Quantcast
Channel: Haller Kreisblatt
Viewing all 3262 articles
Browse latest View live

Kleines Dreieck, große Debatte

$
0
0
Von Marc Uthmann Halle. Eigentlich geht es doch nur um ein kleines Dreieck. Wobei es im Auge des Betrachters liegt, ob sechs Hektar nun wirklich klein sind. In Relation zu den bestehenden 35 Hektar des Ravenna-Parks sind sie das wohl. Der Haller Stadtrat machte am Mittwochabend den Weg frei für den Antrag auf Erweiterung des Interkommunalen Gewerbegebietes um genau diese Fläche. Und die Politik nutzte die Bühne für eine Grundsatzdebatte über Halles gewerbliche Entwicklung - womit besagtes Dreieck in seiner gefühlten Bedeutung plötzlich mächtig wuchs. Es war an Jochen Stoppenbrink von den Grünen, den Ring freizugeben: "Wir werden diesem Antrag bei der Bezirksregierung nicht zustimmen", sagte der Fraktionsvorsitzende. "Wir sollten zunächst die kreisweite Planung für weitere Gewerbeansiedlungen abwarten. Was den Flächenverbrauch angeht, haben wir in Halle eine Grenze erreicht." Dem mochte sich Wolfgang Bölling für die SPD nicht anschließen: "Der Ravenna-Park ist für diese Stadt eine Erfolgsgeschichte. Es macht Sinn, diesen Zipfel zu entwickeln." Doch für die weitere Zukunft empfahl Bölling den Tritt auf die Bremse: "Wir sollten künftig zwei Schritte langsamer gehen." Unabhängig davon seien die weitere Entwicklung bei Storck oder unterhalb der B 68 - zum Beispiel bei Koyo - natürlich wichtig. Mit Blick auf das Gewerbe- und Industrieflächenkonzept, das die Stadt Halle in Auftrag gegeben hat, mahnte der SPD-Sprecher allerdings Tempo an: "Wir sollten bis Sommer erste Ergebnisse vorliegen haben. Denn schließlich müssen ja auch noch die kreisweiten Konzeptionen in die Überlegungen, die wir anstellen, mit einfließen." Und dann brachte der erfahrene sozialdemokratische Stratege noch einen ganz neuen Blickwinkel in die Debatte ein: "Wir könnten uns durchaus vorstellen, dass sich die Stadt Halle anderswo auf Kreisgebiet an Kooperationsprojekten beteiligt." Die Vertreter der CDU lehnten sich mit Blick auf den Vorschlag auch verbal genüsslich zurück: "Die Erweiterung an dieser Stelle ist logisch", sagte ihr Sprecher Hendrik Schaefer. Sicher gebe es den Abwägungsprozess zwischen Flächenverbrauch und gewerblicher Entwicklung. "Aber wir müssen die sich bietenden Gelegenheiten beim Schopfe packen, um in Halle Arbeitsplätze zu schaffen." An dieser Stellungnahme galoppierte Klaus-Peter Kunze von der FDP auf der Überholspur vorbei: "Ich warne davor, mit der Ausweisung von Gewerbeflächen abzuwarten - denn die Vorgaben der Landespolitik werden immer restriktiver." Dort, wo Halle jetzt stehe, dürfe nicht Schluss sein. "Die Entwicklung muss jetzt auch kontinuierlich fortgesetzt werden." Als an dieser Stelle klare Fronten abgesteckt waren, nahm die Debatte inhaltlich an Schärfe zu. Denn Kunzes Vorpreschen mochte Jochen Stoppenbrink von den Grünen so nicht stehen lassen: "Wir müssen weg von Kirchturmdenken in der Gewerbeentwicklung und hin zu interkommunalen Projekten." Eine Aussage, von der sich Halles Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann auf den Schlips getreten fühlte: "Kirchturmdenken praktizieren wir in Halle nicht. Es passiert bei uns nur gerade sehr viel. Diese Vorwürfe werden immer wieder mal von anderen Kommunen ins Spiel gebracht - aber sie stimmen nicht." In der Abstimmung blieb es bei fünf Nein-Stimmen der Grünen und einer Enthaltung. Die Stadt Halle wird also den Antrag auf Erweiterung des Ravenna-Parks um sechs Hektar stellen. Doch stand im Moment, als der Beschluss fiel, bereits fest: Er war nur der Auftakt zu einem Prozess, an dessen Ende die Haller Politik Farbe bekennen muss. Und so weist das kleine Dreieck weit in die wirtschaftliche Zukunft der Lindenstadt. KOMMENTAR SPD sucht ihre Position VON MARC UTHMANN Während im Bermuda-Dreieck der Legende nach Dinge spurlos verschwinden, fördert das ominöse Dreieck im Ravenna-Park einige Haltungen ans Tageslicht. CDU und FDP sehen sich voll auf Kurs der Verwaltung. Das zeigte sich, als der christdemokratische Sprecher Hendrik Schaefer fast eins zu eins die Rede von SPD-Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann zum Richtfest bei Gerry Weber übernahm. Er warb um Verständnis für die Situation in Halle , wo sich gewerblich derzeit nun mal einiges tue. Mit solchen Bitten hielt sich Klaus-Peter Kunze (FDP) nicht auf, er gab den Wirtschaftsliberalen: mehr Gewerbe, möglichst schnell, keine Grenzen der Entwicklung. Über solche Positionen lässt sich trefflich streiten – immerhin sind sie klar formuliert. Gleiches lässt sich von der Gegenseite sagen – auch wenn sie derzeit nur von den Grünen besetzt wird. Sie sehen die Grenzen des Flächenverbrauchs erreicht und haben das mit ihrer Ablehnung klar dokumentiert. Punkt.
Und die SPD? Befindet sich offenbar in so schwieriger Lage, dass sich Sprecher Wolfgang Bölling auf das Taktieren verlegt: Ja zum Dreieck, Ja zu Storck, Ja zum Gewerbe unterhalb der B?68. Aber alles andere möge doch bitte einen Schritt langsamer erfolgen – oder gar in anderen Städten? Da will sich jemand alle Optionen offen halten und hat seine endgültige Position noch nicht gefunden.
Die Bürgermeisterin geht derweil in die Defensive. Und das ohne Not. Der vom Grünen Jochen Stoppenbrink ins Spiel gebrachte Begriff „Kirchturmdenken“ ließ sie gleich zu einer Rechtfertigungsrede ansetzen, nach dem Motto: Das werfen uns nur die anderen vor. Vielleicht sollte Anne Rodenbrock-Wesselmann offensiver zu ihrer Politik stehen – so wie es ihr allgemeiner Vertreter Jürgen Keil tut.

Weg mit dem Müll

$
0
0

Von Anja Hanneforth

Werther. Ja, ein bisschen weniger sei es in den vergangenen Jahren geworden. Aber auf die Müllsammelaktion verzichten? "Das können wir nicht", sind sich Simone Marquardt vom Umweltbüro der Stadt und Peter Michalke vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND)
einig. Und so laden sie am Samstag, 21. März, zum inzwischen 16. Großreinemachen nach Werther ein. Los gehts um 9.30 Uhr auf dem Bauhof an der Blumenstraße.

Dass es jedes Jahr aufs Neue nötig wird, Straßengräben, öffentliche Grünflächen, Waldränder und Spielplätze nach Müll abzusuchen, stimmt Simone Marquardt und Peter Michalke traurig. Achtlos würden noch immer große Mengen in die Gegend geworfen. Meist Verpackungen und andere Plastikabfälle, aber auch Flaschen, Dosen und manchmal so große Objekte wie Fernseher, ausgediente Elektrogeräte oder sogar ganze Sofas.

Zweieinhalb Tonnen wären im vergangenen Jahr zusammengekommen, bilanziert Simone Marquardt. Von einer ähnlichen Summe geht sie auch in diesem Jahr aus. Ins Leben gerufen worden war die Aktion im Jahr 2000 vom damaligen Arbeitskreis Natur und Umwelt. Der hatte sich an Städten wie Borgholzhausen ein Beispiel genommen, wo es die Aktion bereits gab. Sofort davon angetan, stellten sich Stadt und BUND als Veranstalter zur Verfügung.

Und freuen sich, dass auch im 16. Jahr im Vorfeld der Aktion die Gesamtschule, die Grundschule und der Waldkindergarten ihre Teilnahme angekündigt haben. Sie werden einige Tage zuvor die Gegend um ihre Einrichtungen herum vom Müll befreien. Am Tag selbst gehen die Jugendfeuerwehr, die Landjugend, der Heimatverein Häger, die Brieftaubenzüchter, der Gesangverein und eine Reihe von Einzelpersonen, die schon seit Jahren fest zum Team der Sammler gehören, mit gutem Beispiel voran.

"Alle zusammengerechnet waren wir im vergangenen Jahr 337 Helfer", freut sich Simone Marquardt über die stattliche Zahl. Und hofft, dass auch im März die Beteiligung ähnlich erfreulich ausfällt.

Wer schon jetzt weiß, dass er mitmacht, sollte sich im Rathaus bei Simone Marquardt unter ` (0 52 03) 705-65 oder unter simone.marquardt@gt-net.de anmelden. Dann kann sie damit beginnen, Werther in verschiedene Bezirke aufzuteilen und festzulegen, wer wo sammelt.

"Klar, dass der Heimatverein Häger in Häger sammelt", sagt die Mitarbeiterin des Umweltbüros. Auch andere Vereine, Nachbarschaften oder Familien, die gern in ihrem Wohnumfeld aktiv werden möchten, könnten dies selbstverständlich tun. Wer am 21. März lieber spontan und nach Wetterlage entscheiden möchte, ob er am Großreinemachen teilnimmt, hat natürlich ebenfalls die Möglichkeit dazu.

"Um 9.30 Uhr treffen sich die Helfer, die nicht anderswo starten, auf dem Bauhof an der Blumenstraße", kündigt Simone Marquardt an. Hier würden die Teilnehmer mit Warnwesten, Zangen und Müllsäcken des Entsorgers GEG ausgestattet. Wer Westen und Zangen zu Hause hat, könne diese gern mitbringen. Auch Handschuhe und festes Schuhwerk seien von Vorteil. "Wir würden uns freuen, wenn vor allem wieder viele Familien mitmachen", lädt die Mitarbeiterin der Stadtverwaltung alle Eltern und Kinder ein.

Die Säcke mit dem Müll müssen übrigens nicht im eigenen Auto oder gar zu Fuß zum Bauhof gebracht werden. "Einfach mir oder den Kollegen vom Bauhof Bescheid geben, wo die Säcke liegen, und sie werden später eingesammelt. Das gilt auch für größere Objekte wie Möbel oder ähnliches", so Simone Marquardt.

