"Es war einfach alles stimmig"
Prachtvolle Parade zum Adventsauftakt
Werther-Langenheide (BNO).
Bei der TV-Sendung »The Taste« probieren sich Spitzenköche durch schmackhafte Gerichte. Beim adventlichen Nachmittag im Jugendheim Langenheide durften die Besucher in deren Rollen schlüpfen. Die Geschmacksprobe der Gäste war allerdings passend zur Vorweihnachtszeit auf Plätzchen beschränkt.Ute Freiberger betreute die lange Keks-Bar, an der große und kleine Gäste sich durch insgesamt elf verschiedene Plätzchensorten probieren durften. Im Vorfeld waren gezielt potenzielle Bäckerinnen angesprochen worden. "Ich wollte, dass das Teilnehmerfeld schön gemischt ist", berichtete die frühere CVJM-Vorsitzende mit einem Lächeln.
Kulinarisch war der Plätzchen-Wettbewerb allerdings nicht das einzige Angebot an diesem Nachmittag. Im großen Saal machten es sich die Gäste bei Kaffee und Kuchen gemütlich. Die Bewirtung übernahmen der Montagstreff, die Frauenhilfe und der CVJM - jene drei Gruppen also, die das Jugendheim in Langenheide regelmäßig nutzen. Und die jedes Jahr zum adventlichen Nachmittag einladen. Dass wieder mehr als 70 Gäste gekommen waren, lag nicht zuletzt daran, dass sich die Organisatoren immer etwas Neues für ihre Besucher einfallen lassen.
Hannelore Schürmann hatte die Idee, dieses Mal eine große Nussknacker-Ausstellung zu organisieren. Gut 100 Modelle kamen zusammen, einige der präsentierten Exemplare versahen bereits seit 80 Jahren ihren knackigen Dienst.
Nicht nur für die Ausstellung konnten die Organisatoren auf die Unterstützung der Gemeindeglieder bauen. Auch der große Weihnachtströdel war mit den Beständen von zahlreichen Spendern bestückt. "Wir haben einfach mal gefragt, wer Weihnachtsschmuck abzugeben hat und sehr viel für unseren Trödel bekommen", berichtete Hannelore Schürmann. Auch der Erlös aus dem Weihnachtströdel ist für den guten Zweck bestimmt. In diesem Jahr möchte das Team die Flüchtlingshilfen in Werther und Bielefeld unterstützen. "Da wird im Moment akut Hilfe benötigt", so Schürmann.
Wirre Wendungen
Von Ekkehard Hufendiek
Borgholzhausen.
"Wie viel Prozent waren denn jetzt noch Eichendorff-Text, was meinen Sie?", fragt der Osnabrücker Schauspieler Jakob Plutte seine 50 Zuschauer. Die hatten soeben im Borgholzhausener Rathaus eine Inszenierung der Novelle »Aus dem Leben eines Taugenichts« aus dem Jahr 1823 von Joseph von Eichendorff gesehen. Wobei Plutte alle Protagonisten selbst gemimt hatte.Der Einstieg ins Stück war wunderbar: Anke Wienke, Vorstandsmitglied des Borgholzhausener Kulturvereines, war mit eingebunden. Sie begrüßte ihre Gäste und war scheinbar überrascht von einem Störenfried, der sich wohl verirrt hatte. Doch schnell war klar: Hier trat der Schauspieler auf. Plutte spielte den Taugenichts als gehetzten jungen Mann, den eine Heirat erwartet. Auf der Bühne zog er sich Frack und schwarze Hose an. Dabei marschierte der Darsteller während seines Spiels mehr als einmal ins Publikum und improvisierte.
Doch zur Heirat kam es zunächst nicht: Der Vater schickte den Taugenichts von zu Hause fort. Der nahm seine Gitarre (in der Novelle ist es eine Geige) und ging frohen Mutes von dannen: "Fort von hier und immer fort, so weit als der Himmel blau ist", rief Plutte in der Rolle des Reisenden.
Wer die Novelle nicht kennt, hatte von nun an Schwierigkeiten, die verschiedenen Personen einzuordnen. Dafür agierte Plutte zu unruhig, hektisch und verwirrt. Statt sich nach dem guten Einstieg zu beruhigen, glaubte er anscheinend, Kurzatmigkeit sei der Schlüssel zum Spiel. Wie bei einem Spätpubertierenden überschlug sich seine Stimme. Im Foyer des Rathauses wäre ein langsamerer Vortrag verständniserleichternd gewesen. Dankbar hingegen waren die Zuschauer für die Verschnaufpausen durch die gelungenen Lieder, die der Künstler Gitarre spielend sang.
Den Umkehrpunkt der Reise und des Stückes markierte ein Brief. Den ließ Plutte kurzerhand von einer Dame im Publikum vorlesen. Seinen Inhalt deutete der Taugenichts fälschlich als Liebesbeweis seiner Aurelia und kehrte zurück nach Deutschland, in die Arme der Braut.
Anschließend beantwortete Jakob Plutte Fragen zu seiner Rolle und zum Stück. 90 Prozent des Original-Eichendorfftextes enthalte die Inszenierung, sagte er. Das hatte niemand vermutet. Am wenigsten wohl die 13. Jahrgangsstufe der PAB-Gesamtschule, die das Stück bereits tags zuvor gesehen hatte. "Es war gestern eine ganz andere Aufführung", sagte der Schauspieler. Kein Wunder: Die 90 Schüler hatten nach Angaben des Kulturvereins und des Schauspielers teilweise mit ihren Handys gespielt, sich kaum auf Pluttes Spiel eingelassen und die Darstellung gestört. Von den Lehrern seien sie daraufhin nur mit einem leisen "Pst!" ermahnt worden.
Hommage an große Künstlerin
von Alexander Heim
Halle.
Nein, es war nicht das Original, das da auf der Bühne des Gerry Weber Event Centers stand. Natürlich nicht. Das aber gab Sängerin Tess D. Smith auch zu keiner Zeit vor. Ein Musical im engeren Sinne - das war »The Soul of Tina« ebenso wenig. Was Anna Mae Bullock am Freitagabend machte? Darüber lässt sich nur spekulieren. Wahrscheinlich wird die Frau, die aller Welt als Tina Turner bekannt ist, irgendwo ihren Geburtstag gefeiert haben. Am Mittwoch nämlich wurde der Weltstar 75 Jahre alt. 22 Stationen dieses bewegten Lebens zeichnete das Ensemble der Tina-Turner-Revue eindrucksvoll nach. Reminiszenzen an eine große Künstlerin."Fühlt euch wie zu Hause. Entspannt euch. Ich werde euch in das Leben von Tina Turner führen." Das war das Versprechen, das Tess D. Smith den Zuschauern gab. Und: Das sie hielt. In 22 Songs skizzierte sie die Karriere der großen Sängerin und zweifachen Mutter nach, die heute mit ihrem Mann Erwin Bach in der Schweiz lebt. Die großen Film-Hits »Golden Eye« und »We don’t need another hero« waren dabei ebenso Teil des Programms, wie all jene Songs, die Tina Turner gemeinsam mit ihrem Mann Ike im Zuge der »Ike&Tina Turner Revue« veröffentlicht hatte: »A fool in love« etwa. Oder die legendären »Nutbush City Limits«. Nutbush - das war jener Ort in Tennessee, in dem Anna Mae erste Erfahrungen als Sängerin im Kirchenchor gesammelt hatte.
