Von Silke Derkum
Versmold.
Am Versmolder CJD-Gymnasium wird es keinen verpflichtenden Ganztag geben - auch wenn Schul- und CJD-Leitung das gerne gesehen hätten. Bei einer Abstimmung unter Lehrern, Schüler- und Elternvertretern votierte eine eindeutige Mehrheit gegen das Ganztagsmodell und sprach sich stattdessen für das Konzept aus, das unter dem Begriff »Bessere Schule« eine Ausweitung des Förderangebots vorsieht."Das ist ein eindeutiges Votum und gleichzeitig eine spannende Demokratieübung", sagt der Versmolder CJD-Leiter Knud Schmidt angesichts des klaren Ergebnisses. Schmidt hatte nie damit hinterm Berg gehalten, dass er das CJD-Gymnasium ab dem Schuljahr 2016/17 gerne schrittweise zur Ganztagsschule ausgebaut hätte. Gleichzeitig hatten er sowie Hans-Peter Schmackert und Werner Beine von der Schulleitung stets betont, dass solch eine Entscheidung nur im Einklang mit Lehrern, Schülern und Eltern getroffen werde.
Und die haben sich nun klar positioniert. Am vergangenen Dienstag wurden die Stimmzettel aller drei Gruppen ausgezählt. Sowohl das knapp 70-köpfige Lehrerkollegium als auch der etwa 50-köpfige Schülerrat, dem Vertreter aller Klassen angehören, sprachen sich mit klarer Zwei-Drittel-Mehrheit gegen den Ganztag aus. Lediglich unter den rund 40 Eltern in der Schulpflegschaft votierte eine Mehrheit für die Einführung des Ganztags - allerdings mit nur einer Stimme Vorsprung.
Ein intensiver und teilweise auch sehr emotional geführter Diskussionsprozess sei der Abstimmung vorausgegangen, berichtet Knud Schmidt. Er habe aber letztlich zu einem fruchtbaren Ergebnis geführt und dazu beigetragen, dass sich alle sehr stark mit der Verbesserung der Schule auseinandergesetzt haben. Mit dem Ergebnis - dem Modell »Bessere Schule« - sind nun alle zufrieden.
Die Lehrerinnen Sabine Brinker und Monika Hollmann hatten dieses Konzept entwickelt, das eine intensivere Förderung aller Schüler vorsieht und in Teilen schon mit Beginn des neuen Schuljahres umgesetzt werden soll. Wurden bisher die Förderstunden im Klassenverband abgehalten, soll der jetzt zu diesen Stunden aufgelöst werden. Das könne dann zum Beispiel so aussehen, dass aus drei Parallelklassen die schwächeren Matheschüler in einer gemeinsamen Fördergruppe sowie die Leistungsstarken und das Mittelfeld in weiteren Gruppen zusammengefasst werden könnten, erklärt Werner Beine. "Oder auch, dass die Hochbegabten Freiraum für ein ganz eigenes Projekt bekommen", ergänzt Hans-Peter Schmackert. Voraussetzung dafür sei, dass die Lehrer noch mehr miteinander redeten und die einzelnen Schüler genau einschätzten.
Die Details des Konzeptes werden von einer Projektgruppe bis Ende September erarbeitet. "Dann können Eltern und Schüler bei der Schulwahl für das Jahr 2016/17 schon angemessen informiert werden", sagt Werner Beine. Denn spätestens ab diesem Schuljahr soll auch der zweite Teil des Konzeptes umgesetzt werden: das Angebot von AGs, mit denen die Förderung der Schüler auch nachmittags fortgesetzt werden kann - allerdings ausschließlich auf freiwilliger Basis.
Und diese Freiwilligkeit - das könnte die Krux des Konzeptes werden - gilt neben den Schülern auch für die Lehrer. "Beim Ganztagskonzept hätten wir am Ende 4,5 Lehrerstellen dazu bekommen", sagt Knud Schmidt. Die sind beim Modell »Bessere Schule« nicht zu erwarten. Doch die Kollegen, davon sind Schmidt, Schmackert und Beine überzeugt, seien engagiert genug, um den Schülern spannende AGs anzubieten. "Alle Lehrer haben ein Interesse daran, an einem Gymnasium zu unterrichten, das in dem Ruf steht, eine gute Schule zu sein", sagt Schmidt. "Und wenn die »Bessere Schule« glaubwürdig sein will, dann muss sie das liefern."