Gesammelt wird an diesem Tag bis gegen Mittag. Dann warten auf dem Bauhof zwei Suppen, eine davon vegetarisch, auf die Helfer, außerdem als Dankeschön warme und kalte Getränke.

Dolch-Fragment gibt Rätsel auf

$
0
0

Von Jonas Damme

Steinhagen.
Begeisterung schwingt in der Stimme von Archäologe Johannes Glaw mit: Nachdem die Untersuchung des Hügelgrabes auf der A 33-Trasse 2012 hinsichtlich Artefakten erfolglos war, wurde per Zufall doch noch etwas gefunden: ein Stück eines bronzezeitlichen Dolches. 3500 Jahre hatte es in der Erde gelegen.

Vor Beginn der Baumaßnahmen der A 33 hatten Archäologen das Trassengelände untersucht, weil in der Nähe bereits bekannte Grabhügelfelder liegen. 2012 wurde dabei sogar ein bronzezeitlicher Hügel am Schnatweg ausgegraben, der im Bereich einer Zufahrt lag - allerdings ohne nennenswerte Funde mit Ausnahme der Scherbe eines kleinen Gefäßes. Wie erst jetzt bekannt wurde, hat es im Herbst ganz unerwartet doch noch einen beachtlichen Einzelfund gegeben: das Fragment eines bronzezeitlichen Dolches.

"Das ist etwas ganz Besonderes", begeistert sich der Gütersloher Stadtarchäologe Johannes Glaw. Er organisiert die Bemühungen im Kreisgebiet. "Das ist das älteste Metallobjekt überhaupt, das bisher aus Steinhagener Boden geborgen wurde."

Gefunden wurde das Artefakt bereits im Oktober vom Rhedaer Hobby-Archäologen Bernd Buschmann bei einer Begehung der planierten Trasse am Fuße eines Lärmschutzwalles, der aus dem zuvor abgeschobenen Erdreich errichtet worden war. Bei den Trassenarbeiten hatten Bagger das Erdreich aufgewühlt, wodurch das Stück vermutlich weit nach oben, nah an die Oberfläche gekommen sei.

Mit der Meldung wurde vorerst gewartet. "Bei so etwas halten wir uns immer erst zurück", sagt Glaw. "Erst wenn die Untersuchungen abgeschlossen sind und wir das Objekt eindeutig zuordnen können, geben wir Bescheid. Jetzt ist die Information aber absolut dicht."

Das 4,8 Zentimeter hohe Stück ist Teil der vormaligen Griffplatte eines bronzezeitlichen Dolches. Sichtbar sind darauf drei markante Mittelrippen, die auf Vorder- wie Rückseite in gleicher Weise hervortreten. Ehemals war die Griffplatte durch mehrere Nieten mit dem heute fehlenden Griff aus vermutlich organischem Material verbunden.

"Funde von Dolchen sind im ostwestfälischen Raum ausgesprochen selten", erklärt Glaw. "Münzen findet man schon mal." In ganz OWL seien erst zwei ähnlich alte Dolchfragmente gefunden worden. Eines ist seit 100 Jahren verschollen, das andere, erhaltene stamme aus Petershagen und sehe vollkommen anders aus.

Von daher fehle auch ein entsprechendes Pendant, so dass hinsichtlich der typologischen Einordnung auf Dolchfunde aus anderen Regionen Bezug genommen werden muss. Drei Mittelrippen weisen dabei nur sehr wenige Exemplare auf, so Dolchklingen der Variante »Buchholz« (Abbildungen), benannt nach einem Ort in Niedersachsen. Bislang war dieser Dolchtypus nur aus Gräbern in der Lüneburger Heide bekannt, so dass es sich hier in Steinhagen um den bisher südwestlichsten Fundpunkt handelt.

Unabhängig davon ist die Datierung des Fundes, denn Dolche sind als frühbronzezeitliche Waffen eine typische Grabbeigabe in Männergräbern der sogenannten Hügelgräber-Bronzezeit. Also dürfte das Fragment aus der Zeit um 1500 vor Christus stammen. "Auch wenn das Stück etwa 500 Meter südlich von »Deterts Heide« gefunden wurde, spricht alles dafür, dass es aus einem dortigen Hügelgrab stammt", sagt Glaw. "Vermutlich gehörte es dem dort beerdigten lokalen Führer oder Stammesältesten." Allerdings bringe das Fundstück ein großes Rätsel mit sich: "Wie ist es hierher gekommen?" Der Ort Buchholz liegt rund 200 Kilometer entfernt, vor 3500 Jahren eine große Distanz. Wie sich die gestalterischen Ähnlichkeiten so weit verbreiten konnten, bleibt vorerst ungeklärt.

Bronzezeitliche Hügelgräber sind im Altkreis nichts Unbekanntes. Rund 40 Stück existierten nach Johannes Glaws Einschätzung allein auf der Strecke von Quelle bis

Halle.

Die wenigsten seien allerdings noch sichtbar, weil viele von Landwirten übergepflügt oder abgegraben worden seien. Auch Grabräuber spielten schon seit Jahrhunderten eine Rolle. »Deterts Heide« ist ein Grabhügelfeld von vormals mindestens zwölf Grabhügeln (nach Berichten aus dem Jahr 1898), die leider inzwischen fast alle verschwunden sind.

Das Stück darf der (lizenzierte) Finder nach der wissenschaftlichen Untersuchung übrigens behalten - für Ausstellungen wird er es aber verleihen, so die Absprache.

Fast vier Jahrzehnte Spiel, Spaß und Glaube

$
0
0

von Alexander Heim

Borgholzhausen.
Dass die Idee der Jungschar nun 100 Jahre alt geworden ist - bei diesem besonderen Anlass und diesem mehr als runden Jubiläum wollte auch der CVJM in der Lebkuchenstadt gehörig feiern. Vier Stunden lang öffneten die Organisatoren um Ralf Konstanty und Sophie Urban am Mittwochnachmittag zur besten Jungscharzeit die Pforten des Jungendzentrums am Kampgarten. Und etliche Besucher ließen sich das fröhliche Treiben dort nicht entgehen.

Ob viele schöne bunte Luftballons, ob eine reich gedeckte Tafel, fröhliche Gitarrenklänge oder bunte Spielideen - die Macher des CVJM vor Ort hatten so einiges im Köcher. Zwei bunte Regenbogentorten waren da eigens gebacken worden, auf denen zu lesen war, dass hier 100 Jahre CVJM gefeiert wurden. Und ob Spiele in den Räumen des JuZ oder draußen auf der Wiese - die Gäste unterschiedlichsten Alters - darunter auch etliche ehemalige, langjährige Jungschar-Besucher und -Betreuer - fanden ihren Gefallen an der Geburtstagsparty.

Wie es zu deren Datum überhaupt gekommen war? Darüber informierte Sören Zeine, Bundessekretär des CVJM-Westbundes mit Sitz in Wuppertal, beim Pressegespräch: "Im Januar 1915 trafen sich die damaligen CVJM-Sekretäre in Stuttgart und überlegten, was sie ihrem König zum Geburtstag schenken könnten." Wilhelm II., der vierte und zugleich letzte König von Württemberg, wurde am 25. Februar 1915 67 Jahre alt. Schnell war der Entschluss gefasst, ihm zu Ehren der neuen Kinderarbeit eine besondere Form zu geben. Und so wurden die »Knaben-Abteilungen« der CVJMs zum »Jungschar-Regiment« zusammengefasst.

Wie sehr sich der König, der in seiner ersten Ehe mit Marie zu Waldeck und Pyrmont verheiratet war, darüber gefreut hat, ist nicht überliefert. Lange währte die Freude jedenfalls nicht. Denn 1918 musste auch er abdanken. Im Oktober 1921 verstarb Wilhelm II.

Die Idee der CVJM-Jungschar aber lebte fort - und entwickelte sich. "1922 gab es den ersten gesamtdeutschen Jungschartag in Stendal", erzählt Sören Zeine. 8000 Kinder kamen dabei zusammen. "Die Jungschararbeit ist relativ schnell relativ groß geworden", weiß der 32-Jährige. "1933, mit den Ermächtigungsgesetzen, wurde dann jedwede Jugendarbeit in Deutschland verboten", so der Münsteraner. Erst nach dem Krieg wurde die CVJM-Jugendarbeit wieder aufgebaut, "ab 1979 unter Wilfried Sahrhage auch in Borgholzhausen", ergänzt Ralf Konstanty.

"Was die Gesellschaft durch die Veränderung der Schullandschaft fordert, behindert die ehrenamtliche Tätigkeit total", stellt Letzterer in den vergangenen Jahren verstärkt fest. Und so ist es nur ein kleiner harter Kern an Kindern, der regelmäßig jeden Mittwochnachmittag den Weg ins JuZ findet.

"Gemeinschaft erfahren, Abenteuer erleben und Glauben entdecken machen den CVJM aus", so Sören Zeine. Die Abenteuer - die gibt es vor allem bei den Jungschartagen in Häger. Vom 30. bis 31. Mai zum 36. Mal für Mädchen und vom 13. bis 14. Juni zum 56. Mal für Jungen. Wer mit dabei sein möchte, sollte einfach mittwochs mal im JuZ reinschauen.

Der Meister setzt auf Bewährtes

$
0
0

von christian helmig

Halle.
Ein Gärtner stutzte gestern Bäume und Sträucher an der Weststraße. Während es rund um die Anlage des TC BW Halle nach der Winterpause noch einiges zu tun gibt, hat Thorsten Liebich seine Hausaufgaben schon erledigt. Der Teamchef des Tennis-Bundesligisten stellte jetzt das Aufgebot für die neue Saison vor. Und die Namen lassen keinen Zweifel: Der amtierende Deutsche Meister will auch bei seinem nunmehr 19. Anlauf im Oberhaus weit vorne mitspielen.

"Natürlich möchten wir unseren Titel gerne verteidigen", sagt Liebich und erinnert sich gerne an den vergangenen Sommer, der nahezu perfekt verlief und wenig Anlass lieferte, einschneidende Veränderungen vorzunehmen: Zwölf der 14 Akteure für die Saison 2015 waren auch in der erfolgreichen Mannschaft des Vorjahres gemeldet.

Nur zwei Spieler haben die Blau-Weißen verlassen: David Marerros Turnierplanung ließ sich nicht mehr mit dem Bundesligaplan vereinbaren. Christopher Kas lässt seine aktive Karriere derweil ausklingen. Der Ex-Daviscup-Spieler, der wie berichtet das Coaching von Sabine Lisicki übernommen hat, fungiert künftig als Teamchef beim Zweitligisten TC Großhesselohe.

