„Dass die Hauptschule in Halle keine Zukunft hat, haben wir zur Kenntnis genommen. Und dass die Realschule in Halle offen für Veränderungen ist, ebenso”, erklärte gestern Morgen Halles CDU-Fraktionschef Hendrik Schaefer. Vor diesem Hintergrund könnten sich auch die Christdemokraten jetzt eine Gesamtschule für Halle vorstellen - aber eben nicht in Form einer eigenen Gesamtschule nebst Oberstufe. Der Vorschlag der CDU-Kreistagsfraktion: Der Kreis möge in Halle einen dritten Standort seiner bestehenden PAB-Gesamtschule einrichten - ohne Oberstufe.
Dr. Franz-Josef Sökeland, Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion, erläuterte während eines Pressegespräches das sogenannte „Friedensangebot”: Nach Ansicht seiner Fraktion hätte man mit dieser Lösung fünf Jahre Zeit, die Entwicklungen zu beobachten und würde alle anderen Schulen nicht gefährden - weder das KGH noch die PAB-Gesamtschule. Zwar hätte Halle dann keine eigene Oberstufe, aber es gäbe gute Anbindungen nach Borgholzhausen, die die Kinder nach Abschluss der zehnten Klasse nutzen könnten. Grundsätzlich böte diese Lösung eine hohe Differenzierungsmöglichkeit - gemeinsam mit dem Berufskolleg in Halle könnte man alle Schwerpunkte anbieten und hätte zudem in allen Städten und Gemeinden des Altkreises eine Oberstufe. „Die Zeiten des Kirchturmdenkens sind vorbei”, fasste Dr. Stefan Siemens zusammen. „Vielmehr haben wir eine Verantwortung für alle Schulen.” Mit diesem Angebot würde man Halles Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann also die Hand reichen. „Wenn sie diese nicht nimmt, muss sie die Konsequenzen tragen.”
Im Klartext: Sollte Halle im Februar 2014 die erforderlichen 100 Anmeldungen von Haller Kindern erhalten, die für das Gründungsjahr einer Gesamtschule erforderlich wären, würde die CDU auch auf Kreisebene gegen die Errichtung einer Gesamtschule in Trägerschaft der Stadt Halle stimmen. Dabei rechnet sie für diesen Fall auch mit der Unterstützung aus dem Lager der Sozialdemokraten: „Die SPD im Kreistag wird gespalten abstimmen”, ist sich Arnold Weßling sicher, „denn weder Werther noch Steinhagen werden eine Haller Gesamtschule befürworten.” Nicht zuletzt gäbe es bereits ein klares Signal der Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl, dass ihr ein Kompromiss vor Ort deutlich lieber sei als eine Schulauseinandersetzung, so Dr. Sökeland. Zuletzt sei Emsdetten übrigens mit dem Versuch gescheitert, eine Gesamtschule ohne Rücksicht auf die Nachbarkommunen zu errichten.
Für Anne Rodenbrock-Wesselmann handelt es sich dabei allerdings keinesfalls um eine echte Alternative: „Eine Schule mit drei Standorten ist hochgradig schwierig. Und auch die Zahl der Kinder wäre doch nicht größer, so dass sich auch bei dem CDU-Vorschlag die Frage stellen würde, wie viele Züge wir in Halle, Werther und Borgholzhausen zusammenbekommen würden”, erklärte Halles Bürgermeisterin im Gespräch mit dem HK. „Darüber hinaus befänden sich dann nur noch die Grundschulen in Trägerschaft der Stadt Halle und wir hätten bei keiner unserer weiterführenden Schulen etwas zu sagen - warum sollten wir uns das nehmen lassen?” Nicht zuletzt sei eine Kooperation der Oberstufen von KGH und Gesamtschule auch trotz G8 und G9 durchaus möglich. „Unser Weg ist klar: Wir wollen eine eigene Gesamtschule. Ich setze mich dafür ein, dass die Menschen in Halle eine top Ausstattung vorfinden.”
Eine Alternative wäre für Anne Rodenbrock-Wesselmann noch eine Kooperation mit der Gemeinde Steinhagen, wie sie auch Gutachter Dr. Ernst Rösner empfohlen hat. Doch daran haben die Nachbarn kein Interesse: „Das ist für uns kein Thema”, erklärte Bürgermeister Klaus Besser gegenüber dem HK. „Damit würden wir höchstens unser Gymnasium schwächen.” Stattdessen richtet auch Steinhagen den Blick verstärkt auf sich und versucht sich gerade aus der Vereinbarung zu befreien, derzufolge das Steinhagener Gymnasium erst dann drei- oder gar vierzügig werden darf, wenn die Dreizügigkeit des KGH gesichert ist. Der Antrag soll im Rat am 25. September behandelt werden. (Nicole Donath)
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