habe man nicht gesucht, so die Sprecherin weiter. Über die geplante Aktion informiert habe man sie ebenfalls nicht. Und die Unterkünfte begutachtet, die laut Protestaufruf "seit langem renovierungsbedürftig" sind? "Nein, die haben wir uns noch nicht angeschaut", gab sie zu.
Bürgermeister Klemens Keller und Fachbereichsleiter Eckhard Strob luden die Mitglieder der Organisation und auch die anwesenden Flüchtlinge in den Sitzungssaal ein. Keller sagte, dass die Stadt jederzeit zu Gesprächen bereit sei, sich aber keine Unwahrheiten unterstellen lasse. So stimme es nicht, dass wie behauptet, sieben Personen in einem kleinen Zimmer leben müssten.
Die Flüchtlinge lebten vielmehr in Gruppen in Wohneinheiten, die aus jeweils zwei Zimmern, einer Sanitär- und einer Kücheneinheit bestünden. Dass es hier und da mal zu Schimmelbildung komme, das sei schon vorgekommen, sagte Eckhard Strob. "Wir sind aber darauf angewiesen, dass uns das mitgeteilt wird", so Strob. In Kenntnis der Mängel würde man sie auch schnellstens beheben. Allerdings führe das Verhalten der Bewohner des Flüchtlingsheims, die nicht lüften und ihre Wäsche auf den Heizkörpern trocknen, immer wieder zu Problemen mit Schimmel.
Ein weiterer Kritikpunkt der Organisation war, dass den Flüchtlingen das Geld wöchentlich ausgezahlt werde. "Das machen wir seit Jahren so, damit wir in Kontakt mit den Menschen bleiben", sagte Keller. "Es interessiert uns, welche Menschen hier bei uns leben und was für Sorgen sie haben", fügte der Bürgermeister hinzu. Die Zahlungsweise sei aber nicht in Stein gemeißelt und könne geändert werden, wenn der Wunsch bestehe. Eine Abstimmung im Rathaussaal ergab schließlich, dass die meisten der 20 anwesenden Flüchtlinge für eine monatliche Zahlungsweise waren. "Dann werden wir unsere bisherige Praxis auch nicht aufrecht halten", sagte Strob.
Klemens Keller betonte, dass er sehr überrascht über die Aktion gewesen sei, weil bisher keiner der Vorwürfe aus dem Protestschreiben an ihn oder die Mitarbeiter des Sozialamtes herangetragen worden sei. "Wenn Sie Probleme haben, sprechen Sie mit uns", sagte er. Man würde alles Menschenmögliche tun, um den Bedürfnissen der Asylbewerber gerecht zu werden.
Daraufhin meldete sich Hans-Werner Elbracht, Kreistagsabgeordneter der Linken und Mitglied der Organisation »Move and resist«, zu Wort und sagte, dass es untragbar sei, dass sich die, die "auf dem Geld sitzen" als Ansprechpartner anbieten würden. "Es ist arm, dass Borgholzhausen nicht in der Lage ist, einen Betreuer für die Flüchtlinge einzustellen, so wie das in Steinhagen der Fall ist", sagte er. Keller hielt ihm entgegen, dass Borgholzhausen nur 8 700 Einwohner statt 21 000 hätte, also eine sehr kleine Stadt sei. Es gebe hier aber neben den Mitarbeitern der Verwaltung ganz viele weitere Menschen, die sich ehrenamtlich für die Flüchtlinge engagieren.
Ina Hirch vom Familienzentrum berichtete von den Angeboten, die allein das Familienzentrum mit seinen ehrenamtlichen Mitarbeitern für die Flüchtlinge mache. Angefangen von Fahrdiensten bis hin zu Sprachunterricht in Kitas und Schulen und wöchentliche Sprachtreffs für Erwachsene. Sie betonte, dass ganz viele Menschen sich unbezahlt und mit viel Herzblut um die Flüchtlinge kümmern würden. "Ich erlebe die Stadt Borgholzhausen, aber eben auch die Menschen in Borgholzhausen, den Flüchtlingen gegenüber als sehr kooperativ und engagiert", sagte Ina Hirch.
