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Nassem Auftakt soll Besserung folgen

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Von Uwe Pollmeier

Versmold. Vermutlich sind die Wünsche im Dezember zu sehr auf den 24. gebündelt. Für die restlichen Tage scheint das Pensum verbraucht und so entwickelte sich das Wetter zum Auftakt des Versmolder Weihnachtsmarkts nicht bilderbuchmäßig, sondern meteorologisch nüchtern. Die Niederschlagsmenge dürfte die Glühweinmenge locker übertrumpft haben und der Wind blies mit dem Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde um die Wette.

Aber noch wäre es zu früh, den Kopf in den Matsch zu stecken, denn die Grundlagen für einen besinnlichen und gemütlichen Weihnachtsmarkt sind gegeben. Die liebevoll zwischen Petri-Kirche und Marktplatz aufgestellten Büdchen versprühten adventlichen Charme und unter der glitzernden Lichterkuppel machte sich im Verlauf des Abends immer mehr Weihnachtsstimmung breit.

Als ersten Programmpunkt betrat die Bielefelder Zauberin Zara Finjell die kleine Bühne an der Petri-Kirche. "Kommt auf die Bühne, hier ist es trocken", rief sie zu den Kindern rüber, die mit tief ins Gesicht gezogener Regenjackenkapuze zu der Magierin mit Hexenhut herüberschauten. Schließlich hatten mehr als zehn Kinder mit ihren Müttern auf der Bühne Platz gefunden und Zara Finjell begann mit ihren überraschenden Tricks, zu denen sie auch die Zuschauer mit einbezog.

Staunende Gesichter gab es, als die 26-Jährige, die 2011 den Titel Deutsche Vizemeisterin in der Sparte »Zauberkunst für Kinder« errang, plötzlich auf weiße Blätter bunte Bilder zauberte, die Punkteanzahl auf dem Rücken eines Papiermarienkäfers beliebig veränderte und aus Zeitungsschnipseln wieder eine komplette Ausgabe formte.

Die Kinder hatten ihren Spaß, während die Versmolder an den umliegenden Buden nur ganz langsam dem Mandel-, Glühwein- und Bratwurstduft folgten. Voll wurde es hingegen in der St.-Petri-Kirche, wo das traditionelle Konzert der CJD-Orchesterschule stattfand (ausführlicher Bericht folgt in der Montagsausgabe).

Um 18.30 Uhr eröffneten schließlich Bürgermeister Michael Meyer-Hermann und Ulli Josephs, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Versmold (AGV), den Weihnachtsmarkt. "Wir haben beim Aufbau und den widrigen Wetterbedingungen am Donnerstag fast schon die Lust verloren", sagt Josephs. Es sei jedoch wieder gelungen, einen schönen Markt aufzubauen. Meyer-Hermann lobte die erweiterte Beleuchtung und sprach davon, dass Versmold, außer beim Wetter, mal wieder unter einem guten Stern stünde. Im Anschluss sorgten die Mitglieder des Posaunenchors der evangelischen Kirchengemeinde Versmold mit Bläsermusik für Stimmung.

Nach dem verregneten Start gilt es nun, Verpasstes an den anderen beiden Tagen wieder aufzuholen. Und es scheint, als hätte auch der Wettergott ein Einsehen. Insbesondere für Sonntag ist trockenes Wetter mit Sonnenschein angesagt. Und dann stehen mit dem verkaufsoffenen Sonntag und dem Besuch des Weihnachtsmannes ohnehin die Höhepunkte auf dem Programm.


A 33-Trasse wird geräumt

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Von Andreas Großpietsch

Borgholzhausen.
Konrad Upmann ist ein Mensch, der auch schon einige Jahrzehnte Lebenserfahrung auf dem Buckel hat. Und schon in seiner Kindheit war ihm die prächtige Eiche, die in einem zum Hof gehörenden Wäldchen in der Nähe der Holtfelder Straße wuchs, wegen ihrer Größe und Kraft eine besondere Freude. Jetzt fiel sie der Kettensäge zum Opfer - gerodet für die geplante Autobahn 33. Die Bauarbeiten schreiten trotz schlechter Wetterbedingungen voran und machen die Dimensionen erkennbar, in denen hier die Borgholzhau-sener Landschaft verändert wird.

"Die Männer vom Fällunternehmen haben die Jahresringe gezählt, aber bei 200 aufgehört. Und da waren sie noch lange nicht in der Mitte", sagt Nachbar Jürgen Brömmelsiek, der die Fällarbeiten in unmittelbarer Nähe seines Hofes verfolgt hat. Die besonders stattliche Eiche war ihm ebenfalls schon seit vielen Jahren vertraut und den Baumgiganten in mächtigen Stücken am Boden liegen zu sehen ist kein Anblick, der ihn unberührt lässt.

Während die Eichenstämme als Ganzes abtransportiert werden, warten die zu großen Haufen aufgetürmten Äste - darunter stattliche Stücke, die man nicht mit beiden Händen umfassen kann - auf den Einsatz des Häckslers, der sie zu Brennmaterial weiterverarbeiten wird. Direkt daneben müht sich ein großer Bagger damit ab, die Stubben aus dem Boden zu reißen, um den Boden anschließend begradigen zu können. Denn als nächste Maßnahme wird hier eine Baustraße für den Lkw-Verkehr geschottert.

Sie ist die Verlängerung der Stockkämper Straße, die ebenfalls in diesen Tagen eine Baustelle ist. Die bislang schmale Nebenstrecke soll zur zentralen Bauerschließungsstraße ertüchtigt werden. Hier sind Bagger und sogar eine Dampfwalze im Einsatz, um auch noch eine eigene Baustellenstraße für den Bau der drei Grünbrücken in diesem Bereich anzulegen.

Damit sich künftig auch schwere Baufahrzeuge auf der Stockkämper Straße begegnen können, werden an mehreren Stellen Verbreiterungen eingebaut. Außerdem wird die bislang rechtwinklige Kurve der Stock-kämper Straße, in der bislang noch der Eschweg aufmündet, in einem größeren Bogen quer durch die Wiese geführt. Im Anschluss an diese Stelle wird die nächste größere Baustelle entstehen, denn die Stockkämper Straße wird in Höhe der Gaststätte Brune einen völlig neuen Verlauf bekommen.

Bislang verläuft sie zwischen den einzelnen Gebäuden des Gehöfts. Künftig wird sie um die gesamte Häusergruppe herumgeführt, weil dort schon die Rampe beginnt, mit der die Straße über die geplante Autobahn überführt wird.

An anderer Stelle in diesem Bereich wird mit den Arbeiten zum Ausgleich der Zerstörungen fortgefahren. Bereits im Frühjahr wurden hier 400 Obstbäume gepflanzt, derzeit kommen weitere 300 hinzu. Allerdings werden die Arbeiten vom Wetter erschwert. Der Einsatz des Baggers ist auf den völlig durchnässten Wiesen, auf denen sich schon kleine Teiche gebildet haben, kaum mög- lich.

Blitz-Glühwein kommt mit Blaulicht

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Von Frank Jasper

Steinhagen-Brockhagen. Mehr als 71 000 Euro sind in den vergangenen 17 Jahren beim Sternchenmarkt in Brockhagen für gemeinnützige Aktionen und Institutionen eingenommen worden. Bei der 18. Ausgabe gestern rund um die Alte Dorfschule zogen abermals viele Brockhagener an einem Strang, damit der kleine Markt ein Erfolg wird. Bevor es losgehen konnte, musste aber zunächst Gerhard Goldbecker eine Rüge einstecken.

Der stellvertretende Bürgermeister wurde vom Nikolausgericht angeklagt, in einer Nacht-und-Nebelaktion einen Miststreuer auf den Kreisverkehr an der Alten Dorfschule aufstellen zu wollen. Ein perfider Plan, der Brockhagen den Namen Mistdorf einbringen würde. Goldbecker - offenbar seit seiner Krukenaktion im Steinhagener Kreisverkehr geläutert - zeigte sich geständig. Er kassierte vom Gericht eine Rüge und versprach, seinen Plan nicht weiter zu verfolgen. Einen Seitenhieb auf die Steinhagener Politik konnte er sich nicht verkneifen: "Die Rüge vom Nikolausgericht rahme ich ein und hänge sie zuhause neben die Rüge, die ich schon habe." Bekanntlich hatte Goldbecker für seine Kruken-Aktion tatsächlich eine Rüge vom Gemeinderat erhalten.

Nur lobende Worte kamen Heike Böhm vom Organisationsteam über die Lippen. Sie stellte beispielhaft eine Kindergruppe vor, die erstmals beim Sternchenmark dabei war und mit dem Verkauf von gebastelten Geschenkideen Geld für den guten Zweck einnehmen wollte. An ihrem Stand verkauften die Kinder unter anderem hangemalte Karten und selbst gebackene Plätzchen. "Was für eine tolle Truppe", rief Heike Böhm den Kindern während der sonnigen Eröffnung zu.

Auch Bürgermeister Klaus Besser hatte den caritativen Charakter des kleinen Weihnachtsmarktes aufgegriffen, als er dazu aufrief, den Blick zu öffnen für Menschen, denen es nicht so gut gehe.

Wie jedes Jahr war der Sternchenmarkt ein willkommenes Stelldichein der Brockhagener, aber ebenso Ziel vieler Besucher aus der Umgebung, darunter auch Stammgäste. Bereits zum zehnten Mal war eine Gruppe aus Spenge und Herford mit dem Fahrrad zum Sternchenmarkt geradelt.

Ein Hingucker und zum ersten Mal in diesem Jahr dabei war das historische Feuerwehrauto, das auf dem Gelände parkte. Daniel Dawidowski hat den Opel Blitz, Baujahr 1973, bei einer Auktion erstanden. Eigentlich, um ihn umzubauen und damit ans Meer zu fahren. Gestern verkaufte er daraus zusammen mit seiner Familie Glühwein an die Sternchenmarkt-Besucher.

