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Tourismus in Borgholzhausen stärken

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Borgholzhausen (DHS).
Die touristische Entwicklung von Borgholzhausen möchte Bürgermeister Klemens Keller voranbringen. "Wir starten dazu im Januar mit zwei »Terra-vista-Punkten« im Stadtgebiet und bieten jetzt den aktualisierten »Teuto-Navigator« über unsere Homepage zur Nutzung an", erklärt der Verwaltungschef am Freitagmittag im Gespräch mit dem Haller Kreisblatt. Beide Angebote tragen dem Umstand Rechnung, dass immer mehr Menschen spontan und digital Informationen suchen und mit Smartphones unterwegs sind.

Ein Telefon brauchen Interessierte, wenn sie die Möglichkeiten der »Terra-vista-Punkte« nutzen wollen. Hierbei befinden sich an markanten Gebäuden, Sehenswürdigkeiten oder Aussichtspunkten Hinweisschilder mit Standort- und Telefonnummern. Wer die Nummer anwählt, erhält eine Menge nützliche Informationen rund um den Standort, an dem er sich gerade befindet. Nutzerinnen oder Nutzer von Smartphones können sich unter www.clutureapp.com/ terravista alle Beiträge als kostenlose App herunterladen.

In Borgholzhausen sollen der Luisenturm sowie das Kultur- und Heimathaus die beiden ersten »Terra-vista-Punkte« werden. "Das kostet die Stadt je 2000 Euro, wir bekommen aber einen Zuschuss in Höhe von 50 Prozent von Land NRW", berichtet Klemens Keller. Er freut sich darüber, dass Gäste und Einheimische dort künftig mehr über die Region und den Standort erfahren können. Gespeichert werden sollen möglichst spannende Geschichten über die Entstehung der vielfältigen Landschaft sowie das Leben früher und heute.

Im Naturpark »Terra.vita«, der den Teutoburger Wald, das Wiehengebirge und das Osnabrücker Land umfasst, gibt es derzeit 21 solche interaktive Aussichtspunkte. "Wir könnten die ersten »Terra-vista-Punkte« im Kreis Gütersloh bekommen", erläutert der Bürgermeister. Im Januar oder Fe-bruar 2015 sollen die Hinweistafeln am Luisenturm und am Kultur- und Heimathaus aufgestellt werden. Wenn das Angebot gut angenommen wird, dann könnte es bald weitere Tafeln im Stadtgebiet geben. Denkbar seien die Burg Ravensberg, die Firma Schulze oder die Wasserschlösser, so Klemens Keller.

Bereits nutzbar ist der »Teuto-Navigator«, eine interaktive Karte zur Urlaubs- und Freizeitplanung. Dazu müssen Interessierte den Navigator über die Homepage der Stadt Borgholzhausen oder über www.teutonavigator.com im Internet aufrufen. Hier sind rund 840 Tourenvorschläge abrufbar, die Urlauber zu mehr als 50 Orten in ganz Ostwestfalen-Lippe führen. Bereits im Jahr 2000 hatte die OstWestfalenLippe GmbH den »Teuto-Navigator« veröffentlicht und seither findet der Tourenplaner großes Interesse.

Zielgruppe des »Teuto-Navigators« sind Wanderer, Radfahrer, Nordic Walker, Reiter, Kanuten und Motorradfahrer, die dort viele spannende Tipps bekommen. Zudem verzeichnet die Karte rund 2000 interessante Punkte in der Region, von Hotels und Restaurants über Sehenswürdigkeiten bis zu Museen. Die Beiträge und Tourentipps werden von rund 130 ortskundigen Redakteurinnen und Redakteuren eingepflegt.

Jetzt wurde der »Teuto-Navigator« aktualisiert und präsentiert sich seither mit neuem Design und zusätzlichen Funktionen. Bildergalerien und ein neues Höhenprofil sorgen aus Sicht der OstWestfalenLippe GmbH für mehr Übersicht und Nutzerfreundlichkeit. Über einen QR-Code können die gewünschten Information zu einer Tour leicht in ein Smartphone oder einen Tablet-PC eingelesen werden. Die Inhalte können auch per Mail oder über die Sozial-Media-Kanäle weiterempfohlen werden.

Ebenfalls neu beim »Teuto-Navigator« ist, dass die ausgewählte oder vom Nutzer selbst geplante Tour als PDF-Dokument abgespeichert und in einer handlichen Faltversion ausgedruckt werden kann. "So erhält der Urlauber seinen individuellen Tourenführer für die Hosentasche, auf den er unterwegs zugreifen kann", sagt Klemens Keller.


Hitzige Diskussion über Flüchtlingsunterkunft

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Von Frank Jasper

Steinhagen.
Bei der Bürgerinformationsveranstaltung gestern Abend im Rathaus haben die Anlieger deutlich gemacht, dass sie den Plänen zur Unterbringung von Flüchtlingen an der Bahnhofstraße mehrheitlich ablehnend gegenüberstehen. Vor allem die hohe Zahl von hundert Bewohnern, die in die fünf geplanten Doppelhäuser einziehen sollen, ruft Kritik hervor.

Teilnehmer berichteten dem Haller Kreisblatt, das zu der Veranstaltung ausdrücklich nicht eingeladen war, von einer "hitzigen Diskussion". In deren Verlauf hätten viele Bürger ihr Unbehagen gegenüber dem Vorhaben der Gemeinde geäußert. "Wir haben deutlich gemacht, dass die Pläne nicht dem Willen der Anwohner entsprechen", teilte etwa Alexander Alt mit, der in der Bergstraße wohnt und somit direkter Nachbar des zu bebauenden Grundstücks ist. Eine Flüchtlingsunterkunft auf dem Grundstück wäre "ein gravierender Eingriff in den Vermögenshaushalt" jener Familien, die sich an der Stelle eine Existenz aufgebaut haben. Soll heißen: Die Nachbarn rechnen mit einer Wertminderung ihrer Grundstücke.

Stephanie Caio, ebenfalls Anwohnerin des Grundstücks auf dem die fünf Doppelhäuser gebaut werden sollen, nennt weitere Sorgen, die gestern Abend zur Sprache kamen. "Bei bis zu hundert Bewohnern, zumeist alleinstehende Männer, wie wir heute Abend erfahren haben, ist Lärmbelästigung programmiert", befürchtet sie.

Mit Besorgnis nahmen gestern die Anwesenden die Schilderungen von jenen Bürgern zur Kenntnis, die bereits in den 90ern an der Bergstraße gewohnt haben, als dort schon einmal Asylbewerber untergebracht waren. Sie sollen von Lärmbelästigungen, Vandalismus und Polizeieinsätzen berichtet haben, die damals für Unruhe unter den Bürgern in dem Wohnviertel gesorgt hätten.

Stephanie Caio stellt nach der gut eineinhalbstündigen Diskussion, an der mehr als hundert Bürger teilnahmen, klar: "Wir haben nichts gegen die Flüchtlinge, uns geht es darum, dass die geballte Unterbringung an diesem Standort pro-blematisch ist." Die Anwohner des Grundstücks, um das es geht, plädieren darum für eine dezentrale Lösung, das heißt: Die Asylbewerber sollen möglichst gleichmäßig auf das Gemeindegebiet verteilt werden.

Bürgermeister Klaus Besser, der gestern zusammen mit Sozialamtsleiterin Birgit Pape den Bürgern Rede und Antwort stand, bestätigt im Gespräch mit dem Haller Kreisblatt den Einwurf von Stephanie Caio: "Die Leute sehen ein, dass die Flüchtlinge irgendwo untergebracht werden müssen, es gab keine fremdenfeindlichen Parolen." Die Unterbringung der Menschen in verschiedene Wohnungen verteilt in ganz Steinhagen sei jedoch äußerst schwierig.

"Das wäre natürlich die eleganteste Lösung und erleichtert die Integration, aber wir haben bereits an potenzielle Vermieter appelliert. Trotzdem stoßen wir inzwischen an die Kapazitätsgrenzen." Das Aufstellen von Containern sei ebenfalls pro-blematisch. "Da werden Vermögenswerte verbrannt. Wir müssten Grundstücke finden, dort Anschlüsse verlegen lassen und nach fünf Jahren können wir die Container wegschmeißen."

Auch zu einer Unterbringung in öffentlichen Räumen wie Sporthallen oder Begegnungsstätten wie in den 90er Jahren praktiziert, will man im Rathaus nicht zurückgreifen. "Das schränkt die Nutzung der Immobilien natürlich ein", so der Bürgermeister, was bei der Bevölkerung auch nicht gut ankäme.

Übel aufgestoßen war vielen Bürgern, dass sie relativ kurzfristig erst am Dienstag dieser Woche zu der Informationsveranstaltung am gestrigen Freitag eingeladen worden waren. Bürgermeister Klaus Besser dazu: "Uns war es wichtig, die Bürger noch vor Weihnachten zu informieren und sie über die Feiertage nicht mit Gerüchten alleine zu lassen."

Am Donnerstagabend hatte der Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung einstimmig beschlossen, dass die Gemeindeverwaltung mit der Annette-Schlichte-Steinhäger-Stiftung, der das Grundstück an der Bahnhofstraße gehört, Gespräche aufnimmt. Die Stiftung könnte als Investor auftreten und die Gemeinde die Häuser anmieten oder sich ein Vorkaufsrecht sichern.

Einige Anwohner haben inzwischen einen Anwalt eingeschaltet. Er soll das Bauvorhaben rechtlich prüfen und wenn möglich verhindern.

Der Funke springt über

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Von Birgit Nolte

Werther-Rotenhagen. Vor gut 30 Jahren entdeckte sie Wilfried Sahrhage in der Bielefelder Fußgängerzone. Der ehemalige Leiter des CVJM-Waldheims erkannte die Klasse der Blechbläser aus Riga sofort, fackelte nicht lange und sprach sie an. Seitdem organisiert Sahrhage für das Quintett jedes Jahr im Dezember eine kleine Konzerttournee in der Region. Am Sonntag gastierten die Musiker in der Bethlehemskirche in Rotenhagen.

Gut 80 Gäste begrüßte Pastor Johannes Heicke in dem kleinen Gotteshaus der Selbständigen evangelisch-lutherischen Kirche. Mit festlichen Melodien versetzten die Musiker die Besucher am vierten Adventssonntag in weihnachtliche Stimmung.

Schon bei den ersten Takten von »Intrada« des Barockkomponisten Georg Friedrich Händel sprang der Funke auf das hingerissene Publikum über. Auch Johann Sebastian Bach durfte beim Konzert der Letten nicht fehlen - allein schon aus dem Grund, weil ihr Gastgeber Wilfried Sahrhage ein ausgewiesener Fan des Thomaskantors ist. Sahrhage selbst konnte beim Konzert am Sonntag nicht dabei sein. Pastor Heicke übernahm stellvertretend die Rolle des Moderators.