In der anschließenden Diskussion mit den Flüchtlingen sagte einer der Asylbewerber, dass es schwer auszuhalten sei, nicht arbeiten zu können und den Tag nur mit Schlafen und Essen verbringen zu müssen. Seine Äußerung, dass so ein Leben nicht menschenwürdig sei, übersetzte Lydia Stabel mit großer schöpferischer Freiheit unglücklicherweise in "Wir leben hier wie die Tiere", was bei Klemens Keller aufgrund der fehlenden Sachlichkeit auf Unmut stieß. Dag Brüggeshemke, Mitarbeiter des Sozialamtes, bestätigte, dass viele Asylbewerber über Jahre in Übergangsheimen "festhängen", bevor endlich eine Entscheidung über Gehen oder Bleiben getroffen werde. "Das sind aber Dinge, an denen wir als Stadt nichts ändern können", so Dag Brüggeshemke.
Der Baummarder ist wieder da
Ein Pfeil für den Schwarzbären
"Kindheit hat sich verändert" - Schule spürt das
Wo Steinhagener wohnen wollen
Steinhagen. Bei Immobilienpreisen gelten angeblich nur drei Faktoren: Lage, Lage und Lage - das bestätigt auch die Steinhagener Maklerin Heidi Milberg. Was eine gute Lage in Steinhagen kostet, lässt sich mit Hilfe der Bodenrichtwerte ablesen. Und da zeigt sich, am beliebtesten ist die Siedlung zwischen Queller und Brockhagener Straße. Aber auch in den anderen Bereichen entwickelt sich die Gemeinde positiv.
"Steinhagen wird immer mehr zur Schlafstadt von Bielefeld", sagt Heidi Milberg, Maklerin von AFIB-Immobilien am Kirchplatz. Sie kennt die Entwicklungen der vergangenen Jahre und bestätigt, dass die Gemeinde allgemein einen positiven Preistrend zeigt. "Steinhagen wird immer beliebter." Ähnliches gelte auch für Werther. In Halle litten die Immobilienpreise hingegen schon immer unter der B 68. Auch Brockhagen schätzt Milberg positiv ein. "Dort könnte es in den kommenden Jahren tendenziell nach oben gehen", sagt die Maklerin. "Brockhagen wird durch die A 33 eine gute Anbindung haben, wird allerdings sonst nicht belastet. Außerdem gibt es dort noch die gute kleine Nahversorgung." Aus Immobilienmaklersicht sind also die Grundlagen gegeben. Allerdings, das betont Milberg auch, ist es unmöglich, die Entscheidungen von Interessenten vorauszusehen. "Prognosen sind immer Spekulation." Anhand der offiziellen Bodenrichtwerte lassen sich aber zumindest über die Interessen der Bau- und Kaufwilligen der vergangenen Jahre eindeutige Aussagen treffen. Grundlagen dafür sind die Preise für getätigte Verkäufe der vergangenen Jahre. Beim Blick auf die Bodenrichtwerte-Übersicht von Steinhagen zeigt sich schnell, südlich von Jibi und Hagebaumarkt werden die höchsten Preise bezahlt. Ein Quadratmeter Baugrundstück brachte hier rund 170 Euro. "Die Gegend entspricht den Ansprüchen verschiedener Interessenten, und wenn viele das Selbe wollen, wird das Angebot knapp", erklärt Milberg. "Das ist Marktwirtschaft." Teurer ist in Steinhagen laut der Richtwerte nur der Bereich um Kirch- und Marktplatz, der fällt allerdings mangels Bewegung fast aus dem eigentlichen Immobilienmarkt heraus. Toplagen sind auch die