„Uns gibt es schon ziemlich lange, keiner weiß wie lange, ob es nun Jahrhunderte oder Dekaden sind. Aber einer von uns hat überlebt, quasi das Krokodil der Thunderbirds: Gründungsmitglied Ralf Schuppner!” - Mit elektronisch satt verstärkten Worten läutet Pianist Christian Burk den obligatorischen, kurz vor Mitternacht beginnenden Zugabereigen ein, der mit dem Song »Marmor, Stein und Eisen bricht« sämtliche Herzen auf Anhieb gewinnt.
Der Drafi-Deutscher-Titel über die ewige Liebe ist der absolute Ohrwurm, er gilt auch als Hymne der Thunderbirds. Jede Konzertbesucherin und jeder Konzertbesucher kennt buchstäblich den Text in- und auswendig und singt aus voller Kehle mit. Die Coverband mit überregionalem Kultstatus interpretiert locker die Megastars der 1950er, 1960er und 1970er Jahre und serviert aus deren Hits ein kurzweiliges Potpourri. Elvis, Keith und Mick, oder wie sie auch immer heißen mögen, rocken dann quasi »live« das Drei-Linden-Parkett.
„Na logisch. Das ist gute Musik”, findet auch die künftige Kunsthistorikerin Greta Bruns, Tochter der Künstlerin Barbara Bruns. Die junge Studentin ist eigens aus Düsseldorf angereist, um zusammen mit ihrer Mutter das Konzert generationsübergreifend zu genießen. Auch Elisabeth und Karin Thenhausen aus Bielefeld fanden den Weg nach
Werther.
Die beiden kennen das Heilig-Rockkonzert im »Drei Linden« gerade mal erst zwei Jahre. „Vorher haben wir das doch nicht gewusst”, entschuldigen sich Mama und Tochter unisono, die beide, in offizielle T-Shirts der Band gehüllt, voller Elan fast pausenlos die Tanzfläche nutzen.
Mitten in dem in purpurrotes Schweinwerferlicht getauchten Twist-Medley präsentierten die fingerfertigen Donnervögel ein rasantes »Jingle Bells«, das Jung und Alt prima über den frisch gebohnerten Tanzboden gleiten ließ. Gleiches galt glücklicherweise nicht für den morgendlichen Heimweg, da draußen ja noch kein Schnee die Winterreifen ins Rutschen bringen konnte.
Ute, ein HK-Fotomodel beim Heilig-Rockkonzert 2012, bringt den von ihr empfundenen Hörgenuss auf den Punkt: „Endlich raus aus dem Weihnachtsstress. Das fällt dann alles so richtig ab”, begeistert sie sich zusammen mit ihrer Clique am runden Bistrotisch. Zwei ihrer Freunde haben extra den weiten Weg von zirka 400 Kilometern zum Drei-Linden-Konzert zurückgelegt.
Und wenn dann Bassist Ralf Schuppner, Rhythmusgitarrist Dr. Günther Ennen, Schlagzeuger Gunnar Ennen, Sohn des Gitarristen und vollwertiger Ersatz für den erkrankten Ur-Drummer Jimmy Nitizky, Saxofonist Martin Rode, Sologitarrist Dirk Wröbel und Keyboarder Christian Burk in Höchstform aufbrausen, ist der »Status Quo« im weihnachtlichen Werther wiederhergestellt. Das Orga-Team mit Udo Heidemann und Reinhard Pottmeier zeigte sich vollauf zufrieden. Das rockige Weihnachtskonzert brummt immer, es ist halt der traditionelle »Burner« zum Auftakt der Festtage.