Die Neuen im Team sind, anders als Marrero und Kas, keine Doppelspezialisten - und schon gar keine Weltstars: Der Spanier Javier Marti, 23 Jahre alt, wurde in seiner Heimat einst als großes Talent gehandelt, ehe ihn zwei Handgelenks-OPs ausbremsten. "Jetzt ist er auf dem Weg zurück und macht gute Fortschritte", sagt Liebich. Aktuell ist Marti Nummer 481 der Welt. Der Teamchef stuft sein Potenzial aber deutlich höher, "zwischen Position 100 und 200", ein.

Aslan Karatsev sorgt derweil für ein Novum: Der 21-Jährige ist der erste russische Spieler in der Haller Bundesligageschichte. Als "korrekten Typ, der wie verrückt an sich arbeitet", hat Liebich den 217. der Weltrangliste kennengelernt. Karatsev ist zudem Mitglied der Haller Breakpoint-Akademie.

Wenngleich Liebich weiß, dass Halle mit Topleuten wie dem Australian-Open-Sieger im Doppel, Simone Bolelli, dem ehemaligen Weltranglisten-13. Jarkko Nieminen oder dem just fürs deutsche Daviscup-Aufgebot nominierten Jan-Lennard Struff ein "sehr attraktives Team" aufbietet, in dem alle Spieler "richtig Bock auf die Bundesliga" haben, schustert er die Rolle des Topfavoriten dem »ewigen Rivalen« zu. "Kurhaus Aachen hat angekündigt, sich den Pott zurückholen zu wollen", hat Liebich großen Respekt vor den Rheinländern, die sich mit Assen wie Steve Darcis, Peter Gojowczyk und Pablo Cuevas verstärkt haben. Auch den TK GW Mannheim stuft er von der Papierform stärker ein als das eigene Team.

Zum Trumpf der Haller könnte sich der Heimvorteil entwickeln. In Mannheim, Aachen, dem traditionsreichen Rochusclub Düsseldorf und Geheimtipp BW Krefeld gastieren die vier vermeintlich stärksten Gegner an der Weststraße. "Großartig", findet Liebich den Spielplan, der neben den treuen Fans auch die liebevolle Grünpflege rund um die Haller Anlage belohnt.

Täter-DNA überzeugt die Richterin

$
0
0

Von Patrick Menzel

Versmold/

Bielefeld.
Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, als die Richter wenige Minuten nach 14 Uhr den Saal betreten und die Vorsitzende Jutta Albert ihr Mikrofon einschaltet. Gemurmel braust kurz auf, als sie den gebürtigen Versmolder Jens S. des zweifachen Totschlags für schuldig befindet. Dann ist es wieder mucksmäuschenstill in den Zuschauerreihen.

Viele Besucher im Saal sind quasi »Wiederholungstäter«, einige haben alle 19 Verhandlungstage besucht, ihre Urlaube danach geplant, sind manchmal frühmorgens aufgestanden, um einen der begehrten Plätze zu bekommen. Auch an diesem Tag reichen die 85 Plätze im größten Saal des Bielefelder Landgerichts bei Weitem nicht aus.

Einige Zuschauer werden von den Wachleuten des Saales verwiesen. Sibylle G., Tochter der getöteten Ärztin, und auch die Eltern des Angeklagten dürfen bleiben, als Jutta Albert fast eine Stunde lang detailliert alle Facetten zusammenträgt, die das Gericht von der Schuld des 29-Jährigen überzeugt haben. "Würde man die Geschehnisse jenes 24. Dezember 2013 in einem Kriminalroman lesen, würden sie einem sehr unrealistisch erscheinen", sagt Albert.

Die Blicke gehen hinüber zu dem nun verurteilten Informatiker, der noch immer versucht, sich keine Gefühlsregung anmerken zu lassen - wie schon während des gesamten Prozesses. Seinen Kopf auf die rechte Handfläche gestützt, starrt er stoisch auf die Tischplatte. Ganz so, als hätte die Kammer nicht gerade verkündet, dass genau er wegen Totschlags für vierzehn Jahre und somit für einen großen Abschnitt seines noch jungen Lebens hinter Gitter muss.

Lediglich als Albert die Obduktionsergebnisse schildert, hält er sich die Hand vor das Gesicht. So, als habe er noch einmal die Bilder der Bluttat vor Augen. Mit jeweils elf Stichen in Auge, Herz und Lunge hat Jens S. seine Opfer getötet. Auch den Hund metzelte er nieder. Davon ist das Gericht überzeugt. Unklar ist allerdings bis heute, in welcher Reihenfolge S. seine Opfer getötet hat. "Die genauen Modalitäten der Tatbegehung bleiben für die Kammer offen", sagt Albert mit juristischer Nüchternheit. Ebenso die Frage nach dem Motiv.

Sicher ist nur: Jens S. hat am Tatort seine DNA hinterlassen. Neben einer mitgebrachten Weinflasche auch an einem Fingernagel von Helgard G. und vor allem an den Krallen am Hinterlauf von Colliemischling »Benni«. "Wie kommen diese Spuren an die Pfoten?", fragt Albert und liefert sogleich auch die Antwort: "Auf jeden Fall nicht durch eine freudige Begrüßung." Die Spuren an den Krallen deckten sich nicht mit der Version von S., wonach »Benni« während seines Besuches am Nachmittag des Heiligabend 2013 friedlich in seinem Körbchen gelegen hätte.

In dieses merkwürdige Bild passt nach Auffassung der Richterin auch das Verhalten von S. nach der Tat. "Da fährt S. am Tag nach dem Auffinden der Leichen zu der Tochter und ihrem Lebensgefährten zum weihnachtlichen Hirschessen - ich glaube, mir wäre jeder Appetit vergangen", so die Vorsitzende.

Sie habe keinen Zweifel, dass Jens S. die Schuld am Tod von Helgard G. und Hartmut S. trage. Dennoch kommen sie und ihre Richterkollegen der Forderung der Staatsanwaltschaft nach einer Verurteilung wegen Mordes zu einer lebenslänglichen Haftstrafe nicht nach - weil schlussendlich die Mordmerkmale fehlen.

Die meisten Zuschauer im Bielefelder Gerichtssaal sind zufrieden mit dem Urteil. "Immerhin ist er für dieses scheußliche Verbrechen bestraft worden und kommt nicht ungestraft davon", sagt eine Zuschauerin. Wie die meisten Beobachter hat auch sie keine Zweifel, dass der richtige Täter verurteilt worden ist.

Frau bei Unfall verletzt

$
0
0
Werther-Häger (maut). Auf nasser Fahrbahn ist eine 74-jährige Frau aus Spenge am Freitagmorgen an der Engerstraße in Häger mit ihrem BMW gegen einen Leitpfosten und zwei Bäume gekracht. Sie wurde erheblich verletzt und zur weiteren Behandlung in ein Bielefelder Krankenhaus gebracht. Ihr Wagen musste abgeschleppt werden, insgesamt entstand ein Schaden von 30.000 Euro. Der Verkehr floss nach kurzen Behinderungen weiter.

"Einfach ein schönes Gefühl"

$
0
0
Halle. Zum zweiten Mal in seiner jungen Karriere ist Tennisprofi Jan-Lennard Struff, die aktuelle Nummer 76 der Weltrangliste, ins deutsche Davis-Cup-Team berufen worden. Philipp Kreutzer hat mit dem 24-Jährigen über seine Einsatzchancen in der Erstrundenbegegnung gegen Frankreich vom 6. bis 8. März, den neuen Teamchef Michael Kohlmann und die kommende Bundesliga-Saison mit dem TC BW Halle gesprochen. Herr Struff, haben Sie eigentlich sehr gelitten in den vergangenen Monaten? Jan-Lennard Struff: Wieso soll ich gelitten haben? Ihr Lieblingsclub Borussia Dortmund schwebte bis vor kurzem in allerhöchster Abstiegsgefahr. Struff: Stimmt. Das ist schon eine schwierige Saison, wir BVB-Fans waren ja vom Erfolg verwöhnt. Aber es ist unglaublich: Wenn wir am Samstag das Derby gegen Schalke gewinnen, dann kann das der Mannschaft so viel Schwung geben, dass sie da unten rauskommt und sogar nach oben schauen darf. Nach oben - das beschreibt Ihre eigene sportliche Entwicklung sehr treffend. Nun sind Sie erneut für das deutsche Davis-Cup-Team nominiert worden. Wieder für ein Spiel gegen Frankreich. Was bedeutet Ihnen das? Struff: Ich bin stolz, wieder dabei zu sein. Und ich freue mich schon sehr darauf, wenn am Montag die Trainingswoche mit der Mannschaft beginnt. Worauf genau freuen Sie sich? Struff: Als ich im April des vergangenen Jahres zum ersten Mal dabei war, hat mir das sehr viel Spaß gemacht. Wir Tennisspieler sind Einzelsportler, und deshalb ist es etwas besonderes, einem Team anzugehören. Und es ist einfach ein schönes Gefühl, gemeinsam für Deutschland anzutreten. Das habe ich als außergewöhnlich empfunden, obwohl ich ja gar nicht gespielt habe. Wie schätzen Sie ihre Chancen ein, diesmal zu spielen? Struff: Das weiß ich nicht. Klar ist, dass Philipp Kohlschreiber und Benjamin Becker in der Weltrangliste höher stehen als ich. Es wird aber sicher auch damit zusammenhängen, wie die Franzosen aufstellen. Kohle (Michael Kohlmann, Anm. d. Red) wird das entscheiden. Michael Kohlmann ist seit gerade mal zwei Wochen der neue Teamchef. Wie ist er denn so? Struff: Er war ja vorher schon als Kotrainer dabei, und ich habe jetzt wegen des Spiels gegen Frankreich zwei Mal mit ihm telefoniert. Er ist sehr freundlich, und er verfügt aus seiner Zeit als Profi über eine Menge Erfahrung.