Tess D. Smith gestaltete diesen Abend hinreißend. Die 50-Jährige, die selbst als »Front Act« bei den Commodores gesungen hatte und mit Janet Jackson oder Xavier Naidoo auf der Bühne stand, überzeugte voll-ends als Tina Turner. Da war diese dicht am Original angesiedelte Reibeisenstimme. Da war die große Gestik. Da waren die Posen. Da war das unbändige Temperament. Da war diese unglaubliche Energie. Da war das Gefühl.
Ein wenig »Private Dancer«. Das fetzige »River deep, mountain high«. Das Bekenntnis »I don’t wanna fight« - umgeben von ihrer sechsköpfigen Band, die viel Gelegenheit hatte selbst immer wieder in Solipassagen zu brillieren, wenn Tess D. Smith die Kostüme wechselte, reihte die gebürtige Philippinin Hit an Hit. Vier Tänzerinnen gestalteten die Songs choreografisch aus.
Den größten, den hob sie sich bis zum Schluss auf. Als »Simply the best« erklang, da hatte es die Besucher längst von den Stühlen gerissen. "Euer Applaus", bedankte sich die Darstellerin und Sängerin, "klingt wie der von 5000 Menschen."
800 Tüten für die Haller Kinder
von Herbert Gontek
Halle (HK).
Der 37. Haller Nikolausmarkt ist der erfolgreichste in seiner Geschichte. Bei trockenem, wenn auch nicht sonnigem Wetter und Temperaturen nahe dem Nullpunkt entwickelte sich auf dem Haller Kirchplatz und drum herum ein reges Treiben. In diesem Jahr gab es auch außergewöhnlich viele Attraktionen außerhalb des Kirchplatzes. Große Attraktion am Samstag: Die Kaufleute gaben 800 Geschenktüten für die Kinder aus.Allein der Marktkauf Speicher machte rund 100 der kleinen Geschenke. Nikolaus Lothar Köpp, HIW-Vorsitzender Michael Schoregge, Cordula Verdugo und Maria Carotta verteilten fleißig am frühen Samstagnachmittag die Säckchen, für die viele Kinder auch ein Gedicht oder Lied vortrugen. Der Nikolaus kommt bereits seit 15 Jahren alljährlich auf den Haller Nikolausmarkt. Fast alle Haller Geschäftsleute beteiligten sich an der Aktion.
Die Programmgestaltung war ausgewogen, eine Mischung aus christlichem vorweihnachtlichem Liedgut und populären Rocksongs, vorgetragen am Samstagabend von der Haller Band »Sixx Strings«. Das war einigen Besuchern aber nicht besinnlich genug.
Dafür sangen die jungen Chormitglieder der Haller Mennoniten-Brüdergemeinde und die Kinderchöre der Johanniskantorei ausschließlich weihnachtliche Lieder.
Mit gut 60 Ständen war das Kirchplatzgelände in diesem Jahr maximal bestückt. Wie immer hatten die Haller Vereine ihren größten Anteil daran. Mildtätige Arbeit zu Gunsten gemeinnütziger Einrichtungen war bei den meisten das Ziel. So präsentierten sich alle Fördervereine der Schulen und Grundschulen, die Feuerwehr, einige Sportverein oder die Kirchen. Die Freie evangelische Kirchengemeinde ist bekannt für ihre hochwertigen Weihnachtskekse, gebacken von Gemeindegliedern, geschmackvoll abgepackt und mit einem Kartengruß versehen. Bei der evangelisch-lutherischen Kirche verkaufte die Jugend alkoholfreie Getränke. An den Ständen der Schulen oder Kindergärten gab es Getränke, Basteleien und selbst gebackene Köstlichkeiten.
Erstmalig haben sich im größeren Stil Geschäftsleute außerhalb des Kirchplatzes mit Ständen vor ihren Läden am gastronomischen Wirken beteiligt. Gelungen, auch hier blieben viele Menschen »hängen«.
Organisator Michael Schoregge und sein Team waren mit dem Ablauf sehr zufrieden. Schoregge: "An dieser Stelle möchte ich zunächst meinen Mitstreitern herzlichen Dank sagen. Nur mit dieser Gemeinschaft kann man die Arbeit erledigen." Schoregge sagte, es sei an allen Tagen "irre voll gewesen". Vor allem bei der Preisübergabe von »Wünsch Dir was«. Solange er es mache, hätten noch nie so viele Menschen den Platz gefüllt. Die Veranstaltung sei hervorragend für die Haller Werbe- und Interessengemeinschaft gelaufen.
Mit »In Halle singen alle« verabschiedeten sich die Gäste vom 37. Haller Nikolausmarkt.
Ein strenger Weihnachtsmann und viel Flair
Versmold-Hesselteich
(sim/ max). Wie gut, dass die kleine Merle vorbereitet war und so die Ehre der Kinder auf dem Hesselteicher Weihnachtsmarkt retten konnte. Denn der Weihnachtsmann musste lange herumfragen, bis er in ihr ein Kind fand, das tatsächlich ein Gedicht aufsagen konnte. Die anderen Kinder zeigten sich aber immerhin kreativ. "Ein Gedicht kann ich nicht, aber einen Handstand", bot der kleine Sean an. Und Linus probierte aus, ob der Weihnachtsmann den Satz "Ich wünsche mir einen sprechenden Piraten" als Gedicht durchgehen ließ. Der Mann in Rot zeigte sich gnädig und so gab es am Ende für alle Kinder in Hesselteich die ersehnten Geschenke.Zwei Tage lang bot der kleine Markt rund um das Café im Schafstall wieder urige Gemütlichkeit ohne aufdringlichen Weihnachtskommerz. Die Vereine der Hesselteicher Dorfgemeinschaft hatten wie seit 14 Jahren mit viel Engagement ihre Stände gestaltet und freuten sich über den gut gehenden Verkauf von Glühwein, Reibekuchen und leckeren Torten. Und ganz nebenbei können sie mit dem Markt ihre Vereinskassen ein wenig auffüllen. "Die Einnahmen kommen alle in einen Topf und werden gerecht unter den Vereinen aufgeteilt", erklärte Schafstall-Wirtin Christine Nagel.