letzten Reihen der Siedlungen zwischen Hilterweg und Patthorst mit Blick auf Wiesen und Wald. Im Gegensatz dazu liegen die Quadratmeterpreise in den vielgeschossigen (Sozial)-Siedlungen nahe dem Schulzentrum unter 100 Euro. "Abhängig von Bevölkerungsstruktur und möglichen sozialen Brennpunkten gehen die Preise einfach nach unten", sagt Milberg. Ein ebensolcher Preisdrücker seien natürlich auch große Straßen, insbesondere Autobahnen. "Solange sie noch nicht da ist, schädigt die A 33 entlang der Trasse die Preise", sagt die Maklerin. Wenn die Autos aber erst einmal rollen, könne das ganz anders aussehen. "Dann sieht man, wie es wirklich ist. Vielleicht sind die Grundstücke direkt am Wall mit viel Grün sehr schön. Und vielleicht wirkt sich der Lärm weiter hinten viel schlimmer aus. Im Moment sind es die Ängste, die dort die Preise negativ beeinflussen." Emotionen seien sowieso grundlegend für das Immobiliengeschäft. "Die »persönliche Lage« jedes Einzelnen ist ganz individuell. Zum Beispiel war die Rote Erde lange ein rotes Tuch, tatsächlich kann man dort aber sehr schön ruhig wohnen." Amshausen, Rote Erde und Heimchen leiden preistechnisch - ebenso wie Halle - unter der Bundesstraße. Grundstücke nah an der B 68 bringen nur 90 Euro pro Quadratmeter, etwas weiter ab sind es immerhin bis zu 130 Euro. Sollte sich der Verkehr auf der B 68 im Zuge der A 33 reduzieren, ist dort mit steigenden Preisen zu rechnen. Auch die Bodenrichtwerte von Brockhagen liegen, weil es dörflicher ist, niedriger als im Steinhagener Ortskern. Zwischen 110 und 130 Euro pro Quadratmeter werden hier erzielt. Die Bodenrichtwerte lassen sich im Internet auf den Seiten des Gutachterausschusses nachschlagen.FuN-Zeit ist gelebte Familienzeit
Erinnerungen an den Absturz des Kampfjets
Von Uwe Pollmeier
Versmold-Hesselteich. "So matschig war es damals nicht. Da war alles gefroren", erinnert sich Heinz-Hermann Hartmann, als er über die nasse Wiese geht. Damals, am 18. Februar 1985, spazierte er nicht in Gummistiefeln über das Grün, sondern hastete als Feuerwehrmann die 100 Meter von der Oesterweger Straße bis zur Mitte der Wiese am Hesselteicher Ortsrand. Vor ihm ein Trümmerfeld und ein qualmender Starfighter der Bundeswehr, der sich tief in den Boden gebohrt hatte. Dieser war, wie kurz darauf bekannt wurde, im Luftraum über Halle mit einem britischen Harrier kollidiert. Der Bundeswehrpilot überlebte, der britische Pilot starb, als er seinen Flieger in den Wald am Bad Laerer Blomberg lenkte.
"Die Spuren der Absturzstelle erstreckten sich über eine Fläche von drei Hektar", sagt Hartmann. Der Hesselteicher war nicht nur als Feuerwehrmann in den Absturz involviert, sondern als Pächter der angrenzenden Wiese direkt betroffen. Kurz nach dem Absturz wurde klar, dass sich der einzige Insasse des Fliegers, der damalige Bundeswehrleutnant Ralf Gorath (siehe nebenstehenden Infokasten) zuvor mit dem Schleudersitz gerettet hatte und somit auf Hesselteicher Gebiet niemand zu Schaden gekommen war.