"Natürlich haben wir eine Chance"

Kohlmanns Vorgänger Carsten Arriens und Philipp Kohlschreiber kamen nicht gut miteinander klar. Dies führte letztlich zum Ende der Ära Arriens beim Davis-Cup-Team. Kohlschreiber, Deutschlands bester Spieler, ist nun neben Becker, Doppel-Spezialist André Begemann und Ihnen für das Spiel gegen Frankreich wieder nominiert worden. Wie wird die Atmosphäre in der Mannschaft sein? Struff: In der Davis-Cup-Woche wird es harmonisch zugehen und keine Probleme geben. Davon bin ich überzeugt. Wie schätzen Sie die Siegchance der deutschen Mannschaft ein? Struff: Es wird ein sehr schwieriges Spiel. Wir haben zwar 2014 im Viertelfinale nur knapp gegen Frankreich verloren. Aber sie standen danach im Finale. Sie sind der Favorit. Trotzdem haben wir natürlich eine Chance. Auch, weil wir in Frankfurt spielen. Ich habe das ja in den Tagen in Frankreich gespürt, welch große Rolle der Heimvorteil und die Unterstützung der Zuschauer spielen. Welche Rolle spielt die Tennis-Bundesliga in diesem Jahr in Ihren Planungen? Struff: Die Bundesliga hat für mich einen hohen Stellenwert. Ich war sehr glücklich über den Gewinn der deutschen Meisterschaft im vergangenen Jahr. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht, und so habe ich alle neun Spiele mitgemacht. Mehr, als ursprünglich geplant war. Wie es in diesem Jahr sein wird, weiß ich noch nicht. Ich will auf jeden Fall spielen, aber es ist noch zu früh zu sagen, wie oft das sein wird. Was ist in diesem Jahr möglich mit Blau-Weiß? Struff: Ich bin davon überzeugt, dass wir wieder eine richtig starke Mannschaft haben werden. Was wir erreichen können, ist schwer zu sagen. Es wird sehr vieles davon abhängen, wie wir starten, dann kann eine Saison eine Eigendynamik bekommen. Das haben wir im letzten Jahr gesehen. Es ist noch ein paar Monate hin, aber ich freue mich schon sehr auf die Bundesliga.

Kinder aus Benin sagen Danke

$
0
0

Von Jonas Damme

Steinhagen.
Viele Kinder lernen im beninischen Agbanto gegenwärtig, wie man eine Wippe benutzt. Gleichzeitig tut sich die Leiterin des Gesundheitszentrums in Sotouboua schwer zu akzeptieren, dass Solarstrom keine Hexerei ist. Auch während der kalten Jahreszeit stehen die Projekte des Bürgerkomitees in Westafrika nicht still. Heike Kunter gibt einen Zwischenstand.

In Agbanto, im Süden Benins, steht seit Kurzem ein Spielplatz der genauso aussieht, wie der im Heimattierpark Olderdissen. Das ist kein Zufall. Ortsvorsteher Marcellin Djanato war in Steinhagen und Bielefeld zu Gast, um seine hiesigen Unterstützer zu treffen. Dabei nahm er gleich die Inspiration für die Spielhäuser mit. Auch die in Steinhagen gestifteten Wipptiere, Bälle und anderen Spielzeuge, die per Schiffscontainer verschickt wurden, sind mittlerweile vor Ort.

"In Afrika habe ich fast nie Spielplätze gesehen", erklärt Heike Kunter vom Bürgerkomitee für Entwicklungszusammenarbeit Steinhagen/Woerden, "höchstens mal bei einer aus Europa finanzierten Schule. So etwas, wie wir gebaut haben, ist dort aber auf jeden Fall absolut neu." Die Kombination aus aussortierten deutschen Spielgeräten und von einheimischen Tischlern gebauten Spielhäusern stelle einen der schönsten Spielplätze des Landes dar. "Gleichzeitig kann die Schreinerei damit punkten. Vielleicht kann sie ähnliche Häuser bald noch woanders bauen", sagt Heike Kunter.

Anstatt sich auf dem Erfolg auszuruhen, geht es aber gleich weiter. Mit Hilfe einer belgischen Schule, zu der Kunter über Ecken Beziehungen hat, sollen gebrauchte französische Kinderbücher besorgt werden. Wenn es nach Ortsvorsteher Djanato ginge, wären auch weitere Klassenräume und vielleicht einige Mikrokredite für andere Projekte dran. "Aber da warten wir erst mal", sagt Kunter. Sie lege Wert auf eine gute Dokumentation aller Ergebnisse, um sicherzustellen, dass die Hilfe auch bei den Menschen ankomme - gerade in Westafrika eine gebotene Vorsichtsmaßnahme.

Stattdessen läuft das neue Klimaschutzprojekt in der Sahelzone (ebenfalls in Benin) gerade auf Hochtouren. Schüler aus Keyordake im Norden werden mit 3000 Euro dabei unterstützt, dass sie eine große Brachfläche renaturieren. Dort sollen Nutzpflanzen, wie zum Beispiel Moringa angebaut werden. Moringa ist ein gutes Nahrungsergänzungsmittel - insbesondere für unterernährte Kinder -, das auch in Zentraleuropa zunehmend beliebter wird.

In Teglon-Aglata (selbes Land) wird derweil die Schule neu gebaut. Das einfache marode Gebäude, das unter der Last der Regenzeit fast zusammenbrach, weicht einem robusten Haus mit einem Minimum an Lebensstandards. Mit 4000 Euro kann Professor Mensah Tokponto, der dem Komitee seit langem bekannt ist, dort eine Menge leisten.

Im Gesundheitszentrum in Sotouboua gilt es derweil Überzeugungsarbeit zu leisten. Eine neue Solaranlage soll das medizinische Gebäude absichern. "Dort fällt ständig der Strom aus", sagt Kunter. Die Leiterin hatte sich aber eigentlich einen Diesel-Generator gewünscht, wie sie ihn kennt. Die Solaranlage ist ihr nicht geheuer. "Sie traut sich noch nicht, damit umzugehen. Dabei könnte sie wirklich helfen." Entsprechend versuche man gerade, ihr mit Hilfe einer neuen Nachtbeleuchtung "Appetit zu machen", damit die Anlage schnellstmöglich voll ausgenutzt wird.

Auch in Pobé, Bethléem, dem Mother-of-Merci-Center und dem Kibagare-Good-News-Center steht die Zeit nicht still. Etliche Projekte vom oder mit Beteiligung des Bürgerkomitees helfen Näherinnen, bedrohten Mädchen, Schülern, Kranken, Waisenkindern und anderen Menschen in Benin und anderen Ländern.

Die Frösche kommen

$
0
0
Werther (anke).
Die Wertheraner WerbeGemeinschaft lädt am 15. März zu ihrem ersten verkaufsoffenen Sonntag in die Innenstadt ein. Unter dem Motto »Frühlingserwachen« warten auf die Gäste 35 geöffnete Geschäfte und Cafés, Stände heimischer Firmen - und eine seltsame Froschwanderung.

In den Geschäften ist der Frühjahrsputz bereits gelaufen. Die Kunden dürfen sich auf die neue Frühjahrs- und Sommerkollektion freuen, sie ausgiebig in Augenschein nehmen und natürlich auch kaufen. Von 13 bis 18 Uhr sind die Geschäfte geöffnet und auch die Cafés laden an diesem Nachmittag zum Verweilen sein.

Auf dem Parkplatz der Volksbank werden wie in den Vorjahren verschiedene Handwerksbetriebe an ihren Ständen Produkte und Dienstleistungen präsentieren. "Wer mit einem Stand dabei sein möchte, kann sich über die E-Mail-Adresse der WerbeGemeinschaft, also info@werbegemeinschaft-werther.de, noch anmelden", macht Organisator Reiner Stodieck deutlich, dass es noch Plätze gibt.

Bereits um 12 Uhr öffnet am 15. März der Flohmarkt auf dem Alten Markt. Standanmeldungen dafür nimmt Schreibwaren Ellerbrock entgegen. Für den laufenden Meter Tisch zahlen Erwachsene einen Euro Standgeld, für Kinder bis zwölf Jahre ist die Teilnahme kostenlos.

Auf dem Venghauss-Platz findet wieder die große Autoausstellung statt. Umliegende Autohäuser präsentieren hier ihre neuesten Modelle. Das Kinderkarussell hat sich ebenfalls angemeldet und wird auf dem Alten Markt zu finden sein.

Passend zur Jahreszeit, in der die Kröten zu wandern beginnen, findet beim »Frühlingserwachen« eine ganz besondere Froschwanderung statt. Überlebensgroß wandern der Froschkönig und sein Diener drei Mal eine halbe Stunde lang durch die Innenstadt, um mit den Gästen ihre Späße zu machen. In den Kostümen der Frösche stecken Mitarbeiter des Straßentheaters von Michael Shalton aus Holland. Mit großen Hüpfern werden sie ihren Weg und den Kontakt zu den Menschen suchen.

Während die Vorbereitungen für das »Frühlingserwachen« noch laufen, brütet Reiner Stodieck bereits über dem nächsten verkaufsoffenen Sonntag, der eine Premiere sein wird. Am Wochenende des 6. und 7. Juni findet das erste Wertheraner Erdbeerfest mit vielen Produkten rund um die Erdbeere statt. Auf dem Venghauss-Platz soll es ein großes Festzelt geben, in dem Samstagsabends Live-Musik gespielt wird. Näheres demnächst an dieser Stelle.

"Wir müssen unsere Hausaufgaben machen"