Für ihren Kompagnon Wilhelm Froböse ist das erste Adventswochenende immer ein ganz besonderes. Nicht nur, weil er beim Anblick der Weihnachtsmarktbuden an den Brand erinnert wird, der vor vier Jahren die Veranstaltung so jäh beendete. Sondern auch, weil er am Eröffnungstag seinen Geburtstag feierte. "Das ist immer eine schöne Sache", sagte der Inhaber des Café im Schafstall wenige Minuten nach der Eröffnungsrede von Bürgermeister Michael Meyer-Hermann. Der hatte die fleißigen Helfer gelobt und von der weitläufigen Anziehungskraft des Weihnachtsmarktes gesprochen. Anschließend spielte erneut der Posaunenchor Hesselteich-Hörste-Bockhorst Klassiker wie »O du fröhliche« und verbreitete so Vorfreude auf die Festtage. Und Wilhelm Froböse berichtete stolz, dass der Bundestagsabgeordnete Ralph Brinkhaus, der als Politiker in seinem Wahlkreis an der offiziellen Eröffnung teilnahm, später noch zu ihm gekommen sei. "Ich hätte nicht gedacht, dass es wirklich so schön hier ist", soll er gesagt haben, "nächstes Jahr komme ich mit meiner Frau."
Mit Patzelt kehrt die Konterstärke zurück
Mit 100 Prozent in jede Aktion
Halle.
Zwei Siege gab es am Wochenende für die beiden Aushängeschilder des Altkreishandballs. Frauen-Drittligist HSG Union ’92 Halle setzte seine Positivserie mit dem Sieg über HSV Minden-Nord fort, Oberligist SF Loxten kehrte mit dem 35:30 gegen Hövelhof/Augustdorf in die Erfolgsspur zurück. Sina Speckmann wurde in der zweiten Halbzeit mit einer kurzen Deckung bedacht. Ausdruck der Wertschätzung, die Minden-Nord der Leistung von Halles Rückraumspielerin entgegenbrachte. Ausdruck auch eines offensichtlich wiedergefundenen Selbstvertrauens, das der Torjägerin in den zurückliegenden Wochen irgendwie abhanden gekommen war. Da passt es, dass ihr neuer Trainer Steffen Thiede anschließend feststellte: "Mir ist es wichtig, dass die Spielerinnen selbstbewusst in die Aktionen gehen und nicht zögerlich. Wenn sie etwas tun, dann sollen sie es mit 100 Prozent tun." Als Halle nach der Pause für wenige Minuten in alte Fehler zurückzufallen drohte und die Gäste durch halbherzige Abschlüsse aus dem Rückraum wieder ins Spiel brachte, schwor Thiede das Team in einer Auszeit wieder ein. Danach kämpfte sich die HSG förmlich aus dieser Flaute heraus und erhielt von der Tribüne tosenden Beifall, als sie in Unterzahl einen Mindener Angriff abwehrte. Halles neuer Trainer lobte am Ende die Ausgeglichenheit seines Teams. Der 33:25-Erfolg über Minden war auf viele Schultern verteilt. Sieben Spielerinnen erzielten mindestens drei Tore. Die Schulter ist das Problem von Nils Patzelt, der nach einer rüden Attacke des Spengers Sebastian Kopschek zwei Monate lang ausgesetzt hatte. "Unser Doc Rüdiger Mai und Physiotherapeut Daniel Berger haben ihn fit gemacht", verriet Loxtens Trainer Dirk Elschner nach dem überraschenden Comeback des Rechtsaußen. Elschner weiß aus eigener leidvoller Erfahrung, wie schwer es ist, nach einer Schulterverletzung wieder zurückzukommen. "Da ist immer eine große Unsicherheit in den Aktionen dabei", erklärte er. So ist Patzelt in den Zweikämpfen und beim Torwurf noch lange nicht wieder der alte, seine Antrittsschnelligkeit aber führt das Team an die alte Offensivstärke heran. Das trug dazu bei, dass Loxten mit 35 Treffern so viele Tore wie in keinem Spiel der Serie zuvor erzielte. Luft ist allerdings noch im Defensivbereich. 30 Gegentore gegen ein ein personell stark limitiertes Gästeteam, in dem Kreisläufer Moritz Schneider zeitweise im Rückraum aushelfen musste, sind zu viel - zumal beide Loxtener Torhüter eine starke Leistung zeigten. Hochspannung herrscht an der Tabellenspitze der Landesliga-Staffel 2. TG Hörste, TuS Brockhagen und Westfalia Kinderhaus liegen mit jeweils 14:4 Punkten vorne. "Jetzt haben wir wieder alles selbst in der Hand", freute sich Brockhagens Coach Lokman Direk nach dem Erfolg in Telgte (jetzt 13:5 Zähler). Da sich am kommenden Spieltag die beiden punktgleichen Rivalen gegenüberstehen, darf der TuS sogar auf den Gewinn der Herbstmeisterschaft hoffen. In der Staffel 1 scheint die Spvg. Versmold dagegen nach neun Spieltagen schon abgeschlagen. Kotrainer Uwe Mittendorf hat dennoch viel Lob für sein Team über. "Wir quälen uns mit neun Mann durch die Saison. Trotzdem hängen sich die Jungs in jedem Training voll rein. Das zeigt den klasse Charakter der Mannschaft", sagte er nach der 19:33-Klatsche in Brake. Dass niemand von außen der Spvg. noch den Klassenerhalt zutraue, könnte sich aber sogar als Vorteil entpuppen, glaubt Mittendorf. "Momentan", sagt er, "haben wir doch nichts mehr zu verlieren".Bald einhundert Flüchtlinge in der Gemeinde
Steinhagen (joda).
Der hundertste Flüchtling wird dieser Tage in der Gemeinde aufgenommen. 57 Asylsuchende sind seit Anfang der Jahres in den verschiedenen Steinhagener Flüchtlingsunterkünften angekommen. Dank des privaten Engagements einiger Steinhagener und der neu eingestellten Flüchtlingsberaterin Jutta Klauke-Holste tut sich mittlerweile Einiges an dem vollen Übergangswohnheim in der Patthorst.Die wenigsten Steinhagener kennen das Gebäude »Patthorster Straße 143 und 143 a« wirklich. Durch eine Hecke von der Straße getrennt, findet ein Großteil des Alltags außerhalb der Öffentlichkeit statt. Das Bild, dass sich einprägt sind junge Leute auf dem Fahrrad in der Patthorst und im Ortskern. Trotzdem hat sich im Flüchtlingsheim in den vergangenen Monaten viel entwickelt.
Immer wieder starten die engagierten Ehrenamtlichen um Wolfgang Groß gemeinsam mit Steinhagener Unternehmen Projekte. So haben der gemeinnützige »Laden« und der »Hagebaumarkt« nun Warnwesten für alle Asylbewerber gespendet, um die Verkehrssituation an der Patthorster Straße zu verbessern. Dazu kommen die Elektrolichter, die die Grünen-Fraktion schon vor einigen Wochen finanziell unterstützt hat und nicht zuletzt, die gespendeten Fahrräder von Steinhagener Bürgern selbst. Mit der steigenden Anzahl von Flüchtlingen steigt natürlich auch der Bedarf an fahrbaren Untersätzen. Da es in der Vergangenheit schon Zwist wegen der Räder gegeben hat, bemühen sich die Ehrenamtlichen, jedem Flüchtling ein eigenes Rad zu besorgen, um dass er sich dann selbst kümmert.