"Der ist mit seinem Fallschirm nahe der Wiesenschänke in Hörste gelandet", erinnert sich Wilfried Boschulte, Pächter der Wiese, auf der sich der Rumpf des Starfighters in den Boden gebohrt hatte. "Der steckte in einem vier Meter tiefen Loch", sagt Boschulte, der gerade von einem Arztbesuch zurückkam und die Absturzstelle kurz nach dem Crash um kurz nach elf Uhr am bitterkalten, aber sonnigen Rosenmontag 1985 passierte. "Nach dem Absturz sperrte die Bundeswehr das gesamte Gelände weiträumig ab. Ich konnte erst nach vier Tagen wieder meine Wiese betreten." Zwar habe die Bundeswehr den Großteil der Trümmerteile beseitigt, jedoch habe er selbst auch noch zwei Müllsäcke voll eingesammelt.
Grundstücksnachbar Hartmann wählte hingegen die bequeme Variante und pflügte sein Areal einfach um. "Ich konnte nicht verantworten, dass meine Kühe Metallteile schlucken und verenden." Und somit schlummern heute noch kleine Metallreste tief im Untergrund. Beide Landwirte erhielten von der Bundeswehr eine finanzielle Entschädigung.
HK-Redaktionsleiter Herbert Gontek, der damals über den Absturz berichtete, erinnert sich noch gut an das Unglück vor 30 Jahren: "Ich sah von Borgholzhausen aus das tieffliegende Flugzeug, als plötzlich jemand oben herausschoss." Blitzschnell fuhr er nach Hesselteich und traf noch vor der Feuerwehr an der Absturzstelle ein. "Das war schon etwas gefährlich, weil ich ja nicht wusste, ob der Flieger bewaffnet war", sagt Gontek. Wie sich später herausstellte, handelte es sich bei den an den Tragflächen montierten Raketen aber nur um Attrappen. "Überall lagen Trümmerteile, die bis zu 100 Bundeswehrsoldaten drei Tage lang einsammelten."
Ebenfalls schnell vor Ort war Hans-Jürgen Matthies, heutiger Fachbereichsleiter bei der Stadt
Versmold.
"Man sah kaum etwas von der Maschine, so tief saß die im Boden." Man selbst habe als Stadt wenig Arbeit damit gehabt, da die Bundeswehr alles geregelt habe.13 Tonne Geflügelfett landet im Graben
Ein Dissener Spezialunternehmen versuchte zunächst, den Lastzug samt Ladung zu bergen. Doch erst nachdem das Geflügelfett abgeladen worden war, konnte der Lastzug aus dem Graben gezogen und abgeschleppt werden.
Notstraße durch den Tatenhausener Wald
von Herbert Gontek
Halle.
Die alte Brücke des Postweges in Halle über die Westumgehung wird am Sonntag, 29. März, ab 5 Uhr abgebrochen. Das erfuhr das Haller Kreisblatt gestern am Rande seiner Recherche zum Bau einer Notstraße durch den Tatenhausener Wald. Hier wird seit Montag der Ersatzweg gebaut, um den Hof und die Schlosserei Schaeper und die weiteren dort liegenden Anlieger zu erreichen."Die Brücke wird nicht gesprengt, sondern mit hydraulischen Scheren von Spezialbaggern zerstört", sagte gestern Sven Johanning von der Pressestelle von Straßen NRW auf Anfrage des Haller Kreisblattes. Die Arbeiten werden am Sonntag, 29. März, beginnen und sollen an diesem Tag auch bereits abgeschlossen werden. In der Folge wird der gesamte Straßenverkehr wieder über die Bundesstraße 68 geleitet. An dieser Stelle wird die größte der vier Grünbrücken zwischen Halle und Borgholzhausen entstehen. Die Brücke wird eine Breite von bis zu 70 Metern haben.
