Von Herbert Gontek
Halle. Die meisten kennen sich seit früher Kindheit, gingen zusammen zur Schule oder spielten gemeinsam Handball. Heute halten sich die alten Freunde in der Gymnastikgruppe der TSG Kölkebeck-Bokel fit und starten einmal im Jahr zu einer gut einwöchigen Radtour. Zusammen sind die acht sportlichen Senioren nun schon stolze 572 Jahre alt - und dennoch unermüdliche Pedaleure. Jetzt berichteten sie dem Haller Kreisblatt von der diesjährigen Tour, die an die Ostsee führte.
Einst waren sie zu zehnt. Hans Dieter Büscher und Fritz Schöning sind leider schon gestorben. Im derzeitigen Kader ist Heinz Strothmann mit seinen 79 Jahren der Älteste, doch mit seiner Kondition radelt er noch ganz vorn mit. Weiter gehören Dieter Knehans (76), Manfred Siekendieck (76), Helmut Braun (64), Friedel Schebaum (75), Wolfgang Meyerhoff (65), Günther Schöning (66) und Bernd Reiß (71) zum Team.
"Wir sind aufeinander eingespielt, vertragen uns ausgezeichnet. Das ist auch unbedingt nötig, sonst kann man eine solche Fahrt nicht machen", sagt Manfred Siekendieck und die Sportsfreunde nicken einmütig dazu.
Die Reisen werden seit 2001 veranstaltet. Das ist immerhin 15 Jahre her. Damals fuhr man von Zwillbrock an der holländischen Grenze bis nach Marienfeld - knapp 60 Kilometer pro Tag. Ein Jahr später eroberten die Radler ebenfalls in einer Drei-Tages-Etappe das Reststück des R 1 von Höxter in Richtung Marienfeld.
Nach zwei Testjahren und mit wöchentlichem Training in den Frühjahrsmonaten steigerten die alten Handballer ihre Strecken. Nicht in der täglichen Distanz, die beließen sie bei 50 bis 60 Kilometern. Aber sie steigerten die Zahl der Reisetage von drei über sieben bis neun. So kamen Gesamtkilometerleistungen von teilweise mehr als 600 Kilometern zusammen. Die Gruppe erschloss in mehreren Etappen den Rhein, kurvte auf dem ostdeutschen Seenradweg, arbeitete sich durch die bayerischen Berge und an der Elbe entlang.
"Kulturfahrten veranstalten wir nicht", geben die Männer zu. Das sei zu schwierig zu organisieren. "Aber wenn wir an einem interessanten Objekt vorbeikommen und ausreichend Zeit haben, dann halten wir auch an", sagte Bernd Reiß.
Die Abläufe der Reisen sind immer gleich. Mit dem Zug und den Fahrrädern im Stauraum geht es zum Startpunkt und dann etappenweise nach Hause zurück. "Die Unterkünfte werden gebucht, sonst kommt man mit acht Reisenden schnell an den Punkt, nicht alle in einem Haus unterbringen zu können", erklären die Radler.
Die Radler haben viel erlebt. Zum Beispiel die Zugfahrt nach Dresden, wo erst die Hälfte der Mannschaft ausgestiegen war, als der Zug losfuhr. "Gut, dass der nächste Haltepunkt nur wenige Kilometer entfernt war", erinnert sich Friedel Schebaum. Und nächstes Jahr? Da rollen die Räder wieder. Mit Muskelkraft getreten übrigens - ohne Elektroverstärkung.
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