Versmold.
Die Leistungsexplosion von Daniel Masur ist auch Erik Finkenbrink nicht verborgen geblieben. "Vorhand und Aufschlag sind noch einmal schneller geworden", schildert der Spieler vom Tennispark Versmold, der mit dem 20-jährigen Jungprofi in einer Mannschaft spielt, die jüngsten Trainingseindrücke. Als frischgebackener deutscher Hallen-Vizemeister ist Masur auf Stippvisite in
Versmold.
Zudem hat er kürzlich in Kuwait sein drittes Turnier der Futures-Serie des Tennisweltverbandes ITF gewonnen. Die HK-Mitarbeiter Claus Meyer und Max Backhaus sprachen im Tennispark mit der aktuellen Nummer 472 der Weltrangliste - im Januar war es noch Platz 1084.
Herr Masur, Glückwunsch zur deutschen Vizemeisterschaft. Wo ordnen Sie den Erfolg ein?
Daniel Masur: Ich habe die Woche mal Revue passieren lassen. Grundsätzlich ist eine deutsche Meisterschaft etwas anderes als ein internationales Turnier. Es gibt keine Weltranglistenpunkte, dafür möglicherweise viel Prestige, weil man sich in die Köpfe der Verantwortlichen spielen kann. Mein Finalgegner Andreas Beck hat bei der Gratulation am Netz gesagt: ,Wahnsinn, wie du gespielt hast. Weiter so, Junge.’ So eine Aussage von einer ehemaligen Nummer 33 der Welt spornt mich an, meinen Weg weiter zu gehen. Finanziell hat es sich auch gelohnt. Ich habe als Zweiter 2300 Euro gewonnen, zirka doppelt so viel wie als Sieger eines mit 10 000 US-Dollar dotierten Future-Turniers.
Von denen haben Sie in diesem Jahr drei gewonnen. Was war 2014 das Highlight?
Masur: Ich habe insgesamt acht Finals gespielt, drei international, fünf national; davon sieben gewonnen. Anfang des Jahres habe ich mich sehr über meine nationalen Titel gefreut. Als es dann im Juli losging mit dem ersten ITF-Sieg, habe ich gedacht, das ist ja noch einmal eine ganz andere Nummer. Ich würde den Sieg (im belgischen Knokke-Heist, Anmerkung der Redaktion) mit dem Vizetitel bei der deutschen Meisterschaft auf eine Stufe stellen.
Auf Ihrer Facebook-Seite schreiben Sie, Sie hätten derzeit "wahnsinnig Lust, die gelbe Filzkugel über den Platz zu klopfen". Ist das der Hauptgrund, warum es so gut läuft?
Masur (grinst): Ich bin zuletzt viel ohne meinen Trainer Jürgen Listing unterwegs gewesen. Als er jetzt bei der deutschen Meisterschaft in Biberach danebenstand, wollte ich ihm zeigen, wie gut ich geworden bin. Wenn ich richtig in Form bin, macht es natürlich am meisten Spaß. Es war aber immer schon meine Einstellung, wenn es gut läuft, umso mehr zu trainieren.
Wagen wir einen Blick in die Zukunft. Sie sind Nummer 472 der Welt. Wo sehen Sie sich in einem Jahr, im Dezember 2015?
Masur: Für Ende 2015 habe ich die Top 300 in der Welt im Blick. An erster Stelle steht die spielerische Weiterentwicklung, dann kommen die Ergebnisse von selbst. Ganz wichtig ist, dass ich weiterhin verletzungsfrei bleibe. Das hat sich dieses Jahr gezeigt: Ich konnte Training und Turniere durchziehen, weil ich nie verletzt war.
Zu Beginn ihrer Profikarriere im Sommer 2013 haben Sie die Top Ten als Fernziel in fünf Jahren ausgegeben. Was fehlt noch für den Schritt nach ganz oben?