An den vielen Ständen deckten sich die Gäste mit Weihnachtsgeschenken ein. Handgeblasene Kugeln und Kerzenhalter, dicke Wintersocken, origineller Schmuck und vieles mehr verschwanden in Geschenkpapier. Am Abend klang der Sternchenmarkt mit einem Konzert in der St. Georgskirche aus. (Bericht folgt)

Stimmungsvoll im Lichtermeer

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Von Uwe Pollmeier

und Max Maschmann

Versmold.
Der Wettergott zeigte sich am Wochenende doch noch einsichtig und bescherte Besuchern und Organisatoren des 36. Versmolder Weihnachtsmarktes den wohl verdienten Budenzauber. Vor allem der strahlende Sonnenschein am Sonntag ließ den verregneten Auftakt vergessen. Die Besucher strömten zwischen den geöffneten Geschäften und den Verkaufsständen zwischen Petri-Kirche und Marktplatz hin und her.

Passend zum Wetter hüpfen am Sonntagnachmittag die OGS-Kinder der Sonnenschule über die Bühne und präsentieren weihnachtliche Volkstänze. Später verzaubert Günter Queisser mit weihnachtlichen Trompetenklängen die Besucher, bevor dann zum Abschluss der Nikolaus in Begleitung des Musikzugs Wiltmann in Versmold vorbeischaut.

Ein Programmpunkt, den sich vor allem die Kinder ganz dick im Terminkalender angestrichen hatten. Allerdings wurde auch bereits am Samstag viel geboten und die jüngsten Versmolder kamen beim Plätzchenbacken auf ihre Kosten. "Es ist das Größte, zu sehen, dass die Kinder Spaß am Backen haben", antwortet Volker Herzberg auf die Frage, was ihn persönlich an der Weihnachtsbäckerei begeistere. Der Bäckermeister lädt bereits zur vierten Auflage der Veranstaltung ein. Ein Dutzend Kinder lässt sich diese Chance nicht entgehen und backt zusammen mit ihm auf der kleinen Bühne des Hüttendorfs Plätzchen.

Unter ihnen sind auch Lena (4), Amelie (3) und Jette (5). Während Rolf Zuckowskis Klassiker »In der Weihnachtsbäckerei« aus den Lautsprechern schallt, stechen die drei Mädchen die ersten Motive aus dem Mürbeteig, den Herzberg zuvor ausgerollt hat. "Ich backe zum ersten Mal", gibt Amelie zu. Links neben dem Trio steht in der zehnjährigen Lea dagegen eine erfahrene Bäckerin, die gerade mit den Feinarbeiten beschäftigt ist. "Ich verziere gerne meine Plätzchen", sagt sie und verteilt einige Streusel über das Gebäck.

Nach und nach füllen sich die Bleche und werden von Herzberg in den Ofen geschoben. "Innerhalb einer Stunde sollten wir zwischen zehn und 15 Blechen schaffen", schätzt er. Die entstehenden Plätzchen dürfen die Kinder anschließend mit nach Hause nehmen.

Am Abend singt der Haller Gospelchor GAM - Gospel und more und längst schon ist der verregnete Auftakt am Freitag vergessen. Weihnachten kann nun also kommen - die Versmolder haben sich bestens in Stimmung gebracht.

Ein stimmungsvolles Konzert

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Borgholzhausen (Felix).
Das eine kam voluminös, mit einer gewissen Dramatik und in seiner Komposition zuweilen disharmonisch daher. Das andere wirkte braver, ein wenig lieblicher ausfallend, wie Kantor Andreas Schnell es formulierte. Am Samstagabend präsentierten die 32 Sängerinnen und Sänger der Kantorei bei ihrem traditionellen Weihnachtskonzert gleich zwei Versionen eines Magnifikats. Doch darin alleine erschöpfte sich das dargebotene Programm keineswegs.

"Die beiden Werke sollen gar nicht so sehr gegenübergestellt werden", erläuterte Andreas Schnell eingangs des Konzerts die Intention des Chores. "Es geht vielmehr um Ergänzungen. Wir wollen zeigen, dass der Lobgesang Marias aus ganz unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet werden kann."

Damit war der Rahmen für den Abend gesteckt. Den Auftakt bildete dabei das Magnifikat, wie es Antonio Vivaldi (1678 bis 1741) vertont hatte. Ein Magnifikat, das sentimental und schwermütig beginnt. Und doch mit einer schönen Fülle zu enden und beeindrucken weiß. Bei dem die beiden Solistinnen des Abends, Sopranistin Sigrid Heidemann und Altistin Kathrin Bauer, sehr zu überzeugen vermochten. Und zu dem mit Karin Struck und Christoph Struck (beide Violine), Mara Smith (Viola), Lutz Wagner (Cello), Renate Fischer (Kontrabass), Nicole Goedereis-Buller (Flöte), Anke Rattenholl (Oboe) und Lothar Möller (Orgel) acht Instrumentalisten für den virtuosen klanglichen Rahmen sorgten.

Kontrastierten die Magnifikate von Antonio Vivaldi und Francesco Durante (1684 bis 1755) nicht miteinander, so erschienen sie doch im Spiegel des übrigen Programms vor einem besonderen Licht. Denn auch mit Giambattista Pergolesis (1710 bis 1736) »Confitebor tibi Domine« wussten Chor und Solisten zu begeistern. Kathrin Bauer heimste für ihr Solo gar großen Zwischenapplaus ein.

In die Welt der Romantik entführte hingegen Jan Henryk Rentel. Der 20-jährige Harfenist, der nun Orchestermusik an der Musikhochschule Detmold studieren möchte, begeisterte mit den zauberhaften Klängen von »La Source« (Albert Heinrich Zabel (1834 bis 1910)). Träumerei, wie für König Ludwig II. gemacht.

Das Magnifikat von Francesco Durante - es schloss die Klammer um diese beiden Werke, führte zurück in die Welt des Spätbarock. Und wunderschön wurde das Werk mit fünf Chorälen - darunter »Nun kommt der Heiden Heiland«, »Fröhlich soll mein Herze springen« oder »Uns ist ein Kindlein heut geboren« - abgerundet.

Mit John Rutters »Dormi Jesu« setzte die Kantorei noch einmal einen ganz besonderen, so gänzlich anderen, aber dabei sehr gefälligen Akzent in ihrem Weihnachtsprogramm. Um an- und abschließend auch die Besucher selbst zum Mitsingen zu animieren. Denn bei Johann Sebastian Bachs »Ich steh an deiner Krippen hier« konnten sich Choristen und Solisten der immensen Verstärkung durch ihre Gäste sicher sein. Ein schöner Abschluss eines nicht nur in dieser Hinsicht stimmungsvollen und stimmgewaltigen Konzertes.

Kinderaugen leuchten beim Nikolaus

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Von Detlef Hans Serowy

Werther.
"Das war ein Bombenerfolg", beschreibt Usmar Carles den Andrang der Besucherinnen und Besucher am Sonntagnachmittag. »Carlo« hat da den verregneten Auftakt des 33. Christkindlmarktes schon abgehakt. "Da ist nicht viel gelaufen", sagt er mit Blick auf den stürmischen und nassen Freitag. Mehr als entschädigt wurden die Schausteller und Standbetreiber dafür am Samstag und Sonntag.

Das Wetter meinte es zum Auftakt des Christkindlmarktes wieder einmal nicht gut mit den Organisatoren und ihren Gästen. Sturmböen und Regen machten den Marktbesuch nur für sehr wetterfeste Werthe- raner zu einem Vergnügen. An der Musik von »Sonny B« konnten sie sich aber »erwärmen«. Der gebürtige Liverpooler hatte schon im legendären Cavern Club und im Hamburger Star Club musiziert und trat am Freitagabend mit Coun- trymusik auf.

Am Samstag durften sich alle Marktbeschicker und die Kaufleute über trockenes und weitgehend windstilles Wetter freuen. Entsprechend gut gefüllt war die Innenstadt. Die Kaufleute boten beim langen Samstag die Gelegenheit, Weihnachtsgeschenke zu erstehen und ab 13 Uhr öffnete dann der Christkindlmarkt. Weihnachtliche Stimmung verbreitete Alex Palomino mit seiner Musik aus Peru auf dem Böckstiegelplatz.

Traditionell ein Höhepunkt ist der Besuch des Nikolaus auf dem Christkindlmarkt. Schausteller Usmar Carles schlüpfte wieder für zwei Auftritte in das rote Kostüm und zog mit einem Esel und Süßigkeiten durch die Innenstadt. Er brachte viele Kinderaugen zum Leuchten und musste oft in den Sack mit Geschenken greifen.

Ein echter »Kracher« war bereits zum wiederholten Mal der Auftritt der Stimmungskapelle »Tapwacht« aus den Niederlanden. Ab 18 Uhr zogen die Musiker mit ihren orangefarbenen Mänteln und Nikolausmützen durch die Böckstiegelstadt und machten musikalisch richtig »Alarm«. Die Kapelle hat sich einen Platz im Herzen des heimischen Publikums erspielt und trifft mit ihrer Musik und der ausgelassenen Darbietung offenbar einen Nerv.

Ein musikalisches Kontrastprogramm lief derweil auf der Bühne auf dem Böckstiegelplatz ab. Dort präsentierten die »Dixierats« aus Espelkamp feinen Jazz und überzeugten die Gäste mit einem breiten Repertoire. Es reichte von traditionellem Dixieland über Swing aus den 1930er und 1940er Jahren bis zu Arrangements des großen Bandleaders James Last.

Usmar Carles war sowohl mit den verpflichteten Künstlern als auch mit dem Verlauf des Marktes zufrieden. "Der Sturm hat nichts beschädigt und alles ist friedlich geblieben", berichtet er am späten Sonntagnachmittag nach einem Gespräch mit der Polizei. "Gerammelt voll" sei der Sonntag gewesen und besonders der Auftritt der Puppenbühne aus Salzgitter habe viele Familien angezogen.

"Solange wir gesund bleiben, machen wir weiter", betonen Gabriele und Usmar Carles, die den Christkindlmarkt gemeinsam organisieren. "Meine Frau ist die Chefin", sagt »Carlo« immer wieder. Er ist und bleibt aber der Dreh- und Angelpunkt des Christkindlmarktes. Die drei Banken am Ort und das Haller Kreisblatt sorgten als Förderer für den musikalischen Rahmen des Marktes.