$
0
0
Von Silke Derkum Versmold. Klaus Blenk ist ganz offen. "Natürlich sind 100 Anmeldungen für die Sekundarschule nicht so viel, wie wir gehofft hatten", sagt der Schulleiter der seit eineinhalb Jahren in Versmold erprobten neuen Schulform. Zwei Gründe nennt er, die Einfluss auf die Zahl der Neuanmeldungen gehabt haben könnten. Zum einen sei das Konzept der Sekundarschule bei vielen Eltern noch nicht angekommen - daran kann man arbeiten. Keinen Einfluss hat die Schulleitung jedoch darauf, was in der Nachbarstadt geschieht. Am Gesamtschulstandort in Borgholzhausen werden im neuen Schuljahr 60 der etwa 90 Plätze von Versmolder Kindern belegt. "Es ist das erste Mal, dass in Borgholzhausen kein Kind aus Versmold abgelehnt wurde", berichtet Blenk. Eine Tatsache, die man beim CJD in Versmold, dem Schulträger der Sekundarschule, "erstaunlich" findet. Und in der Tat: Während 60 Versmolder Kinder ihren Wunschplatz am Standort Borgholzhausen der Peter-August-Böckstiegel-Gesamtschule (PAB) bekommen haben, müssen 26 Piumer Kinder in den sauren Apfel beißen und zukünftig nicht in der eigenen Stadt zur Schule gehen, sondern am zweiten Standort der Böckstiegel-Schule, nämlich in Werther. "Die PAB ist eine Kreisschule und in der Vergangenheit sollen die Schüler aus den anderen Orten immer ausgelost worden sein", berichtet Blenk. Zumindest habe es in jedem Jahr an der auslaufenden CJD-Realschule, deren Leiter Klaus Blenk ebenfalls ist, eine große Anzahl von Versmolder Schülern gegeben, die an der PAB abgelehnt worden seien. "Wir sind eine neue Schulform für alle" An Spekulationen darüber, warum dies nun anders zu sein scheint, möchte Blenk sich nicht beteiligen. Allerdings beruft sich der Kreis - als Schulträger der PAB - auf das Landesschulgesetz. Das besagt, dass auswärtige Kinder abgelehnt werden sollen, wenn in ihrer Kommune eine vergleichbare Schulform besteht. Und damit sind sowohl Bielefelder als neuerdings auch Haller Kinder an der PAB außen vor. Denn beide Städte haben selbst eine Gesamtschule. Eine Sekundarschule gibt es im Altkreis aber nur in Versmold."Es wäre eine Illusion zu glauben, wenn wir hier eine Sekundarschule anbieten, geht kein Kind mehr zur Gesamtschule", sagt Blenk. Natürlich gebe es immer Eltern, die solch einer Neueinführung zunächst skeptisch gegenüberstehen. Außerdem kursierten immer noch Vorurteile in den Köpfen. "Manche denken, die Sekundarschule sei einfach aus Real- und Hauptschule zusammengewürfelt, das ist aber nicht so; wir sind eine neue Schulform für alle", so Blenk, der aus den Rückmeldungen der Grundschulen weiß, dass der überwiegende Teil der zukünftigen PAB-Schüler aus Versmold eine Realschulempfehlung hat. Dabei hat die Sekundarschule gerade den lernstärkeren Kindern etwas zu bieten. "Von denen, deren Kinder bereits die Schule besuchen, oder die sich beim Tag der offenen Tür informieren, bekommen wir nur positive Rückmeldungen", sagt der Schulleiter. Und daher sei die Schule gefordert, die positiven Aspekte und Erfahrungen, die man in den ersten eineinhalb Jahren gesammelt habe, besser zu den Eltern zu transportieren. Dies sei eine der Hausaufgaben, die Schulleitung und Träger zu erledigen haben. "Wir sind halt eine Schule im Aufbau und können nicht wie andere Schulformen unsere Erfolge mit Zahlen belegen", sagt Klaus Blenk. Vieles entwickle sich noch. Sobald man zum Beispiel bemerke, dass das theoretische Konzept in der Praxis hake, werde sofort nachgebessert. Doch manche Erfolge kann auch die Sekundarschule schon mit Fakten belegen. "Gerade haben die Fünftklässler ihre ersten Zeugnisse bekommen", sagt Blenk, "und bei den Kindern, die mit Hauptschulempfehlung zu uns gekommen sind, waren die Noten fast durchweg besser als Hauptschulniveau." Klaus Blenk glaubt fest an das System der Sekundarschule. Es gebe in anderen Ländern viele Vorbilder für das längere gemeinsame Lernen. "Und das sind die", so Blenk, "die bei den PISA-Tests immer ganz weit vorne liegen." Lernbüros Schule ohne Hausaufgaben, ist für viele Eltern schwer vorstellbar. Aber die Lernbüros, in denen die Schüler jeden Tag mit einer Stunde selbstständiger Arbeit beginnen, zeigten, dass es funktioniert, so Blenk. Gerade Schüler, die Schwierigkeiten hätten sich selbst zu organisieren, können dort ihre Aufgaben strukturiert erledigen. Sanfter Einstieg Schulbeginn ist zwischen 7.45 und 8 Uhr. "Dass die meisten Schüler schon um 7.45 Uhr da sind und selbstständig mit dem Arbeiten im Lernbüro beginnen, spricht ja für sich", sagt Klaus Blenk. Sozialarbeit und Ganztag "Durch den verpflichtenden Ganztag an drei Wochentagen und die Schulsozialarbeit bekommen die Kinder viele Angebote, die eine klassische Schule nie bieten könnte", sagt Blenk. Gemeinsam differenziert In den Klassen 5 und 6 bekommen alle Kinder den selben Unterrichtsstoff. Ab Klasse 7 wird in den Fächern Mathe und Englisch differenziert, ab Klasse 8 auch in Deutsch. Allerdings bleibt der Klassenverband immer bestehen; Differenziert wird durch Gruppenarbeit und unterschiedlich schwere Klassenarbeiten. Lernentwicklungsgespräch Einmal wöchentlich steht das LEG auf dem Stundenplan. Dabei reflektieren die Kinder im Gespräch mit dem Lehrer ihre persönliche Woche und ihre Lernfortschritte. Grundlage ist ein Heft, in dem sämtliche Hausaufgaben, Lerninhalte und die persönlichen Ziele von den Kindern festgehalten werden und das auch als Information für die Eltern gilt. Kooperatives Lernen "Das ist der Grundsatz, der über allem steht", so Blenk. Die Schüler helfen sich gegenseitig. In den Lernbüros, aber auch im Unterricht. Das fördere starke und schwache Schüler gleichermaßen. Kleine Klassen Maximal 25 Kinder gehen in eine Klasse. Bislang sind es sogar nur zwischen 21 und 24. Soziales Lernen SL - noch ein ungewohntes Unterrichtsfach. Dort werden nicht nur Konflikte der Schüler in der Gruppe gelöst, es wird auch darüber gesprochen, wie man sich in die Schulgemeinschaft einbringen kann. Ehrenämter wie Pausenhelfer, Bibliothekshelfer oder Streitschlichter sollen das Verantwortungsgefühl stärken. Mehr als nur Lernstoff "Wir sind ein Ort des Lebens, nicht nur des Lernens", sagt Blenk. Bildung sei wichtig, aber ebenso, "ein toller Typ zu werden - auch wenn man nicht gut in Mathe ist."

"Wir können fast jedem helfen"

$
0
0

Von Katrin Beißmann

Borgholzhausen.
Die aktuellen Zahlen der Bundesregierung, der Wohlfahrtsverbände oder nationaler Wirtschaftsauskunfteien über den Stand der Verschuldung von Privatpersonen in Deutschland sind alarmierend. Hinter den abstrakten Zahlenwerken stecken jedoch Schicksale von Menschen aller Gesellschaftsschichten, die größtenteils unverschuldet in eine fatale Spirale gelangt sind, aus der es oft kein Herauskommen aus eigener Kraft gibt. Im Borgholzhausener Familienzentrum weist Schuldnerberater Hans-Jürgen Springer seit rund drei Jahren Wege aus der finanziellen Schieflage.

"Wir können fast jedem helfen", sagt Hans-Jürgen Springer, Mitarbeiter des Wohlfahrtsverbandes »Der Paritätische« und der gemeinnützigen Gesellschaft »Parisozial Lippe/Gütersloh«. Der diplomierte Sozialarbeiter ist Schuldnerberater und steht Menschen mit finanziellen Problemen mit Rat und Tat seit mittlerweile vierzehn Jahren in mehreren Städten der Kreise Lippe und Gütersloh zur Seite. Seit rund drei Jahren berät er donnerstags auch Borgholzhausener Bürgerinnen und Bürger.

Die Nachfrage ist groß, die steigenden Fallzahlen erschreckend. Denn die Entwicklungen seien nicht nur national besorgniserregend. Trotz regionaler Verschiebungen seien die Studien aus Sicht des 54-jährigen Bielefelders jedoch auch auf kleine Kommunen wie Pium übertragbar.

Immerhin gelten 6,67 Millionen Menschen in Deutschland als überschuldet (Quelle: Creditreform 2014), das mache 9,9 Prozent der Bevölkerung aus. Auf einzelne Haushalte heruntergerechnet bedeutet dies, dass jeder siebte Haushalt seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen kann. "Davon kommt wiederum nur jeder Siebte zur Schuldenberatung", bedauert Springer. Treffen könne es fast jeden, aus fast jeder Gesellschaftsschicht, davon ist er überzeugt. Oft stehe ein Schicksalsschlag wie eine schwere Krankheit, Arbeitslosigkeit oder auch eine Scheidung am Anfang der finanziellen Krise. Auffällig sei der Anstieg bei den über 70-Jährigen.

Zu Beginn einer Beratung stehe "die erste Hilfe" für sein Gegenüber an erster Stelle. Damit gemeint ist die zeitnahe Sicherung der Lebensbedürfnisse. Dazu gehören in erster Linie der Erhalt des Wohnraums, die Sicherung der Stromversorgung und die Versorgung mit Lebensmitteln. Denn nicht selten rutschen Betroffene bei Zahlungsunfähigkeit in eine fatale Spirale ab.

Im weiteren Verlauf der Beratung würde je nach Sachlage versucht, eine außergerichtliche Einigung zwischen Gläubiger und Schuldner mit festen Ratenzahlungen zu erwirken. Bei Misslingen des Versuchs bleibe für die Betroffenen oft nur der gerichtliche Insolvenzantrag, an dessen Ende, in der Regel nach sechs Jahren, eine Schuldenbefreiung steht.

"Danach geht es den Leuten bis auf wenige Ausnahmen besser", weiß Springer aus Erfahrung. Dennoch blieben die Betroffenen weitere neun bis zehn Jahre in den Dateien der Wirtschaftsauskunfteien wie der Schufa oder bei Bürgel. Trotz Schuldenbefreiung kann es dadurch auch zukünftig noch zu Problemen bei dem Abschluss eines Miet- oder Mobilfunkvertrages oder bei einer Kreditvergabe kommen.

"Ich kann den Leuten nur ein Angebot machen", betont Hans-Jürgen Springer, einzelne Entscheidungen müsse jeder Betroffene selbst treffen. Zwar sei der Weg aus der Schuldenfalle ein sehr mühseliger und langwieriger Prozess, doch gleichzeitig die Möglichkeit für ein Zurück in ein normales Leben.