Ülo Ussenko an der Trompete, Dainis Tarasous am Waldhorn, Egils Sketris an der Posaune, Raivis Magurs an der Tuba und Janis Smilga an der Trompete begeisterten aber nicht nur mit bekannten Kompositionen wie Bachs »Air« oder Mozarts »Eine kleine Nachtmusik«.

Die Klasse des aktuellen (Dainis Tarasous) und der ehemaligen Mitglieder des Staatsorchesters Riga wurde auch bei ihrer quicklebendigen Interpretation von »Le Basque« des französischen Barockkomponisten Marin Marais, der einst am Hofe Ludwig XIV. musizierte, überdeutlich.

Im zweiten Teil des Abends wandte sich das Quintett zeitgenössischer Musikliteratur zu. Wie fröhlich und temperamentvoll moderne Kompositionen aus ihrer Heimat klingen, stellten die Musiker mit einem Stück über die Freundschaft unter Beweis, das im Deutschen den Titel »Ich bin wie ein Töpfchen, ich bin wie ein Deckelchen« heißen würde, wie Hornist Dainis Tarasous berichtete. Keiner Übersetzung bedurfte der Weihnachtsklassiker »Jingle Bells«, den die bestens aufgelegten Blechbläser in einer jazzigen Version präsentierten.

Ohne Zugabe ließ das begeisterte Publikum die technisch versierten Letten nicht ziehen. Zum krönenden Abschluss spielte das Ensemble »Stille Nacht« und bewies auch mit dieser bekannten Weihnachtsmelodie, dass es nicht in die Fußgängerzone, sondern auf die Bühne gehört.

Die Liebe auf dem Prüfstein

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Von Sonja Faulhaber

Steinhagen. Wenn der flatterhafte Papageno über die Bühne wirbelt und »Der Vogelfänger bin ich ja« anstimmt oder die Königin der Nacht ihre Arie »Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen« intoniert, dann wird es ganz still im Saal, denn alle Zuschauer lauschen den ausdrucksvollen Stimmen der Darsteller, die die Geschichte der »Zauberflöte« zum Leben erwecken. Dabei ist es egal, ob die berühmte Oper von Wolfgang Amadeus Mozart für Kinder oder Erwachsene inszeniert wird - der Zauber der Musik ist immer gleich.

Am Sonntag ließen sich gut 200 Steinhagener von der »Zauberflöte« in eine andere Welt verführen. Das Kulturwerk hatte Kinder und Eltern zur vorweihnachtlichen Vorführung eingeladen. Um die Oper kindgerecht zu inszenieren, wurde in der Bearbeitung von Lajos Wenzel aus dem Werk eine Mischung aus Oper und Theaterstück. Die Szenen wurden gespielt, um den Kindern den Zugang zur Geschichte zu erleichtern. Doch auch die Musik kam nicht zu kurz. Das sechsköpfige Ensemble überzeugte stimmlich und entführte in eine Welt, in der das Gute gegen das Böse kämpft.

Im Sturm eroberte dabei der Vogelfänger Papageno die Herzen der Zuschauer. Er machte sich mit dem Prinzen Tamino auf die Suche nach der Prinzessin Tamina. Dabei blieb das Stück stets lustig und voller frecher Sprüche, so dass die Zuschauer auf ihre Kosten kamen. "Der sieht nicht aus wie ein Vogel - der hat einen Vogel", bemerkt Tamino zum Beispiel beim Kennenlernen mit Papageno. Und auf Paminas Bemerkung, er habe ein kaltes Herz, antwortet Bösewicht Monostatos: "On the rocks!"

Die bunten Kostüme zeigen schnell, wer hier gut und wer böse ist. Während die Königin der Nacht pompös in Schwarz auftritt, überzeugen ihre Dienerinnen in dunkelblauen Kleidern und mit blauen Haaren. Der Sonnengott Sarastro und sein Gefolge dagegen sind weiß und gelb gekleidet.

Und auch das Publikum wird zum Teil des Stückes. Mal sollen die Kinder Tamino und Papageno Zaubersprüche vorsagen, mal den richtigen Weg zeigen. Und als das liebende Paar ihre Gefühle unter Beweis stellen und gemeinsam durch Wasser und Feuer schreiten muss, dürfen alle wild mit den Armen winken (Feuer) und eine La-Ola-Welle (Wasser) machen.

Insgesamt eine kurzweilige und lustige Inszenierung, wie auch Larissa und Merle fanden, die das Stück von der ersten Reihe aus gebannt verfolgten. "Die Königin war einfach toll", schwärmte Larissa (10) nachher. Besonders ihre berühmte Arie gegen Ende des Stücks begeisterte die Mädchen. Die Mischung aus Schauspiel und Gesang kam bei den beiden jungen Mädchen gut an. Und erst die Kostüme. Merle (9): "Die Krone der Königin - wunderschön."

»ZeitRäume« ziehen um ins Haller Herz

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VON FLORIAN GONTEK

Halle.
Für Katja Kosubek, Kuratorin des virtuellen Stadtmuseums »Haller ZeitRäume«, ist das historische, weiße Gebäude im Rücken des Haller-Willem-Denkmals ein echtes »Sahneschnittchen«. Nach Jahren im Haller Stadtarchiv ist der Umzug nötig geworden, da die neue Leiterin des Stadtarchivs, Anke Limprecht, die stadthistorische Arbeit auf professionelle Füße stellen und optimale Bedingungen für die Archivalien schaffen möchte. Für die »ZeitRäume« offenbart der Umzug dabei Probleme und Perspektiven zugleich.

"Wir sind jetzt mitten im Haller Herz angekommen, das ist wunderbar", findet Katja Kosubek und hofft mit dem Umzug in die Stadtmitte den Besuchern der Museums-Sprechstunde, die nun natürlich ebenfalls in der Bahnhofstraße 17 stattfindet, auch ein Stück weit die "Schwellenangst" zu nehmen und das das Museum unter breiterer Mithilfe der Bürgerschaft wachsen zu lassen. ."Es ist in der Haller Bevölkerung allmählich so durchgesickert, dass - wenn man alte, interessante Dinge besitzt - Bescheid gegeben wird, damit wir einen Blick darauf werfen können", freut sich die Kennerin der Haller Stadtgeschichte.

In den neuen barrierefreien Räumlichkeiten, die sich die »ZeitRäume« gemeinsam mit dem Volkshochschule, der Haller Interessen- und Werbegemeinschaft und dem GenerationenNetzwerk teilen, bezieht das virtuelle Museum Räume im Erd- und Obergeschoss. Während in der unteren Etage ab dem 10. Januar wieder immer samstags zwischen 10 und 12 Uhr den Museums-Sprechstunden stattfinden werden, ist unter dem Dach des etwa um 1910 erbauten Hauses als Büro für die sechs Museumsmitarbeiter sowie als Durchgangsstation geplant. "Hier werden die Schenkungen an das Museum in Transportkisten verpackt, inventarisiert und landen dann - wie alle Stücke - auf Dachboden der Haller Polizei", erklärt die Museumsleiterin die Schritte, bevor schlussendlich digitalisiert wird.

Was soweit wunderbar klingt, offenbart für die tägliche Museumsarbeit jedoch auch Probleme. "Das Stadtarchiv ist eben die ganz wichtige Grundlage all unserer Arbeiten", erklärt die Historikerin. Synergieeffekte, die vorher so auf ganz natürliche Art und Weise zwischen Museum und Stadtarchiv bestanden hätten, gingen so ein Stück weit verloren, erklärt Kosubek. Der Umzug ist nötig geworden da Anke Limprecht, nicht nur Leiterin der Haller Stadtbücherei, sondern auch des städtischen Archivs, versucht, Abläufe zu optimieren. "Dazu gehört eben auch, dass die Archivalien nicht mehr da sein dürfen, wo Arbeitsplätze sind. Feuchtigkeit und Wärme sind nie förderlich", begründet sie den Umzug aus dem Stadtarchiv hinein in die Stadtmitte.

Trotz allem brennen die Kuratorin und ihr Team - das durch Andrea Janböke-Plogmann und Stefan Plogmann vor kurzem frische ehrenamtliche Unterstützung erhalten hat -weiter für die Aufgabe. "Es brummt", sagt Katja Kosubek. Als nächstes möchte das Stadtmuseum die Räume »Bis 1609 - Wie alles begann« und »1609-1786 - Wir werden Preußen« als achten und neunten Zeitraum eröffnen. Auch in der Stadtmitte verfolgt das deutschlandweit einzige stadtgeschichtliche Online-Museum große Pläne.

Zu Herzen gehend

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Von Rita Sprick Versmold-Bockhorst. Mit einem erlesenen Weihnachtskonzert stimmten der Bockhorster Kirchenchor, zwei Sängerinnen, zwei Solisten und fünf Streicher in der voll besetzten Dorfkirche auf besinnliche Festtage ein. Das Ensemble unter der Leitung des umsichtig agierenden Kantors Andreas Schnell war eine Bereicherung für die heimische Kulturszene und ließ die Herzen der Musikfreunde höher schlagen. Wer die Konzerte des Bockhorster Kirchenchors seit zwei Jahrzehnten verfolgt muss feststellen, dass die Mitglieder des Chors unter dem Einfluss von Andreas Schnell über die Zeit gesanglich gereift ist. Mit zunehmendem Können mutet Schnell seinen Sängern auch immer schwerere Kompositionen zu. Wie sich Gesang von Format bei Hobbysängern anhört, bekam das Publikum auf dem Weihnachtskonzert bei der Chorpräsentation des von Giambattista Pergolesi vertonten Psalm 111 »Confitebor tibi Domine« zu hören. Im Mittelpunkt stand allerdings der Lobgesang der Maria, das von Francesco Durante geschriebene Werk »Magnificat«. Der meistens lieblich und selten dramatisch klingende Charakter der Vertonung aus dem italienischen Barock war ein Lobgesang, bei dem vorrangig der Chor sein Können in den einzelnen Sätzen eindrucksvoll demonstrieren konnte. Bereichert wurde die Darbietung durch die bereits mehrfach in Bockhorst aufgetretenen Solistinnen Sigrid Heidemann mit ihrer professionellen Sopranstimme und Kathrin Bauer mit ihrer prägnanten Altstimme. Beeindruckend geformt war der wohlklingende Gesang durch weihnachtliche Chorsätze wie »Fröhlich soll mein Herze springen«, die der 1755 gestorbene Durante zwischen die einzelnen Kantatensätze eingefügt hatte. Die beiden musikalischen Leckerbissen der neapolitanischen Komponisten begleiteten vortrefflich Karin Struck und Christoph Struck auf der Violine, Mara Smith auf der Viola, Lutz Wagner - der Musikfreunde bereits mit Solokonzerten in der Dorfkirche erfreute - am Cello, Christoph Guddorf an der Standorgel und Renate Fischer am Kontrabass. Zudem verwöhnten Nicole Goedereis-Buller die Zuhörer mit ihrem wunderbaren Spiel auf der Querflöte bei der Suite in h-moll von Johann Sebastian Bach sowie der junge Bockhorster Harfespieler Jan Henryk Rentel mit dem anspruchsvollen Solowerk »La Source« von Albert Heinrich Zabel. Erfüllt von der imposanten Darbietung der Konzertierenden bedankten sich die anwesenden Musikfreunde mit viel Beifall für das zu Herzen gehende Weihnachtskonzert und die Zugabe.