Jeden Mittwoch findet an der Patthorst für die Flüchtlinge mittlerweile um 15 Uhr ein Reparaturkurs unter dem Motto »Anleitung zur Selbsthilfe« statt. Hierfür stellt Fahrrad Magerkohl Reparaturmaterial zur Verfügung.
Eine Brockhagener Bürgergruppe hat nun zwei Tischtennisplatten gespendet. Die werden bereits fleißig genutzt, auch wenn die Ehrenamtlichen noch auf der Suche nach weiteren Tischtennisschlägern und Bällen sind, von denen es bei hundert Bewohnern nie genug geben kann.
Auch andere Sportangebote sollen helfen, den Alltag der meist jungen Männer, die nicht arbeiten dürfen, etwas abwechslungsreicher zu gestalten.
Einige nehmen an der internationalen Volleyballgruppe aus fünf Nationalitäten teil. Diese Hobby-Spielgruppe der Spvg. Steinhagen trifft sich immer dienstags in der Cronsbach
halle.
Am Sonntagmittag wird dann, wenn es die Temperaturen erlauben, in einer freien Spielgruppe auf dem Rasenplatz hinter dem Hallenbad Fußball gespielt. Und auch für die kommende Zeit haben die Ehrenamtlichen noch viel in Planung. So soll es eine Stadtführung auf dem Fahrrad mit gleichzeitiger Gewöhnung an richtiges Verhalten im Straßenverkehr geben.Weil die Ehrenamtlichen es wichtig finden, die Flüchtlinge und die Bürger der Gemeinde näher zusammen zu bringen, versucht Lothar Severin auch, persönliche Gespräche zu ermöglichen. Wer Lust hat, sich selbst an der Patthorst einzubringen, oder Kontakt zu den Flüchtlingen aufnehmen möchte, kann ihn anrufen. Das gilt natürlich ebenfalls für jegliche Art von sinnvollen Spenden, wie zum Beispiel Fahrrädern oder Tischtennisschlägern. Severin ist unter ` (0 52 04) 25 35 erreichbar.
Das Innere des Außenseiters
Halle (maja).
Bernhard Strecker ist schier begeistert. "Es war so wunderbar. Wir werden das Stück bei der Documenta anmelden", ruft der Kunstkenner am Ende eines ungewöhnlichen Theaterabends überschwänglich. Frank Siebenschuh hatte am Samstag auf seine Einladung in der Haller Museumsinsel auf beeindruckende Weise und mit unglaublicher Textkenntnis ein ergreifendes und aufwühlendes Theaterprojekt gezeigt: »Van Gogh« von Otto Strecker. Es erzählt vom dramatischen Werdegang der Van- Gogh-Brüder Theo und Vincent. Grundlage war der reichlich vorhandene Briefwechsel der beiden.Daraus entstand ein Monolog, in dessen Verlauf die Persönlichkeit des dauergetriebenen Malers zusehends zerbricht. Otto Strecker hatte in Frank Siebenschuh einen außergewöhnlichen Schauspieler an seiner Seite. Der Akteur wusste trefflich und authentisch den Zwiespalt und die Zerrissenheit der van Goghs darzustellen. Auch den ehemaligen und umgebauten Schafstall der Familie Strecker als Bühne zu nutzen war eine ausgezeichnete Wahl. Schließlich ist der Raum mit seiner Kargheit und den weiß getünchten Wänden der perfekte Ort für so eine Art von Inszenierung. Schon bevor die rund 30 Besucher den Ort des Geschehens betreten, hockt Siebenschuh ganz in weiß gekleidet in einer Ecke.
Er verkörpert Theo van Gogh (1857-1891), der in einer Nervenheilanstalt den Erinnerungen an seinen Bruder Vincent nachhängt. Theo erlebt noch einmal die gemeinsame und tragische Lebensgeschichte zwischen Wahnsinn und Genialität. Vincent van Gogh (1853-1890) ist oftmals nahe am Abgrund. Sein Leben ist kompliziert. Er ist rastlos, ein Suchender. Frank Siebenschuh braucht außer einem Stapel weißen Papiers keinerlei Requisiten. Sein Transportmittel sind Gesten und sein Körper. Er weint, schreit, tippelt umher oder stiert wie irre ins Leere. Der Dielenboden bebt, wenn er voller Rage darauf hämmert. Das große Fenster reflektiert den irren Blick, den Siebenschuh vorzüglich beherrscht. Der Schauspieler zeigt Verzweiflung pur, aber auch Glück. Manchmal wenigstens, etwa wenn von den Farben der Heide oder dem Alltag bei den Bauern und Bergarbeitern die Rede ist. Meistens gestaltet sich das Leben des Malers allerdings düster.
Vincent ist ein verkanntes Genie. Nur Theo weiß um sein wahres Talent. Er unterstützt seinen Bruder wo er nur kann. Frank Siebenschuh schlüpft auf exzellente Weise mal in die Rolle des Vincent, dann wieder in die des Theo van Gogh. Er zeigt das Schicksal des psychisch kranken Künstlers und das untergründige Brodeln seines Wahnsinns so eindringlich und glaubhaft, dass die Zuschauer gebannt bei ihm bleiben. Siebenschuh schafft es problemlos, sein aufmerksames Publikum eine Stunde lang zu fesseln. "Das war wirklich Weltklasse", sagt eine Besucherin am Schluss. Die Veranstaltung war der gelungene Abschluss zum 100-jährigen Geburtstag des Malers Sigmund Strecker (1914-1969).
»Die Rote Zora« bringt den Sieg
Werther (Felix).