Kipkogei nutzt das Missgeschick

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Von Claus-Werner Kreft
und Claus Meyer Borgholzhausen. Es war ein schmuckloser Abgang für Damian Janus. Der Favorit auf den Sieg beim 42. Borgholzhausener Weihnachtscross des LC Solbad Ravensberg ließ seiner Wut mit einem Tritt vor den aufblasbaren Zielbogen freien Lauf, lief flugs in die Umkleide des Ravensberger Stadions und stapfte mit seiner Sporttasche auf dem Rücken wortlos über den Parkplatz davon. Was war passiert? Janus hatte an der Verpflegungsstelle in der Nähe des Wasserwerks die falsche Abzweigung genommen. Dem zu diesem Zeitpunkt im Hauptlauf über 16 Kilometer klar führenden Athleten vom gastgebenden LC Solbad fiel der Lapsus nicht auf. Die Streckenposten waren offenbar nicht in Habtachtstellung, weil sie noch nicht mit dem sehr schnellen Janus gerechnet hatten. Nutznießer des Missgeschicks war der Vorjahreszweite Stanley Kipkogei vom SuS Phönix Bielefeld, der in 55:33 Minuten ins Ziel kam. Bei den Frauen verteidigte Silke Pfenningschmidt ihren Titel. „Das ist der Gau“ Nicht nur Janus selbst war konsterniert. „Das ist der Gau“, sagte Solbads Sportwart Friedhelm Boschulte und nahm sich in die Mitverantwortung. „Wäre ich früher an der Stelle gewesen, wäre es nicht passiert.“ Die Stelle, von der Boschulte sprach, befindet sich zwischen Kilometer sieben und acht des Hauptlaufs. Weil alle irgendwie schliefen, nahm Janus den Kurs für die Zehnkilometer-Läufer. Als der verhinderte Sieger frustriert in Ravensberger Stadion einlief, zeigte die Uhr eine 31er-Zeit: Damit hätte Janus die kürzere Distanz locker gewonnen. Kipkogei nutzt die Chance Stanley Kipkogei, im Vorjahr Zweiter hinter dem jungen »Überflieger« Amanal Petros, nutzte gestern die sich unverhofft bietende Chance. Der 34-jährige Kenianer im Trikot des SuS Phönix Bielefeld schloss seinen zweiten Weihnachtscross-Start mit dem ersten Sieg ab. Doch es wäre wohl anders gekommen, hätte Janus sich nicht verlaufen – und bei seinem glücklosen Debüt nicht auch wichtige Punkte für den Active Trailrunning-Cup (TRC) liegenlassen. Nur wenn er die beiden noch ausstehenden Wertungsläufe, den Luisenturmlauf im März und den »Hermann« im April, erfolgreich absolviert, bleibt Janus im Cup-Rennen.
Kipkogei wirkte nicht glücklich darüber, vom Pech des Konkurrenten profitiert zu haben. „Ich laufe ungern allein, der Kontakt zu anderen Läufern ist mir lieber“, erklärte der Sieger, der unterwegs nicht mitbekommen hatte, was dem zur Halbzeit noch klar führenden Janus passiert war. Mit 55:33 Minuten blieb Kipkogei fünf Sekunden unter Petros‘ Zeit vom Vorjahr. Sein Hauptgegner war erneut ein Jugendtalent: Der erst 17-jährige Münsteraner Nils Voigt, schnellster westfälischer U?18-Läufer der Saison auf drei Strecken, wurde mit rund einer Minute Rückstand Zweiter. Dirk Strothmann läuft auf Platz sechs Bronze holte der Bielefelder Jan Kerkmann, den nur zwei Sekunden von Voigt trennten. Als bester TRC-Starter baute er seine Führung in der Zwischenwertung weiter aus. „Ich plane auch für die beiden restlichen Cup-Rennen“, verriet der 23-jährige Student. Hinter dem Oelder Philipp Kaldewei machten zwei weitere Cup-Absolventen, Max Ludwig (SV Brackwede, 58:06) und der Lokalmatador, Routinier und frühere Sieger Dirk Strothmann (58:08) die Plätze fünf und sechs unter sich aus. In den Top 20 war der Altkreis noch durch Jörn Strothmann, Daniel Knoepke und Raoul Kempmann vertreten. Oldie Karl-Friedrich Anwander gewann einmal mehr die M?70. Dritter Sieg für Silke Pfenningschmidt Die dreimalige Hermannslaufsiegerin Silke Pfenningschmidt (SV Brackwede), die sich ganz kurzfristig für den Start entschieden hatte, durfte sich über ihren dritten Sieg beim Weihnachtscross freuen. „Es hat Spaß gemacht heute, alles ist rund gelaufen.“ Letzteres galt auch für zwei Solbaderinnen, die sich in ausgezeichneter Form präsentierten und überraschend vor der Cup-Favoritin Franzi Bossow einliefen: Victoria Willcox-Heidner (W?40) wurde Zweite, Sabine Engels (W?45) Dritte – beide mit deutlicher Zeitverbesserung gegenüber dem Vorjahr. „Schade, dass ich auf den Bergab-Passagen nicht ganz mithalten konnte“, bedauerte die ansonsten aber höchst zufriedene Engels.

Christkindlmarkt mit Herz und »Hütti«

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Von Florian Gontek

Halle-Hörste. "Das mit der Sonne", sagt Mitorganisator Ralf Diederichs, "war anders geplant." Erst zehn Minuten nach der Eröffnung des Hörster Christkindlmarktes verzogen sich die Wolken langsam und es gab einen wunderbar klaren Tag, der all das zeigte, was den Hörster Christkindlmarkt seit Jahren ausmacht: Besinnlichkeit, Bodenständigkeit und Unterstützung für Menschen, die sie dringend benötigen.

Dafür steht Günter Hüttenhölscher (76) seit sieben Jahren zur Weihnachtszeit in Hörste. »Hütti’s Balkanhilfe« heißt die Aktion, die am gestrigen Sonntag, unterstützt von Radio Gütersloh, Lkw mit Spenden an Kleidung, Essen und Spielsachen füllte. Hilfsgüter für Menschen im ehemaligen Jugoslawien, Kosovo, Rumänien, Kroatien, Ukraine "und in diesem Jahr erstmals auch in Moldawien", erzählt Hüttenhölscher, den hier jeder nur "Hütti" nennt. Ein positiv Verrückter, der sich seit 1992 für benachteiligte Menschen einsetzt und in diesem Jahr auch selbst gezogene Kiwis aus seinem Garten in Verl anbietet, um durch die Spendengelder Spritkosten und Mautgebühren für die Lkw zu finanzieren, die alleine in diesem Jahr wieder etwa 14 Tonnen Kleidung Richtung Osteuropa bringen werden. Unterstützt von Radio Gütersloh mit der Aktion »Kinder helfen Kindern«, kamen Scharen von Menschen zum Lkw, um zu spenden. Der Gütersloher Lokalsender berichtete mit »Nikolinchen« Tanina Rottmann bis in den Nachmittag hinein aus Hörste. Und auch am Stand der Plan-Paten wurde wieder geholfen: Gemeinsam mit den Kindern wurden Kerzen gebastelt. Die Erlöse kommen dem Kampf gegen die Ausbreitung des Ebola-Virus in Westafrika zugute, wo man vor Ort mit verschiedenen Organisationen kooperiert.

Auch sonst stand gestern in Hörste der Austausch im Mittelpunkt: Nicht nur an den Ständen des Heimatvereins oder der TG, auch bei Erbsensuppe, Bratwurst oder neben der Feuertonne ließ es sich gemütlich klönen. Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann schätzte bei ihrer Eröffnung des Marktes am Vormittag bereits die "Hörster Atmosphäre", die vor allem dem außergewöhnlichen Engagement des vierköpfigen Organisationsteams um Ralf Diederichs, Angelika Rieder sowie Birgit und Herbert Sommer, sowie dem Einsatz der Vereine zu verdanken sei.

In der Tat: Nach der stimmungsvollen Eröffnung durch die Mädchen und Jungen des Kindergartens Stockkämpen und den kräftigen Kehlen des Männergesangvereins Hörste lockte das breite Angebot auch die Jüngsten auf den Markt. Nicht nur Crêpes und Süßes, auch die Zaubershows des Bielefelder Magiers Frank Katzmarek und - am späten Nachmittag - der Besuch der Weihnachtsengel, die 180 Weihnachtsmützen mit Leuchtbommeln verschenkten, ließen die Kinderaugen leuchten. So war am Ende auch Ralf Diederichs zufrieden, als er seinen Blick über das 37-Stände-Hüttendorf schweifen ließ: "Absolut, besser hätte es gar nicht laufen können." Petrus’ Spätstart war da längst verziehen.


Freie Flächen für neues Gewerbe

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Von Silke Derkum

Versmold.
Je leerer die städtischen Kassen sind, umso wichtiger ist eine florierende Wirtschaft. Nicht nur aus diesem Grund dürfte Bürgermeister Michael Meyer-Hermann dieses Thema im vergangenen Frühjahr auf seiner Wahlkampfagenda ganz dick unterstrichen haben. Als Christdemokrat müssen ihm die Unternehmen schon qua Parteiprogramm am Herzen liegen. Da ist eine Erhöhung der Gewerbesteuer, die Meyer-Hermann gleich zu Beginn seiner Amtszeit verkündete, sicher nicht das erwartete Antrittsgeschenk. Mit dem Haushalt, den der Stadtrat am Donnerstag verabschieden soll, und der morgigen Sitzung des Zweckverbandes für das Interkommunale Gewerbegebiet stehen in dieser Woche gleich zwei Termine an, bei denen wirtschaftliche Weichen gestellt werden. Das Haller Kreisblatt hat sich mit Meyer-Hermann aus diesem Anlass einmal über die großen wirtschaftlichen Baustellen unterhalten.

Gewerbeflächen

Unternehmen, die sich ausbreiten wollen, brauchen Platz. Nicht nur deshalb fordert die Politik regelmäßig die Ausweisung von Gewerbeflächen - um Firmen und Arbeitsplätze in Versmold zu halten beziehungsweise neu anzusiedeln. Und da es im Interkommunalen Gewerbegebiet - zumindest äußerlich sichtbar - nur langsam vorangeht, wird regelmäßig der Ruf nach Flächen auf Versmolder Gebiet laut.

Die gibt es auch. Einige wenige Grundstücke hat die Stadt noch in petto. Zwischen dem Gewürzhersteller Fledi und dem Standort der geplanten neuen Rettungswache an der Rothenfelder Straße, Ecke Stadtring besitzt die Stadt 8900 Quadratmeter mögliche Gewerbefläche. Auch an der Plaggenwiese gibt es zwei bebaubare Grundstücke à 5100 und 2500 Quadratmeter.