Doppelsieg für den SC Halle

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Von Ekkehard Hufendiek Altkreis Halle. "Hier regiert der S-C-H", hallte es vielstimmig durch die Steinhagener Cronsbachhalle. Die war am Samstag zumindest akustisch fest in Haller Hand. Sowohl die Frauen als auch die Männer des SC gewannen den Volleyball-Kreispokal. Auf Bezirksebene geht es demnächst für beide Mannschaften im Januar weiter, möglicherweise gegen Regionalligateams. Mit einem deutlichen 3:0-Erfolg (25:17, 25:18, 25:14) schmetterten die Haller Frauen im Endspiel ihren Bezirksligakonkurrenten SV Ubbedissen aus der Cronsbachhalle. Bei den Männern nahm die Landesligareserve des SC gegen die eigene Erste erfolgreich Revanche für die letztjährige Niederlage: 3:1 (26:24, 25:22, 20:25, 28:26) hieß es im Finale für die Zweitvertretung. Das Frauenendspiel zwischen Halle und dem SV Ubbedissen, der seine Zuspielerin ersetzen musste, verlief einseitig. Mit variablem Angriffsspiel setzten sich Halles Frauen problemlos durch. So blieb für die Spielerinnen um Anna Rzeha noch Zeit, beim Männerfinale anzufeuern. Hier behielt die Landesligareserve des SC Halle in einem Wimpernschlagfinale verdient in vier Sätzen die Oberhand. "Wir hätten einen fünften Satz verdient gehabt", ärgerte sich der Spielertrainer des Verliererteams, Björn Kranenberg. Sein Trainerkollege und Gegenpart Bori Rzeha hingegen reckte die Fäuste in die Luft: Die langersehnte Wachablösung scheint ihm gelungen. Dabei lief der SC Halle II im vierten und letzten Satz lange einem Rückstand hinterher. Aber die große Sprungkraft von Julian Prange in der Mitte und Philipp Rosenthal auf der Diagonalposition brachte der Zweiten immer wieder starke Angriffe. Zudem zeigte Tejas Kosfeld als Libero eine starke Leistung - kaum ein Bagger misslang. Die höchste Hürde auf dem Weg zum Titel hatten die Frauen des SC Halle übrigens schon im Halbfinale übersprungen. Das Team von Trainerin Maria Wiedenlübbert war dort auf den Spitzenreiter der Landesliga, Gütersloher TV, getroffen und hatte sich mit 3:0 (25:17, 25:20, 25:14) überraschend deutlich durchgesetzt. Der GTV musste seine etatmäßige Zuspielerin durch eine Akteurin aus der dritten Mannschaft ersetzen. In der Folge kam Güterslohs Hauptangreiferin, Lea Schindler, die einige Male mit mächtigen Schmetterschlägen beeindruckte, selten zum Zug. Auf der anderen Seite lief es unter der Regie des Haller Zuspielduos Anna Rzeha und Nora Velske sichtlich rund: Hochmotiviert agierte das Haller Team in Abwehr und Angriff. "Wir haben Gütersloh überrascht. Es macht einfach Spaß, gegen so eine Mannschaft zu spielen, und das hat man meinen Mädels angemerkt" sagte Wiedenlübbert. Im Halbfinale der Männer hatte sich der SC Halle mit 3:0 gegen Gastgeber Spvg. Steinhagen durchgesetzt. SC Halle II hatte SW Marienfeld mit 3:1 aus dem Wettbewerb geworfen.

"Es fühlte sich an wie ein Ritterschlag"

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Borgholzhausen. Lesen gehörte schon immer zu Marita Böttchers großen Leidenschaften. Schon als Kind verschlang sie Bücher regelrecht. Und schon damals begann sie sich zu überlegen, dass die Geschichten, die sie da las, ja auch ganz anders hätten geschrieben werden können. Die gebürtige Brockhagenerin lernte zunächst Bekleidungsfertigerin, später betätigte sie sich im Qualitätsmanagement sowie der Arbeitsvorbereitung und arbeitet jetzt seit 13 Jahren als nächtlicher Notdienst oder auch Nachtfahrerin beim Haller Kreisblatt. Nichts deutete darauf hin, dass sie selbst Bücher verfassen würde. Und doch tat sie es. Im November erschien im Sieben Verlag ihr erster Roman. »Keltische Nächte« lautet der Titel. HK-Redakteurin Kerstin Spieker sprach mit der Autorin.
Frau Böttcher, was für eine Art Roman ist »Keltische Nächte«? MARITA BÖTTCHER: Das Genre wird als Romantasy bezeichnet. Das setzt sich zusammen aus der Romantik in der Liebesgeschichte zwischen der Hauptfigur Ellen Bruckner und Mikael Ranulfson und Fantasy-Elementen. In diesem Fall der Zeitreise. Meine Romanheldin Ellen gelangt ja durch einen Unfall ins Mittelalter, wo sie dem geächteten Dänen Mikael begegnet und auch sonst eine ganze Reihe von Abenteuern zu bestehen hat. Warum geht es gerade ins Mittelalter? BÖTTCHER: Der Gegensatz zu unserer Zeit heute fasziniert mich. Es machte mir Spaß, mir vorzustellen, wie eine Mensch aus unserer Zeit ohne Supermarkt und Heizung zurechtkommen muss - noch dazu eine emanzipierte, aufgeklärte Frau, die sich dann auch noch mit den sozialen Rollenmodellen und Rechtsauffassungen des Mittelalters herumschlagen muss. Herumschlagen ist ein gutes Stichwort. Ihre Romanfigur Ellen ist eine Kampfsportlerin, was ihr im Mittelalter letztlich das Leben rettet. Ist das ein autobiografischer Zug? Sind Sie auch Kampfsportlerin? BÖTTCHER: Nein. Leider nicht. Wenn jemand diese Techniken beherrscht, finde ich das schon toll. Was aber autobiografisch ist, ist das burschikose Wesen der Romanfigur Ellen. Ich habe als Kind und Jugendliche immer gern mit meinem Bruder und seinen Kumpels Fußball gespielt. Das hat sicher Spuren hinterlassen. Wie viel Kampfgeist brauchten Sie denn, um einen Roman per Vertrag in einem Verlag unterzubringen? BÖTTCHER: Eine Menge. Deutsche Autoren haben es schwer. Ich habe gelesen, dass nur etwa ein Prozent es bis zur Veröffentlichung schafft. Ich schreibe seit elf Jahren die Geschichten auf, die mir einfallen. Sieben Romane sind seither entstanden. »Keltische Nächte« ist der fünfte davon. Ich habe es einfach immer wieder versucht und den Verlagen meine Exposés zugeschickt. Sie haben sich nicht entmutigen lassen? BÖTTCHER: Das war schon sehr schwer, wenn es gerade wieder Absagen gehagelt hatte, sich aufzuraffen und es noch einmal zu versuchen. Aber im Internet bin ich über verschiedene Foren mit anderen Autoren vernetzt und wir haben uns immer wieder gegenseitig Mut gemacht. Ich wusste, so wie mir geht es ganz vielen anderen auch. Und ich dachte mir: Was passiert schon großartig. Mehr als absagen können sie mir ja nicht. Im Spätsommer 2013 kam dann doch eine Zusage. Der relativ kleine Sieben Verlag bot Ihnen einen Vertrag an. Wie war das für Sie? BÖTTCHER: Einfach nur genial. Es fühlte sich an wie ein Ritterschlag. Da wusste ich ja noch nicht, wie hart das mit dem Lektorat noch werden würde. Als Autorin musste ich ganz schön schlucken, nachdem ich die vielen Streichungen und Änderungswünsche der Lektorin gesehen hatte. Aber auch da haben Sie nicht aufgegeben. Was ließ Sie dranbleiben? BÖTTCHER: Nachdem ich den ersten Schock verwunden hatte, erkannte ich, dass die meisten Veränderungen dem Buch guttaten. Ein gutes Lektorat lohnt sich einfach. Als Autorin habe ich unheimlich viel gelernt. Das war auch der Hauptgrund für mich, nicht auf den Eigenverlag zu setzen, sondern die Zusammenarbeit mit einem Verlag zu suchen. Auch wenn ich dadurch gezwungen bin, mir meinen Lebensunterhalt zumindest vorerst wohl weiter anders zu verdienen. Wenn sie nachts für das HK unterwegs sind, kommen Ihnen dabei die Ideen für Ihre Geschichten? BÖTTCHER: (lacht) Nein, da muss ich mich voll konzentrieren. Meine Ideen habe ich eher beim Lesen oder Fernsehen. Denken Sie sich Ihre Geschichten dann komplett zunächst aus und schreiben sie runter oder entstehen die Geschichten beim Schreiben? BÖTTCHER: Das variiert. Bei »Keltische Nächte« arbeiteten die Finger auf der Tastatur fast von selbst. Die Geschichte hatte ich fertig im Kopf. Bei anderen Romanen war das auch schon anders. Da ist es mir dann schon mal passiert, dass meine Romanfiguren plötzlich so im Schlamassel steckten, dass ich Probleme hatte, sie da wieder rauszumanövrieren. Woran arbeiten sie zurzeit? BÖTTCHER: Der Sieben Verlag hat sich eine Liebesgeschichte mit einem Bodyguard von mir gewünscht - ohne Fantasy, dafür mit etwas History. Eine Veröffentlichung ist für das zweite Halbjahr 2015 vorgesehen. Außerdem habe ich gerade die Arbeiten mit einer Hörbuchsprecherin abgeschlossen. »Keltische Nächte« ist seit 19. Dezember auch als Hörbuchdownload zu haben. Und dann gibt es da ja noch immer meine Schubladenkinder, unter anderem einen Regency-Liebesroman, an denen ich mit meinem neu erworbenen Wissen immer mal wieder feile. Frau Böttcher, vielen Dank für das Gespräch.