Welche Abenteuer »Die Rote Zora« mit ihren Freunden so alle zu bestehen hat? Wer beim traditionellen Vorlesewettbewerb des EGW zu den Zuhörern gehörte, der bekam davon einen Eindruck. Schließlich waren Textausschnitte des 1941 veröffentlichten Buches von Kurt Held der Fremdtext, dem sich die drei Finalisten Carolin Kleinalstede, Aurelius Kapp und Mattis Nienaber jetzt stellen mussten. Die Jury entschied: Mattis meisterte die schwierigen Passagen am besten - und hat sich damit nun für die Wettbewerbsrunde auf Kreisebene qualifiziert. Es war wieder einmal mucksmäuschenstill im großen Saal des Hauses Werther, als am Freitag die sechs Klassenqualifikanten ins Rennen gingen. In jeder der drei sechsten Klassen hatten sich zwei Schülerinnen und Schüler für den Vorlesetag qualifiziert. Jeder durfte nun aus seinem eigenen Lieblingsbuch Passagen vortragen. »Der Herr der Diebe« und das Geschehen in Venedig, das den Brüdern Prosper und Bo begegnet, zählten dabei ebenso zu den spannenden Handlungen wie lustige Passagen aus »Gregs Tagebuch«, Neues von den »Warrior Cats« oder vom »Rennschwein Rudi Rüssel«. Die Qualifikanten Johanna Bartling, Paulina Krebs, Lukas Riepe sowie die drei Finalisten hatten sich also für die unterschiedlichsten Genres entschieden. Eine Jury, bestehend aus den Deutschlehrern der Klassen, Silvia Wunsch, Andrea Kleist und Oliver Othmer, sowie der Deutsch-Fachschaftsvorsitzenden Nadine Reimann und Susanne Damisch von der Stadtbibliothek, hörten dabei genau hin, achteten auf Blickkontakt mit den Zuhörern ebenso wie auf Textbetonung, Pausensetzung oder den Umgang mit besonders schwierigen Textpassagen. Gegen 12.30 Uhr stand fest: Carolin Kleinalstede, Aurelius Kapp und Mattias Nienaber hatten sich für das große Herzschlagfinale qualifiziert. Für sie galt es nun, sich noch einmal an das kleine Lesetischchen vor ihre 85 Mitschüler zu setzen und einen Textauszug aus Kurt Helds »Die Rote Zora« fortlaufend vorzulesen. Noch einmal zog sich im Anschluss die Jury zurück und beriet sich diesmal ausgesprochen lange. Dann verkündeten Deutschlehrer Oliver Othmer und Schulleiterin Barbara Erdmeier das Ergebnis: Mattis Nienaber hatte auch die schwierigen Passagen am besten gemeistert. Der Jahrgangssieger strahlte über das ganze Gesicht. Für alle sechs Teilnehmer des Jahrgangswettbewerbes gab es am Ende Bücherpräsente. Mattis, Carolin und Aurelius erhielten zudem Urkunden von Barbara Erdmeier überreicht. Für Mattis gilt es nun, mit dem Lesen fleißig weiter am Ball zu bleiben. Denn er darf nun auch noch beim Wettbewerb auf Kreisebene vorlesen. Vielleicht ist es dann ja erneut eine Passage aus »Peter und die Sternenfänger« oder »Die Rote Zora«, die ihm ganz besonders viel Glück bringen.Höhepunkt eines kulturreichen Wochenendes
Borgholzhausen (KB).
Es ist über die Jahre hinweg eine liebgewonnene Tradition für die Mitglieder des Borgholzhausener Kulturvereins geworden, der Öffentlichkeit zum ersten Advent einen Ausschnitt ihres künstlerischen Schaffens zu geben. Zur diesjährigen Ausstellungseröffnung mit anschließendem Buffet und Umtrunk kamen am Sonntag zahlreiche Mitglieder und Interessierte in das Rathausfoyer."Das ist der Höhepunkt eines kulturreichen Wochenendes", schwärmte Schatzmeister Manfred Warias. Nach gelungener Theatervorstellung des »Taugenichts« von Joseph von Eichendorff am Vorabend füllte sich das Rathausfoyer erneut am Sonntagmorgen. Dieses Mal jedoch mit einer aus Künstlern und Kunstinteressierten bestehenden Besucherschaft, die beim Wandeln durch die Ausstellungsräumlichkeiten oder am Mitbringbuffet Gelegenheit hatte, miteinander ins Gespräch zu kommen.
"Wer möchte, kann auch ausstellen", verdeutlichte der heimische Maler und Bildhauer Günter Schlömann die Idee der vereinsinternen Präsentation. Denn die Exponate würden zuvor keiner kritischen Betrachtung unterzogen. Die Kunstschaffenden mussten lediglich pünktlich zum Abgabetermin am Donnerstag vor Ausstellungseröffnung liefern. Manche Arbeiten seien sogar erst kurzfristig vor Abgabeschluss fertig geworden. Bei dem traditionell letzen Akt des Jahresprogramms ist eine große Bandbreite an Gemälden, Zeichnungen, Fotografien und Skulpturen von siebzehn Mitgliedern des Kulturvereins zu sehen. Vom Veranstalter gewollt ist dabei die Durchmischung der Arbeiten von Profi-Künstlern und Kunst schaffenden Mitgliedern, die mit beachtenswerten und professionellen Werken das Ausstellungskonzept bereichern.
Bis Mitte Januar 2015 wird die große Holzskulptur von Elfriede Schildmann mit dem Titel »Schutzbefohlen« die Ausstellungsbesucher als zentrale Figur im Rathausfoyer begrüßen. Die Engelskulptur aus Birkenholz wurde von der Borgholzhausenerin ausschließlich mit einer Kettensäge geformt. Auf der Empore beleben das farbenfrohe Triptychon von Ulf Richter und die klaren und kubistischen Borgholzhausener Landschaftsansichten von Joseph Schräder die grauen Rathauswände.
Beim Rundgang durch die Galerie begeistern sehenswerte Werke in unterschiedlichsten Techniken die Besucher. Darunter sind Bleistiftzeichnungen von Alexander Scholz, Tusche-Aquarellzeichnungen von Ina Papart und Naturfotografien von Karin Warias. Darüber hinaus zu sehen sind Arbeiten von Veronika Petersdorf, Antonia Oele-Vehrling, Brigitte Schreiber, Günter Schlömann, Barbara Niehoff, Johann Gnad, Gertrud Hoppen, Elke Umney, Marion Richter, Waltraut Scholz-Winterberg, Sandra Leitz-Brüggeshemke und Siegfried Alexander Scholz.
Jeder tickt ein wenig anders
Versmold (maja).
Ob ewig oder vergänglich - die Zeit bietet eine ganze Reihe möglicher Perspektiven unterschiedlichster Art. Das zeigt sich auch in der aktuellen Mitgliederausstellung des KunstkreisesVersmold.
Überaus kreativ und sehr einfallsreich sind die Künstler an dieses vorgegebene Thema herangegangen. Am Sonntagnachmittag war Eröffnung und mehr als 100 Kunstfreunde kamen in die »Galerie et« an der Münsterstraße, um die rund 45 Zeit-Exponate zu bewundern.Doch bevor es drinnen zum Rundgang durch die Ausstellung ging, gab es draußen zunächst eine kleine Überraschung. Denn es wurden nicht nur Bilder und Werke der Mitglieder präsentiert. Auch stellte Eike Korthäuer seine Skulptur »Wächter« als Dauerleihgabe zur Verfügung. Der Loxtener füllte damit vor der Tür eine etwas streitbare Ecke zwischen Mestemacher und Haferkamp.
Es ist ein Kunstobjekt aus Ziegelsteinen in den rot-schwarz-weißen Farben der Stadt sowie des Kunstkreises. Die Proportionen sind ähnlich denen eines Menschen. Die Spiegel im Brustbereich und auf Augenhöhe des Betrachters suchen den Kontakt zum Publikum. "Die Stele greift die Figur eines Rolands auf und wäre ein idealtypischer »Zeitzeuge«, erklärte Korthäuer auch mit Blick auf das Thema in der Galerie.