Seit Montag wird eine Notstraße zum Hof Schaeper gebaut. Sie ist etwa 400 Meter lang und beginnt am Wanderparkplatz an der Kreuzung Umgehungsstraße/Alleestraße. Von da aus wird der rechts parallel zum Laibach verlaufende Waldweg mit Schotter befestigt. Am Rampenfuß zur jetzigen Auffahrt der Postwegbrücke überquert der neue Weg in der Furt des Laibaches mit einer provisorischen Brücke das Gewässer. Am Fuß der Brückenrampe entlang wird der Weg wieder auf den Postweg geführt, bis sich beide Trassen höhengleich treffen. In die Notweg-Trasse sind Spezialfolien eingelassen worden, damit nach Abschluss der Bauarbeiten die eingebrachten Schottersteine wieder restefrei entfernt werden können. Auch die Rohrbrücke durch den Laibach wird zurückgebaut.
Die Bauarbeiten für die neue Grünbrücke über A 33 und L 782 sind mit eineinhalb Jahren angesetzt und wären danach Ende 2016 abgeschlossen.
"Die Chancen stehen 50:50"
Collagetechnik als Bindeglied
Borgholzhausen (DHS).
Oliver Prehl kam eher zufällig zur Collage als eigener Kunstform. "Ich habe zwei Jahre lang Collagen als Impulse für meine Ölbilder angefertigt und erst später gemerkt, dass sie einen eigenen Wert haben", so der 35-Jährige ausBielefeld.
Gemeinsam mit Jörg Spätig gestaltet er ab Sonntag, 8. März, eine Ausstellung im Rathaus von Borgholzhausen, die vom Kulturverein organisiert wird.Fasziniert ist Prehl von professionellen Fotos aus den 50er, 60er und frühen 70er Jahren. "Die Leute wirken alle so happy", sagt der Grafikdesigner. Deshalb durchstöbert er Antiquariate und Flohmärkte auf der Suche nach möglichst großformatigen Bildbänden aus dieser Zeit. Über 50 Bücher, "vom Tierleben über Technik bis hin zu US-Warenhauskatalogen", hat der Bielefelder bereits angekauft.
Prehl durchbricht bei seinen Collagen die häufig abgebildete Idylle und setzt Protagonisten der alten Fotos in einen neuen Kontext. Seine Kunst lehne sich an den Surrealismus an und beziehe ihre Spannung aus dem Gegensatz in den Collagen. Ganz anders verhält es sich bei den großformatigen Ölgemälden des 35-Jährigen. "Hier gehe ich 200 Jahre zurück in den Barock und verweise in Details auf das Hier und Jetzt."
Jörg Spätig - seit wenigen Tagen offiziell ein Bürger von Borgholzhausen - ist bereits 16 Jahre als freischaffender Künstler tätig und arbeitet seit viereinhalb Jahren in der Lebkuchenstadt. Bei seinen Skulpturen steht "der Mensch in seinen Metamorphosen im Mittelpunkt". Den 44-Jährigen interessieren besonders außergewöhnliche Zustände, in die jeder Mensch im Leben kommt. "Ich habe immer Mythologien im Hintergrund als Deutungsmöglichkeiten für Schlüsselsituationen im Leben."
Gemeinsam ist den Künstlern die Technik der Collage. "Ich zerstöre vorhandene Dinge und setze sie neu zusammen", erläutert Spätig seinen Umgang mit dem Material und sein Herangehen an den künstlerischen Prozess. Während nur einige seiner Skulpturen in der Werkschau Collagen sind, zeigt Oliver Prehl nur wenige Ölbilder und zahlreiche Collagen.
"Wir werden versuchen, aus der technischen Gemeinsamkeit einen Spannungsbogen aufzubauen", haben sich beide Künstler vorgenommen. Joseph Schräder freut sich über diesen eher zufälligen Effekt, der die Ausstellung aus seiner Sicht noch spannender macht. Für den Kulturverein Borgholzhausen lädt er alle Interessierten für den 8. März ab 11.15 Uhr zur Vernissage ein.
Entscheidung zu Flüchtlingsunterkünften
Steinhagen (fja).