"Die Mannschaft gibt nie auf"

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Von Claus Meyer

Steinhagen.
»Wann packt dich das Fieber?« lautet der Slogan, mit dem die Steinhagener Handballer um neue Mitglieder und Fans werben. In der laufenden Saison tritt die Spvg. als Teil der erweiterten Verbandsliga-Spitze bislang ähnlich temperiert auf wie in der Vorsaison. Stephan Neitzel zieht nach elf Punktspielen als Steinhagener Trainer eine Zwischenbilanz.

Anspruch & Wirklichkeit

Der Anspruch war im Sommer klar formuliert. Schlechter als in der Vorsaison, als die Spvg. unter Neitzels Vorgänger Frank Spannuth Fünfte geworden war, wollten die Verantwortlich am Cronsbach nicht abschneiden. "Da sind wir auf einem guten Weg", bewertet Neitzel die Wirklichkeit positiv. Nach elf Spieltagen liegt Steinhagen mit 14:8 Punkten auf Platz drei.

Höhen & Tiefen

"Bei den Höhen geht es ganz schnell: Das war das Unentschieden gegen Sundwig/Westig", sagt Neitzel. Am 15. November verloren die Überflieger aus dem Sauerland am Cronsbach ihren Nimbus, den sie sich mit 36 in Serie gewonnen Punktspielen redlich erarbeitet hatten. 29:29 hieß es, am Ende war bei einem Tempogegenstoß gar ein doppelter Punktgewinn für Steinhagen möglich. Eine Woche später setzte die Spvg. mit dem Gewinn des Westfalenpokals ein weiteres Ausrufezeichen. Zwei Oberligisten hatten beim Finalturnier vor Totensonntag das Nachsehen. "Tiefpunkt war das Spiel in Hahlen", legt sich Neitzel am anderen Ende der Skala ähnlich eindeutig fest. 32:37 verlor sein Team, ohne nur annähernd das Potenzial abzurufen. Das sei zum Beispiel bei der jüngsten 32:34-Niederlage in Mennighüffen ganz anders gewesen. Neitzel: "Da waren wir auch schlecht, kamen aber durch Einzelaktionen immer noch für einen Punkt in Frage."

Stärken & Schwächen

Beides hängt für den Coach eng zusammen. "Wir sind immer wieder in der Lage, uns auch bei klaren Rückständen wieder in Schlagdistanz zu bringen", sagt Neitzel. "Die Mannschaft gibt nie auf." Dieser Charakter - und schon ist Neitzel bei den Schwächen - sei aber eben auch deshalb gefordert, weil das Team immer mal wieder abreißen lasse. Konstanz über 60 Minuten heißt die Formel, die Steinhagen aus Trainersicht noch zu selten umsetzt. Belege: Sundwig/Westig war zwischenzeitlich vier Tore davongezogen, gegen den TV Verl gab die Spvg. einen eigenen Zwölftore-Vorsprung fast noch aus der Hand.

Entdeckung & Enttäuschung

Enttäuscht worden ist Stephan Neitzel nach eigenem Bekunden in Steinhagen noch nicht; auch wenn der ein oder andere Spieler nach Einschätzung des Trainers noch ein paar Prozentpunkte mehr rausholen könnte. Eine Entdeckung der ersten elf Spiele zu benennen, ist für den Trainer auch schwierig. Lukas Schulz beispielsweise habe diesen Status bereits in der Vorsaison gehabt. So macht Neitzel dem Kollektiv Mut: "Eine Entdeckung für uns sollte sein, dass wir mit konstanter Leistung jeden Gegner unserer Liga und sogar - wie beim Pokal - aus der Oberliga schlagen können."

Kommen & Gehen

Neitzel befürchtet nicht, dass Spieler nach der Hinserie den Verein verlassen könnten. Neuzugänge sind allenfalls intern zu erwarten. Fabian Karnath aus der Bezirksliga-Mannschaft lief zuletzt auf und ist laut Neitzel ein Kandidat für weitere Einsätze. Personalentscheidungen für die nächste Saison seien am Cronsbach noch nicht getroffen.

Chancen & Ziele

Platz zwei bis vier sieht Neitzel als realistisch an, wenn sich die Mannschaft weiterhin stabilisiert. "Ein, zwei Mal verlieren" werde auch Tabellenführer Sundwig/Westig noch. Zu wenige "Böcke" (Neitzel), um von der Konkurrenz ernsthaft in seinen Titel- und Aufstiegsambitionen gestört zu werden. Die Chance auf den Silberplatz, der eine Aufstiegsrelegation bedeuten könnte, ist tatsächlich groß. Denn Steinhagen empfängt die drei Konkurrenten VfL Mennighüffen, TSV Hahlen und TSG Harsewinkel in der Rückserie noch zu Hause am Schulzentrum.

Ich glaub, mich knutscht ein Elch

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Von Birgit Nolte

Werther. "Willkommen im Trockenen!", begrüßte Opus-Arte-Chef Reiner Beinghaus am Sonntagabend die über 130 Gäste. Man könnte meinen, dass diese Feststellung überflüssig wäre. War sie aber nicht. Denn nach völlig verregneten Weihnachtskonzerten in den vergangenen Jahren im Innenhof des Hauses Werther gingen die Mitwirkenden dieses Mal auf Nummer sicher. Mit der Entscheidung, in die Aula der Gesamtschule auszuweichen, hatten sie alles richtig gemacht. Denn es wäre das dritte Open-Air-Weihnachtskonzert in Folge gewesen, bei dem die Gäste nicht nur hochkarätigem Gesang, sondern auch heftigem Regen und Wind hätten lauschen dürfen.

Ensemble-Leiter Reiner Beinghaus war auch nach einem Jahr noch voller Hochachtung angesichts der Wetterfestigkeit der Konzertgäste bei der vergangenen Ausgabe unter freiem Himmel. "Wie Sie das ausgehalten haben, das war irre", blickte der Countertenor zurück, als er gemeinsam mit Bürgermeisterin Marion Weike die Gäste, von denen viele sich ebenfalls lebhaft an das verregnete Open-Air-Konzert erinnern konnten, in der Gesamtschulaula willkommen hieß. Von Anfang an war Beinghaus vom neuen Auftrittsort begeistert und Opus Arte hatte mit einer aufwendigen Bühnendekoration eine feierliche Atmosphäre geschaffen.

Gesang und Stückeauswahl taten das Übrige, um die Konzertbesucher in eine feierliche Stimmung zu versetzen. Dies funktionierte auch wunderbar mit Pop, wie Bariton Ralf Sczensny gleich zum Auftakt des rundum gelungenen Abends unter Beweis stellte. Verzückt lauschte das Publikum Ed Sheerans romantischem »I see fire« aus dem zweiten Teil der Hobbit-Trilogie, deren Abschluss dieser Tage im Kino anläuft.

Das Gros des Programms setzte sich jedoch wie nicht anders zu erwarten aus Weihnachtsliedern zusammen. Besinnliches wie »The first noel« wechselte sich mit fröhlichen und quicklebendigen Stücken wie »Rockin’ around the Christmas tree« oder »Jingle bells« ab.

Beeindruckend war nicht allein, dass die Sängerinnen und Sänger bei jedem einzelnen Stück des gut zweistündigen Programms keine Noten- und Textblätter brauchten. Es lässt sich nur erahnen, wie viel Zeit die knapp 20 Ensemble-Mitglieder, die bei ihrem Auftritt zudem ohne Dirigenten auskommen mussten, allein in diese Mammutaufgabe haben investieren müssen. Es waren auch die kleinen, liebevollen Ideen, die den Abend zu einem Genuss machten: So wie »Rudolph, the red nosed reindeer«, als die Ensemble-Damen erst so taten, als müssten sie ihr Make-up auffrischen, nur um sich ganz damenhaft mit Lippenstift rote Punkte auf die Nasen zu malen.

Bei Konzerten der Opus-Arte-Opera zählt also nicht allein der Ohrenschmaus, den auch die Solisten Reiner Beinghaus (Countertenor), Angelika Meyer (Mezzo) und Annette Barrelmeyer (Sopran) boten. Die Ensemble-Mitglieder zelebrieren ihre Auftritte regelrecht. Da wird nicht einfach auf die Bühne gegangen, sondern majestätisch geschritten. Nicht zuletzt die aufwendigen Kostüme sind es, die das Publikum immer wieder aufs Neue faszinieren.

Opus Arte bietet mehr als ein Konzert. Die Auftritte sind regelrechte Events, die noch beeindruckender ausfallen, wenn sie vor besonderer Kulisse wie etwa dem Innenhof des Hauses Werther stattfinden. Ein Umstand, der auch Reiner Beinghaus bewusst ist, der auf die Frage einer Besucherin, wo das Konzert denn stattgefunden hätte, wenn es nicht geregnet, sondern geschneit hätte, ohne zu zögern antwortete: "Dann hätten wir es auf jeden Fall draußen gemacht."

Das lange Warten auf mehr Infos

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Von Silke Derkum

Versmold. Unsicherheit - das ist das Schlagwort, das die Situation beim Fleischwarenhersteller Nölke derzeit am treffendsten beschreibt. Fünf Tage, nachdem die Mitarbeiter über den Verkauf des Familienunternehmens an die Zur-Mühlen-Gruppe informiert wurden, herrscht allerorten Ungewissheit über die Zukunft der Belegschaft. Bis im Januar die neuen Gesellschafter, wie angekündigt, mehr über ihre Pläne verraten, kursieren die Namen zweier Unternehmen, zu denen die Mitarbeiter notgedrungen Parallelen ziehen: Tönnies und Schulte. Aber es gibt auch durchaus hoffnungsvolle Stimmen.

"Die brenzlige Situation ist jetzt erst mal entspannter", sagt Gaby Böhm von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) im Hinblick auf die bisherige finanzielle Schieflage Nölkes. Was der Verkauf für die Mitarbeiter bedeutet, könne sie überhaupt nicht sagen. "Wir wissen nicht, was auf uns zukommt - alles andere wäre Spekulation", sagt sie. Ihr ist vor allem daran gelegen, die Mitarbeiter zu beruhigen. "Die machen sich sowieso schon so viele Gedanken", sagt sie. Sollte sich an den Tarifen etwas ändern, "dann sind wir als Gewerkschaft natürlich sofort mit im Boot".

Auch Holger Steuer, Betriebsrat des Dissener Wurstproduzenten Schulte, gibt sich vorsichtig. "Ich kann überhaupt nicht abschätzen, ob der Verkauf positiv oder negativ zu bewerten ist", sagt er auf HK-Anfrage. Schulte gehört, wie auch nun Nölke, zur Zur-Mühlen-Gruppe, die wiederum seit drei Jahren dem Rhedaer Großunternehmer Clemens Tönnies gehört. Seit Jahresanfang kämpft der Schulte-Betriebsrat gegen ein Konzept der Geschäftsführung, das die Reduzierung von aktuell über 300 Arbeitsplätzen auf 130 Stellen bedeuten würde (siehe Infobox). Das Unternehmen soll so besser in ein Gesamtkonzept der neun zur Zur-Mühlen-Gruppe gehörenden Unternehmen passen. "Dabei ist Schulte kein Sanierungsfall, sondern eine Cashcow, der man die Beine wegschlägt", beschreibt Holger Steuer seine Sicht der Situation drastisch.

