»Spiegelungen. 40 Orte - 20 Namen. Fotografien aus Deutschland« heißt die Ausstellung von Reto und seinem Vater Dieter Klar. Alle 40 dokumentierten Orte sind ohne Namensanhänge wie »in Westfalen« nicht von ihren Namensvettern zu unterscheiden - was in den vergangenen Jahrzenten seit dem Mauerfall immer wieder zu Missverständnissen geführt hat. „Bei unserer Buchhandlung in Werther rief einmal um 18 Uhr eine Autorin an, die eigentlich wenige Minuten später aus ihrem neuen Buch lesen sollte”, erzählt Gesine Klack. „Sie war aber irrtümlich in eine andere Stadt, die auch Werther hieß, in Ostdeutschland gefahren.”
Autorin schreibt von der Wut auf die Wende
Die beiden Fotografen stellen heraus, wo die Unterschiede der Orte in Ost und West liegen. Die Einwohner sind für sie das Entscheidende. So wie Sarah Klier aus dem sächsischen Borsdorf, dem letzten Kind, das in der DDR zu Welt gekommen ist - bevor sie 1990 aufgelöst wurde. „Ein Kind der Wende ist auch Sabine Rennefanz”, sagt Kerstin Walter von der Stadt
Versmold.
»Eisenkinder«, so heißt Rennefanz’ Buch und so bezeichnet sie sich und alle Kinder, die mit der Wende aufgewachsen sind. Die Morde der rechtsradikalen Gruppe Nationalsozialistischer Untergrund - deren Mitglieder eine ähnliche Jugend hinter sich hatten wie sie - nahm Rennefanz zum Anlass, sich mit ihrer Generation zu beschäftigen. Für sie standen bei der Wende nicht die, wie sie beschreibt, typisch westdeutschen Zuweisungen, neue Möglichkeiten, Ende der Unterdrückung und Öffnung zur Welt im Vordergrund, sondern Heimatlosigkeit, Orientierungsverlust und Wut. Wut auf die Westdeutschen, auf den Staat, der sie allein gelassen habe, und auf vieles mehr. In ihrem Buch spürt sie dieser Wut nach und zeigt auf, was sie - ganz subjektiv - aus ihr gemacht hat.
Die Lesung wird von der Buchhandlung Krüger und der Stadtbücherei organisiert, die Ausstellung von der Stadtverwaltung.
¦ Die Vernissage der »Spiegelungen«-Ausstellung und die »Eisenkinder«-Lesung finden direkt nacheinander statt. Der Eintritt zur Ausstellung am Montag, 30. September, um 19.30 Uhr ist frei. Die Teilnahme an der Lesung im großen Saal des Rathauses um 20 Uhr kostet hingegen neun Euro. Karten gibt es in der Buchhandlung Krüger und in der Stadtbibliothek.