Zusammen mit seiner Frau Christine bewirtschaftet Friedhelm Kaup den Hof in Bokel an der Gütersloher Straße. Sohn Henning (19) absolviert im dritten Lehrjahr eine Ausbildung zum Agrarbetriebswirt und will nach dem Abschluss an der Herforder Fachschule für Agrarwirtschaft in die Fußstapfen seines Vaters treten. Familie Kaup hat sich der Milchviehhaltung verschrieben. „Wir haben 78 Milchkühe und ebenso viele Kälber und Rinder”, erklärt Friedhelm Kaup beim Rundgang über seinen Hof, der vom Kleine Bach durchschnitten wird.
In einem zu zwei Seiten hin offenen Stall stehen junge Rinder und einige ältere Kühe, die Nachwuchs erwarten. „Vor wenigen Stunden ist das Kälbchen geboren”, sagt Friedhelm Kaup und zeigt auf das Jungtier, das noch ein bisschen wackelig auf den Beinen ist. „Aus der Siedlung kommen vor allem Mädchen vorbei und schauen sich die Jungtiere an”, erklärt der Bokeler Landwirt. „Früher kamen auch die Jungs und wollten auf dem Trecker mitfahren, aber das passiert heute kaum noch”, sagt er und ergänzt: „Die Jugend interessiert sich heute für andere Dinge - Treckerfahren ist nicht mehr interessant genug.” Doch es gibt auch Ausnahmen. Auf dem Schlepper, der gerade mit dem Heuladewagen über den Hof fährt, sitzt neben dem Fahrer ein Junge aus der Nachbarschaft. „Das wird einer”, sagt Friedhelm Kaup in der Hoffnung, das die Begeisterung des Jungen für das Leben auf dem Bauernhof anhält.
„Hoffentlich hält das Wetter”, sagt Friedhelm Kaup beim Gang zum Offenstall für die Milchkühe und erklärt: „Der erste Schnitt im Frühjahr ist für uns der wichtigste, da hat das Gras die meisten Nährstoffe. Ich hoffe, es bleibt trocken.” Der große Offenstall ist leer, die Milchkühe sind auf der Weide. Auch der Melkraum ist am frühen Nachmittag verweist. „Hier muss alles peinlich sauber sein”, sagt der Landwirt. Zwei Mal am Tag - morgens und abends - werden die Kühe gemolken. Das dauert vier Stunden am Tag, an sieben Tagen in der Woche, an 365 Tagen im Jahr. „Wir können nicht einfach mal einen Tag wegfahren”, sagt der Bokeler Landwirt und blickt hoffnungsvoll in die Zukunft: „Wir warten auf Henning. Wenn er mit seiner Ausbildung fertig ist, dann wollen wir in den Urlaub fahren.”
»Eine Kuh macht muh - viele Kühe machen . . .«
„Eine Kuh macht muh - viele Kühe machen Mühe”, bestätigt Arnold Weßling, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, mit einem Lächeln, das die Ernsthaftigkeit der Aussage nicht in Frage stellt und ergänzt schnell: „Kühe kann man nicht abstellen.” Auch von Liebe zu den Tieren ist die Rede, doch das kann Friedhelm Kaup nicht ganz so stehen lassen: „Das Wohl der Kühe liegt uns sehr am Herzen. Wenn es den Tieren gut geht, dann geht es auch uns gut”, sagt der Landwirt mit Blick auf die wirtschaftliche Realität: „Als Liebe würde ich das aber nicht bezeichnen.”
Der Hof an der Gütersloher Straße ist einer des letzten Milchviehbetriebe im Haller Ortsteil, die im Vollerwerb arbeiten. „1970 gab es hier in Bokel 34 Milchviehhalter mit rund 300 Kühen. Heute sind es noch drei Betriebe”, erklärt Friedhelm Kaup und ergänzt: „Wenn Henning den Hof übernimmt, sind wir vielleicht schon der einzige Milchviehbetrieb hier.”
Für seinen Sohn wünscht sich der Landwirt aus Leidenschaft eine Zukunft mit etwas weniger Arbeit. „Ich will nicht übertreiben, aber es sind schon 70 bis 80 Stunden in der Woche, die ich hier arbeite. Das bin ich so gewohnt. Ich hoffe aber, dass es Henning etwas leichter haben wird und die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilen kann.”
So wie heute, an einem der seltenen Tage im Mai ohne Regen, an dem auch Freunde mithelfen, damit das wertvolle erste Gras des Jahres trocken eingebracht werden kann.
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