Wieder im Warmen angelangt führte Eckehard Ringe-waldt in die Ausstellung ein und erläuterte einige Bilder der Künstler. Darunter Momentaufnahmen, wie die drei Werke von Anne Kämper. Dann natürlich den Klassiker: die Jahreszeiten. Etwa bei Marieta Bonnet und Joseph Schräder. Sie nahmen diese Zeiten mit fröhlichen und stimmungsvollen Farben ins Visier. Bei Kurt Lübbert dominiert die Strahlkraft des Sommers und Hartwig Kuhn geht eher lyrisch-literarisch mit seiner Arbeit »Vergangene Zeiten« auf das Thema zu. Auf einigen Bildern sind Uhren zu sehen. "Allerdings ist es auf keinem fünf vor zwölf", bemerkt Ringewaldt schmunzelnd. Und ein Exponat fällt hier besonders ins Auge. Ein Stuhl, auf dessen Sitzfläche eine große Uhr gemalt wurde. Marlene Baumeister hat ihr Werk »Platzhalter der Zeit« genannt". Auch Zeit als Fantasie ist dabei. Christina Meißners zweiteilige Tonfigur »Diana« etwa, die sie auch als 1,20 mal ein Meter großes Ölbild ausstellt. Gitta Lochmüller zählt erst seit einem Jahr zu den Mitgliedern des Versmolder Kunstkreises. Die Steinhagenerin ist mit ihrer Ölcollage »Zeitverlust« vertreten. Zwei Gesichter, eines hell wie der Tag, das andere dunkel wie die Nacht, sind darauf abgebildet. Auf der Stirn ist jeweils eine Uhr zu sehen. "Das ist die Zeit, die einem ständig durch den Kopf fließt und manchmal auch explodiert", erläuterte die 58-Jährige ihr Werk.
"Ich hoffe, meine kleine Zeitreise war für sie kein unangenehmer Zeitverlust", scherzte Ringewaldt mit einem Wortspiel am Ende seiner Einführung. Nachdem die Besucher sich an der umfangreichen Kaffeetafel gestärkt hatten, unterhielt Petra Pölzing die Gäste mit Geschichten rund um die Weihnachtszeit. 190 Mitglieder, darunter 40 aktive, hat der Kunstkreis aktuell. "Wir haben, seitdem unser Standort in der Innenstadt liegt, 50 neue Mitglieder zu verzeichnen", berichtete Annelie Pielsticker erfreut. Die sehenswerte Ausstellung ist noch bis nach Weihnachten geöffnet.
Da ist jede Menge Musik drin
Im Zweifel für die Angeklagten
Von Sven Hauhart
und Ralph Struck
Altkreis Halle. Wer ist für den Spielabbruch der Fußball-A-Liga-Partie zwischen VfL Schildesche und FC Türksport Steinhagen vom 2. November verantwortlich? Nach mehr als zweieinhalbstündiger Verhandlung konnte die Spruchkammer des Fußball-Kreises Bielefeld diese komplizierte Frage nicht zweifelsfrei beantworten. Deshalb wurden beide Vereine freigesprochen und das Spiel neu angesetzt.
Beim Stand von 2:0 für Schildesche war es kurz vor der Pause in einer bis dahin fairen Begegnung zu einem Zweikampf gekommen, in dem einige Türksportler eine Tätlichkeit eines Schildeschers wahrgenommen hatten. Als Schiedsrichter Ulrich Steffen aus Hiddenhausen diese Ansicht nicht teilte, kam es zu einem Tumult, in dessen Verlauf Steinhagens Süleyman Göcmen den Unparteiischen beleidigte, bedrohte und nach einer gelb-roten Karte gegen ihn von Teamkameraden zurückgehalten werden musste.
Bis hierhin waren sich in der Spruchkammersitzung alle Beteiligten einig. Was danach geschah, blieb allerdings im Dunkeln. Laut Aussage von Schiedsrichter Steffen habe er mit den Worten "Jetzt ist Halbzeit. Wenn danach nicht Ruhe ist, habe ich kein Problem, das Spiel abzubrechen" zur Pause gepfiffen. Dieser Aussage widersprachen Schildesches Trainer Miron Tadic, Betreuer, Spieler und ein Beobachter vom SV Ubbedissen teils vehement. Sie alle versicherten, gehört zu haben, wie Steffen auf mehrmalige Nachfrage bestätigt habe, dass er die Partie abgebrochen habe. Daher sei der VfL nicht mehr angetreten, als Steffen zur zweiten Halbzeit anpfeifen wollte.
"Wir können uns zu keiner Entscheidung durchringen, wer die Unwahrheit gesagt hat", sagte Spruchkammervorsitzender Michael Daalmann. Deshalb machte die Kammer weder den FC Türksport aufgrund des Verhaltens Göcmens noch den VfL, der das Weiterspielen verweigerte, für den Spielabbruch verantwortlich und entschied nach dem Grundsatz "im Zweifel für den oder die Angeklagten".
Die Schildescher waren mit dem Urteil nicht einverstanden und kündigten an, zum Wiederholungsspiel nicht anzutreten. Die Verantwortlichen des FC Türksport waren ebenfalls unzufrieden: "Wir hatten mit drei Punkten gerechnet", sagte Kotrainer Ergün Deli.
In der B-Liga kehrten der TuS Langenheide und der SC Peckeloh III auch am vergangenen Wochenende ohne Punkte von ihren Auswärtsspielen zurück. Beide Mannschaften blieben in der Hinrunde auf gegnerischen Plätzen sieglos. Der TuS, der zu Hause noch ungeschlagen ist, verlor auswärts vier Partien und spielte dreimal unentschieden. Trainer Maximilian Luedtke hat festgestellt, dass sein Team bisher nur auf der Langenheider Alm mit dem nötigen Selbstbewusstsein auftritt: "Wir haben eine ganz junge Mannschaft, die auswärts irgendwie nervöser wirkt und oft zu passiv agiert."
Auch beim SC Bielefeld hielt der TuS lange gut mit. Aber als das erste Gegentor fiel (52.), kam von Langenheide nicht mehr viel. Der SCB setzte sich problemlos mit 3:0 durch. Luedtke sieht aber auch Fortschritte: "Wenn es gelingt, in punkto Konzentration und Leidenschaft an unsere Heimauftritte anzuknüpfen, wird es sicher bald auch auswärts klappen."
Besorgniserregender ist die Situation beim SC Peckeloh III. Die abstiegsgefährdete Grabau-Elf holte nur einen ihrer zwölf Punkte in der Ferne. Beim TuS Hoberge-Uerentrup führte der SCP am Sonntag zur Pause nach einer sehr guten Vorstellung verdient mit 1:0. Was in der zweiten Halbzeit passierte, ist auch für Trainer Marius Grabau schwer erklärbar: "Wir haben uns von Beginn an grundlos viel zu tief hinten reingestellt und waren plötzlich auch in den Zweikämpfen zu passiv."