"Außerdem stehen Im Industriegelände weitere 7000 Quadratmeter zur Verfügung, die zwar nicht der Stadt gehören, deren Eigentümer, ein Logistikunternehmen, sie aber verkaufen würde", sagt Bürgermeister Michael Meyer-Hermann. Der Logistiker sei dabei vor allem an einem zur Branche passenden Partner interessiert. Weitere 10 000 Quadratmeter könnten von interessierten Betrieben darüber hinaus am Bockhorster Landweg erworben werden.

Interkommunales Gewerbegebiet

Auch was die Vermarktung des zweiten Bauabschnitts im Interkommunalen Gewerbegebiet angeht, gibt sich Meyer-Hermann zuversichtlich. Erst vor wenigen Tagen war verkündet worden, dass das Glandorfer Unternehmen Teutopharma 10 000 Quadratmeter erworben und weitere 10 000 reserviert habe. Zwölf weitere Hektar seien ebenfalls schon reserviert; für ein kleineres Grundstück gebe es einen Interessenten. "Jetzt geht es natürlich darum, dass aus dem Interesse oder der Reservierung auch ein Kaufvertrag wird", sagt Meyer-Hermann und bremst so allzu hohe Erwartungen. Einzelheiten zu den Interessenten darf er nicht verraten. Es handele sich aber "eher um Neuansiedlungen", sagt er.

Damit sind die angestrebten 60 Prozent vermarkteter Flächen im Interkom zwar noch nicht erreicht, aber in Sicht. Die 60 Prozent wären Voraussetzung dafür, dass über einen dritten Bauabschnitt - und damit die Option für weitere Ansiedlungen - nachgedacht wird. Doch diese Entscheidung hängt ohnehin vom Votum des Borgholzhausener Stadtrates ab, auf dessen Gebiet die entsprechenden Flächen liegen.

"Natürlich wäre es uns am liebsten, wenn wir die Flächen im Interkommunalen Gewerbegebiet ausweisen könnten", sagt Meyer-Hermann. Wenn das nicht möglich sei, müsse man sehen, ob es auf Versmolder Gebiet in der Nähe noch Flächen für die interkommunale Zusammenarbeit gebe. Was die Ausweisung weiterer Flächen betrifft, will Meyer-Hermann erst mal abwarten. Denn im kommenden Jahr gebe es ein kreisweites Gewerbeflächenkonzept. Im Hinblick auf die Konkurrenz durch den Ravennapark in Halle bleibt Versmolds Verwaltungschef gelassen. "Es ist klar, dass Halle selbstbewusst auftritt, aber ich glaube, wir sind auch nicht schlecht aufgestellt", sagt er.

Gewerbesteuer

Die Erhöhung der Gewerbesteuer gleich zu Beginn seiner Amtszeit sieht Michael Meyer-Hermann als unumgänglich an. "Klar, das war nicht unsere Lieblingsmaßnahme, weil es die Unternehmen belastet", sagt er. Aber auch in Halle seien die Hebesätze nicht so niedrig. Auf eine Anhebung zu verzichten, habe man sich in Versmold aber - anders als beim Nachbarn Borgholzhausen - nicht leisten können. "Borgholzhausen geht es so gut wie lange nicht", sagt Meyer-Hermann.

Ortsumgehung

Wenn man in den Haushaltsplanentwurf blickt, scheint in punkto Ortsentlastungsstraße alles klar: 2015 wird der zweite Abschnitt geplant, 2016 gebaut. Zumindest hofft man dies im Rathaus. "Bevor die Planung nicht steht, bekommen wir auch keine Fördergelder", sagt Michael Meyer-Hermann. Es gebe aber Signale, dass die Maßnahme förderfähig sei. Ob diese Gelder jedoch noch 2016 fließen werden, wisse man derzeit nicht.

Die Arbeiten für die Planung der umstrittenen Straße schreiten jedoch voran. Nach der öffentlichen Auslegung der Trassenvarianten im Sommer liegen nun alle Stellungnahmen vor. Daraus wird die Verwaltung einen Abwägungsvorschlag machen, der dann demnächst der Politik vorgelegt wird.

Wirtschaftslotse

Die Forderung nach einem Wirtschaftslotsen hat nicht nur die CDU in der vergangenen Wahlperiode massiv genutzt, um Profil zu zeigen. Auch Meyer-Hermann hatte im Wahlkampf stets damit geworben. Dass die Frage danach in einem Gespräch über Wirtschaft unweigerlich kommen wird, weiß der neue Bürgermeister natürlich und quittiert sie mit einem Lächeln.

Daran, eine weitere Stelle im Rathaus einzurichten, sei angesichts der Finanzlage natürlich nicht zu denken, räumt er ein. Stattdessen hat er die Wirtschaftskontakte zur Chefsache und sich damit letztlich doch das Credo seines Vorgängers Thorsten Klute zu eigen gemacht.

Meyer-Hermann verweist auf die im Oktober gestartete Veranstaltungsreihe »Wirtschaftsdialoge«. Dort sollen Unternehmer zusammenkommen und Themen wie Ortsentlastungsstraße, Breitbandausbau oder Vereinbarkeit von Beruf und Pflege diskutieren. Zudem besucht das Stadtoberhaupt regelmäßig Versmolder Unternehmen. "Wichtig ist, dass der Bürgermeister Kontakte hält und Ansprechpartner ist", sagt er.

Ein Leben in Leidenschaft für Pferde

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VON FLORIAN GONTEK

Halle/Altenhagen. Viele Jungen haben Träume. Sie wollen Feuerwehrmann werden, Polizist oder Busfahrer. Als Hans-Rudolf Vehring ein junger Bursche war, wollte er vor allem eines: reiten. Sein Onkel war es, der ihn zum Pferdesport brachte und mit seinem kleinen Neffen das erste Mal ausritt - dreimal landete der Steppke auf der Nase. Gut 80 Jahre ist diese Episode her. Hans-Rudolf Vehring (89)
aber reitet noch immer.

Ein kalter Donnerstag im Dezember, vier Grad vielleicht. Ein Wetter zum Zuhausebleiben. Hans-Rudolf Vehring hat sich trotzdem auf den Weg gemacht. Seines ist eines der wenigen Autos, die an diesem Winterabend vor der Reithalle am Eschweg in der Kälte stehen. Zweimal wöchentlich nimmt er die knapp 60 Kilometer auf sich, um eine Stunde reiten zu können. Für ihn ist das selbstverständlich. "Reiten ist für mich eine Leidenschaft. Nicht nur das Pferd wird gut durchtrainiert, auch der Reiter - das ist für mich wie Gymnastik."

In der Tat. So kernig wie Vehrings Händedruck ist auch sein Auftreten. "Es ist ungemein, was Hans-Rudolf in seinem Alter noch für eine Körperspannung besitzt", schwärmt Margret Gresselmeier, die ihm zweimal die Woche neben anderen Sportlern Reitstunden gibt. Locker wird an diesem Abend getrabt. Generationenübergreifend. Eine der Mitreiterinnen Vehrings ist 14 Jahre alt. In Altersschutz genommen werden er und sein fast 20-jähriger Warmblut Paolo aber dennoch nicht. Es ist das Letzte, was Hans-Rudolf Vehring wollen würde. "Ich möchte gefordert werden und schätze auch die harschen Worte - sonst schlafe ich auf dem Pferderücken ja ein." Es zeigt, wie viel Genuss darin steckt, wenn er sich auf Paolos Rücken durch die Halle tragen lässt.

Um über seine Reit-Leidenschaft berichten zu können, ist Vehring sogar bereit, die Stunde zu unterbrechen. Er erzählt die Geschichte eines zehnjährigen Jungen, der von seinem Onkel einst ein Abonnement für den Bielefelder Reit- und Fahrclub bekam, und Feuer und Flamme war. "Dann kam ich in die Reithalle und sollte erst einmal ein halbes Jahr voltigieren - das war aber nicht meins", erinnert sich Vehring. Schließlich habe er doch reiten wollen.

Er nahm also Reitstunden, schulte seine Technik und nutzte den freien Tag auf der Handelsschule, um mit seinen Freunden ins Gelände zu ziehen - erst mit Clubpferden, später dann mit Tieren der berittenen Einheit der Bielefelder Hitlerjugend.

Die Zeit des Krieges spart Vehring aus. Sie hatte nichts mit dem Sport zu tun, den er liebt. Dort ging es um andere Dinge. Als er mit 17 Jahren eingezogen wurde, meldete er sich auf Rat seines Vaters freiwillig für die Marine, um nicht der Waffen-SS beitreten zu müssen. Er wurde an der Ostfront eingesetzt, kam in Gefangenschaft und war froh, dass der Krieg 1944 für ihn ein Ende hatte.

Das Erinnern fällt Hans-Rudolf Vehring zunehmend schwerer. Umso mehr ist zu spüren, wie viel ihm das Reiten in seinem Leben gibt. Wenn er etwa vom organisierten Ausritt ins Gelände - dem Jagdreiten - erzählt, das ihn mit Bielefelder Pferdefreunden bis an die Weser brachte. Vehring berichtet an diesem Abend mehrfach von der Geschichte, die ein großes Abenteuer gewesen sein muss.

Das Springen, das zum Jagdreiten dazugehört, sei nie seine Disziplin gewesen, schmunzelt er. Noch heute schwärmt er für die Dressur. Turniere geritten, berichtet er, sei er in all den Jahren aber nur sehr selten. Auch über einen ganz besonderen Wettkampf verliert er zunächst kein Wort. "Woher wissen sie das?", sagt Vehring überrascht und lächelt - angesprochen darauf, dass er im Alter von 80 Jahren noch den E-Dressur-Titel auf dem Haller Vereinsturnier gewonnen habe. Selbst erzählen würde er diese Dinge nie. Das entspricht nicht seinem Naturell.

Lieber berichtet er über seine Familie. Seine Frau Karin, seine vier Kinder, die es in alle Ecken der Republik verschlagen hat, sein Anwesen in Bielefeld-Altenhagen, ein etwa 3000 Quadratmeter großes Grundstück, das er mit Hingabe pflegt. Familie, Haus und Reiten. "Ich schwimme auch noch gerne", ergänzt Vehring, allerdings käme er allenfalls im Urlaub an der See einmal dazu.