Dies bedeutet nicht, dass auch bei Nölke zwingend mit ähnlichen Maßnahmen zu rechnen ist. Man müsse nun mal abwarten, ob die Neuausrichtungspläne der Firmengruppe bestehen bleiben wie gehabt, oder ob sich durch den Nölke-Kauf etwas ändert, sagt Holger Steuer, der als stellvertretender Konzernbetriebsrat auch Einblicke in die Belange der gesamten Zur-Mühlen-Gruppe hat.

Nachdem das Haller Kreisblatt die Verkaufspläne vermeldet hatte, war im Internet sofort heftig über die Nölke-, aber auch die Schulte-Zukunft spekuliert worden. "Wer weiß ... was dann wohl noch alles kommt? Wird das marode Menzefricke abgerissen? Wird Schulte in die eventuell neugebauten Gebäude verlegt? ... Sind Marketing und Buchhaltung in Versmold dann überhaupt noch vorgesehen?", fragte eine Nutzerin auf Facebook.

Besonders der Name Tönnies rief negative Assoziationen hervor. "Wenn Tönnies das so macht wie in Rheda, dann haben wir hier bald ’ne ganze Menge Leiharbeiter", schrieb ein Nutzer. "Tönnies ... das kann ja heiter werden", unkte ein anderer, und "Das kann für die Mitarbeiter nur nach hinten losgehen ... Tönnies", sorgte sich eine weitere Facebooknutzerin.

Die Kommentare spiegeln in etwa auch die Stimmung in der Nölke-Belegschaft wider. "Die Leute sind natürlich nervös und haben Angst, dass es hier so läuft wie bei Schulte", berichtete ein Mitarbeiter dem HK.

Der Betriebsrat sei in den vergangenen Tagen mit Fragen bestürmt worden. Aber auch er habe den Kollegen nichts sagen können. "Nicht, weil er nicht wollte, sondern, weil er selbst keine Ahnung hat, was kommt", so der Mitarbeiter.

Geschäftsleitung und Gesellschafter sollen sich seit der Verkündung am Donnerstag nicht mehr an die Mitarbeiter gewandt haben. Lediglich Geschäftsführer Frank Göbel soll herumgegangen und frohe Weihnachten gewünscht haben.

Das HK hatte Frank Nölke, den Sprecher der Gesellschafterfamilie, um ein Interview gebeten. Besonders vor dem Hintergrund, dass die Familie Nölke stets betont habe, dass das Unternehmen in Familienhand bleiben solle und um den Menschen vor Ort direkt einige Hintergründe zu erklären.

Die Antwort kam von einer für Nölke tätigen PR-Agentur aus Frankfurt, die sich unter anderem auf Krisenmanagement spezialisiert hat: "Wir möchten auf die Anfrage eines Interviews nicht eingehen ... Das von Ihnen angeführte Anliegen haben wir bereits auf angemessenem, anderem Wege erfüllt", hieß es nur.

Konzert mit Tradition und trendigen Tönen

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Von Alexander Heim

Borgholzhausen.
Das sagt man so, dass ein Konzertabend »bis auf den letzten Platz ausverkauft« war oder ein Veranstaltungsort »voll besetzt«. Nun: Eintritt mussten die Besucher des Weihnachtskonzertes des Musikzuges der Freiwilligen Feuerwehr wie immer - das hat Tradition - nicht entrichten. Doch dass es am Sonntagnachmittag pickepacke voll war in der evangelischen Kirche - das lässt sich keinesfalls leugnen. Hunderte Besucher wollten sich von Matthias Eising und seinen 36 Instrumentalisten am vierten Advent in Weihnachtsstimmung versetzen lassen. Ein Konzert mit vielen Facetten und Nuancen.

Keine Frage: Wenn die Musiker ihren Besuchern eines am vierten Advent wünschen wollten, dann war es eine wirklich fröhliche Weihnacht. Denn ob »Rockin around the Christmas tree«, ob der »Jingle Bells Rock« oder »Merry Christmas everyone« - es waren vor allem die mutmachenden und mitreißenden Melodien, mit denen der Klangkörper zu erfreuen wusste.

Doch daneben präsentierte sich das Ensemble auch einfallsreich, entließ den »Christmas Can Can« auf seine Reise durch die sechs Gewölbe der Kirche oder den »Canon Brass Rock«, dem Johann Pachelbels (1653 - 1706) Kanon in D-Dur zugrunde liegt. Wie bei einem Konzert des Musikzuges üblich, durften die Gäste auch zweimal selbst das Konzert aktiv mitgestalten, waren bei »Vom Himmel hoch« und »O du fröhliche« eingeladen, ihre Stimmen erklingen zu lassen und das Orchester zu übertönen.

Mit den Kinderweihnachtsliedern »Morgen kommt der Weihnachtsmann« und »Lasst uns froh und munter sein« wussten die Nachwuchsmusiker Aaron, Lena, Charlotte, Felix, Chris, Lukas, Mirko und Ute zu überzeugen. Fehlerfrei stellte sich das Vor-Orchester ins Rampenlicht - und heimste dafür gehörigen Beifall ein.

Ganz ungewöhnliche Töne hingegen schlug anschließend Pastorin Silvia Schultz an. Sie zeichnete für die Lesung des Konzertes verantwortlich und beleuchtete die Geschehnisse vor mehr als 2000 Jahren im Stall von Bethlehem in ganz und gar ungewöhnlichem Licht. In einem Brief nämlich erläuterte der Pächter Ibrahim dem Landbesitzer Ben Charub, was sich da alles zugetragen hatte. Ein schöner Perspektivwechsel, der dennoch den Geist der Weihnacht in sich trug.

Die Mitglieder des Musikzuges - sie sorgten nicht nur mit Stücken wie »O holy night« oder ABBAs "Happy new year" für besinnliche Momente. Und auch Moderatorin Christine Ziervogel, die kleine Hintergrundinformationen zu einzelnen Werken parat hatte, zeigte sich nachdenklich und verwob mit ihren Ansagen auch immer wieder philosophische Betrachtungen zu »Traditionen« und »Ritualen«. Und präsentierte sich ganz nebenbei als wahre »Whistleblowerin«. Denn auch aus dem E-Mail-Verkehr zwischen Matthias Eising und seiner Stellvertreterin Bianca Kaup trug sie - sehr zur Freude der Besucher - einzelne, zuvor authorisierte Passagen vor.

"Rituale gelten, weil sie immer galten. Sie beruhen auf Tradition. Und Traditionen auf Dauer", führte sie etwa aus. Und zitierte überdies den Philosophen Hermann Lübbe: "Tradition", erklärte dieser, "gilt nicht wegen ihrer erwiesenen Richtigkeit. Sondern wegen der Unmöglichkeit, ohne sie auszukommen." Na dann: bis zum nächsten Weihnachtskonzert des Musikzuges. 2015 wieder in der katholischen Kirche.

Traumhaft schön

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von sven hauhart

Steinhagen.
Für viele Menschen gehört der Besuch des Weihnachtskonzertes der Belcanto-Chöre zum festen Ritual in der Vorweihnachtszeit. Unter der Leitung von Michael Lehmann wurde den gut 180 Besuchern in der Dorfkirche jetzt wieder ein Klangerlebnis der besonderen Art geboten.

Alle Jahre wieder stimmen die Belcanto-Chöre mit einem anspruchsvollen und beeindruckenden Konzert auf Weihnachten ein. Neben bekannten Klassikern, die unter keinem heimischen Weihnachtsbaum fehlen dürfen, brachten die Ensembles dem Publikum bei ihrem Streifzug durch die Welt der internationalen Weihnachtslieder auch weniger bekannte Stücke näher.

Den Auftakt mit eindrucksvoller Präsenz und Geschlossenheit im vielstimmigen Gesang machten die Männer mit dem einfühlsam vorgetragenen »Herbei, o ihr Gläubigen« des englischen Komponisten John Francis Wade. Intonation und Klangschönheit vermittelte auch der Kammerchor an das Publikum.

Im Wissen um die eigenen Möglichkeiten, schlossen sich Frauen- und Männerstimmen im Laufe des Abends zu einem beeindruckenden Klangkörper zusammen. Besonders beim polnischen Weihnachtslied »Als die Welt verloren« bildeten beide Chöre eine harmonische Klangeinheit, die von Eiko Rulla am Klavier begleitet, stimmliche Gipfel erklomm. Diese erreichte auch Chorleiter Michael Lehmann mühelos, als er sein Dirigentenpult verlassen hatte, um bei »Jerusalem« den Solopart zu übernehmen.

Ohne die Leistungen der heimischen Sängerinnen und Sänger zu schmälern - für die Höhepunkte des Konzerts sorgte jedoch eindeutig Mira Marie Foron. Die zwölfjährige Geigerin, die aus Bielefeld stammt und in den vergangenen Jahren alle Musikpreise ihrer jeweiligen Altersklassen mit Höchstnoten abräumte, sorgte für wahre Beifallsstürme.

Von Tatiana Sikorskaya am Klavier begleitet, die Augen träumerisch geschlossen, beeindruckte sie neben technischer Perfektion besonders durch die scheinbar mühelose, völlig unverkrampfte Selbstverständlichkeit mit der sie sowohl die »Zigeunerweisen« von Pablo de Sarasate als auch »Fantasia-Appassionata« von Henry Vieuxtemps vortrug. Das besondere dabei: Mira Marie, die seit ihrem vierten Lebensjahr Geige spielt, gehört zu einer kleinen Gruppe von Menschen, die einzelne Töne als Farben wahrnehmen.

Ebenfalls ein klangliches Gemälde malten am Ende des Abends sowohl die Chöre als auch die Besucher. Denn ganz ohne direkte Beteiligung wollte Chorleiter Michael Lehmann das Publikum nicht in die stille Nacht entlassen. Das gemeinsam gesungene Lied »Tochter Zion« bildete den Abschluss eines wahrlich stimmungsvollen Konzerts.