Die Schuldnerberatung findet an jedem Donnerstag von 14 bis 16 Uhr im Kreisfamilienzentrum statt. Wichtig ist die telefonische Terminvereinbarung. Kontakt unter ` (0 54 25) 2 54 99 92 oder unter www.fz-borgholzhausen.de im Internet,

Der Geselle aus dem Reich der Mitte

$
0
0
Von Rolf Uhlemeier Halle. Lu Chen holt tief Luft und pustet in den kleinen roten Schlauch, den er zwischen seine Lippen geklemmt hat. Blitzschnell wird aus der flackernden Lohe des Brenners eine spitze, über 1000 Grad heiße Gasflamme. Mit ruhiger Hand zieht Lu Chen das Lot durch den winzigen Spalt zwischen zwei dünnen Drähten. Mit bloßem Auge ist die Verbindung kaum zu erkennen und dennoch wird sie später dafür sorgen, dass der filigran gearbeitete Verschluss einer Kette verlässlich seinen Dienst versieht. Lu Chen sitzt an seinem Arbeitsplatz in der Goldschmiedewerkstatt von Petra und Wolfgang Otterpohl. Nur ein kurzer Blick genügt und schon hat er genau die Zange ausgewählt, die er benötigt, um die zusammengefügten Drähte mit geschickter Hand ein klein wenig zu richten. Mit kritischem Blick prüft Lu Chen seine Arbeit im hellen Licht der Werkstatt im ersten Stock des kleinen Fachwerkhauses in der Haller Innenstadt und lächelt. Lu Chen hat allen Grund, sich zu freuen. Ende Januar hat er seine praktische Gesellenprüfung in Karlsruhe bestanden - mit der Note eins. Eineinhalb Jahre zuvor hatte er bereits die theoretische Prüfung an der renommierten Schule in Pforzheim abgelegt. "Mit einer tollen drei", sagt Goldschmiedemeister Wolfgang Otterpohl und ergänzt mit Blick auf die große sprachliche Herausforderung für seinen chinesischen Lehrling: "Das ist für ihn wie eine Eins." Aus der Metropole Shanghai kommt Lu Chen. In Pforzheim hat er zwei Jahre die Goldschmiedeschule besucht und die Anschlusslehre mit Bravour in der Lindenstadt absolviert. "Unser erster Lehrling kam 1977 aus Japan", sagt Wolfgang Otterpohl, verweist auf die sehr gute Zusammenarbeit mit der weltbekannten Schule in Pforzheim und die zahlreichen Lehrlinge aus den unterschiedlichsten Ländern, die in seiner Werkstatt die Kunst des Goldschmiedens erlernt haben.

Gesellenstück mit "sehr gut" benotet

Lu Chen öffnet den Deckel einer kleinen schwarzen Schachtel, in der er seine Schätze aufbewahrt. Vorsichtig nimmt er sein Gesellenstück heraus und legt es auf die Arbeitsplatte. Es ist ein fein gearbeiteter Armreif mit einem raffinierten Drehmechanismus, der zum Anlegen des Schmuckstückes geöffnet werden muss. 32 Stunden hatte Lu Chen Zeit, einen seiner beiden eingereichten Prüfungsentwürfe anzufertigen. Das Resultat fand bei der Kommission großen Anklang und wurde mit der Note sehr gut gewürdigt. Auch den zweiten Entwurf hat der 27-Jährige, der 2011 nach Deutschland kam, mittlerweile umgesetzt. Es ist auch ein Armreif, der mit hauchdünnen Goldblättern verziert ist. Um die über zwei Achsen rundlich gebogenen Blätter herstellen zu können, bekam Lu Chen Hilfe vom Team der ehrenamtlichen Initiative des »Job-Dialogs«. Die technisch versierten Ruheständler fertigten ein Werkzeug an, mit dessen Hilfe die hauchdünnen Blätter ihre Form erhielten. "Eine tolle Einrichtung. Die machen das mit viel Kompetenz und Freude", sagt Wolfgang Otterpohl anerkennend. Diese Freude zu seinem Beruf strahlt auch Lu Chen aus, der in der kurzen Zeit die deutsche Sprache nahezu perfekt gelernt hat.

Die Meisterschule im Visier

"Lu ist sehr wissbegierig. Wenn er etwas nicht versteht, schaut er sofort mit seinem Handy nach", sagt Wolfgang Otterpohl über seinen Gesellen und lobt dessen Aufgeschlossenheit. "Er hat keinerlei Berührungsängste und sich im kleinen Halle sehr schnell zurechtgefunden." Von der 23-Millionen-Metropole in die beschauliche Lindenstadt mit ihren knapp 22 000 Einwohnern - für Lu Chen kein Problem. "Er geht gern auf den Markt und kommt schnell mit den Menschen ins Gespräch", sagt Wolfgang Otterpohl und verrät ein kleines Geheimnis: "Lu Chen handelt gern, wenn er etwas kaufen möchte. Das ist bei Chinesen üblich und macht ihm unheimlich viel Spaß." Nach bestandener Gesellenprüfung wird der 27-Jährige für zwei Monate in seine Heimat zu seiner Familie und seinen Freunden fliegen. Doch das ist nur eine kurze Unterbrechung der Lehrzeit des Goldschmiedegesellen. Bereits im Mai wird Lu Chen in die Lindenstadt zurückkehren und in der Werkstatt von Wolfgang Otterpohl als Geselle weitere Erfahrungen sammeln. Anfang September 2016 geht der Geselle wieder nach Pforzheim und wird dort die Meisterschule besuchen. "In meiner Heimat gibt es wenig Handwerk, es überwiegt die industrielle Massenproduktion", berichtet der 27-Jährige. Wenn er den Meisterbrief in der Tasche hat, möchte er versuchen, sich in Shanghai mit seinem Kunsthandwerk zu etablieren. Die Voraussetzungen dafür könnten besser kaum sein.

Zwischen Shanghai und Halle

In der kleinen Werkstatt in Halle, deren Individualität und Vielseitigkeit von Kunden über die Grenzen Ostwestfalens hinaus geschätzt wird, wird Lu Chen in den kommenden Monaten noch viel lernen können. "Und ein deutscher Meisterbrief wird im Ausland wie ein Hochschulabschluss geschätzt", sagt Wolfgang Otterpohl. Derweil ist Lu Chen schon wieder in seine Arbeit vertieft. Eine Eigenschaft, die Wolfgang Otterpohl an dem jungen Mann mit den tiefschwarzen Haaren sehr schätzt: "Jetzt ist er ganz hier, lernt viele Menschen kennen, interessiert sich für alles und hat Spaß an seiner Arbeit. Und in ein paar Jahren wird er wieder ganz in Shanghai sein." Vom kleinen Halle in die 23-Millionen-Metropole.

Gründlich und gewissenhaft

$
0
0

Von Birgit Nolte

Steinhagen-Brockhagen. Martin Goldbeck ist das Gesicht der Gemeindewerke. Doch jetzt zieht der Chef den Stecker. Am Samstag verabschiedeten sich gut 120 Kollegen, Weggefährten, Geschäftsfreunde und Vertreter der Politik im »Ententurm« von dem 66-Jährigen, darunter die Gütersloher Bürgermeisterin Maria Unger, ihre Wertheraner Amtskollegin Marion Weike, der Borgholzhausener Bürgermeister Klemens Keller, der CDU-Bundestagsabgeordnete Ralph Brinkhaus und natürlich Steinhagens Bürgermeister Klaus Besser.

Martin Goldbeck nannte in seiner Abschiedsrede den Satz, der für ihn in seinem Berufsleben immer der wichtigste war: "Arbeit muss Spaß machen, auch wenn es manchmal Pflichterfüllung ist." Ob ihm der Job an der Spitze der Gemeindewerke immer Vergnügen bereitet hat, thematisierte der 66-Jährige zwar nicht konkret. Doch man könnte es sich zusammenpuzzlen: "Die über Jahre gewachsenen guten Kontakte und vertrauensvollen Gespräche mit vielen Menschen haben mein Arbeitsleben erheblich erleichtert und mir viel Freude und Anerkennung gegeben", klingt auf alle Fälle positiv.

Nach Goldbecks Abschiedsrede zu urteilen, ist eines allerdings unbestreitbar: seine Hingabe zur Energiebranche. 18 Jahre lang steuerte Goldbeck die Gemeindewerke sicher auch durch unruhigere Gewässer wie etwa durch die Balsam-Pleite und die damit verbundene angespannte Haushaltslage 1997 oder durch die Unsicherheit auslösende Liberalisierung des Energiemarktes 1998. "Damals wurde davon gesprochen, dass nach zehn Jahren von den gut 900 Versorgungsunternehmen nur noch etwa 90 am Markt sein würden", erinnerte sich Goldbeck.

Erfüllt hat sich diese Prognose nicht: "Heute ist die Energieversorgung fast noch kleinteiliger geworden", bilanzierte Goldbeck, "denn Größe ist nicht mehr der Garant für die Wirtschaftlichkeit in dieser Branche, da die Vorrangeinspeisung aus regenerativen Anlagen zu einer immer stärkeren Verdrängung der erzeugten Kraftwerksmengen und damit zu erheblichen Verlusten bei den großen Stromerzeugern führt." Die Verbraucher müssten sich in Zukunft auf höhere Fixgebühren bei der Preisgestaltung einstellen.

Gut gewirtschaftet haben die Gemeindewerke in den vergangenen knapp 20 Jahren auf jeden Fall: "Einschließlich der Einlagen des Wald- und Hallenbades konnten wir unser Eigenkapital zwischen 1996 und 2013 von 5,6 Millionen auf 17,3 Millionen Euro erhöhen", berichtete der studierte BWLer, der nach seiner Ausbildung bei der Volksbank Brackwede vor seinem Wechsel zu den Gemeindewerken in einer Bielefelder Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft tätig war.

Bürgermeister Klaus Besser zog seinen Hut ob der Übersicht, die sich Martin Goldbeck stets bei den zahlreichen technischen, wirtschaftlichen und politischen Aspekten der Versorgungswirtschaft bewahrt hat: "Sie haben gewissenhaft und korrekt, mit kaufmännischer Genauigkeit und beamtengleicher Gründlichkeit Ihre Aufgabe erfüllt, ohne in den 18 Jahren in den Fokus der diversen Aufsichtsbehörden oder unzufriedener Aufsichtsratsmitglieder zu geraten."

In dem langjährigen Gemeindewerke-Mitarbeiter Stefan Lütgemeier ist ein Nachfolger für Martin Goldbeck bereits gefunden. Der Prokurist wird in seine Fußstapfen treten und in einem Punkt wird er ihm sicherlich ähnlich sein: Viel Aufhebens um seinen Posten, seine Person und Position wird auch Stefan Lütgemeier nicht machen.

Wettkampf ohne Rampenlicht

$
0
0
Werther (anke).
"Man bereut am Ende des Lebens nicht das, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat", sagte Alessandro Di Lella. Der 22-jährige DSDS-Teilnehmer aus dem Jahr 2014 war einer der Promis, die gestern auf der Kartbahn in Werther ihre Runden drehten. Er und seine Mitstreiter Cem Özdemir (Popstars-Gewinner 2012 mit der Band Melouria), Daniel Ceylan (DSDS-Finalist 2014) und die Mitglieder der Mystery Brotherz (Teilnehmer Supertalent 2014) waren bei der »InWiTo-Racing-Tour« dabei.

Die »InWiTo-Racing-Series« ist eine Amateur-Kart-Serie, die seit 2009 jedes Jahr stattfindet. An drei Terminen fahren 45 Fahrer in 15 Teams um den Pokal. "Die Serie ist professionell aufgezogen und hebt sich von Feierabendveranstaltungen deutlich ab", so Toni Fer- nandes, einer der drei Gründer der Serie.

Es gibt ein klares Regelwerk, das zumindest von den äußeren Voraussetzungen Chancengleichheit bietet. "Und man muss sich bewerben", so Fernandes weiter. In diesem Jahr hätten sich mehr als 50 Teams für die Tour angemeldet.

