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Mit Pfeilen auf Löwe und Uhu

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Bowhunting bedeutet wörtlich übersetzt: Bogenjagd. Dabei ist die Hatz mit Pfeil und Bogen auf lebende Tiere in Deutschland verboten - der Gesetzgeber will Tierquälerei verhindern. Im europäischen Nachbarland Dänemark ist diese Form der Jagd hingegen erlaubt, ebenso in den USA. Am Blotenberg stehen nur Tiere aus Hartschaum, dafür jedoch in realer Größe. Entsprechend viel Wert legt Stefan Münter, einer der Wertheraner Organisatoren des 1. Bowhunting-Turniers, auf den Wettbewerbscharakter: „Wir betreiben einen Sport”, sagt er. Er und seine Frau Doris - Deutsche Meisterin im Bowhunting in der Kategorie Primitivbogen - haben das Turnier initiiert. Zusammen mit vielen anderen Helfern der Bogenschießabteilung des TSV Amshausen gestalteten sie auf dem Wald- und Wiesengelände des Wertheraner Hofes Venghaus einen spannenden Parcours. Geschossen wird auf Ratte, Wildschwein, Bär oder Biber Wildschwein, Ratte, Bär oder Biber sind dabei die Ziele. Und die waren in sechs bis 46 Metern Entfernung im Gelände charakteristisch aufgebaut - das Krokodil am Wasser, der Rothirsch im Wald, der Uhu am Baum. In 14 Gruppen mit vier bis sechs Schützen starteten die Teilnehmer morgens an einem der 3D-Ziele. Pro Tier schossen sie zwei Pfeile und absolvierten die zirka drei Kilometer lange Parcoursstrecke durch Wald und Wiese zweimal. Somit gab jeder Teilnehmer insgesamt 56 Schuss ab. Dabei führten sie neben Pfeil und Bogen auch Zählkarten mit sich. Denn es gab fünf, acht oder maximal zehn Punkte für drei verschiedene Trefferzonen, die »Wund«, »Außenkill« und »Innenkill« genannt werden. Nach seinem verpatzten Auftakt am Löwen schoss sich Wilfried Nagel innerhalb des Turniers wieder warm und holte noch insgesamt 247 Punkte. Damit landete er am Ende auf Platz zwölf in seiner Stilart »Traditioneller Recurve-Bogen«. In der schossen 32 Teilnehmer um den Sieg. Das Sportgerät besteht in dieser Klasse aus kunststoffverstärktem Holz und ist an den Enden leicht zurückgebogen, um die Zugkraft zu erhöhen. Primitivbogen hingegen, wie sie Werthers deutsche Meisterin Doris Münter bevorzugt, bestehen nur aus Holz und besitzen keine Schussauflage oder sonstige technische Hilfsmittel. Ein Bogen aus Eibenholz kann jeder geschickte Handwerker auch selbst bauen - nur der Ast sollte nicht zu dünn oder zu dick, möglichst gerade und lang genug sein. Auf der anderen Seite stehen die absoluten Hightech-Bogen wie etwa der Compound-Bogen aus Aluminium. Mit dem schoss zum Beispiel Florian Angerer. Der Bogen des Detmolders sieht aus wie ein gotisches Kunstwerk: Diverse Streben und Gegengewichte sind überall verbaut. An beiden Enden entlastet ein kleiner Flaschenzug den Zugarm bei der Kraftübertragung auf die Sehne. Ein solcher Bogen ist nicht billig. Zwischen 2500 und 3500 Euro müsse man investieren, sagt Angerer. Der Vorteil liegt buchstäblich auf der Hand: leichtes Gewicht und geringe Zugkraft. Damit erreicht Angerer eine schnellere Pfeilgeschwindigkeit und genauere Treffer. In Werther erzielte er 489 von 560 möglichen Punkten. Zwölfmal schoss er den Tieren dabei zweimal hintereinander ins »Innenkill« und sahnte dafür jeweils 20 Punkte ab. Wegen der unterschiedlichen Ausstattung ist ein sportlicher Vergleich zwischen Münter, Nagel und Angerer jedoch nicht gerecht. Einen gerechten sportlichen Vergleich regelt in Deutschland der »Deutsche Feldbogen Sportverband«. Der DFBV unterteilt die Wettbewerbe der Sportbogenschützen in diverse Stilarten - abhängig vom Bogen. Turnier in Werther soll etabliert werden Immerhin zehn verschiedene Bogenstilarten waren in Werther im Wettbewerb. Auch acht Frauen und sechs Jugendliche gingen an den Start. Das große Teilnehmerfeld begrüßte freudig der Zweite Vorsitzende des DFBV, Jörg Feser aus Bitburg. Das Turnier in Werther sei ein möglicher Qualifikationsschritt zur deutschen Meisterschaft der Bowhunterliga, sagte er. Auch Nagel will sich qualifizieren und noch mehr Punkte sammeln. In zwei Wochen fährt er deswegen nach Barsinghausen zu einem weiteren Bowhunting-Turnier. Die Münters indes planen zusammen mit der Bogensportabteilung des TSV Amshausen die Turnierform »Bowhunting« in Werther in den nächsten Jahren zu etablieren. Dann hat Nagel demnächst erneut Gelegenheit, den Löwen am Blotenberg mit dem ersten Schuss zu treffen.

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