Auf den Unfall folgt Verbitterung

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Von Marc Uthmann
Halle. Dieser Tag lässt weder Nina Koske noch ihre Eltern bis heute los. Der Tag, an dem die junge Frau bei einem Ausflug mit dem Team des Haller Laibach-Hofs einen Unfall erlitt. Zwischen der Haller Betreuungseinrichtung für Behinderte und der Familie aus Steinhagen entbrannte nach dem Vorfall, bei dem Nina Koske schwere Verletzungen am Bein erlitt, ein heftiger Streit. Er gipfelte in der Kündigung des Betreuungsvertrages. Geblieben sind Bitterkeit, Vorwürfe und Fragen nach Verantwortung.
Nina Koske ist zu 50 Prozent geistig behindert. Bereits als Achtjährige kam sie auf den Laibach-Hof in den Haller Ortsteil Bokel und hat dort bis zum Sommer immerhin knapp 13 Jahre gelebt. "Nina war von allen auf dem Hof am längsten dabei", sagt Vater Marco Koske. Grundsätzlich stehe ab dem Alter von 20 Jahren der Wechsel in eine Erwachseneneinrichtung an - "aber da gibt es Übergangsphasen. Mit 22 oder 23 hätte sie wechseln sollen", so Koske. Doch mit dem Unfall vom Februar änderte sich vieles. Die Betreuer des Laibach-Hofs hatten mit einigen Bewohnern einen Ausflug zur Versmolder Kirmes »Sünne Peider« unternommen. Am Sonntagabend des 23. Februar befand sich die Gruppe gegen 17.30 Uhr auf dem Rückweg zum Bulli auf dem Parkplatz, als Nina in Höhe der Hausnummer 9 auf die Rothenfelder Straße lief und von einem Mercedes erfasst wurde. "Eine Gruppe war schon weiter vorne und Nina wollte hinterher", berichtet Mutter Christiane Koske. Immer noch sucht sie Zeugen für den Unfallhergang. Wer Beobachtungen gemacht hat, kann sich bei ihr unter ` (0 52 04) 92 16 45 melden. Nina Koske erlitt nach Aussage ihrer Eltern mehrere Brüche des Schien- und Wadenbeins. Nach Operation und Krankenhaus folgten zwei Monate Rollstuhl. Im Juli musste sie in einer Spezialklinik in Köln erneut operiert werden, weil die Knochen nicht richtig zusammenwuchsen. Das Ehepaar ist wütend. Es wirft dem Laibach-Hof vor, seine Tochter nach der Rückkehr aus dem Krankenhaus nicht ausreichend unterstützt zu haben. "Der Unfall ist in Obhut des Laibach-Hofs passiert - wir hätten erwartet, dass die Einrichtung sich mehr kümmert", sagt Marco Koske. "Es war eine 24-Stunden-Betreuung nötig, Babyphone und Klingel reichen nicht für jemanden, der nicht mobil ist und es vielleicht nachts nicht zum Klo schafft", nennt Marco Koske ein Beispiel aus seiner Sicht. Seine Frau behauptet, dass Nina zum Teil von Praktikanten und der Haushälterin betreut worden sei - selten von qualifiziertem Personal. Diese schweren Vorwürfe kann Angelika Kuhlmann nicht verstehen. Sie ist Leiterin des Laibach-Hofes in Trägerschaft des Vereins Odilia e. V.: "Natürlich wurde Nina fachlich korrekt versorgt - über das normale Maß hinaus. Unser Team hat eigens einen Dienst organisiert." Darüber hinaus sei die Betreuung durch qualifiziertes Personal gewährleistet gewesen. Die Koskes beklagen jedoch, dass der Laibach-Hof Druck auf die Familie ausgeübt habe, damit ihre Tochter möglichst schnell wieder in Vollzeit in ihre Arbeit beim Wertkreis in Künsebeck einsteige. "Das Team wollte die aufwendigere häusliche Betreuung einfach nicht mehr leisten", vermutet Christiane Koske. Denn bei einer Halbtagsstelle Ninas und zusätzlicher Therapie seien mehr Fahrten angefallen. Der Laibach-Hof habe immer wieder auf Atteste bestanden, die beweisen, dass ihre Tochter nicht voll arbeitsfähig sei und ansonsten mit Kündigung des Betreuungsverhältnisses gedroht. Auch das bestreitet Angelika Kuhlmann entschieden: "Wir handeln immer in Rücksprache mit den Ärzten, um die Betreuten richtig versorgen zu können. Natürlich haben wir uns bemüht, alle Informationen zu bekommen. Aber die Kommunikation hat nicht funktioniert." Immer wieder habe man den Kontakt mit den Eltern gesucht, Gesprächsangebote gemacht, Verständnis signalisiert - ohne Erfolg. Am 16. Juli kündigte Odilia e. V. das Betreuungsverhältnis - "weil wir gute Betreuung nur mit den notwendigen Informationen leisten können", so Kuhlmann. Die Koskes indes fühlten sich in einer schweren Situation unter Druck gesetzt. "Für uns war wichtig, dass es Nina besser geht", sagt Marco Koske. "Aber wir waren wohl unbequem und haben zu viele Forderungen gestellt", ergänzt seine Frau. Auch finanziell fühlt sich das Ehepaar alleingelassen. Auf 4000 bis 5000 Euro beziffert Marco Koske die zusätzlichen Kosten für unbezahlten Urlaub, Fahrten oder selbst bezahlte Therapien. Zwar habe die Krankenversicherung - Nina Koske ist über ihre Arbeit beim Wertkreis selbst krankenversichert - die Grundversorgung übernommen. Aber zusätzliche nötige Therapien wie Lymphdrainage oder eine ambulante Reha seien nicht finanziert worden. Die hätte nach Auffassung der Koskes eine Versicherung leisten müssen. "Erst auf anwaltliches Drängen unsererseits hat der Laibach-Hof seine Haftpflicht-Versicherung informiert. Die hat aber geblockt, weil die Einrichtung kein Verschulden an dem Unfall treffe", sagt Marco Koske. "Eine solche Einrichtung, die mit behinderten Kindern arbeitet, muss dafür doch extra unfallversichert sein." Auch diese Vorwürfe kann Angelika Kuhlmann nicht nachvollziehen: "Natürlich haben wir einen ausreichenden Versicherungsschutz. Sonst erhielten wir doch gar keine Betriebserlaubnis", sagt die Leiterin des Hofes und ergänzt: "Es gibt mit Blick auf die Versicherung keine rechtliche Auseinandersetzung." Selbst hatten die Koskes bislang ebenfalls keine private Unfallversicherung für ihre Tochter abgeschlossen. "Wir dachten, das sei nicht nötig, da sie über den Laibach-Hof abgesichert sei. Jetzt haben wir das nachgeholt", sagt Marco Koske. Seine Tochter lebt mittlerweile zu Hause und geht wieder ihrer Arbeit beim Wertkreis nach. "Sie macht Fortschritte, es geht ihr gut, daran arbeiten wir weiter", sagt Christiane Koske. Das Tischtuch zwischen dem Laibach-Hof und den Eltern ist jedoch zerschnitten. Angelika Kuhlmann bedauert das: "Nina hat lange hier gelebt, sie hat gern hier gelebt. Auch ein Abschied hat leider nicht funktioniert - so hätte es nicht enden müssen."

"Mit dem Norweger fing alles an"

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Von Alexander Heim

Borgholzhausen.
Ob sie gar heimlich, wenn die Uhr allabendlich Mitternacht geschlagen hat, Peter Tschaikowskys berühmte Suite hören? Oder auf ihren Stufen ganz vertieft in E.T.A. Hoffmans berühmtem Märchen »Nussknacker und Mäusekönig« lesen, das 1816 veröffentlicht wurde und später auch den Komponisten aus Russland inspirierte? Darüber ist nichts Genaues bekannt. Zeit hätten die 30 Nussknacker, die bei Heidelore Sünkel eine Bleibe gefunden haben, dafür schon. Im aktiven Dienst befindet sich keiner mehr von ihnen. Zu schade fände es ihre Gastgeberin, wenn sie sich an der Arbeit die Zähne ausbissen. Dann und wann allerdings bekommt die Garde Zuwachs. Nicht nur - aber vor allem - zur Weihnachtszeit.

Seit mehr als zwölf Jahren hat sich Heidelore Sünkel dem Sammeln der stattlichen Helfer aus Holz verschrieben. Die Faszination für die 23 bis 55 Zentimeter hohen Figuren - sie schwelte schon länger in der Piumerin. "Als ich 1958 in der Lehre war, war so ein Nussknacker kaum erschwinglich", erinnert sie sich. "Aber da war die Liebe schon da." Bei Hilde Paulsmeyer an der Schulstraße, dort, wo heute Tierarzt Dr. Felix Bathe seine Praxis hat, hatte Heidelore Sünkel zunächst gelernt.

"Ich hatte eine gewisse Wertschätzung für diese Sachen", erinnert sie sich. Und wenn - stets nach Totensonntag - die Schaufenster für die Adventszeit mit der Weihnachtsdeko versehen wurden, "dann standen die Kinder an der großen Schaufensterscheibe und drückten sich tatsächlich die Nasen platt." "Man fühlte sich in der Adventszeit wirklich toll", erinnert sie sich gerne zurück. "Da wurde auch bei mir ein Grundstein gelegt."

Doch erst viele Jahre später, auf einem Hobbymarkt im Kreis Gütersloh, begegnete ihr der erste Nussknacker. "Im Hochsommer", weiß sie noch wie heute. "Mein Mann lachte sich kaputt." Doch die kleine Figur mit der blauen, norwegischen Tracht - sie hatte das Herz der zweifachen Mutter und Großmutter im Sturm erobert. "Das war mein Erster", bekräftigt Heidelore Sünkel. "Deshalb steht er auch heute noch in der ersten Reihe."

Längst ist es um ihn herum nicht mehr einsam auf der langen Treppe, die ins Obergeschoss führt. "Im Bekanntenkreis sprach es sich herum, dass man mir damit eine Freude machen kann", erzählt Heidelore Sünkel. "Auch mein Mann brachte mir ab und an einen Nussknacker von Ausflügen mit."

So haben im Laufe der vergangenen zwölf Jahre Nussknacker aus Düsseldorf, aus Rothenburg ob der Tauber oder aus dem österreichischen Salzburg ihren Weg in die Lebkuchenstadt gefunden. "Manche stammen original aus dem Erzgebirge", weiß die Piumerin. "Manche", räumt sie ein, "kommen auch aus China."

"Die Nussknacker haben eine gewisse Schönheit", findet sie. "Manche sind stramme Kerle. Einige haben ein grimmiges Gesicht, andere schauen freundlich." Kein Nussknacker ist dabei wie der andere. Gardeoffiziere stellen sie dar. Förster und Polizisten ebenso. Einer erinnert an Friedrich den Großen. "Der Kalif ist wohl der Älteste", vermutet sie.