Masur: Es ist in erster Linie eine Sache der Anpassung. Das Tempo ist schon da, die Konstanz fehlt noch. Die Jungs da oben machen pro Match zehn Fehler weniger. Das ist viel beim Tennis. Ich habe in den vergangenen Wochen viel gegen Spieler aus den Top 350, 400 gespielt und mich an dieses Tempo gewöhnt. Ich bin ein anderer Spieler als noch im ersten Halbjahr 2014.
Womit hängt das noch zusammen?
Masur: Auch damit, dass ich nach meinem ersten Future-Erfolg im Juli in den B-Kader des Deutschen Tennis-Bundes berufen worden bin. Ich spüre, dass die Trainer hinter mir stehen und auf mich setzen.
Wie sieht es ansonsten mit dem langfristigen Karriereplan aus?
Masur: Als ich vor eineinhalb Jahren angefangen habe, sollte es bis Ende 2014 Platz 700 in der Welt sein, und ich wollte mich auf den Future-Turnieren etabliert haben. Nach dem ersten ITF-Sieg im Juli habe ich das Ziel für Dezember auf Platz 500 nach oben korrigiert. Insofern bin ich dem Plan einen Tick voraus. Wenn ich mich 2015 auf den Challenger-Turnieren etablieren kann, wäre das gut. Von den Challengern zu den ATP-Turnieren geht es schneller als von den ITF-Turnieren zu den Challengern.
Sind die Top Ten weiterhin das Ziel?
Masur: Ich weiß, das ist ein sehr hoher Anspruch. Aber ich bin keiner, der seine Ziele revidiert, die er sich ein halbes Jahr vorher gesetzt hat. Wenn es dann die Nummer 12 wird, ist es aber auch o. k. (grinst).
Welche Turniere spielen Sie 2015?
Masur: Grundsätzlich plane ich drei Monate im Voraus. Der ITF-Kalender ist aber noch nicht so weit, dass ich bis Ende März festlegen könnte, welche Turniere ich spiele. Am Wochenende steht noch die westfälische Hallenmeisterschaft in Werne auf dem Programm, wo ich an Position zwei gesetzt bin. Im Januar stehen zunächst drei Wochen Saisonvorbereitung an, anschließend ITF-Turniere in der Türkei. 2015 möchte ich möglichst schnell auf die Challenger-Turniere und nicht zu lange Future-Turniere spielen. Da ist die Unterstützung durch die Sponsoren sehr wichtig. In erster Linie ist hier Herr Reinert zu nennen, der von sich aus dabei ist. Ich kann mir die Spielorte schon aussuchen und muss mir beim Spiel keine Gedanken um das Rückflugticket machen.
Sind die Gerry Weber Open für Sie reizvoll?
Masur: Ich hätte vielleicht die Chance, eine Wild Card für die Qualifikation zu bekommen. Das Turnier fällt aber in die Sommervorbereitung, und ich fühle mich auf Asche einfach wohl. Wenn ich in Halle schon spiele, dann würde ich mich auch richtig auf Rasen vorbereiten. Dieses Jahr hat es nicht reingepasst, und ich habe für mich deshalb entschieden, die GWO 2014 nicht zu spielen.
Wie oft werden Sie im kommenden Jahr für den Tennispark Versmold aufschlagen?
Masur: In der Freiluftsaison 2015 in der Westfalenliga bin ich bei jedem Spiel dabei. Vorgesehen ist auch, dass ich das letzte Saisonspiel der Hallenrunde in der Westfalenliga spiele: Am 18. Januar geht’s gegen Blau-Weiß Halle.
Bleibt Zeit für eine Freundin oder Feiern?
Masur: Zurzeit bin ich glücklich so, ich muss mich mit 20 Jahren ja auch noch nicht binden. Es ist ja auch nicht einfach, jemanden zu finden, die Verständnis für meine Karriere hat. Feiern fallen in die Off Season. Alkohol ist während der Saison nicht leistungsfördernd.
... und die Weihnachtsgeschenke?
Masur: Die werden als Tennisspieler online bestellt.