Schon zum zweiten Mal wollen sich Haller Schüler und ihre Lehrer nach einem sternförmigen Marsch am Kluckplatz treffen und anhand von konkreten Lebensgeschichten und Leiderfahrungen von Opfern des Nationalsozialismus das Erinnern an schlimme Zeiten wachhalten oder neu in Erinnerung rufen.
„Die Idee ist entstanden, um Schülern den konkreten Bezug zur Lokalgeschichten zwischen 1933 und 1945 klarzumachen”, beschreiben Britta Jünemann vom KGH, Birte Lampe von der Realschule sowie Eva-Maria Eggert von der Peter-Korschak-Hauptschule die pädagogischen Beweggründe für diese Erinnerungsfeier.
Katja Kosubek vom Virtuellen Museum »Haller ZeitRäume« spricht von umfangreichen Forschungen in der lokalen Historie in den letzten zwölf Monaten. Neben dem schon dokumentierten Schicksal von Wilhelm Brockmann aus Künsebeck gibt es neue Erkenntnisse zum Schicksal der Familie Stern. „Noch 1934 wurde das 120-jährige Firmenjubiläum groß gefeiert. Gerade zwei Jahre später mussten die Sterns die Firma verkaufen und Halle verlassen. Philipp Stern wanderte mit seinen beiden Söhnen Robert und Herbert in die Nähe von New York nach Amerika aus.” Ein Schicksal, an das am 27. Januar erinnert werden wird.
Oder die unglaubliche Geschichte, die Eva-Maria Eggert und Birte Lampe zu berichten wissen: Nachforschungen über das Schicksal von Peter Korschak haben zu einem Kontakt in eine ukrainische Stadt geführt. Dort fand man die Spur der Mutter, Sofia Korschak. Über einen Briefkontakt zu einer dortigen Schule haben sich mittlerweile intensive Verbindungen ergeben, von denen noch niemand weiß, was daraus werden könnte. „Mich hat es sehr beschämt, dass die Schüler uns neben Briefen auch kleine Geschenke geschickt haben”, ist Birte Lampe tief beeindruckt.
Birte Jünemann konstatiert ein großes Interesse der heutigen Schüler an der Thematik. „Am KGH wollen wir einen Projektkurs über NS-Geschichte für Oberstufenschüler beginnen. Dabei wird es um die Geschichte des jüdischen Friedhofes und einzelne Kinderschicksale gehen. Dazu existiert das Projekt mit der Erinnerungsstätte im ehemaligen KZ Auschwitz weiter.
Viele Schüler erlebten die praktische Erinnerungskultur als etwas Positives. „Die Feier bekommt geradezu eine Art Ventilfunktion für die schweren Wahrheiten aus dem Unterricht”, sind sich alle Pädagoginnen einig. Die Jugend heute sei nicht unpolitisch und für viele sei das Zeichensetzen gegen rechte Gesinnung ein wichtiges Argument. Es soll ein Zeichen für Toleranz und Minderheitenschutz gesetzt werden - am 27. Januar ab 11 Uhr auf dem Kluckplatz.
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