Der Gemeinderat hat gestern Abend beschlossen, das Mehrfamilienhaus an der Straße An der Jüpke 13 zu kaufen, damit hier Flüchtlinge einziehen können. Außerdem sollen die noch zu bauenden fünf Doppelhäuser an der Bahnhofstraße zunächst für die Dauer von einem Jahr gemietet werden, um auch hier Flüchtlinge unterzubringen.Mit der Entscheidung von gestern Abend eröffnet sich die Gemeinde mehrere Optionen und ist somit für die Zuweisung weiterer Asylbewerber gewappnet. Das Mehrfamilienhaus An der Jüpke steht überwiegend leer. Nach Auskunft von Bürgermeister Klaus Besser sind lediglich zwei Einheiten bewohnt. Insgesamt bietet das Gebäude Platz für bis zu 60 Bewohner. In den Doppelhäusern an der Bahnhofstraße, die noch gebaut werden müssen, können bis zu 64 Flüchtlinge untergebracht werden.
Weiter beschloss der Gemeinderat, mit den Eigentümern folgender Immobilien über einen Kauf zu verhandeln: ein Zweifamilienhaus an der Falkenstraße, das Platz für zehn Personen bietet, eine Immobilie an der Riegestraße in Brockhagen für 60 bis 70 Menschen sowie ein Dreifamilienhaus am Bahndamm mit Raum für 20 Personen. "Natürlich werden wir nicht alle Objekte benötigen. Ob und welche Häuser wir kaufen, hängt von den Verhandlungsergebnissen ab", so Bürgermeister Klaus Besser.
"Mit dem heutigen Beschluss haben wir die Standards für eine menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen in
Steinhagen gesetzt", zeigte sich Ina Bolte (SPD)
zufrieden. Herbert Mikoteit (CDU) forderte in Bezug auf die fünf Doppelhäuser an der Bahnhofstraße, dass die Erschließung der Gebäude möglichst über die Bahnhofstraße erfolgen soll. "Damit sind größere Gärten möglich und mehr Abstand zur bestehenden Bebauung", so Mikoteit.Grünensprecher Detlef Gohr appellierte an die Verwaltung, trotz der Entscheidung weiterhin Wohnungsangebote für Flüchtlinge im Blick zu behalten. Silke Wehmeier (FDP) erinnerte daran, dass eine möglichst dezentrale Unterbringung das Ziel sein sollte.
Nölke entlässt 150 Mitarbeiter
Versmold. Rund 150 Nölke-Mitarbeiter werden voraussichtlich Ende August ihren Job verlieren. Heute Mittag soll es nach HK-Informationen um 13.30 Uhr eine Belegschaftsversammlung an der Ziegeleistraße geben, auf der die Geschäftsleitung die Einzelheiten verkünden will. Die Kündigungen sollen direkt im Anschluss daran rausgehen und bis spätestens Samstag in den Briefkästen der Betroffenen liegen. Vor allem die Verwaltung und die Kommissionierung werden - neben dem Menzefricke-Werk - den Maßnahmen zum Opfer fallen.