Mit drei Treffern in der Schlussviertelstunde drehten die Hausherren die Partie. Grabau ist klar, dass seine Elf in Zukunft für den Klassenerhalt auch auswärts punkten muss.
Mit viel Leidenschaft
Plus ist ihr natürliches Lachen.
Ulrike Hemme strahlt
Herzlichkeit und Wärme aus.
Die 50-Jährige ist seit dem 1.
August Geschäftsführerin im
Gasthaus Bröcker. Hemme
kennt sich in der Branche aus.
Schließlich waren schon ihre
Eltern Gastronomen. Und
auch sie hatte bereits mit 21
Jahren ihr erstes eigenes Restaurant
in Paderborn. Die
Mutter von zwei Töchtern liebt
ihren Beruf. „Es ist für mich eine
echte Leidenschaft. Ich bin
mit ganzem Herzen dabei“,
sagt die Wahl-Harsewinkelerin.
Und das merkt jeder, der
ihr beim Arbeiten zusieht.
Blitzschnell ist das Bier gezapft
und nebenbei hat Ulrike
Hemme auch noch ein offenes
Ohr für die Gäste. Zu ihrem
Bedauern kursieren immer
wieder Gerüchte, Bröcker
würde schließen. „Das ist
Quatsch. Wir nehmen nach
wie vor gern Buchungen für
Weihnachtsfeiern, Geburtstage
und Beerdigungen entgegen“,
versichert Hemme und
ihr Chef Marco Unverfehrt
fügt an, auch für dieses Jahr
gebe es noch Kapazitäten in allen
Bereichen. Wer Interesse
hat, kann sich unter
` (0 54 23) 50 02 anmelden.
Zum Purzelbaum ein Tusch der Heimorgel
Von Silke Derkum
Versmold.
Es ist eine Mammutveranstaltung, die am kommenden Sonntag über die Bühne gehen, oder besser gesagt: durch die Turnhalle jagen wird. Rund 400 Kinder werden beim Nikolausturnen der Spvg. Versmold ihren Auftritt in der Dreifachturnhalle der Hauptschule haben. Und mindestens noch mal genauso viele Zuschauer werden sich auf den Tribünen drängen. Angefangen hat die weihnachtliche Turn- und Tanzveranstaltung ihrerzeit in wesentlich kleinerem Rahmen mit 90 Kindern - und das ist nun genau 50 Jahre her.Elfriede Siebrasse hatte die Veranstaltung 1964 ins Leben gerufen. Als Frauenwartin der Spvg. kümmerte sie sich auch um das Kinderturnen. "Das erste Nikolausturnen soll im Westfälischen Hof und später dann im Deutschen Haus stattgefunden haben", hat sich Ingeborg Storre berichten lassen, die dessen Organisation 1971 von Elfriede Siebrasse übernommen hat. Bis dahin schien das Turnen - so zeigen es Bilder aus der Zeit - eher in den Rahmen einer allgemeinen Weihnachtsfeier eingebettet gewesen zu sein, bei der die Erwachsenen an langen Kaffeetafeln saßen und die Kinder das Programm dazu boten.
Aber schon bald darauf zog die Veranstaltung in die kleine Turnhalle der Hauptschule um. Ingeborg Storre erinnert sich noch lebhaft an diese Zeiten. "Es war alles nicht so professionell", sagt sie. Wo heute ein riesiges Kuchenbuffet in der Cafeteria aufgebaut wird, stand früher ein Tapeziertisch mit ein paar Kuchen. Auch die Kinder nahmen die Sache lockerer. "Sie hatten einfach Spaß an der Bewegung", sagt Ingeborg Storre. Heute werde viel intensiver geübt und es gehe mehr um Wettbewerb und Show.
Professionell ist inzwischen auch die Technik - Licht, Musik und Bilder auf Leinwänden - die die Vorführungen begleitet. "Bis in die 1980er-Jahre hatten wir einen Livemusiker", erzählt Ingeborg Storre und erinnert sich mit viel Spaß an die Musik von der Hammond-Orgel, bei der für jeden Purzelbaum und jedes Rad eine individuelle und passende Tonfolge erklang.
Auch das Teilnehmerfeld hat sich im Laufe der Jahre verändert. "Es gab früher viel mehr Jungen, die mitgemacht haben", sagt Storre. Und bis 1975 gehörte auch eine Tanzvorführung der erwachsenen Frauen zum festen Bestandteil des Nachmittags. Das ist inzwischen Geschichte.
Unverändert geblieben ist allerdings der Aufwand, mit dem die Organisatoren - früher wurde Ingeborg Storre von Eva Schulze und Gabriele Dufhues unterstützt, heute sind es vor allem Carina Damme und Christian Nolte - und die Übungsleiter die Feier vorbereiten. Dazu gehört nicht nur die mit viel Liebe selbst gemachte Dekoration, mit der die Turnhalle weihnachtlich geschmückt wird. Auch die Kostüme für die Gruppen werden aufwendig mit Liebe zum Detail angefertigt. Und nicht zuletzt müssen die Geschenktüten, die der Weihnachtsmann an die Kinder verteilt, vorher gefüllt werden.
400 Stück werden es in diesem Jahr. Denn zu den 350 Kindern der 17 Spvg.-Tanz- und Turngruppen sind zum Jubiläum auch Kinder der fünf anderen Versmolder Sportvereine eingeladen. Und erstmals wird es eine Tombola geben - ohne Nieten, sagt Ingeborg Storre.
Sonntag, 7. Dezember, 15 Uhr in der Hauptschulsporthalle, Einlass: 14.30 Uhr.
Eltern machen ihren Sorgen Luft
Von Jonas Damme
Steinhagen. Hochemotional wurde gestern zeitweise über den OGS-Anbau der Grundschule Steinhagen diskutiert. Die Schulpflegschaft hatte die Mitglieder des Schulausschusses eingeladen, um ihre Position zu dem Beschluss, einen Schulentwicklungsplaner hinzuzuziehen, darzulegen. Eine Verzögerung der Bauarbeiten war ihre größte Sorge.
Bewusst hatte Schulpflegschaftsvorsitzender Roman Heinig gemeinsam mit den Elternvertretern der OGS zum Mittagessen in den gegenwärtigen Offenen-Ganztags-Bereich geladen. So konnten sich die angereisten Schulausschussmitglieder von CDU und SPD bei Hühnerfrikassee und Obstsalat ein Bild von der gegenwärtigen Situation machen.
Laut und nicht ohne Stressbelastung ging es zu. "Wir haben hier etwa 80 Dezibel Lärmbelastung", erklärte Roman Heinig. "In den Spitzen sogar 110 DB." Er verglich den Lärm mit Industriebetrieben und betonte, dass dadurch die Schüler nach Erfahrung vieler Eltern häufig sehr unausgeglichen nach Hause kämen. An der zahlenmäßigen Überbelegung machte er den dringenden Handlungsbedarf außerdem ebenso fest.