"Ich würde keinen hernehmen, um Nüsse damit zu knacken. Dafür sind sie mir zu wertvoll. Sie sind gedacht für den ästhetischen Zweck, als Augenweide. Ich habe sie auch nicht wegen des antiquarischen Wertes gesammelt - sondern, weil sie mir gefallen. Ich finde das fantastisch: die Bemalung, die Gesichter, die liebevollen Details, etwa die Knöpfe an einer Jacke." "Wenn ich ein neues Stück finde, weiß ich: der ist noch nicht dabei, den kannst du mitnehmen."

Auch wenn ihr beruflicher Weg Heidelore Sünkel vom Geschäft Paulsmeyer weggeführt hat - die Tradition der Weihnachtsdeko nach Totensonntag ist ihr in Fleisch und Blut übergegangen. Und so defilieren die Nussknacker dann immer im Flur des Hauses. Gut sichtbar für Passanten, die mit offenen Augen ihrer Wege gehen. Und wenn dann, wie jüngst beim Weihnachtsmarkt, der Blick von Spaziergängern auf ihre Garde fällt und Menschen näher kommen, um die Sammlung zu bestaunen - dann geht Heidelore Sünkel das Herz auf.


Der Tag, an dem ich das Christkind sah

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VON HEIKO KAISER

Halle.
Es gibt Momente, die sind für ein ganzes Leben gedacht. Die Sekunden am Nachmittag des 24. Dezembers 1966 gehören dazu. Es war zur blauen Stunde. Jener Augenblick also, in dem Tageslicht und Abenddämmerung zu einer Stimmung verschmelzen, in der Wunder geboren werden.

Ich war vier Jahre alt und hatte mich immer wieder nah an die verschlossene, weiß gestrichene Holztür geschlichen. Hatte gehorcht und durchs Schlüsselloch geblinzelt. Doch kein Laut, kein Licht drang aus dem Weihnachtszimmer.

"Vielleicht ist es ja schon wieder weg", kam es mir in den Sinn, als plötzlich ein helles Licht, kugelartig und doch irgendwie formlos am Treppenabsatz erschien und sofort in rasantem Tempo die Treppe hinunter in der Dunkelheit verschwand.

Noch heute fühle ich, wie mein Herz vor Schreck zu klopfen begann und ich sehe, wie ich aufgeregt zu meinen Eltern in die Küche lief. "Ich habe das Christkind gesehen", sprudelte es nur so heraus. Die Reaktion ernüchterte mich. "Mmmh, dann kann es ja losgehen", sagte mein Vater und schraubte unverdrossen weiter an der defekten Steckdose herum. "Nein, ich habe es wirklich gesehen", versuchte ich es noch einmal. "Ja, das ist doch schön", antwortete meine Mutter, während sie Soße auf den Weihnachtsbraten träufelte.

Ich weiß heute nicht mehr, welche Geschenke es damals gegeben hat. Auch die Rückschau auf die vielen Weihnachtsfeste, die folgten, hat die Vergangenheit mit dem dunklen Mantel des Vergessens überdeckt. Der Eindruck des Lichtes aus diesen wenigen Sekunden aber ist geblieben. So schnell, wie es damals auch wieder verschwunden ist, hat es in all den Jahren doch in meiner Erinnerung überdauert und ist an jedem Heiligabend immer wieder aufs Neue präsent.

Viele Jahre später habe ich mit meinen Kindern im ersten Stock vor dem dunklen Fenster ausgeharrt. In Erwartung, dass unten aus dem Wohnzimmer endlich ein Glöckchen ertönt. Oft haben wir dann gemeinsam in die Dunkelheit hinausgespäht. Hinaus auf das kleine Wäldchen jenseits der Straße. Und oft habe ich in diesen Momenten gesagt: "Schaut genau hin. Manchmal kann man das Christkind sehen. Es ist wie ein Licht. Ich habe es gesehen, als ich so alt war, wie ihr jetzt."

Inzwischen sind auch die Kinder groß geworden. Jetzt ist es der Neffe, der mit ihnen am Fenster sitzt und in die Dunkelheit hinausschaut. Einmal bin ich an einem Heiligabend, es war zur blauen Stunde, hinaufgeschlichen und habe an der Tür gehorcht. "Sieh mal Joshi, manchmal kann man das Christkind sehen. Es ist wie ein Licht. Wir haben es auch schon gesehen", klang es aus dem Raum.

Berührt und wie ein Dieb, der etwas mitgenommen hat, was ihm nicht gehört, bin ich die Treppe hinuntergeschlichen. Dann klingelte das Glöckchen.

Fast 50 Jahre sind inzwischen vergangen. Längst haben mich Verstand und Vernunft gelehrt, wie wundersame Erlebnisse einzuordnen sind. Längst weiß ich um psychologische Erklärungen für vermeintliche Erinnerungen aus der Kindheit. Das Strahlen des Lichtes indes konnten diese Erkenntnis nicht trüben. Und deshalb bin ich mir auch heute noch ganz sicher: Am 24. Dezember 1966, zur blauen Stunde, habe ich das Christkind gesehen.

Überrascht und bescheiden

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Von Claus Meyer

Werther.
"Was habt ihr denn da gemacht?", war die erste Frage, die Christel Ermshaus Matthias Nowak stellte. Er und weitere Kollegen vom Stadtsportverband Werther hatten sie als Sportpersönlichkeit des Jahres vorgeschlagen. Nowaks lapidare Antwort: "Du bist jetzt auch mal dran." Und so erhält Christel Ermshaus am 23. Januar bei der Altkreissportler-Gala die Auszeichnung passenderweise dann, wenn »ihr« Stadtsportverband im Haller Landhotel Jäckel der Ausrichter ist.

Die Überraschung ist bei Christel Ermshaus nicht gespielt. "Das kann doch gar nicht sein", ist ihre erste Reaktion am Telefon. Einen Tag später gibt sie zu, sich sehr über die Ehrung zu freuen. Nicht ohne bescheiden zu erwähnen: "Es gibt sicher Leute, die noch mehr gemacht haben als ich."

Sie dürften rar gesät sein. Ermshaus zeigt einen Pass des Deutschen Turner-Bundes, der in ein grünes Plastiketui eingeschlagen ist. Eine Schwarz-Weiß-Aufnahme zeigt die heute 75-Jährige als junges Mädchen. Die Mitgliedschaft im Deutschen Turner-Bund wird ihr in dem Dokument ab dem 1. April 1953 bescheinigt. Da war Christel Ermshaus gerade einmal 13 Jahre alt. Ab dem 9. Januar 1956, Ermshaus ist zu diesem Zeitpunkt 16 Jahre, fungierte sie als Frauenwartin beim TV

Werther.
Mit grüner Tinte ist auch dieses Datum im Pass festgehalten.

"Das war ich aber gar nicht lange", sagt sie und erzählt, wie sie zum Turnen beim TVW kam: "Meine Eltern und Geschwister waren dem Sport immer sehr verbunden." So blieb es nicht aus, dass auch Tochter Christel in der Halle der Ampelschule - der heutigen Skaterbahn - Bekanntschaft mit Reck und Barren machte. Auch wenn sie bedauert, dass mittlerweile der gesellige Teil im Sport etwas in den Hintergrund gerückt sei, ist Ermshaus bis heute der Gymnastikgruppe des TV Werther treu geblieben, walkt und wandert überdies noch. "Ab dem neuen Jahr bin ich wieder dabei", sagt Ermshaus, die die vergangenen sechs Monate aus gesundheitlichen Gründen passen musste.

Abgesehen von dem nach eigenem Bekunden kurzen Intermezzo als Frauenwartin und als aktuelles Mitglied des TV-Ältestenrats hat Christel Ermshaus den Schwerpunkt ihrer Funktionärstätigkeit beim BV Werther und beim Wertheraner Stadtsportverband gehabt. Zu den Fußballern kam sie vor mehr als 40 Jahren durch ihren 1989 verstorbenen Mann, der zu der Zeit BV-Geschäftsführer war. "Wenn man erst einmal eine Position hat, wird man sie nicht wieder los", sagt sie mit verschmitztem Hinweis auf ihre 18-jährige Tätigkeit als Kassiererin bei den Fußballern. Sie erzählt von den Bestrebungen in den 70er-Jahren, den damals noch weitgehend verpönten und bis Oktober 1970 vom DFB sogar offiziell verbotenen Frauenfußball in Werther zu etablieren. "Ich selbst habe aber nicht mehr gespielt. Ich war doch damals schon zu alt dafür", sagt Christel Ermshaus.

In keinem Fall zu alt ist sie allerdings dafür, das Sportabzeichen abzulegen. Zum 48. Mal in ununterbrochener Reihenfolge erfüllte die gebürtige Wertheranerin, die immer in der Böckstiegelstadt gelebt hat, in diesem Jahr die Anforderungen. Fast schon selbstverständlich mutet an, dass Ermshaus ehrenamtlich auch zu Maßband und Stoppuhr greift. Seit 1999 ist sie Mitglied des Abnehmer-Teams am Meyerfeld.

Gibt es Zeit für andere Hobbys? "Sticken", sagt die zweifache Mutter und zweifache Großmutter und zeigt auf die Weihnachtsdecke mit grünen Tannenbäumen, die auf dem Wohnzimmertisch liegt. Schnell aber ist sie wieder beim Sport. "Ich schwimme gern. Nach Möglichkeit jeden Tag im Sommer, wenn das Wertheraner Freibad offen ist."

"Du kannst sie anrufen, immer hilft sie mit, wenn du sie brauchst", lobt Matthias Nowak, Geschäftsführer und Kassierer im Stadtsportverband Werther, die Geehrte. "Sie ist ein herzensguter Mensch. Außerdem ist es gut, dass eine Wertheranerin Sportpersönlichkeit wird, wenn wir die Gala ausrichten", sagt Nowak weiter.

Insgesamt elf Jahre war Ermshaus selbst in zwei Amtszeiten Geschäftsführerin und Kassiererin im Stadtsportverband, von 2010 bis 2012 noch einmal 2. Vorsitzende. Als solche hat sie die Sportlerehrung im Haller Sportparkhotel mitorganisiert, als die Wertheraner zuletzt Ausrichter waren. Sie hat gesehen, wie der Borgholzhausener Hubert Rüter damals als Sportpersönlichkeit des Jahres 2009 geehrt wurde. Am Freitag, 23. Januar, wird sie selbst auf der Bühne bei Jäckel stehen. Und vielleicht wird Christel Ermshaus dann noch einmal in aller Bescheidenheit denken: "Das kann doch gar nicht sein."

Bestimmung: Weihnachtsbraten

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Von Jonas Damme

Steinhagen/Quelle. Heute findet die Weihnachtsgans bei vielen Familien im Altkreis wie jedes Jahr ihren Weg auf die Festtafel, denn der Gänsebraten hat in Deutschland eine noch weit längere Tradition als der Weihnachtsbaum. Viele der hiesigen Braten stammen vom Biohof Bobbert in Quelle. Sieben Monate lang führte das Federvieh dort ein glückliches Leben, das nun seiner Bestimmung entgegengeht. Und daran ist nichts Falsches, findet Oda Bobbert.