Die Minuten ziehen vorbei, während die Reitstunde weiterläuft und Hans-Rudolf Vehring erzählt. Paolo sein Pferd, das er seit seinem Wechsel in den Haller Reit- und Fahrverein bereits seit Jahren reitet, lässt er dabei nie los. Im Sommer, am 23. Juli, werde er 90 Jahre alt, berichtet Vehring. "Ich möchte noch lange reiten. Am liebsten auf dem Paolo, der ist lammfromm", wünscht er sich und streichelt sein Warmblut.

Vertrauen gegen Leistung

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von christian helmig Altkreis
Halle.
Das letzte Handballwochenende des Jahres gab Steffen Thiede im wahrsten Sinne des Wortes den Rest. Am Freitag verlor er als Spieler mit der Spvg. Steinhagen die Verbandsligapartie in Mennighüffen mit 32:34. Noch knapper ging es zwei Tage später beim 30:30 des von Thiede trainierten Frauenhandball-Drittligisten HSG Union ’92 Halle gegen Marienberg zu. "Gebt mir fünf Minuten", bat Thiede vor dem obligatorischen Pressegespräch in der Masch und sank erst einmal erschöpft auf die Bank. "Als Spieler kannst du dir die Anspannung rauslaufen oder dich auch mal mit einer harten Abwehraktion abreagieren", ließ er kurz drauf keinen Zweifel, welcher seiner beiden Jobs - zumindest mental - der aufreibendere ist. "Als Trainer wirst du 60 Minuten krass gefordert, musst hellwach sein, Mut haben und die richtigen Entscheidungen treffen", sagte Thiede. Die Erfahrungen, die der Steinhagener in den ersten drei Wochen auf dem Trainerposten bei der Union gemacht hat, wertet er ausschließlich positiv. "Ich vertraue der Mannschaft", sagt er - und die Spielerinnen zahlten ihm dieses Vertrauen gegen Marienberg wieder einmal mit Leistung zurück. Bestes Beispiel war die 3:3-Deckung. "Die haben wir nur zwei Mal im Training geübt, und dann spielen die Mädels sie so sensationell gut", staunte Thiede nach dem überraschenden Punktgewinn. Förmlich aufgeblüht ist Sina Speckmann, die dem neuen Coach einen großen Anteil an ihrem Formanstieg zuschreibt. "Urmel gibt im Training einfach die richtigen Impulse", sagte die zwölffache Torschützin und gab zu: "Ich bin froh, dass er da ist." Thiede reichte die Lorbeeren in Form einer rhetorischen Frage zurück: "Wenn Sina so spielt wie heute, wer soll sie in dieser Liga dann aufhalten?" Beim Oberligisten SF Loxten steht das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer derzeit mehr denn je auf dem Prüfstand. Dass Dirk Elschner bei seinen Schützlingen nach wie vor Gehör findet, obwohl der Verein seinen Vertrag wie berichtet nicht über die Saison hinaus verlängert, war am Samstag beim 30:30 gegen die Ahlener SG offensichtlich. Als Thilo Stinhans nach der Pause wegen Kreislaufproblemen in der Kabine blieb, schickte Elschner vier Rückraumspieler aufs Feld, die sich mit Erfolg auf Linksaußen abwechselten. "Wir waren taktisch auf jede Situation eingestellt", freute sich der Trainer, der sich auch in punkto Einsatz auf seine Spieler verlassen konnte. "Kämpferisch geht es nicht besser", bestätigte Torjäger Heiner Steinkühler und Obmann Horst Grube frohlockte auf der Tribüne: "Mit solchen Spielen holen wir die Zuschauer in die Halle." Die Stimmung in der Versmolder Arena beeindruckte selbst Ahlens verletzt zuschauenden Ex-Bundesligaspieler Thomas Lammers. "Das Publikum geht hier gut mit", lobte dieser zur Halbzeitpause und hielt fest: "Wenn Loxten etwas cleverer gespielt hätte, würden sie schon mit acht Toren führen." Am Ende reichte es für die Sportfreunde nur zu einem Punkt, trotzdem dankten es die Fans mit stehenden Ovationen. Zurück zu Steffen Thiede. Er durfte sich nach Niederlage und Unentschieden am Wochenende indirekt auch noch über einen Sieg freuen: In der Verbandsliga schlug der TV Verl überraschend den TSV Hahlen mit 30:24. Sollte der VfL Mennighüffen das Nachholspiel am Freitag gegen die wiedererstarkte TSG Harsewinkel verlieren, dürften die Steinhagener Weihnachten doch noch auf Platz zwei feiern.

Bostik stärkt den Standort in Borgholzhausen

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von kerstin spieker

Borgholzhausen.
Beste Stimmung herrschte gestern am Borgholzhausener Standort der Firma Bostik. 2,5 Millionen Euro hat Bostik Deutschland in Fertigungsanlagen für Hybridprodukte in Borgholzhausen investiert. Ein Teil der Anlagen wurde gestern vom Vorstandsvorsitzenden Bernard Pinatel, der mit einigen Mitgliedern des französischen Vorstands in die Lebkuchenstadt gereist war, ganz offiziell in Betrieb genommen. Damit werde der Standort Borgholzhausen innerhalb des Konzerns sichtbar gestärkt, begrüßten Geschäftsführer Olaf Memmen und Werksleiter Dr. Michael Nitsche die Investition.

Insgesamt sechs Millionen Euro lässt sich Bostik Deutschland die technische Aufrüstung ihres Borgholzhausener Standortes derzeit kosten. Dazu zählt auch die Errichtung drei neuer Silos, die bereits 2012 mit 1,3 Millionen Euro zu Buche schlug. 1,4 Millionen Euro wurden für Geschäftsprozesse organisierende Software ausgegeben. Hinzu kommen mehrere kleinere technische Investitionen sowie die Modernisierung und Neugestaltung der Sozialräume.

Herzstück der positiven Entwicklung am Standort Borgholzhausen ist die SMP-Technologie. SMP steht für Silan Modifizierte Polymere. Anwendung finden die in Borgholzhausen hergestellten SMP-Produkte als Klebe- und Dichtungsstoffe im Bausektor. SMP-basierende Produkte bestächen durch eine Kombination aus besserer Klebeeigenschaft, leichterer Handhabung, größerer Langlebigkeit und höherer Umweltfreundlichkeit, erklärte Dr. Michael Nitsche.

Bereits seit zehn Jahren beschäftigt sich das Forschungs- und Entwicklungslabor mit den Polymeren. Nach und nach hielten die auf den Forschungsergebnissen basierenden Produkte Einzug in die Bostik-Angebotspalette. Als Beispiel nannte Bostik-Marketingstratege Markus Hildner den Sektor Parkettkleber. Bostik Deutschland sei vor sechs Jahren aus der Produktion von lösungsmittelhaltigen Klebestoffen für Parkettböden ausgestiegen und setze in dem Bereich seither voll auf SMP-Technologie.

Und der Erfolg gebe dem Unternehmen recht, sind sich die Verantwortlichen in Borgholzhausen einig. Lag das mögliche Produktionsvolumen vor zwei Jahren noch bei 5000 Tonnen, so kann in Borgholzhausen jetzt mehr als das doppelte an SMP-basierenden Klebe- und Dichtstoffen produziert werden. Der Anteil am Gesamtproduktionsvolumen am Standort Pium liegt derzeit bei 20 Prozent. Und Ziel sei, so Geschäftsführer Olaf Memmen, die Produktion innerhalb der nächsten fünf Jahre zu verdoppeln.

Dafür allerdings sei neben der technischen Aufrüstung unbedingt auch eine Erhöhung der Beschäftigtenzahl notwendig. Mit derzeit drei Ausbildenden könne ein Unternehmen wie Bostik in Borgholzhausen nicht zufrieden sein. Hier müsse die Zahl deutlich steigen. "Und wir können unseren Auszubildenden Übernahmegarantien bieten." Auch in allen anderen Bereichen suche das Unternehmen händeringend Fachkräfte. Derzeit sind von den 350 Bostik-Mitarbeitern in Deutschland mehr als 200 in Borgholzhausen beschäftigt. 120 davon in der Produktion. Insgesamt zählt Bostik weltweit 4 800 Mitarbeiter und ist als GmbH eine Tochtergesellschaft des Petro-Riesen Total.

Publikum steht auf

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Steinhagen-Brockhagen (BNO).
Wenn die letzten Glühweine getrunken, die letzten Lebkuchen gegessen und die letzten dicken Wintersocken beim Sternchenmarkt verkauft sind, dann wird es in der St. Georgskirche richtig festlich. Alle Brockhagener Musikensembles und zahlreiche Besucher, die dicht gedrängt in den Kirchenbänken saßen, fanden sich am Sonntagabend zum Abschlusskonzert im Gotteshaus ein.

Kantor Thomas Kuhn bat das Publikum, erst zum Ende der Darbietungen der einzelnen Ensembles zu applaudieren. Die Konzertbesucher entpuppten sich als folgsam. Allerdings nur bis zum mitreißenden Auftritt des Ensembles »Buccinate«. Das Publikum war von Monika, Nathan, Beate, Emil, Julian und Vater Arthur Harder, die beim Spiritual »It’s me, o Lord« genauso ohne Notenblätter überzeugten wie bei »Macht hoch die Tür«, so begeistert, dass es nicht nur zwischen den Stücken lautstark applaudierte, sondern die musikalische Familie mit stehenden Ovationen feierte.

"Standing Ovations hier in der Kirche beim Abschlusskonzert - das habe ich auch noch nicht erlebt", zeigte sich Küsterin Ina Walkenhorst beeindruckt, die sich in Vertretung für den erkälteten Pfarrer André Heinrich bei allen Chorleitern für ihre Mitwirkung mit einem Präsent bedankte. Bis dahin waren die Besucher bereits in den Genuss von knapp zwei Stunden abwechslungsreicher Darbietungen gekommen.

Bewegend war etwa der Auftritt des CVJM-Posaunenchors, der unter der Leitung von Monika Tuxhorn mit einer Meditation über »Es kommt ein Schiff geladen« das Publikum in eine melancholisch-feierliche Stimmung versetzte. Das Vokalensemble »Die da« unter der Leitung von Annika Beese und der Klavierbegleitung von Wolfgang Hilpert hatte sich mit »Do they know it’s Christmas« für einen moderneren Weihnachtssong entschieden, der in einer deutschen Neuauflage gerade in den Hitlisten zu finden ist.

