Maria Willich kommt nicht mit leeren Händen zu ihrem Freiwilligendienst. Zum einen will die gelernte Physiotherapeutin ihre Kenntnisse in der Pflege der Kinder nutzen und sie außerdem noch weitergeben. Zum anderen hat sie auch Geld im Gepäck, denn das »Sibongile Day & Night Care Centre« ist auf Spenden angewiesen.
Deshalb hat Maria Willich eine Spendenparty auf dem Maishof Grewe organisiert, bei der Anfang Februar 100 Freunde und Bekannte ihren Spaß hatten und ganz nebenbei noch 1800 Euro für die gute Sache zusammengekommen sind. Welpinghus unterstützte mit Brötchen, Lammerschmidt mit Würstchen, Nollkemper bei den Getränken und Miete für die Deele fiel auch nicht an.
„Ich schaue mir die Sache vor Ort genau an und werde das Geld da einsetzen, wo es am meisten gebraucht wird”, erklärt Maria Willich. „Notfalls auch für Wegwerf-Windeln”, sagt sie. Tausende davon werden jeden Monat für die menschenwürdige Pflege der Kinder gebraucht. Die meisten der Kinder leiden an der sogenannten Zerebralen Kinderlähmung (siehe Info-Kasten).
Der Grund dafür, dass sich die Borgholzhausenerin in dieser Weise engagiert, liegt in ihrer Familiengeschichte. Auslandsaufenthalte im Dienste guter Zwecke haben schon viele ihrer Verwandten absolviert, doch keine trieb den Einsatz so weit wie ihre Tante Hilde Rotter.
1951 ist sie ins Kloster eingetreten - zusammen mit ihrer Cousine Margaretha Wreesmann. Kurz darauf verabschiedeten sich die beiden Frauen von Deutschland, um fortan als Schwester Gerarda und Schwes-ter Francis als Ordensfrauen in Südafrika zu arbeiten. Von ihren Familien hatten sie sich so verabschiedet, als wenn es ein Abschied für immer wäre - 1951 kein ungewöhnlicher Gedanke.
Doch auch in den Zeiten, in denen es das Internet noch nicht gab, konnten sie den Kontakt zu ihrer Familie aufrechterhalten und nach vielen Jahrzehnten sogar mal wieder zu Besuch nach Deutschland kommen. „Den 80. Geburtstag meiner Tante haben wir in Cloppenburg gefeiert”, sagt Maria Willich. Inzwischen ist Schwester Gerarda 88 Jahre alt und darauf angewiesen, in einem Heim gepflegt zu werden
„Ich habe oft davon gesprochen, sie noch einmal in Johannesburg zu besuchen”, sagt Maria Willich. Doch bis zum 24. Oktober des vergangenen Jahres blieb es für die dreifache Mutter bei dem guten Vorsatz. An diesem Tag feierte sie ihren 50. Geburtstag und bekam von ihrem Ehemann Klaus Willich und ihren Kindern ein Flugticket nach Südafrika geschenkt.
Johannesburg und ihre Tante sind denn auch das erste Ziel ihrer Reise. Mit im Gepäck hat sie viele Bilder und Videos von der Familie, die sie der Tante mitbringt. Am 14. März geht es dann weiter nach Kapstadt, wo sie bis zum 23. April im Sibongile Centre arbeiten will. Krankengymnastik ist ein wichtiger Teil der Therapie und Maria Willich hofft, dass sie auch den angestellten Pflegerinnen und Eltern, die sich um ihre behinderten Kinder kümmern, etwas von ihren Kenntnissen weitergeben kann.
Die notwendigen Reisevorbereitungen, wie zum Beispiel Impfungen, sind getroffen und auch Informationen über ihr Reiseziel hat sie gesammelt. Dass Südafrika im Allgemeinen und ein Township im Besonderen keine sicheren Touristenziele sind, ist ihr bewusst, doch als gläubige Christin ist sie sicher, dass sie das Abenteuer unbeschadet überstehen wird.
„Ich bin meinen Mann Klaus und den Kindern sehr dankbar, dass sie mir diese Reise ermöglichen”, sagt Maria Willich. Sehr schnell sei ihr an ihrem Geburtstag klar geworden, dass sie aus dem geschenkten Ticket mehr als nur eine Touristenreise machen wollte. Im Internet fand sie das Sibongile-Projekt. „Und als ich mir den Film darüber angeschaut habe, wusste ich sofort, dass es für mich genau passt”, sagt sie.
Denn christliche Werte spielen für Gründerin Nomasango Xabanisa ein große Rolle - genau wie für Maria Willich. 2005 begann die Südafrikanerin, behinderte Kinder bei sich aufzunehmen. Und sie führte diese Arbeit auch weiter, als ihre eigene Tochter Sibongile, die auch an Zerebraler Kinderlähmung litt, noch im selben Jahr verstarb. In dem Verein, der heute an zwei Standorten rund 25 kranke Kinder betreut, lebt ihr Name weiter. Auf Deutsch bedeutet Sibongile übrigens »Danke«.
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