Genau zehn Wochen ist es her, dass den etwa 350 verbliebenen Nölke-Mitarbeitern die Übernahme durch die Zur-Mühlen-Gruppe und deren Eigentümer Clemens Tönnies verkündet wurde. Bei den Verkaufsverhandlungen habe man das Beste für die Mitarbeiter herausgeholt, zunächst würden alle übernommen, hatte der bisherige Gesellschafter Frank Nölke der Belegschaft am 18. Dezember verkündet. Nun scheinen die neuen Eigentümer den Neuzugang der nunmehr zehn Unternehmen umfassenden Zur-Mühlen-Gruppe genauer unter die Lupe genommen und Entscheidungen getroffen zu haben. Demnach wird man in Zukunft nicht nur - wie vergangenen Freitag berichtet - auf das in die Jahre gekommene Werk Menzefricke (60 bis 70 Mitarbeiter) verzichten, sondern auch die Verwaltung dezimieren sowie die Kommissionierung in andere Hände legen. Nach HK-Informationen wissen viele der Betroffenen bereits inoffiziell seit Anfang der Woche über ihre Kündigung Bescheid. Dabei soll nicht abteilungsweise vorgegangen werden, sondern die Kündigungen werden nach Sozialplan erfolgen. Nicht verzichten will die neue Geschäftsleitung offenbar auf die Verpackungsabteilung sowie die Brühwurstproduktion. In letzterer wird der größte Teil der Gutfried-Produkte hergestellt. Die Marke ist nicht nur über Jahrzehnte das Flaggschiff des Unternehmens, sondern soll - so wird es von verschiedenen Stellen kolportiert - auch ein gewichtiger Grund sein, warum sich der Rhedaer Schlachtunternehmer Clemens Tönnies die Heinrich Nölke GmbH gesichert habe. Letztlich sei es vornehmlich um die Gutfried-Markenrechte gegangen, heißt es in der Gerüchteküche. Wie die Zukunft der Rohwurstproduktion, der Räucherkammer sowie der Soßenfondsproduktion aussieht, ist derweil noch nicht öffentlich bekannt. Alle drei Abteilungen befinden sich im Werk Menzefricke, in dem neben den Menzefricke-Salamis auch die Geflügelsalamis von Gutfried hergestellt werden. "Die Schließung des Werkes muss aber nicht das Aus für diese Produkte bedeuten", sagt ein Insider dem HK. Dafür habe die Wurstmarke Menzefricke noch einen zu hohen Bekanntheitsgrad. Für die zu kündigenden Mitarbeiter spielen diese Überlegungen keine Rolle mehr. Sie haben die Option, ihre sechsmonatige Kündigungsfrist abzuwarten oder in eine Transfergesellschaft zu wechseln, über die sie ein Jahr lang noch einen Teil ihres Gehalts bekommen. Wer zukünftig die bislang von Verwaltung und Kommissionierung ausgeführten Arbeiten übernimmt, darüber lässt sich nur spekulieren. Der Großteil der Verwaltungsarbeiten könne sicherlich über die zentrale Verwaltung der Zur-Mühlen-Gruppe abgewickelt werden, heißt es. Für die Kommissionierung kursieren zwei Varianten. Zum einen sei es möglich, dass die gesamte Abteilung ausgelagert und die Kommissionierung unter dem Dach eines anderen Unternehmen stattfinde. Variante zwei könnte den Abschluss eines Werkvertrags vorsehen, bei dem die Mitarbeiter eines Subunternehmers in den Nölke-Hallen - zu deutlich günstigeren Konditionen - die Kommissionierung übernehmen.Von "große Klasse" bis "zu teuer"
Von Anja Hanneforth
Werther. 20 Menschen, 20 Meinungen: Sie trafen am Dienstagabend im Planungsausschuss aufeinander. Es ging um die Umgestaltung des Gartens hinter dem Haus Werther. Während viele Politiker die Pläne von Landschaftsarchitektin Claudia Ermshausen toll fanden, sie "große Klasse" nannten und als "schlüssiges Konzept" und "schöne Aufwertung" bezeichneten, waren andere skeptisch bis ablehnend. Sie beklagten den Nutzen für die Bürger oder wollten das Geld - veranschlagt sind 30 000 Euro - lieber an anderer Stelle verwendet wissen. Am Ende einigten sie sich auf einen Kompromiss: Die Politiker nehmen das Thema noch einmal in ihre Fraktionen und die Verwaltung macht sich noch einmal mit der Landschaftsarchitektin Gedanken. Passieren wird am Haus Werther dennoch etwas: Die völlig verschlammte Gräfte wird im Frühjahr ausgebaggert.