In die kunterbunte Glitzerwelt der US-amerikanischen Weihnachtsversion entführte das Blockflötenensemble Pfiffikus unter der Leitung von Anna-Irene Schmidt die Konzertbesucher. »Christmas Shopping« lautete der Titel des fröhlichen Stücks, das beim Publikum besonders gut ankam.

Besinnlichere Töne schlugen das Gemshornquintett mit »Kommt und lasst uns Christus ehren« und die bestens aufgelegten Sänger der vereinigten Männerchöre Halle und Brockhagen unter der Leitung von Christian Schumacher und Olga Teske an. Den verbindenden Weihnachtsgedanken über Ländergrenzen hinweg ließ die Kantorei unter der Leitung von Thomas Kuhn bei ihrem Weihnachtsliedmedley in fünf verschiedenen Sprachen aufleben, bevor alle Mitwirkenden zum krönenden Abschluss »Boten rufen überall« anstimmten.

Erste Schritte zum richtigen Schmettern

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Von Ekkehard Hufendiek

Werther. Frühförderung im Sport: Eine vierte und zwei dritte Klassen der Grundschule Werther haben jetzt erste Schritte im Volleyball unternommen. Initiatorin des sportlichen, vor allem aber spaßigen Trainings ist Angelika Schulte vom TV Werther.

Sie will damit neue Kinder für ihr Volleyball-Vereinstraining gewinnen. Aus diesem Grund hatte Schulte Kontakt zu Jan Grobfeldt aufgenommen, der seit August dieses Jahres als Jugendkoordinator beim Westdeutschen Volleyballverband (WVV) die Nachwuchsarbeit an den Grundschulen und in den Vereinen ankurbelt. "Wir wollen Gas geben, damit die Sportart nicht ausstirbt", sagte Grobfeldt, dessen Verband auf Landes- und Bundesebene seit einigen Jahren unter Mitgliederschwund leidet.

Dreimal in der Woche setzt er sich zurzeit in Werther an der Grundschule ein. Jede Klasse erhält so viermal zwei oder drei Doppelstunden Volleyball-Unterricht - eine Menge. Bislang war es üblich, die techniklastige Sportart erst auf den weiterführenden Schulen im Sportunterricht einzuführen - zu spät, um mit Handball oder gar Fußball Schritt zu halten.

Und das Projekt ist erfolgreich: Insgesamt sind 68 Schüler mit Feuereifer dabei - die Lehrer ebenso. "80 Prozent der Sportlehrer an Grundschulen unterrichten fachfremd", erklärte der WVV-Trainer weiter. Auch Sportlehrer Hartmut Walter begrüßt daher das Projekt. Denn als Sportlehrer erhalte er nun neue Ideen und Methoden für seinen Unterricht.

Das vorrangige Ziel sei, die Sportart den Jungen und Mädchen spielerisch und abwechslungsreich näher zu bringen, sagte Grobfeldt. Zuletzt begann er zum Beispiel mit einem Staffelwettbewerb quer über das Volleyballfeld. Eine Gruppe Kinder bekam einen Wattebausch mit der Aufgabe: "Wie bekommt man den Wattebausch vorwärts, ohne ihn zu berühren?". Die Kinder sollten eigenständig ihre sportliche Lösung herausarbeiten, das fördere die Schnelligkeit und vor allem die Teamfähigkeit, meinte Grobfeldt. Am Ende einer Unterrichtseinheit stehe dann meistens das Spiel Eins gegen Eins oder Zwei gegen Zwei, wobei die Kinder über ein in zwei Meter Höhe gespanntes Band spielen. Dabei pritschen sie, baggern und schmettern Luftballons, Wasserbälle, Beachvolleybälle und Indiacas.

Bis zu den Ferien läuft die Kooperation zwischen Grundschule, TV Werther und dem WVV. Im Anschluss an den Schnupperkurs beginnt Angelika Schulte dann im Januar 2015 mit dem Aufbau eines Vereinstrainings für die neu gewonnenen Volleyballer. Jeden Samstag zwischen 10 und 12 Uhr sind alle interessierten Mädchen und Jungen zwischen acht und elf Jahren herzlich eingeladen, in der Sporthalle der PAB-Gesamtschule Volleyball zu trainieren. Nähere Informationen erteilt Angelika Schulte unter der ` (01 76) 78 14 35 84 gern.

Wohlfühlfaktor per Telefon

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von anke Schneider

Borgholzhausen. »Gemeinsam statt einsam« ist das Motto des Seniorenbesuchsdienstes, der in Borgholzhausen seit einigen Jahren installiert ist. "Gerade jetzt in der Weihnachtszeit ist das Alleinsein besonders schwer", sagt Klaus Kersten, einer der Ehrenamtlichen aus der Gruppe. Um möglichst niemanden allein zu lassen, hat der Besuchsdienst nun ein weiteres Angebot ins Leben gerufen: die Wohlfühlanrufe.

Die Plaudereien am Telefon sind ein Angebot an Menschen, die allein leben und hin und wieder gerne mit jemandem reden möchten. Sei es über alltägliche Dinge des Lebens, über aktuelle Nachrichten oder über Erinnerungen aus der Vergangenheit. Gerade ältere Menschen, so die Erfahrung der Besuchsdienst-Gruppe, haben viel Interessantes zu erzählen. Die Gespräche seien daher oftmals eine Win-Win-Situation für beide Seiten.

"Bei den Anrufen, die vorher in einem Erstgespräch mit allen Beteiligten besprochen werden, ist die Hemmschwelle oft niedriger, als bei Besuchen", sagt Doris Weißer von der Arbeitsgemeinschaft freier Wohlfahrtsverbände im Kreis Gütersloh, einem der Träger des Besuchsdienstes. Hin und wieder täten sich vor allem ältere Menschen schwer, Fremden ihr Vertrauen zu schenken und sie einzuladen. Bei Gesprächen am Telefon brauchen sie niemanden in die Wohnung zu lassen und können trotzdem ganz unkompliziert zwischendurch mit einer vertrauten Person plaudern. "Die Anrufe können aber auch der Einstieg zu Besuchen sein, bei denen die Beteiligten dann ein paar schöne Stunden verbringen, gemeinsam spazieren gehen, spielen oder erzählen können", so Weißer weiter.

"Weihnachten ist die Zeit des Schenkens, und wir verschenken Zeit", bringt Klaus Kersten die Motivation des Besuchsdienstes auf den Punkt. Zeit koste kein Geld und bedeute oftmals so viel mehr als Geschenke. Er selbst hat die Erfahrung gemacht, dass vor allem allein lebende Menschen ganz dankbar seien, wenn sie ein Gegenüber hätten, mit dem sie zwanglos plaudern können.

Ina Hirch, Leiterin des Familienzentrums, betont, dass die Mitglieder des Besuchsdienstes nicht allein gelassen werden. Nicht nur die Erstkontakte werden begleitet, auch zwischendurch werden die Ehrenamtlichen in regelmäßigen Treffen betreut und können sich bei Problemen jederzeit an sie wenden. "Ehrenamt soll schließlich Spaß machen, für beide Seiten ein Gewinn und keinesfalls eine Belastung sein", sagt sie.

Wer von den Mitgliedern des Besuchsdienstes angerufen werden möchte oder in das Team des Besuchsdienstes einsteigen will, meldet sich bei Ina Hirch im Kreisfamilienzentrum unter ` (0 54 25) 93 28 96 oder ` (01 70) 2 25 21 93.


Barrierefrei mitten in der City

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Von Anja Hanneforth

Werther.
Werthers Innenstadt wird weiter verdichtet. Die Schweneker Immobilien GmbH mit Sitz in Löhne möchte im hinteren Bereich des Bankvereins, dort, wo sich heute der Parkplatz befindet, ein Mehrfamilienhaus mit 18 Wohnungen errichten. Der Parkplatz würde dabei zur Hälfte überbaut. Dr. Olaf Schweneker, der das Projekt am Montagabend im Planungsausschuss vorstellte, geht von einem Investitionsvolumen in Höhe von 2,5 Millionen Euro aus. Die Politik zeigte sich von den Vorhaben angetan und erteilte der Bauvoranfrage einstimmig grünes Licht.

Die Schweneker Immobilien GmbH ist seit mehr als 20 Jahren am Immobilienmarkt tätig, sucht und kauft Grundstücke in ganz Ostwestfalen, um sie dann zu entwickeln.

Auch wenn es sich bei dem Projekt in Werther ausdrücklich nicht um Seniorenwohnungen handelt - nach der Erfahrung von Dr. Olaf Schweneker würde diese Art der Wohnungen dennoch vornehmlich von der Klientel »60 plus« bezogen. "Das liegt einfach an der attraktiven Nähe zur Innenstadt und den Geschäften", weiß er.

Alle Wohnungen würden als Eigentum vermarktet, "dennoch wird sicherlich rund die Hälfte zu mieten sein", so Schweneker. Denn solche Wohnungen wären besonders für Kapitalanleger interessant, die sie kaufen und dann vermieten würden. Auch Kinder von Senioren kämen seiner Erfahrung nach als Käufer in Frage, einziehen würden dann die Eltern.

Insgesamt 18 Wohnungen zwischen 50 und 90 Quadratmetern sollen in dem dreigeschossigen Gebäude entstehen. Das gesamte Haus, optisch aufgelockert durch Dachgauben, kleine Fenster für die Bäder und große Balkone, wird barrierefrei mit einem Fahrstuhl gebaut und von außen teilgeklinkert, "ein Wunsch der Stadtverwaltung", wie Schweneker erläutert. Die Erschließung erfolgt nach Norden über die Gartenstraße.

"Wir sind froh, dass wir für unser Vorhaben ein Grundstück des Bankvereins dazuerwerben können", so Schweneker. Etwa die Hälfte des Bankvereins-Parkplatzes wird überbaut, von den derzeit 50 Parkplätzen blieben 30. Die Ausfahrt erfolgt nach Osten zur Gartenstraße hin, nicht jedoch entlang des neuen Gebäudes.

