Verein für Deutsche Schäferhunde - der Name ist mehr als irreführend. Bellen den Besucher des Trainingsplatzes doch Hunde verschiedenster Rassen an. Die Ortsgruppe Borgholzhausen des Schäferhundevereins (SV) gibt es bereits seit 36 Jahren. Aber die Hundefans gehen mit der Zeit. Während des obligatorischen sonntäglichen Treffens berichten sie von ihren Aktivitäten. Neben der Begleit- und Schutzhundeprüfung wird Agility und seit Neuestem auch Longieren angeboten.
„Wir sind nicht so elitär”, erklärt der Erste Vorsitzende Volker Geppert. Neben acht Schäferhunden gehören auch Hovawarts, ein Rottweiler und viele größere und kleinere Vierbeiner zum SV, auch einige Mischlinge. Obwohl sich der Vorsitzende mit der Aussage eigentlich auf die Mischung der Hunde bezieht, trifft sie auf die menschlichen Mitglieder des Vereins ebenso zu. Am Sonntagmittag haben sich etwa ein Dutzend Vereinsmitglieder am Trainingsplatz in Berghausen versammelt. Hunde sind die gesamte Zeit über weit weniger zu sehen. Sie warten im Kofferraum auf ihr jeweiliges Training. So soll gewährleistet sein, dass sie sich nicht gegenseitig ablenken.
Die meisten Vereinsmitglieder sitzen noch am langen Tisch auf der Terrasse, an dem sie gerade gemeinsam gefrühstückt haben. Nun sehen sie zu, wie Sportwartin Patrizia Schnitz ihren Holländischen Schäferhund-Mischling Luna trainiert.
Kleiner Verein, großer Zusammenhalt
Gerade sind sie am Longier-Kreis unterwegs. Wie beim gleichnamigen Pferdesport soll die Mischlingshündin Luna dabei so weit ausgebildet werden, dass sie ihre Runden macht und Hindernisse überwindet, aber gleichzeitig auf Gesten und kurze mündliche Befehle - wie Anhalten oder Wenden - achtet. Manchmal fällt es Luna noch sichtlich schwer, dem Drang zu widerstehen, zu ihrer Herrin zu laufen. „Longieren wird langsam zu Modewelle”, sagt Patrizia Schnitz. „Aber noch sind wir einer der ersten Vereine, die es anbieten.” Das Training soll die Konzentration des Hundes, die Ausdauer, die Bindung zum Menschen und insbesondere die Distanzkontrolle verbessern.
Die neue Sportart spiegelt wider, dass die Ortsgruppe Borgholzhausen stets darum bemüht ist, sich der Zeit anzupassen. Nur ein moderner Verein findet das Interesse potenzieller Neumitglieder. Denn obwohl sich die Hundefreunde über Neuzugänge freuen würden, ist der Verein relativ klein. Die 22 Mitglieder haben zusammen weniger als 30 Hunde.
Umso stärker ist der innere Zusammenhalt. „Wir treffen uns mehrmals die Woche”, erklärt der Haller Dr. Joachim Lampe. Und Volker Geppert ergänzt: „Es ist ein bisschen wie eine große Familie.” Entsprechend fallen auch die Vereinsaktivitäten in der letzten Zeit eher familiär aus.
„Unsere Hunde beißen nicht”
Vereinsübergreifende Veranstaltungen wie der Jugendpokal und das Hunderennen sind zuletzt ausgefallen. Grundsätzlich bestehe schon der Ehrgeiz, sie wieder aufzunehmen, gegenwärtig fehle allerdings die Zeit und gerade der Jugendpokal mache wegen der wenigen Jugendlichen keinen Sinn, sagt Geppert. Kompensiert, werden die offiziellen Veranstaltungen dafür mit gemeinsamen Aktionen. So wurde in diesem Jahr zum Beispiel schon mehrmals zusammen gegrillt.
Ein Vorurteil gegenüber Schäferhundevereinen, das die Berghausener so nicht stehen lassen wollen, ist, dass sie Hunde scharf machen würden. „Unsere Hunde beißen nicht”, sagt Geppert. Tatsächlich gehört aber das Fährtenaufnehmen und Suchen von Menschen durchaus zum Training. Und auf dem Platz zeigt sich, dass alle Hunde auf den Befehl »Such!« hin zuverlässig den Hundetrainer - der als Fremder herhalten muss - stellen und anbellen.
Auch wenn Joachim Lampe oder ein anderer mit seinem vierbeinigen Freund spielt, sieht das manchmal martialisch aus. Der Hund verbeißt sich in ein spezielles, sehr robustes Spielzeug oder einen Armschutz und versucht, es dem Herrchen zu entreißen. Das sei allerdings ein Spiel und Teil des Trainings, erklärt Patrizia Schnitz und versichert, dass die ausgebildeten Hunde aus dem Verein erheblich ungefährlicher seien, als schlecht erzogene Vierbeiner.
„In jedem Hund, egal welcher Rasse, stecken immerhin 98 Prozent Wolfsgene”, sagt sie. Nur weil andere Hunde in ihrem Aussehen weniger stark an ihre wilden Verwandten erinnerten, seien sie unter ihrem Fell nicht weniger triebgesteuert. „Deshalb muss ein Hund eine solide Verhaltensausbildung bekommen.” (Jonas Damme)
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