Nachdem die Gruppe aus Lokalpolitik und Elternvertretern in eine leere Klasse gewechselt war, wurde die eigentliche Diskussion ähnlich emotional geführt. So sagte Astrid Borau von der OGS-Elternvertretung: "Viele Eltern haben im Augenblick das Gefühl, der Rat sagt: Wir machen erst mal gar nichts, sondern rollen den ganzen Prozess noch mal von vorne auf." Dieser Befürchtung widersprachen im Laufe des Gesprächs besonders die Gäste der SPD-Fraktion.
So stellte die Schulausschussvorsitzende Sabine Godejohann gemeinsam mit Bürgermeister Klaus Besser einen recht konkreten Zeitplan auf. Voraussichtlich im Januar solle demnach der neu hinzugezogene Schulentwicklungsplaner beauftragt werden. Der brauche dann zwei bis drei Monate, um ein Raumbedarfskonzept für alle Steinhagener Grundschulen zu erarbeiten, dazu käme die Beratungszeit der Gremien. "Ich halte den Baubeginn im Sommer weiterhin für möglich", fasste Udo Bolte (SPD) zusammen. "Und die 1,5 Millionen Euro dafür sind im Haushalt eingestellt", betonte Besser noch einmal. Außerdem habe Architekt Stüwe nach wie vor den Auftrag.
Herbert Mikoteit (CDU), dessen Partei sich bereits gegen die Beauftragung des Entwicklungsplaners ausgesprochen hatte, betonte auch jetzt wieder die daraus resultierende Verzögerung: "Ich rechne nicht mit einem ersten Spatenstich vor den Herbstferien 2015."
Die umstrittene Kostenveränderung hingegen war kaum ein Thema. Roman Heinig, der sich vor dem Gespräch eingehend mit der Materie befasst hatte, sagte: "Wenn ich sehe, dass viele Positionen mit null kalkuliert sind, weiß ich, dass die Kosten noch steigen werden." Trotzdem betonte er, dass es den Eltern nicht um einen Prachtbau ginge, sondern um ein angemessenes Gebäude.
Auch Besser relativierte die Kostensteigerung. "Bei den 1,1 Millionen Euro ging es nie darum, die Kosten vollständig darzustellen", sagt er. Vielmehr habe bei der Entscheidung der Bedarf im Vordergrund gestanden, weshalb man sich auch für die Pläne des Architekten Stüwe entschieden habe.
Nach der mehr als angeregten Diskussion zeichnete sich schließlich doch ein Aufeinanderzugehen ab. Grundschulleiterin Wiebe Hamacher betonte, dass man auf die Verwaltung zukommen werde, um eine Übergangslösung zu finden. Bis genügend Platz vorhanden sei, müsse, zu Beginn des neuen Schuljahres, über zusätzliche Räume nachgedacht werden. "Das Problem hätte es so oder so gegeben", betonte Godejohann und versprach: "Im Ausschuss werden wir eine Lösung finden."
Ein Scheit Wahnsinn zur Weihnachtszeit
Steinhagen (ehu).
Diese Frage wurde an diesem Ort vermutlich noch nie gestellt - "Wer glaubt noch an den Weihnachtsmann?", fragt Jutta Seifert im Ratssaal. Die Schauspielerin und Sprechtrainerin bot am Montagabend bei der Eröffnung des literarischen Adventskalenders beste Unterhaltung für 90 Gäste. Bei ihrer Lesung unter dem Motto »Vorsicht Bescherung« präsentierte Seifert weihnachtlich satirische Geschichten so, als steckte sie mittendrin."Jeder kennt Robert Gernhardt und Loriot. Klar, das sind tolle Autoren, aber ich wollte etwas Neues finden", sagte Seifert im Vorgespräch. Sie fand Autoren wie Janina David, Frank Goosen, Gaby Neumayer oder Ulla Fröhling. Zwischendurch bot sie Rezepte von Henriette Davidis. Die machte in ihrem Kochbuchklassiker vergangener Tage Bärentatzen und gebratenen Pfau schmackhaft.
Im kleinen Schwarzen trat die Schauspielerin auf die Bühne. An ihrer rechten Schulter war ein kleiner roter Weihnachtsmann angebracht. "Ich weiß nicht, wann heute die Kinder desillusioniert werden. Bei mir war es wohl so im Alter zwischen fünf und sechs", sagte Seifert zu Beginn. Passend dazu plagen den Weihnachtsmann in ihrer ersten Geschichte existenzielle Fragen: "Wenn niemand an mich glaubt, wie soll ich dann an mich glauben?" Am Ende ziehen seine drei Rentiere zwar mit dem Schlitten in die Luft, aber ohne ihren Chef und ohne Geschenke. Im Gegenteil: Diesmal wollen sie die Leute um Geschenke bitten und sie dem Weihnachtsmann bringen.
Danach liest Seifert Frank Goosens Text von den vermeintlichen Erlebnissen eines Mitarbeiters einer Telefonauskunft: "Zur Weihnachtszeit legen die Idioten noch einen Scheit Wahnsinn drauf", sagt der geplagte Telefonist. Ein besonders nerviger Anrufer etwa sagt, Santa sei ein Anagramm von Satan. Außerdem verlangt er penetrant die Nummer vom Weihnachtsmann. Schließlich sagt der Sprecher alias Seifert: "Am Ende gab ich ihm die Nummer vom Bundeskanzleramt. Das kam dem Weihnachtsmann noch am nächsten."
Besonders süß war die Geschichte von Gaby Neumayer: Hier lispelte Seifert und mimte ein kleines Mädchen, welches in der Nacht vor Heiligabend einen Einbrecher auf frischer Tat ertappt. Der gibt sich kurzerhand als ein schwarzgekleideter Weihnachtsmann aus: "Hoho", sagt er. Doch überzeugen kann der Dieb die Kleine erst, als er seinen Rucksack mit der Beute anderer Raubzüge unter dem Baum der Großfamilie leert. Seine Rolex-Armbanduhr schwatzt das Mädchen dem Dieb ebenfalls ab in der Rolle des unfreiwilligen Weihnachtsmannes. So freut sich am Ende der Großvater über einen Gutschein für ein Formel-1-Wochenende in Indianapolis, die Schwester über einen Laptop und der Vater über die edle Armbanduhr.
In der Kurzgeschichte von Ulla Fröhling wünscht sich die 80-jährige Margarete nur noch einmal einen nackten Mann. Denn sie wolle ihre Erinnerung auffrischen. Am Ende nimmt die Geschichte eine überraschende Wendung durch einen Brief Margaretes, den ihre Angehörige erst nach ihrem Tod öffnen.
Jutta Seifert zeigte hier ihre Liebe zum Detail: Sie öffnete ein echtes Kuvert, entfaltete ein Blatt und las erst dann die Auflösung. Die Protagonistin der Geschichte frischte tatsächlich ihre Erinnerung auf. Deren zwei verheiratete Töchter hatten den Nackten vorher "getestet".