Darunter auch das Promi-Team »Wild Kart« mit Daniel Ceylan, Cem Özdemir, Alessandro Di Lella und den Mystery Brotherz. Viele von den Talentshow-Teilnehmern sind leidenschaftliche Kart-Fahrer von Kindesbeinen an. Allerdings, so zeigte sich, nicht ganz so gut im Training wie manch anderes Profiteam, das im Rennsport zu Hause ist. Für die jungen Männer stand aber der Spaß im Vordergrund. "Wir wollen mindestens ein Team hinter uns lassen, das ist das Ziel", sagte Daniel Ceylan.

Eigentlich hatte der DSDS-Finalist der vergangenen Staffel am Ende des Rennens seine neue Single »Road in Glory« live und in Farbe singen wollen. Die Technik machte dem Sänger jedoch einen Strich durch die Rechnung. Die Single wird, so hofft der 29-Jährige, Ende März im Handel sein. Dann wird der Mescheder auch mit seinen Freunden auf die »Daniel & Friends-Tour« gehen. Mit ihm auf den Bühnen stehen werden neben den bereits genannten auch Daniel Silver, der beim Kart-Rennen im InWiTo- Team startete. Mit seiner Single »Bereit für die Liebe« hat Daniel Silver aus Sankt Augustin einen Talentwettbewerb auf der Privat-Ranch von Schlagersänger Michael Wendler in Düren gewonnen. Silver ging anschließend mit Wendler auf Deutschland-Tour.

Die Kartbahn in Werther haben die Jungs sich aus einem bestimmten Grund ausgesucht. "Es ist die einzige Bahn in NRW, die solche Events wie unseres mitmachen", lobte Toni Fer- nandes. Zudem schätze er die Diskretion von Astrid und Horst Müller, die das InWiTo-Rennen trotz der gestrigen Prominenz nicht an die große Glocke gehangen und werbewirksam breitgetreten haben. Sonst wären die Fahrer vor lauter Autogrammwünschen wohl nicht mehr auf die Bahn gekommen.

Die nächsten beiden Rennen der dreiteiligen Serie finden ebenfalls in Werther statt, und zwar am 6. Juni und am 20. September.


Beschwingt und tragisch

$
0
0
Versmold (maja). Michael Lempik betrat das Dirigentenpodest, schwang den Taktstock und es begann ein Konzert der Extraklasse. Das Symphonieorchester Warendorf zog unter Lempiks Leitung am Sonntagabend jeden der rund 80 Musikfreunde in seinen Bann. Die Musiker begeisterten in der Petri-Kirche mit offensichtlicher Spielfreude und, obwohl es sich um ein Laienorchester handelt, mit ganz viel Professionalität. Das Programm entführte in exotische Welten, war beschwingt und leichtfüßig, dann wieder voll intensiver Dramatik. Es war eine Achterbahn der Emotionen, die klangschön und malerisch in atmosphärischen Farben heraufbeschworen wurden. Durch das Programm führte Winfried Grohe, der mit viel Fachwissen die einzelnen Musikstücke erläuterte. Los ging es mit der Serenade opus 7 von Richard Strauß (1864 - 1949). Bereits mit 16 Jahren hatte dieser die melodiöse und lyrische Kammermusik komponiert. Die Warendorfer Instrumentalisten schafften es vorzüglich, die klare Struktur und den romantisch-harmonischen Klang einfühlsam hervorzuheben. Darauf folgte »Peer Gynt Suite Nummer 1« von Edvard Grieg (1843 - 1907). Der Komponist schrieb das Werk als Bühnenmusik zu Henrik Ibsens gleichnamigem Drama. Es ist die Geschichte eines Taugenichts, der durch die Welt irrt und am Ende entmutigt als alter Mann in seine norwegische Heimat zurückkehrt. Die »Morgenstimmung«, der erste von vier Sätzen, ist ein berühmter Ohrwurm, den wohl jeder aus der Werbung für alle möglichen Produkte, darunter ein Waschmittel, kennt. Es geht um den Sonnenaufgang, der musikalisch nachempfunden wird. Bei der leichtfüßigen und beschwingten Melodie wiegten viele der Besucher verträumt ihre Köpfe. Im Satz über »Ases Tod« stehen die feinnervigen Linien der Streicher im Vordergrund. Sie stimmten ein melancholisches und trauriges Klagelied an, bei dem sich die Melodie aufeinanderfolgend zwei Mal steigerte, um dann wieder abzusinken. »Anitras Tanz«, bei dem der glockenhelle Klang der Triangel zum Einsatz kommt, versetzte die Musikfreunde in eine fremdartige Welt, die symbolisch für die Abenteuer des Peer Gynt im Orient steht. Bedrohlich und ein wenig düster kam der abschließende Satz »In der Halle des Bergkönigs« daher. Die Stimmung war quasi spürbar und die Musik unterstrich die Dramatik mit fieberhafter Intensität. Jeder Teil der Suite Nummer 1 katapultierte die Zuhörer in seine ganz eigene emotionale Welt. Am Ende war es Franz Schuberts (1797 - 1907) Symphonie Nummer 6, die sogenannte »Kleine C-Dur«, die dem musikalischen Abend einen gebürtigen und atemraubenden Abschluss gab. Es waren wunderbare Momente für die Seele.

"Balladen leben nur im Sprechen"

$
0
0

Von Carolin Hlawatsch

Borgholzhausen.
Werke der deutschen Klassik im Wechsel mit deftigem Essen: Diese Mischung genossen die Gäste am Samstagabend auf der Burg Ravensberg. Der Künstler Rüdiger Paulsen aus Theenhausen rezitierte deutsche Balladen im Rahmen der Veranstaltungsreihe, die seit 2013 von der Stiftung Burg Ravensberg veranstaltet wird.

Mit dem ersten Wein des Abends konnte das Publikum auf Friedrich Schiller anstoßen, denn mit dessen bekannten Balladen stieg Rüdiger Paulsen in das literarische Programm ein. "Vor seinem Löwengarten, Das Kampfspiel zu erwarten, Saß König Franz, Und um ihn die Großen der Krone, Und rings auf dem hohen Balkone, Die Damen in schönem Kranz", rezitierte Paulsen voller Inbrunst die erste Strophe der Ballade »Der Handschuh«.

Den Stoff nicht nur für diese Ballade fand Schiller oft in der wahren Historie. Dafür gab Rüdiger Paulsen mit »Die Bürgschaft« ein weiteres Beispiel. In dieser Ballade steht der Glaube an Freundschaft und Treue im Mittelpunkt.

"Ich nehme an, es ist lange her, dass Sie sich Zeit und Muße genommen haben um eine Ballade zu lesen", richtete sich Rüdiger Paulsen an seine Zuhörer. Die Berührungspunkte mit dieser Art Literatur lägen zumeist in der Schulzeit und an das Auswendiglernen dächten wohl nur wenige mit Freude zurück. Doch Paulsens eigene Begeisterung für die Ballade sei gerade in dieser Zeit erwacht, erzählte er.

"Das lag wohl an unserem Lehrer Herrn Kirsch, der es hervorragend verstand, Balladen vorzutragen", meinte er. Laut Paulsen sei es eben der entscheidende Unterschied, ob man eine Ballade nur liest oder gar hört. "Nur im Sprechen und Hören können Balladen lebendig werden", ist der Rezitator überzeugt.

2003 entwarf er deshalb zusammen mit seinem Freund Gerd Mikol vom Sonswas-Theater ein großes Balladenprogramm. Auch Rüdiger Paulsen selbst betreibt zusammen mit seiner Frau Cordula seit 24 Jahren ein freies professionelles Theater, das Theaterbüro Paulsen. 

Im Laufe der Jahre wurde das Balladen-Programm, so Paulsen, "immer weiter abgespeckt". Das Interesse daran war nicht groß genug. 2014 dachte der Künstler daran, mit den Balladen aufzuhören, doch bevor der endgültige Entschluss gefasst war, kamen vier neue Anfragen auf einmal.

"Also ging es doch weiter", meinte Rüdiger Paulsen lächelnd. Wenn man mit Balladen der deutschen Klassik auftrete, dürfe man wahrscheinlich kein Massenpublikum erwarten, bemerkte auch Wolfhart Kansteiner von der Stiftung Burg Ravensberg. Dennoch sei gerade heute in einer Zeit zunehmender Internationalisierung ein Bedürfnis an kultureller Identität groß, mutmaßte er. 

Kulturelle Indentität? Gehört dazu auch westfälisches Essen? Darüber konnten die Gäste dann bei Rinderrouladen mit Rotkohl und Semmelklößen diskutieren. Auf Rote Grütze mit Vanillesoße ließ Rüdiger Paulsen weitere Balladen von Annette von Droste-Hülshoff, Ludwig Uhland, Otto Ernst und Co. folgen. 

Eine weitere Möglichkeit, einen Balladenabend mit Rüdiger Paulsen zu erleben gibt es am Freitag, 6. März, ab 19.30 Uhr im Movement Theater Bielefeld. 