Die Politiker nahmen die Bauvoranfrage positiv zur Kenntnis, nannten aber auch einen Knackpunkt: die 18 Carports, die zum Norden des Gebäudes hin in Holz errichtet werden sollen. Ob es nicht möglich wäre, die Autos stattdessen in einer Tiefgarage unterzubringen, wollten einige Ratsvertreter wissen. Zu teuer, lautete die Antwort des Investors. Abgesehen davon würden gerade ältere Menschen Tiefgaragen lieber meiden.

Der mit den Pferden flüstert

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Von Carolin Hlawatsch

Steinhagen.
Um mit einem Pferd richtig zu kommunizieren und als Reiter die Führungskompetenz zu bewahren, ist es wichtig die Körpersprache des Tieres korrekt zu deuten und beim Umgang dem Pferd konstant Zeichen zu geben, die es verstehen kann. Wie man dabei am besten vorgeht, pferdegerecht und friedlich, gemäß dem Ansatz des Natural Horsemanship, zeigte der Bielefelder Pferdeflüsterer Detlef Timmermann am Sonntagvormittag auf dem Gelände des Reitsportzentrums Steinhagen-Brockhagen-Hollen.

Der neunjährige Hannoveranerhengst Blacky wird von Besitzerin Anna Magdalena Stark in die Reithalle zu Detlef Timmermann geführt. Pferd und Pferdeflüsterer sind sich vorher noch nicht begegnet. "Das ist gut, so kann ich am besten veranschaulichen, wie ich mit den Tieren arbeite. In der Regel kommen schließlich Pferde zu mir, die ich nicht kenne", erklärt Timmermann, der sich als ausgebildeter Horseman unter anderem der Problempferdekorrektur und dem Verladetraining widmet.

Vorsichtig beschnuppert Blacky den Mann mit dem Cowboyhut neben sich. Dass Pferde sehr fein mit Mund, Ohren, Schweif und Füßen kommunizieren, wissen die Pferdefreunde, die zur Vorführung gekommen sind, ganz genau. Aber wissen sie auch, warum Blacky ihn genau jetzt anstupst? "Ziel des Pferdes ist es, mich zu bewegen. Jetzt darf ich nicht ausweichen, wenn ich die Nummer eins bleiben will", erläutert Timmermann und betont, dass für das Pferd verständliche Zeichen ausschlaggebend seien, um als Chef akzeptiert zu werden. Man müsse für das Tier berechenbar sein, das gäbe ihm Sicherheit - das Wichtigste, was man seinem Pferd durch das richtige Auftreten vermitteln kann.

Vor dem aufmerksamen Publikum beginnt Timmermann dann die Bodenarbeit, die, wie er sagt, nötig sei, um das Pferd genau kennenzulernen. Erst danach solle man eventuelle Probleme beheben, die zum Beispiel beim Aufsatteln oder Verladen auftreten.

"Als erstes möchte ich Blacky Hallo sagen", so Timmermann, der den Hengst nun abstreichelt und die Vorderhufe aufnimmt, um zu gucken, was das Pferd akzeptiert und was nicht. "Habt ihr das gesehen?", richtet sich der Experte an die Zuschauer, als Blacky einen Huf in seine Richtung setzt und damit noch mal einen Versuch startet sich durchzusetzen. "Die Frage ist hier immer, wer bewegt wen?", sagt Timmermann, der als nächstes mit einem lockeren Seil das respektvolle Abstandhalten des Pferdes zum Reiter übt. Durch Bewegung wird sein Seil zu einer »Schlange« und somit zu einem klaren Stoppzeichen für Blacky.

Doch als Reiter auf dem Pferderücken könne einem das Pferd nicht folgen wie beim Führen am Seil. Man befindet sich hinter der Schulterlinie und müsse als Chef das Pferd treiben, genau wie in der freien Wildbahn der Leithengst seine Herde. Blacky versteht und akzeptiert, denn Timmermann erkennt wie der Hengst tickt, stellt sich auf ihn ein und agiert mit ihm auf partnerschaftliche Weise. Der beste Lehrer sei das Pferd, doch dafür müsse man gut zuhören, so der Experte.

"Woher weißt Du das alles?", fragt eine der jüngsten Zuschauerinnen, und Timmermann erklärt noch kurz, dass er in Montana beim bekannten Pferdetrainer Pat Parelli lernte, dessen Name für das Natural Horsemanship, die natürliche Reitkunst, steht. Seine Methode basiere aber auf der der eigentlichen Begründer, den Cowboybrüdern Bill und Tom Dorrance. Dann führt der Horseman den Hannoveraner zurück zu seiner Besitzerin.

"Wir haben Detlef Timmermann zum zweiten Mal eingeladen, weil es wichtig ist, dass die Teilnehmer des Reitabzeichens auch andere Methoden der Pferdearbeit kennenlernen, als die bei uns im Verein gängige englische Art", berichtet Trainerin Anna Magdalena Stark, die zusammen mit Ulrike Botthoff für den Basispass und das Reitabzeichen ausbildet, das in Steinhagen am 23. und 24. Januar im aktuellen Durchgang von 30 Reiterinnen und Reitern absolviert wird. Der Ansatz des Natural Horsemanship sei eine gute Ergänzung dazu.

Flotter Mühlbach wird träges Rinnsal

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von Herbert Gontek

Halle.
Was haben die Teiche oberhalb des evangelischen Jugendheims Hesseln und das Gewerbegebiet Ravenna-Park miteinander zu tun? Auf dem ersten Blick nichts, auf den zweiten sehr viel: Denn trotz der erheblichen Entfernung von fünf Kilometern soll auf dieser Teichfläche ökologischer Zugewinn als Ausgleich für den Künsebecker Beton geschaffen werden. Die Teiche sind bereits abgelassen. In den kommenden Wochen sollen sie, wenn es die Witterung zulässt, für die Hessel als Langsamfließstrecke mit Speichereffekt nach Starkregen umgebaut werden. Künftig soll hier dann noch Erlenbruchwald entstehen.

Stefan Borghoff, Umweltbeauftragter der Stadt Halle, betreut das Projekt. Das etwa 5000 Quadratmeter große Teich- und Waldgelände ist von der Stadt Halle erworben worden. Vor ein paar Wochen sei der Teich abgefischt und anschließend das Wasser abgelassen worden. Jetzt warte man ab, bis die Entwässerung eine Begehung zulasse, sagte der Projektleiter gestern in einem Gespräch vor Ort.

Zur Zeit fließt die Hessel als quicklebendiger Mühlbach neben den Teichen her. "Oberhalb wurde das Wasser für die Teiche der Hessel entnommen. Als Mühlbach kam den Müllern die hohe Fließgeschwindigkeit des Baches entgegen. Wahrscheinlich ist über Jahrhunderte von Menschen am Bachlauf gearbeitet worden. Unter Naturschutzaspekten ist das eher von Nachteil", erklärt Borghoff.

Möglichst mit dem vorhandenen Erdreich aus den Böschungen soll deshalb eine Ebene geschaffen werden, die breitflächig vom Bachwasser geflutet wird. Das werde die Fließgeschwindigkeit des Wassers erheblich bremsen und nach starken Regenfällen die Entwässerung verlangsamen, so Borghoff. Mittelfristig werde sich auf einer solch feuchten Fläche ein Erlenbruchwald durch Samenflug bilden. Erlen zu pflanzen habe sich nach seinen Erfahrungen nicht bewährt. Das Wasser der Hessel sei ziemlich sauber, bringe aber Schlamm und Erdreich mit. Das habe dazu geführt, dass sich auf den Teichböden Schlammschichten abgesetzt hätten. Ob sie dort bleiben sollen oder woanders deponiert oder aufgebracht werden dürfen, sollen Untersuchungen zeigen.

Nach den Beobachtungen von Naturfachleuten nisten in diesem Bereich noch Wasseramsel und Eisvogel. Auch Salamanderarten sind hier ansässig. Durch den Erlenbruch werde das gesamte Gelände schwieriger begehbar und biete den Tieren einen sicheren Rückzugsraum. Borghoffs Wunsch wäre es, auch unterhalb, am Hessellauf, weitere Feuchtflächen anlegen zu können: "Aber dazu müssten wir erst einmal entsprechende Grundstücke erwerben."

"Die Jungs da oben machen zehn Fehler weniger"

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Versmold.
Die Leistungsexplosion von Daniel Masur ist auch Erik Finkenbrink nicht verborgen geblieben. "Vorhand und Aufschlag sind noch einmal schneller geworden", schildert der Spieler vom Tennispark Versmold, der mit dem 20-jährigen Jungprofi in einer Mannschaft spielt, die jüngsten Trainingseindrücke. Als frischgebackener deutscher Hallen-Vizemeister ist Masur auf Stippvisite in
Versmold.
Zudem hat er kürzlich in Kuwait sein drittes Turnier der Futures-Serie des Tennisweltverbandes ITF gewonnen. Die HK-Mitarbeiter Claus Meyer und Max Backhaus sprachen im Tennispark mit der aktuellen Nummer 472 der Weltrangliste - im Januar war es noch Platz 1084.

Herr Masur, Glückwunsch zur deutschen Vizemeisterschaft. Wo ordnen Sie den Erfolg ein?

Daniel Masur: Ich habe die Woche mal Revue passieren lassen. Grundsätzlich ist eine deutsche Meisterschaft etwas anderes als ein internationales Turnier. Es gibt keine Weltranglistenpunkte, dafür möglicherweise viel Prestige, weil man sich in die Köpfe der Verantwortlichen spielen kann. Mein Finalgegner Andreas Beck hat bei der Gratulation am Netz gesagt: ,Wahnsinn, wie du gespielt hast. Weiter so, Junge.’ So eine Aussage von einer ehemaligen Nummer 33 der Welt spornt mich an, meinen Weg weiter zu gehen. Finanziell hat es sich auch gelohnt. Ich habe als Zweiter 2300 Euro gewonnen, zirka doppelt so viel wie als Sieger eines mit 10 000 US-Dollar dotierten Future-Turniers.

Von denen haben Sie in diesem Jahr drei gewonnen. Was war 2014 das Highlight?