Bis vor wenigen Monaten war der Garten hinter dem Haus Werther den wenigsten Bürgern präsent. Kein Wunder. Er verschwand hinter hohen Bäumen und Sträuchern und niemand sah, welches Kleinod sich dahinter verbarg. Doch mit dem Fällen einer Reihe von Bäumen und der Sanierung der Fassade treten nun die Möglichkeiten zu Tage, den kleinen Garten mehr als bisher der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Claudia Ermshausen hat erarbeitet, wie:
Symmetrisch zum Säulenvorbau des Gebäudes soll ein Rondell entstehen mit einer Staudenrabatte in der Mitte, einem Gehweg drumherum und einem weiteren Beet als Einfassung. Als Grenze zu den gegenüberliegenden Grundstücken hinter der Gräfte könnte eine Buchenhecke mit Kastenhochstämmen dienen. Davor eine Bank, genau wie noch andere Sitzgelegenheiten auf dem Grundstück verteilt werden sollen. Auf lange Sicht hin könnte man im nahezu rechten Winkel zu Garten und Haus eine Brücke über die Gräfte bauen, die den Weg freigibt zum Grünzug Mühlenwiese. Dafür, das wurde allerdings unmissverständlich deutlich, fehlt derzeit das Geld.
Das wollen einige Politiker somit auch nicht für die Gestaltung des Gartens ausgeben. Mit fehlender Brücke hätte der gar keine Legitimation, argumentierte Uwe Gehring (UWG), da kaum ein Bürger den Weg hinten herum in den Garten fände. Und das Geld nur für die Paare in die Hand zu nehmen, die im Haus
Werther heirateten, stünde in keinem Verhältnis. Karl-Hermann Grohnert (CDU)
hielt es für sinnvoller, an dieser Stelle eine Boule-Bahn oder ein Freilandschachbrett zu installieren. Und Jürgen Wächter (Grüne) forderte, erst einmal anhand alter Bilder und Pläne herauszufinden, wie der Garten früher einmal ausgesehen haben mag. Auch die 30 Quadratmeter zusätzlich zu pflegender Hecken und Beete, was natürlich mit Kosten verbunden ist, machten den Skeptikern Sorgen.Dem gegenüber standen die Argumente der Befürworter: Ein schmucker Garten sei sinnvoll angelegtes Geld und könne von vielen genutzt werden: von Wanderern auf dem Böckstiegelpfad, Besuchern der Bibliothek und überhaupt allen, die ein schönes Fleckchen zu schätzen wüssten. Am Ende wurde die Entscheidung bis zur nächsten Sitzung des Planungsausschusses vertagt.
Nicht vertagt wurde hingegen das Vorhaben, die völlig verschlammte Gräfte ums Haus Werther auszubaggern. Die 38 000 Euro teure Maßnahme soll noch in diesem Frühjahr über die Bühne gehen. "Am sinnvollsten in einem Rutsch mit der Gartengestaltung", sagte Umweltbeauftragter Werner Schröder.
Doppelmord-Prozess: 14 Jahre Haft
Versmold/Bielefeld (sim).
Im Doppelmordprozess amBielefelder Landgericht ist am heutigen Donnerstag um kurz nach 14 Uhr das Urteil gesprochen worden. Der 29-jährige Angeklagte wurde zu 14 Jahren Haft verurteilt.
Die X. Große Strafkammer des Landgerichts unter Vorsitz von Richterin Jutta Albert hielt den gebürtigen Versmolder für schuldig, an Heiligabend 2013 ein Gütersloher Geschwisterpaar in dessen Haus getötet zu haben. Die 74-jährige Helgard G. und ihr Bruder Hartmut S (77) gehörten zum Bekanntenkreis des inzwischen in Verl lebenden jungen Mannes.
Dieser hatte sich von Beginn des Prozesses an stets als "schuldfrei" bezeichnet. Seine Verteidiger hatten deshalb Freispruch gefordert. Staatsanwalt Christoph Mackel hatte hingegen eine lebenslange Haftstrafe mit der Feststellung der besonderen Schwere der Schuld beantragt. Dabei stützte sich die Anklage ausschließlich auf Indizien.
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