"Entscheidend ist für uns, dass sie ein schönes Leben hatten", sagt Oda Bobbert, die mit ihrem Ehemann Rüdiger den Biohof betreibt. "Alle Gänse sind aufgewachsen, wie von der Natur vorgegeben." Und der Tod sei eben auch Teil der Natur.

Bevor es soweit ist, schnattern am letzten Adventswochenende noch gut hundert Federviecher über die matschige, regennasse Wiese direkt am Hof. Als die Bäuerin kommt, um sich eine der Gänse für das Foto zu schnappen, scheinen sie schon zu ahnen, was auch ihnen blüht. Wo Oda Bobbert hinläuft, teilt sich das Gänsemeer und ohne Unterstützung von Hund und Mensch ist es nicht möglich, auch nur eine davon in die Finger zu bekommen.

Als schließlich ein Vogel gefangen ist, scheint er sein Schicksal stoisch anzunehmen. Doch er hat Glück, nur ein Klick und nach wenigen Sekunden ist er wieder bei seinen Artgenossen - nur zwei Tage später wird es allerdings wirklich ernst.

350 Gänse verkauft der Hof Bobbert. Ein erster Teil wurde bereits am Martinstag, 11. November, abgesetzt. Der Rest wurde in den vergangenen Tagen geschlachtet und gerupft. Bereits seit dem Jahr 2000 hat der Hofladen Weihnachtsgänse im Angebot.

Zu Beginn sei es noch etwas eigenartig gewesen, erzählt Bobbert. Die Eintagsküken, die im Mai gekauft werden, seien in den ersten Wochen natürlich noch sehr niedlich. "Anfangs muss immer jemand auf der Wiese sein, um die Küken vor Krähen und Dohlen zu beschützen", sagt Bobbert. Oft hätte sie dafür auch ihre Kinder eingespannt. Gerade die fänden die Gänse erst mal "total süß".

Trotzdem hätten all ihre fünf Kinder verstanden, dass die Hoftiere nicht sehr lange bei ihnen bleiben würden. "Die Kinder sind mit dem Schlachten groß geworden", sagt Bobbert. Auch in der Schlachterei seien sie bereits dabei gewesen. Vorausgesetzt so etwas passiere auf natürliche Art und Weise, gebe es keinen Grund, es Kindern vorzuenthalten.

Das Interesse an regionalen, nachhaltigen Produkten, wie ihren Gänsebraten, habe zu Weihnachten Hochsaison, erklärt Bobbert. "Gerade jetzt, denken die Leute, soll es etwas Besonderes sein."

Nach ihrem Verständnis endet die Nachhaltigkeit aber nicht an der Kasse. "Man muss rund um ökologisch denken. Von so einem Gänsebraten kann man zum Beispiel drei Mal essen: Heiligabend die Sahnestücke, am nächsten Tag Gänseklein und am dritten kann man ihn noch mal auskochen. Dann hat man die Gans gut genutzt und sie war ihr Geld wert. Und dann ist es auch in Ordnung, wenn wir sie schlachten."

Interessanterweise ist die Gans ein reines Weihnachtsessen: "Danach verkaufen wir sie nicht mehr, denn dann will sie keiner mehr essen." Das ganze Jahr über gibt es allerdings allerlei andere Bioprodukte im Hofladen. Und der läuft. "Die Nachfrage nach Bio steigt", sagt Bobbert. "Nur nach Biofleisch nicht unbedingt." Das könne daran liegen, dass viele Biokäufer Vegetarier sind.

Bobberts Stammkunden sind das unaufhörliche Geschnatter nahe des Hofladens schon gewohnt. Umso schwerer drückt die Stille, die, wie in jedem Jahr, nach Weihnachten eintritt - auch für Oda Bobbert: "An diese Ruhe müssen wir uns erst gewöhnen."

Zeitzeugen aus einer anderen Welt

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Von Katrin Beissmann

Werther.
Die Weihnachtszeit ist eine Jahreszeit, in der viele Traditionen gepflegt werden. Neben Plätzchenbacken, Krippenspiel und Weihnachtsbaum gehört für viele Menschen auch heute noch der postalische Weihnachtsgruß an Familie, Freunde und Bekannte dazu. Wie schön die Motive früher waren, da es noch keine Fotos und animierte Bilder gab, zeigte jetzt Peter Salchow. Er hatte den Besuchern des Hauses Tiefenstraße, aber auch den Lesern des Haller Kreisblatts unter der Überschrift »Mit Weihnachtsmann und Christkind von Weihnachten träumen - was alte Postkarten uns über Weihnachten erzählen« wunderschöne Motive aus der Kaiserzeit und den Jahren danach mitgebracht.

"Ich sammele Altpapier", bekannte Peter Salchow zu Beginn seines Vortrags schmunzelnd. Kein Wunder bei Postkarten, die 100 Jahre und älter sind.

Seine Sammelleidenschaft teilt der Bielefelder mit seiner Frau. Gemeinsam besitzen die beiden eine große Sammlung von Ansichts- und Glückwunschkarten. Die nostalgischen Liebhaberstücke aus Papier wurden über Jahre hinweg auf Trödelmärkten und Sammlerbörsen getauscht und erstanden.

Für den aktiven Pensionär sind die geprägten Karten mit weihnachtlichen und winterlichen Motiven Zeitzeugen aus einer anderen Welt. Mitgebracht hatte der 70-Jährige zu der letzten diesjährigen Veranstaltung im Haus Tiefenstraße eine Auswahl von rund 50 Postkarten, die durch ihre detaillierten Motive die damalige Mode, Lebensweise, Traditionen und Gebräuche zu Weihnachten anschaulich dokumentierten.

Anhand einiger Beispiele nahm der Referent die Zuhörer mit auf eine Zeitreise und gewährte Einblicke in damalige Weihnachtsmärkte mit Kuriositäten-Kabinett und Weihnachtsbaumverkauf, in winterliche Schlittenfahrten im Erzgebirge oder in beschauliche Szenen in geschmückten Wohnzimmern. Kirchliche Motive waren vor über 100 Jahren eher selten vertreten.

Erstaunen rief die vorderseitige Beschriftung der Karten bei der anwesenden Besucherschaft hervor. Sie war bis einschließlich zum Jahr 1905 gültig. Erst danach wurde die noch heute übliche geteilte Postkarte eingeführt, bei der sich vorn das Motiv, hinten die Möglichkeit zur Beschriftung befindet.

"Die Mäntel der Weihnachtsmänner waren früher blau, grün oder weiß", erzählte Salchow. Das heutige Bild des Weihnachtsmannes mit seinem roten Gewand sei lediglich das Ergebnis einer Coca-Cola-Werbekampagne Ende der 1920er Jahre - mit durchschlagendem Erfolg, wie sich zeigte. Im Gabensack hatte der Weihnachtsmann zur Zeit Kaiser Wilhelms II. zwar auch Geschenke, "jedoch durchaus auch militärische Mitbringsel wie Säbel, Schwerter, Uniformen oder Gewehre", berichtete Salchow zum Abschluss.

Neues Zuhause für Jesus, Maria und Josef

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Versmold-Oesterweg (spk).
Es war ein trostloser Anblick gleich zum Jahresanfang. Die Krippe im Kirchsaal des Gemeindehauses in Einzelteile zerlegt, Marias Gewand zerfetzt und Josefs Rock fehlte der Saum. Ganz zu schweigen von den völlig lädierten Heiligen Drei Königen. Nur die Köpfe aller handgearbeiteten Tonfiguren überstanden den schweren Krippenunfall. Ein Einsatz für Krippenersthelfer Arnold Rath und Willi Twelkemeier. Ihren heilenden Händen ist es zu verdanken, dass die Krippe zur Christvesper 2014 wieder in guter Verfassung ist.

2006 regte Arnold Rath den Bau einer Krippe für den Kirchsaal an. Ein Stück Baumrinde brachte den Presbyter damals auf einem Waldspaziergang auf die Idee. Mit Liebe zum Detail widmete sich der Rentner den Bauarbeiten. Dazu wurden handgearbeitete Tonfiguren aus einer Neustädter Behindertenwerkstatt gekauft und rechtzeitig zur Christvesper erfreute die Krippe die Gottesdienstbesucher. Sieben Jahre gehörte sie zur Weihnachtszeit. Doch dann wütete bei Reinigungsarbeiten im Kirchsaal ein Putzteufel samt Staubsauger. Die locker auf dem Taufbecken stehende Spanplatte geriet ins Wanken und schon polterte der Stall auf den harten Boden. Alles wurde zerschmettert und in alle Richtungen verteilt.

Eine Christvesper ohne Krippe, das darf nicht sein. Eine Neue muss her, das stand für Arnold Rath so fest. Aber der Malermeister im Ruhestand fand keine geeignete Baumrinde und da kam Tischlermeister Willi Twelkemeier ins Spiel. Der zimmerte behände einen neuen Stall aus Lärchenholz. Rath griff zum Farbpinsel und malte einige neue Besonderheiten hinein.

Er entschied, den Bethlehemer Stall als himmlischen Raum zu gestalten, mit himmelblauem Gewölbe und funkelnden Sternen. "Wir nennen die Krippe darum Himmelskrippe", sagt Pfarrerin Susanne Absolon. Neu ist das am vorderen Balken stehende Spruchband »Vom Himmel hoch da komm ich her«. Erstmalig zu sehen ist ein Stallfenster in Kreuzform mit den Buchstaben A und O darüber. Sie stehen für Anfang (Alpha) und Ende (Omega).

"Die Kreuzform soll schon auf den Tod Jesus Christus hinweisen", sagt Rath. Beim Blick durchs Fenster ist ein Regenbogen zu erkennen. Er symbolisiert Gottes Verheißung am Ende der Sintflut. "Es bedeutet, solange die Erde steht, ist Gott bei uns", erklärt die Pfarrerin.

Großes Kopfzerbrechen bereitete dem Presbyter Rath die Heilung der Krippenfiguren. Seit dem Sommer behandelte er die zerfetzten Tonscherben mit Spezialkleber. Der Heilungsprozess der kleinen Figürchen verlief erstaunlich gut. Nur winzige Risse erinnern noch an den verhängnisvollen Krippenunfall.

"Es ist mit den Figuren genauso wie im Leben, auch Menschen behalten Narben zurück", meint die Pfarrerin, die sich schon auf die Christvesper mit dem neuen himmlischen Zuhause für Jesus, Maria, Josef und Co. freut.

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