Masur: Ich habe insgesamt acht Finals gespielt, drei international, fünf national; davon sieben gewonnen. Anfang des Jahres habe ich mich sehr über meine nationalen Titel gefreut. Als es dann im Juli losging mit dem ersten ITF-Sieg, habe ich gedacht, das ist ja noch einmal eine ganz andere Nummer. Ich würde den Sieg (im belgischen Knokke-Heist, Anmerkung der Redaktion) mit dem Vizetitel bei der deutschen Meisterschaft auf eine Stufe stellen.

Auf Ihrer Facebook-Seite schreiben Sie, Sie hätten derzeit "wahnsinnig Lust, die gelbe Filzkugel über den Platz zu klopfen". Ist das der Hauptgrund, warum es so gut läuft?

Masur (grinst): Ich bin zuletzt viel ohne meinen Trainer Jürgen Listing unterwegs gewesen. Als er jetzt bei der deutschen Meisterschaft in Biberach danebenstand, wollte ich ihm zeigen, wie gut ich geworden bin. Wenn ich richtig in Form bin, macht es natürlich am meisten Spaß. Es war aber immer schon meine Einstellung, wenn es gut läuft, umso mehr zu trainieren.

Wagen wir einen Blick in die Zukunft. Sie sind Nummer 472 der Welt. Wo sehen Sie sich in einem Jahr, im Dezember 2015?

Masur: Für Ende 2015 habe ich die Top 300 in der Welt im Blick. An erster Stelle steht die spielerische Weiterentwicklung, dann kommen die Ergebnisse von selbst. Ganz wichtig ist, dass ich weiterhin verletzungsfrei bleibe. Das hat sich dieses Jahr gezeigt: Ich konnte Training und Turniere durchziehen, weil ich nie verletzt war.

Zu Beginn ihrer Profikarriere im Sommer 2013 haben Sie die Top Ten als Fernziel in fünf Jahren ausgegeben. Was fehlt noch für den Schritt nach ganz oben?

Masur: Es ist in erster Linie eine Sache der Anpassung. Das Tempo ist schon da, die Konstanz fehlt noch. Die Jungs da oben machen pro Match zehn Fehler weniger. Das ist viel beim Tennis. Ich habe in den vergangenen Wochen viel gegen Spieler aus den Top 350, 400 gespielt und mich an dieses Tempo gewöhnt. Ich bin ein anderer Spieler als noch im ersten Halbjahr 2014.

Womit hängt das noch zusammen?

Masur: Auch damit, dass ich nach meinem ersten Future-Erfolg im Juli in den B-Kader des Deutschen Tennis-Bundes berufen worden bin. Ich spüre, dass die Trainer hinter mir stehen und auf mich setzen.

Wie sieht es ansonsten mit dem langfristigen Karriereplan aus?

Masur: Als ich vor eineinhalb Jahren angefangen habe, sollte es bis Ende 2014 Platz 700 in der Welt sein, und ich wollte mich auf den Future-Turnieren etabliert haben. Nach dem ersten ITF-Sieg im Juli habe ich das Ziel für Dezember auf Platz 500 nach oben korrigiert. Insofern bin ich dem Plan einen Tick voraus. Wenn ich mich 2015 auf den Challenger-Turnieren etablieren kann, wäre das gut. Von den Challengern zu den ATP-Turnieren geht es schneller als von den ITF-Turnieren zu den Challengern.

Sind die Top Ten weiterhin das Ziel?

Masur: Ich weiß, das ist ein sehr hoher Anspruch. Aber ich bin keiner, der seine Ziele revidiert, die er sich ein halbes Jahr vorher gesetzt hat. Wenn es dann die Nummer 12 wird, ist es aber auch o. k. (grinst).

Welche Turniere spielen Sie 2015?

Masur: Grundsätzlich plane ich drei Monate im Voraus. Der ITF-Kalender ist aber noch nicht so weit, dass ich bis Ende März festlegen könnte, welche Turniere ich spiele. Am Wochenende steht noch die westfälische Hallenmeisterschaft in Werne auf dem Programm, wo ich an Position zwei gesetzt bin. Im Januar stehen zunächst drei Wochen Saisonvorbereitung an, anschließend ITF-Turniere in der Türkei. 2015 möchte ich möglichst schnell auf die Challenger-Turniere und nicht zu lange Future-Turniere spielen. Da ist die Unterstützung durch die Sponsoren sehr wichtig. In erster Linie ist hier Herr Reinert zu nennen, der von sich aus dabei ist. Ich kann mir die Spielorte schon aussuchen und muss mir beim Spiel keine Gedanken um das Rückflugticket machen.

Sind die Gerry Weber Open für Sie reizvoll?

Masur: Ich hätte vielleicht die Chance, eine Wild Card für die Qualifikation zu bekommen. Das Turnier fällt aber in die Sommervorbereitung, und ich fühle mich auf Asche einfach wohl. Wenn ich in Halle schon spiele, dann würde ich mich auch richtig auf Rasen vorbereiten. Dieses Jahr hat es nicht reingepasst, und ich habe für mich deshalb entschieden, die GWO 2014 nicht zu spielen.

Wie oft werden Sie im kommenden Jahr für den Tennispark Versmold aufschlagen?

Masur: In der Freiluftsaison 2015 in der Westfalenliga bin ich bei jedem Spiel dabei. Vorgesehen ist auch, dass ich das letzte Saisonspiel der Hallenrunde in der Westfalenliga spiele: Am 18. Januar geht’s gegen Blau-Weiß Halle.

Bleibt Zeit für eine Freundin oder Feiern?

Masur: Zurzeit bin ich glücklich so, ich muss mich mit 20 Jahren ja auch noch nicht binden. Es ist ja auch nicht einfach, jemanden zu finden, die Verständnis für meine Karriere hat. Feiern fallen in die Off Season. Alkohol ist während der Saison nicht leistungsfördernd.

... und die Weihnachtsgeschenke?

Masur: Die werden als Tennisspieler online bestellt.

Damen entrümpeln den Dachboden

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Von Uwe Pollmeier

Versmold.
Wer größer als 1,50 Meter ist, hat vielleicht in den vergangenen 26 Jahren schon einmal ein passendes Kleidungsstück in der Kleiderkammer der evangelischen Kirchengemeinde gefunden. Möglicherweise hat er sich auf den Weg zum Dachboden des Gemeindehauses aber auch eine Beule zugezogen, denn in der letzten Kurve der Treppe nähert sich die Decke doch arg dem Fußboden. Die Verletzungsgefahr, aber auch das günstige Einkleiden von Kopf bis Fuß mit Mode aus zweiter Hand, ist nun Geschichte, denn die Kleiderkammer hatte am Montag zum letzten Mal geöffnet.

"Es geht einfach nicht mehr, wir sind einfach alle zu alt", sagt Schwester Wilma wehmütig. Zwölf Frauen seien zuletzt ehrenamtlich aktiv gewesen und hätten die gebrauchten Kleidungsstücke angenommen, sortiert und für kleines Geld wieder verkauft. Die Jüngste ist 75 Jahre, die Älteste 86 Jahre alt. Aber nicht nur die Natur sei schuld, auch das sich verändernde Gesellschaftsverhalten.

"Die Leute sind sehr wählerisch geworden. Sie wollen am liebsten fast neue Kleidung und das auch noch geschenkt", sagt Schwester Wilma. Einkaufen konnte in der Kleiderkammer generell jeder, ganz unabhängig von Einkommen. Zielpublikum waren jedoch Flüchtlingsfamilien und Hartz-IV-Empfänger.

Zudem hätten immer weniger Versmolder die Möglichkeit genutzt, ihre nicht mehr benötigte Kleidung bei den Dachboden-Damen abzugeben. "Es stehen ja mittlerweile überall Container. Da ist es wohl einfacher, die Kleidung dort mal eben reinzuwerfen", sagt Inge Reimus, die in der Kleiderkammer ebenso wie Schwester Wilma sowie Dorothea Hagenbäumer und Gisela Leeker bereits seit dem ersten Tag mit anpackt. Die Idee sei damals entstanden, als die ersten Russlanddeutschen nach Deutschland übersiedelten.

In den ersten zwei oder drei Jahren habe man die Kleidungsstücke noch kostenlos abgegeben, danach sei man aber zu kleinen Preisen übergegangen, damit die Erlöse wohltätigen Zwecken zukommen konnten. "Wir haben auch gemerkt, dass viele die Sachen, die wir anfangs sogar selbst gewaschen und gebügelt haben, nur einmal anzogen, wegwarfen und sich bei uns eine Woche später wieder neue Kleidungsstücke aussuchten", sagt Schwester Wilma.

Ein Mann hat sich in all den Jahren nie ins Team der Kleiderkammer-Helferinnnen gewagt. "Den hätten wir auch gar nicht reingelassen", sagt Schwester Wilma mit einem Schmunzeln und fügt hinzu: "Die konnten uns höchstens immer die vollen Säcke runtertragen." Sämtliche Kleidung, die innerhalb eines Jahres nicht verkauft wurde, landete schließlich stets in großen Plastikbeuteln und wurden zur weiteren Verwertung nach Bethel gebracht. "Wir haben auch jedes Jahr einen Ausflug zum Haus Salem nach Bielefeld gemacht, wo es dann Kaffee und Kuchen gab", sagt Schwester Wilma. Die Tagungs- und Begegnungsstätte im Stadtteil Bethel erhielt stets den Großteil der durch die Kleiderkammer erwirtschafteten Gelder.

Bevor die Frauen aber zum letzten Mal die noch in großen Mengen übriggebliebenen Klamotten von der Stange holen, schwelgen sie in Erinnerungen. Sie sprechen von dem Rentner, der stets kam, um von seinem kargen Einkommen Kleidung zu kaufen, die er mit den Worten "Anderen geht es doch noch schlechter" nach Russland weiterverschickte, von dem charmanten Herrn, der sich mit Handkuss verabschiedete und von der Italienerin, die in regelmäßigen Abständen mit dickem Bauch und einem weiteren Kind an der Hand vorbeikam.

"Ich habe sie dann mal gefragt, ob sie nicht die Pille nimmt. Die kam immer mit einem neuen Baby, aber auch erneut schwanger vorbei", sagt Gisela Leeker mit einem Lachen. Danach sei dann wohl Schluss mit der Familienplanung gewesen. "Ach, die war dann eh raus dem Alter", weist Leeker die mögliche Schuld von sich, mit ihrer direkten Art möglicherweise die »Firmenretterin« vergrault zu haben.

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