Versmold (sim). Unterkunftsmöglichkeiten für rund 96 Menschen werden in den Jahren 2016 und 2017 jeweils in Versmold benötigt. Davon geht die Stadtverwaltung aus, wenn sich die Zahlen der Flüchtlinge und Asylbewerber auch in Zukunft so entwickeln wie im aktuellen Jahr. Um gerüstet zu sein, wird bereits jetzt nach Unterbringungsmöglichkeiten gesucht - und diese wurden am Dienstagabend, wie berichtet, im Integrations- und Sozialausschuss diskutiert. Nachdem mit dem Umbau eines Gebäudes am Brüggenkamp Platz für 90 Personen in der Innenstadt geschaffen wird, sollen jetzt auch die Ortsteile in die Pflicht genommen werden.
133 Plätze an fünf Standorten
Aktuell leben 62 Menschen im Asylbewerberheim an der Bundesstraße in Bockhorst, 30 in zwei Reihenhäusern an der Bielefelder Straße in der Innenstadt und sechs im umfunktionierten Sportlerheim am Sportplatz in Loxten. Neben diesen Wohnheimen hat die Stadt erst kürzlich Wohnraum in Hesselteich für zehn Personen angemietet, außerdem leben 25 Menschen, überwiegend Frauen und Kinder, im CJD-Internat.
Situation am Brüggenkamp
In einem von drei Bauteilen am Brüggenkamp sollen schon in nächster Zeit elf Menschen leben können. Und auch die Arbeiten an den zwei großen Gebäudeteilen schreiten gut voran, so dass sie ab Mitte oder Ende August bezugsfertig sind. Es werde etwa zehn Monate dauern, bis alle 79 Betten dort vergeben sind, schätzt man bei der Stadt. Das heißt, ab Mai oder Juni 2016 müssten weitere Gebäude entsprechend umgebaut werden.
16 Personen in Peckeloh
Das wird zunächst ein Gebäude der Grundschule Peckeloh sein, dafür sprachen sich alle Ausschussmitglieder aus. Ab dem kommenden Schuljahr wird ein - ohnehin etwas abgesetzt vom Rest der Schule liegender - Gebäudeteil nicht mehr benötigt. Die zwei Klassen- samt Gruppenräumen könnten ohne viel Aufwand in Unterkünfte für 16 Personen verwandelt werden. Damit der Schulbetrieb und das Leben in dem Haus einander nicht beeinträchtigen, wird der bisherige Zugang verschlossen und ein neuer Eingang zur Straße hin gebaut. Sanitäreinrichtungen sollen in einem von der Straße nicht einsehbaren Container installiert werden. Mit dem etwa 30 000 Euro teuren Umbau soll Anfang 2016 begonnen werden.
Zwei Optionen in Oesterweg
In Oesterweg hatte die Stadt zunächst zwei Gebäude unter die Lupe genommen. In der Grundschule Oesterweg würden vier Klassenräume frei, wenn die Schule ab Sommer 2016 auch die baulich besseren Räume der Matthias-Claudius-Schule mitnutzen würde. Das würde aber nur dann geschehen, wenn die Matthias-Claudius-Schule geschlossen würde - was zurzeit nicht sicher vorauszusagen ist.
Da hinter dieser Lösung zu viele Fragezeichen stehen und man in Oesterweg nicht zwei Standorte für Flüchtlinge bereitstellen möchte, konzen-trierte sich die Diskussion auf das zweite Objekt. Durch den Ankauf des großen Fachwerkhauses am Oesterweger Ortseingang, der früheren Gaststätte Urlinde, ergäben sich Unterbringungsmöglichkeiten für 31 Personen. Das Haus steht für 250 000 Euro zum Verkauf; Umbaukosten würden in Höhe von rund 100 000 Euro entstehen. Von besonderem Vorteil sei die Lage, da das Grundstück an Feuerwehrgerätehaus, Grundschule und Heimathaus grenze und somit keine Probleme mit Nachbarn befürchtet werden, erläuterte Carsten Wehmöller, bei der Stadt Versmold zuständig fürs Gebäudemanagement.
Während CDU, FDP, UWG und Grüne den Kauf der Urlinde für eine gute Idee hielten, stimmte die SPD dagegen. "Die Urlinde lehnen wir kategorisch ab, da sie nicht wiederzuverkaufen ist", sagte Angel Dabarca für die Sozialdemokraten, die sich allerdings in der Abstimmung darüber der Stimmenmehrheit der übrigen Parteien beugen mussten.
Neubauten in Loxten
Genau umgekehrt war das Meinungsbild hinsichtlich des Verwaltungsvorschlages für Loxten. Dort sollten auf einem Teil des früheren Sportplatzes drei Doppelhäuser entstehen. In den sechs Wohneinheiten könnten insgesamt 36 bis 40 Menschen leben. Als besonderen Vorteil nannte Wehmöller die Möglichkeit, die Häuser in späteren Jahren als normale Wohnhäuser zu vermieten. Da das Grundstück bereits der Stadt gehört, würden nur Baukosten anfallen, die allerdings bei etwa 912 000 Euro liegen. "Viel zu teuer", befanden die Vertreter von CDU und FDP, während die SPD das Geld gut angelegt sah, da man "die Häuser ja später gut wiederverkaufen kann". So einigte man sich auf einen Kompromiss, der vorsieht, je nach Entwicklung der Flüchtlingszahlen im Jahr 2016 zumindest einen Entwurf für die Häuser vorzustellen und dann über einen möglichen Bau zu entscheiden.
Hauptschule nur ungern
Für die Idee, das Obergeschoss des dann leerstehenden Verwaltungstraktes der Hauptschule für 40 Personen umzubauen, konnte sich - trotz vergleichsweise geringer Kosten von 100 000 Euro - keine der Parteien so richtig erwärmen. Die Unterkunft hätte eine zu große Nähe zum Brüggenkamp und zum Schulbetrieb, sagte Bürgermeister Michael Meyer-Hermann. Deshalb soll die Hauptschule nur als mögliche Alternativlösung zu den Neubauten in Loxten später noch einmal diskutiert werden.
Ob alle Pläne auch so umgesetzt werden, entscheidet der Stadtrat am kommenden Donnerstag.