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Mit Kettensäge und viel Feingefühl

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von edwin rekate ¥
Borgholzhausen.
Wird in den Gärten ihrer Nachbarschaft ein Baum gefällt, ist Elfriede Schildmann sofort zur Stelle. Die Bildhauerin sichtet das geschlagene Holz und rettet es, wenn sie kann und darf, vor dem Feuertod. In ihrem Atelier an der Bielefelder Straße fliegen anschließend die Späne: Aus dem massiven Material entstehen neue Formen und Figuren, die ihrer Inspiration entspringen. Immer folgt sie dabei aber den Vorgaben ihres Werkstoffes. „Das ist ja das Schöne an der Holzarbeit. Klar, mache ich mir vorher Gedanken, ob ich figürlich oder abstrakt arbeiten möchte. Aber dann lege ich einfach los”, offenbart die Piumer Künstlerin. Im gleichen Atemzug gesteht sie aber ein, dass sie bei ihren Kunstwerken manchmal Kompromisse eingehen muss. Weil plötzlich ein Astloch auftaucht oder sich andere Unregelmäßigkeiten im Material offenbaren. Dann sei es vorteilhaft, dass sie sich nicht von vornherein zu stark festgelegt hat. So bestimmen die Künstlerin und das Rohmaterial gemeinsam, wie das spätere Kunstwerk aussehen wird. Die Holzbildhauerin beweist Kreativität, indem sie sich vom Werkstück leiten lässt. Gerade durch diese unvorhergesehenen Wendungen würde ihr Einfallsreichtum geweckt und sie gezwungen die Herausforderungen mit ihren Handwerkzeugen Beitel, Knüpfel und Kettensäge zu meistern. Auf subtile Art entstehen so unglaublich ausdrucksstarke Skulpturen, die durch die Kraft ihrer naturbelassenen Linien überzeugen. Ob Birke, Linde, Kirsche oder Pflaume, Schildmann inszeniert die charakteristischen Besonderheiten heimischer Hölzer in ihren Kunstwerken und verwendet nur natürliche Materialien, wie Öl oder Wachs für die Konservierung. „Ich möchte frei arbeiten und Fantasie zeigen”, erklärt Elfriede Schildmann ihre gestalterischen Grundsätze. Dafür sei aus ihrer Sicht sehr wenig nötig. Die aktive Bildhauerin erlernte 2009 im Malsaal des Bielefelder Stadttheaters das Entwerfen von Bühnenbildern, von denen sie im Anschluss eins auch selbst baute. Hatte sie gerade noch als Praktikantin dem Szenarium des Tanztheaters Ambiente und Atmosphäre eingehaucht, stieg sie Ende 2010 in das Team des Haller LindenTheaters ein und fertigte sämtliche Kulissen für alle bisherigen Aufführungen des Vereins. Schildmanns Improvisationstalent lässt eindrucksvolle Figuren wie den »Lauscher« entstehen, der als allegorische Leihgabe bereits zwei Rathaus-Foyers in der Region zierte. In Beton porträtierte sie zwei Teenager, die im Designer-Look mit Handtasche und Handy ausgerüstet in typischer Ausgehhaltung an einer Borgholzhausener Haltestellte stehen und auf den Busnach Bielefeld warten. Allerdfings bearbeitet sie oft mehrere ganz unterschiedliche Kunstwerke gleichzeitig: So wie das kleine, filigrane Erdmännchen, das Männchen macht, parallel zu einer lebensgroßen Akt-Skulptur entstanden ist, bei der sie die Kettensäge zum Holzschnitzen einsetzte.

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