»LindenTheater« Halle provoziert Lachsalven

$
0
0
Von Alexander Heim Halle. Ja, um Liebe ging es zweifellos auch in den beiden Einaktern, die das Ensemble des Haller »LindenTheaters« da am Samstagabend auf die Bühne der KGH-Aula zauberte. Doch das war nur eine der Gemeinsamkeiten, die die Stücke aus der Feder von Anton Tschechow (1860 - 1904) und James Saunders (1925 - 2004) teilten. Denn wie von Regisseur Jan Graf-Betge geplant, spielten neben seinen Darstellern auch Feuerwaffen in beiden Komödien eine gewisse Rolle. In gleich zwei Stücken? Na, da waren neben etlichen Lachsalven auch zwei abgefeuerte Schüsse schon einmal garantiert. Und darüber hinaus die Erkenntnis, dass Armors Pfeile zuweilen seltsame Wege gehen. Es waren mit Anton Tschechows »Der Bär« (1888) und James Saunders »Ein unglücklicher Zufall« (1961) gleich zwei Einakter an nur einem Abend, mit denen die Darsteller um Jan Graf-Betge ihr Publikum auf das Beste unterhalten wollten. Und dabei in ganz unterschiedliche Welten führten. Denn wie ein Trauerspiel scheint Tschechows Der Bär zu beginnen, der ins Russland des Dreikaiserjahres entführt. Eine Frau in den besten Jahren ist die Gutsbesitzerin Jelena Popowa (Helga Lange). Doch gerade einmal sieben Monate ist es her, dass ihr Gemahl Nikolai Michailowitsch verblichen ist. Seither hüllt sich die trauernde Witwe - ganz wie einst auch Queen Victoria - in stetes Schwarz, das sie bis zu ihrem eigenen Ableben nicht mehr ablegen will. Sie vergräbt sich ganz in ihrer Trauer. In diese Lage platzt der frühere Artillerie-Leutnant Grigorij Stepanowitsch Smirnov (Albrecht Glück) herein, seines Zeichens ebenfalls Gutsbesitzer, um die Summe von 1200 Rubel zurückzufordern, die der Verstorbene sich bei ihm geliehen hatte. Und Smirnov steckt in der Klemme. Dringend benötigt er das Geld, um eigene Schulden zu bezahlen. Jelena Popowa hat wenig für den ungehobelten Klotz übrig und lässt ihn eiskalt abblitzen - was Smirnov zum noch hartnäckigeren Bleiben bewegt. Hin und her geht das Gerangel - bis schließlich die Waffen sprechen sollen. Smirnov fordert Jelena Popowa zum Duell. Eine Abschreckungsmaßnahme mit gehörigen Folgen. Mit unerwarteten Folgen und ebenfalls einer Witwe beginnt auch die zweite Komödie des Abends, »Ein unglücklicher Zufall«. Gleich zu Beginn fällt hier ein Schuss. Penelope (Tatjana Pietrowski) hat ihren Mann Harry  - aus Versehen - ermordet. Aus Versehen? Mit Absicht? "Unglückliche Zufälle sind ärgerlich. Dummheiten macht man mit Absicht", lässt sie Freundin Camilla (Anke Wadewitz) wissen, die sie - nachdem der Leichnam vermeintlich gut eingewickelt ist - rasch anruft, um sich auszusprechen. "Wir haben uns in all den Ehejahren nicht einmal gestritten", erklärt sie im Laufe ihres ebenso umständlichen wie absurden Geständnisses. Eine stets glückliche Ehe also? "Ich hatte keine andere Wahl, als Jasagen zu wollen", blickt Penelope auf die Vergangenheit zurück. "Unser gemeinsames Leben war ein unablässiger Strom von Eheglück." Als Camilla und deren ebenfalls hinzugeeilter Ehemann Robert (Kevin Hofbüker) der Wahrheit auf die Spur kommen, erklärt sich Penelope: "Ich habe nicht gezielt. Ich habe die Pistole nur auf etwas gerichtet." "Auf was denn?" "Auf ein Ziel." Am kommenden Samstag, 7. März, wird sich ab 18 Uhr der Vorhang in der Aula des KGH abermals für die beiden Stücke heben. Und dann werden die beiden (schwarzen?) Witwen wieder Einblicke in ihr Leben gewähren. Freuen dürfen sich die Zuschauer dabei auch auf die schönen Bühnenbild-Ideen von Elfriede Schürmann ebenso wie auf die schmucken Kostüme von Eleonore Broermann.

Die zweite Reihe kann es auch

$
0
0
VON CHRISTIAN HELMIG Halle. Heimsiege gegen den Tabellenletzten sind nichts Besonderes. Es sei denn, sie passieren unter besonderen Umständen - so wie der 22:20 (10:10)-Erfolg des Frauenhandball-Drittligisten HSG Union ’92 Halle über den TSV Hahlen. Sina Speckmann krank, Theresa Janzen zurückgetreten, Katrin Thiede, Edita Medjedovic und Kristina Meyer verletzt - es war ein nahezu doppelt besetzter Rückraum, der das wichtige Spiel der durch vier Niederlagen in Folge in den Abstiegskampf gerutschten Hallerinnen vom Spielfeldrand verfolgen musste. Eine ähnliche personelle Pechsträhne wie am gestrigen Sonntag hatte die Union in der laufenden Saison nur einmal ereilt - am ersten Spieltag. Damals, in Bad Salzuflen, hatte man das Spiel kampflos abgegeben. Gestern zeigte das buchstäblich letzte Aufgebot, dass es auch ganz anders geht. Von der ersten Minute an nahmen die Gastgeberinnen die Herausforderung in diesem OWL-Derby an - von Unsicherheit war ihnen kaum etwas anzumerken. Und besonders die vermeintlichen Notnägel machten ihre Sache hervorragend. Allen voran Anna-Lena Bergmann. "Wenn sie am Dienstag nicht in der Mannschaft des Spieltages steht, dann verstehe ich die Welt nicht mehr", spielte Halles Trainer Steffen Thiede auf die dienstäglich erscheinende Rubrik des Haller Kreisblattes an. Ihm sei hiermit versprochen: Der Platz im rechten Rückraum ist schon heute fest für die 18-Jährige reserviert. Seit ihrem Wechsel aus Jöllenbeck vor einem Jahr fast ausschließlich als Back-up auf Rechtsaußen eingesetzt, erfüllte Bergmann die verantwortungsvolle Rolle gestern mit erstaunlichem Selbstvertrauen. Immer wieder nahm »Steve«, so ihr mannschaftsinterner Spitzname, unerschrocken den Nahkampf mit den Hahlener Abwehrspielerinnen auf und schloss beherzt ab. Mit sieben Toren ging fast jeder dritte Haller Treffer auf das Konto der Linkshänderin. Bergmanns starker Auftritt war ein Symbol für Thiedes Erkenntnis aus dem Spiel, die vielleicht noch wichtiger war als die zwei Punkte: "Die zweite Reihe hat heute gezeigt, dass sie es genauso gut kann", freute sich der HSG-Coach. Dazu zählte er auch die reaktivierte Birgit Westernströer, die an der Seite von Edda Sommer und Josephine Löbig der Abwehr enormen Halt gab. Oder Nicola Gottschalk: Die erfahrenste Spielerin im Haller Kader spielte am Kreis ihre ganze Routine aus, stellte mit Toren zum 15:13 und 16:13 die Weichen auf Sieg und hatte ihr Saisonkonto mit insgesamt vier Treffern am Ende des Spiels verdoppelt. Auch dies war so ein Umstand, der Halles Sieg über den Tabellenletzten zu etwas ganz Besonderem machte.

Auf natürlichem Weg zum Traumkörper

$
0
0
VON FLORIAN GONTEK Werther. »Like a Boss« steht auf den Tanktop, das den Oberkörper von Robin Göhner (20) bedeckt. Seine Arme sind frei zu sehen und die dicksten im Studio. Arroganz würden ihm nun viele unterstellen - dass der junge Mann mit den breiten Schultern jedoch Physik studiert, Discotheken meidet und fast ausschließlich Wasser und Tee trinkt, dagegen wohl die Wenigsten. Robin Göhner polarisiert und immer mehr Menschen schauen im Netz zu, wenn der 1,80 Meter große und 81 Kilo schwere Modellathlet über Ernährung, Trainingspläne und Regenerationszeiten spricht, einen Vollkorn-Pfannkuchen zubereitet oder seinen muskulösen Körper präsentiert. Auch das Fernsehen ist mittlerweile auf den Theenhausener aufmerksam geworden. Ein Porträt. Klar, Robin wird mit Handschlag begrüßt. Man kennt ihn in der Fitness Factory in Werther, strubbelige dunkle Haare, verschmitztes Lächeln - kein Wunder: er ist fast jeden Tag hier. "Sechs bis sieben Mal in der Woche trainiere ich", erzählt Robin. Die Länge des Trainings verblüfft den Laien dabei direkt: "45 Minuten. Wenn ich wirklich effektiv trainiere - nicht länger." Nach nicht einmal eineinhalb Stunden bereits sei der Zeitraum erreicht, indem der Körper damit beginnen würde, muskelabbauende Hormone auszuschütten, schiebt er gleich nach. Es ist typisch für den gebürtigen Möllner, der im vergangenen Jahr seiner Freundin Annika (22) wegen nach Ostwestfalen gekommen ist, dass er Dinge nicht belanglos im Raum stehen lässt, sondern begründet. Seitdem Robin kurz vor seinem 16. Lebensjahr mit dem Kraftsport begonnen hat - die Grundlagen dafür hatte er zuvor beim jahrelangen Kickboxen gelegt - wälzte er Bücher. "Dinge, die mich interessieren, da gebe ich 110 Prozent", erklärt. Wissen ist Kapital. Kapital ist für Robin sein Körper, steht er auch als Fitnessmodel vor der Kamera.

Eine gewisse Eitelkeit ist dabei

"Das Wichtigste ist für mich aber, gesund zu sein und mich mit dem Sport von meinem intensiven Studium erholen zu können", erklärt der Kraftsportler, der auch nicht nach einem speziellen Plan trainiert. Seine Philosophie eines natürlichen, ganzheitlichen Weges gibt der Zweitsemester der Universität Bielefeld seit etwa einem dreiviertel Jahr auch über YouTube und die Sozialen Netzwerke weiter. Und die Leute folgen. "Ich bin eigentlich ohnehin ein sehr kommunikativer Mensch", erklärt Robin, der Kraftsport aber durchaus als "sehr individualistisch" bezeichnet und auch eine gewisse Eitelkeit nicht leugnet. Über 25 000 Menschen klicken rein, wenn Robin seinen Sommerkörper präsentiert, Hunderte, wenn er über seine Ernährung in den Diätphasen spricht oder über Mikronährstoffe in der Muskelaufbauphase doziert. Auch auf Instagram und Facebook folgen ihm dutzende Fitnessinteressierte. "Ich bin schon sehr überrascht von der großen Resonanz", lächelt er, schließlich habe er mit dem Angebot nur seinen Spaß an Videodreh, Fitnesssport und der Beratung anderer miteinander vereinen wollen. Vor allem seinen natürlichen Weg zu einem athletischen Körper über gesunde Ernährung und ohne zweifelhafte Zusätze - Robin selbst schwört neben Eiweiß und Kreatin etwa auf Fischöl-Kapseln oder Grüntee-Extrakt - versucht er in seinen mittlerweile über 60 Kurzclips zu vermitteln.

Fernseteam begleitete den Kraftsportler

Ein längerer Fernsehbeitrag über ihn wird schon bald im Spartenprogramm EinsPlus zu sehen sein. Ein Kamerateam des SWR begleitete ihn vergangene Woche hierfür beim Training in Frankfurt. Dass Robin, der auch als Natural-Fitnessmodel vor der Kamera steht, in naher Zukunft das große Geld mit seiner Leidenschaft verdienen wird, glaubt er indes nicht. "Wenn mein YouTube-Kanal bald fünfstellige Abonnentenzahlen hätte, wäre das super", sagt er. Und sportlich? "Steht der Spaß an erster Stelle - aber natürlich hole ich alles raus, was geht." Klingt gar nicht arrogant, einfach nur ehrgeizig.
Viewing all 3262 articles
Browse latest View live