Borgholzhausen. Acht Kilogramm ausländische Münzen im Sonderangebot ab 50 Euro. Oder der nur ein paar Gramm schwere sogenannte Konventionstaler ab einem Schätzpreis von 80 000 Euro: Auf kaum einem Wirtschaftsgebiet lassen sich die Gesetze von Angebot und Nachfrage so gut studieren wie beim Münzhandel.
Für den Laien am leichtesten nachzuvollziehen ist der Schätzpreis für eine 10 000-Dollar- Goldmünze aus Australien: Das Stück aus reinem Gold mit 1000 Gramm Gewicht gibt es vielleicht schon ab 33 000 Euro. Doch so genau kann auch Auktionator Volker Wolframm nicht sagen, welches Stück gerade besonders gefragt ist - und er müsste es eigentlich wissen: Denn seine Firma für Münzauktion und Handel gibt es bereits seit 1987. Mit dem Münzensammeln hat er sogar als Neunjähriger begonnen, doch inzwischen hat er dieses Hobby weitgehend eingestellt.
Denn genug Münzen gehen ja täglich durch seine Hände, auch wenn sie nicht ihm gehören, sondern Menschen, die sich von ihren Schätzen trennen wollen. So viele Münzen sind im Angebot, dass sein Unternehmen mittlerweile zehn Mitarbeiter. hat. „Wir haben Experten für alle Gebiete”, erklärt Wolframm. Und in der Numismatik, wie das Fachgebiet offiziell heißt, gibt es da einige Felder abzudecken. Geld gibt es seit Tausenden von Jahren in der ganzen Welt. Meis-tens sind die Zahlungsmittel runde Metallscheiben, doch es gibt auch zahlreiche andere Möglichkeiten, einem geformten Metallstück einen Wert zuzumessen und es dadurch zum Zahlungsmittel zu machen.
Gerade in China war man da offenbar besonders einfallsreich. Glocken- und spatenförmige Geldstücke und besonders viele Münzen mit einem quadratischen Loch in der Mitte gab es dort - und gibt es jetzt am Teutoburger Wald. Und inzwischen gibt es auch wieder Münzsammler im Reich der Mitte.
„Im Segment China sind wir weltweit führend”, sagt Volker Wolframm. Und auch insgesamt bewege man sich im Kreis der weltweit zehn wichtigsten Münzauktionshäuser. Die Auktionskataloge, die mindestens alle drei Monate erscheinen, gehen aber in die ganze Welt. 15 000 Münzsammler und vor allem Münzkäufer gehören zum Stamm des Unternehmens.
Darunter befinden sich auch Museen und Universitäten. Natürlich kann man sich alle Angebote der Auktionen - versteigert werden auch ein paar Banknoten, Orden, Briefmarken und alte Waffen - im Internet anschauen. Doch auch der gedruckte Katalog erfreut sich noch immer einiger Beliebtheit.
Und das trotz 500 Seiten und mehr als einem Kilogramm Gewicht. Knapp 5000 Angebote kommen an den beiden Tagen unter Wolframms Hammer. Der Saal der ehemaligen Gaststätte in Berghausen ist dabei gut gefüllt, doch die meisten Angebote kommen über das Telefon oder schriftlich.
„Es ist unser Anspruch, für die Verkäufer deutlich mehr als das beste Händlerangebot he-rauszuholen”, erklärt Wolframm. Doch er muss auch die Bieterinteressen wahren: Liegt zum Beispiel bei einem Schätzpreis von 100 Euro ein schriftliches Höchstgebot von 1000 Euro vor, dann bietet der Auktionator stellvertretend nicht sofort die Gesamtsumme, sondern schrittweise für den Käufer, der sich sicher sein kann, das begehrte Stück zum besten Preis erhalten zu haben.
Das Vertrauen der Kunden ist sicher die wichtigste Währung, die sich die Teutoburger Münzauktion im Laufe der Jahrzehnte erworben hat. Dazu gehört auch, dass die Anbieter versichern, keine gestohlene Ware anzubieten. „Man kann kein Angebot anonym einliefern und bei Verdacht auf Straftaten sind wir auf Seiten der Behörden”, erklärt Wolframm. (Andreas Großpietsch)
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