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Die Spur führt bis nach Afrika

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„Biografie- und Familienforschung”, erzählt Dieter Nolden, „ist mein Hobby, seit ich 20 Jahre alt bin.” Damals war seine Großmutter 80 Jahre alt geworden. Und Nolden tauchte ab in die väterlichen und mütterlichen Linien des Geburtstagskindes. Nun war es der Geburtstag der Schwiegermutter, der willkommenen Anlass bot, sich einmal näher mit der Genealogie der beiden Familien zu beschäftigen. „Wenn man dann noch viel Zuspruch erhält, mit Informationen und Familienfotos versorgt wird, dann wächst und wächst das.” Im März war die Idee konkret geworden, die Stammbäume für den 80. Geburtstag zusammen zustellen. „Und dann”, führt der Architekt aus, „will man sich auch die Höfe angucken und die Seitenlinien kennlernen.” Dabei gab es für den 62-Jährigen allerhand zu entdecken. Schließlich führten die Spuren nicht nur ins ostwestfälische Umland. „Es gibt auch Familien in Oberbayern oder Kärnten und frühe Auswanderer aus beiden Familien nach Südafrika, Mexiko und in die USA. Hofgeschichten sind häufig sehr wechselhaft und nicht so konstant, wie man sich das vorstellt”, erklärt Dieter Nolden. Familiengeschichte führt auf den Hof Olderdissen Hilde Blomeiers Urahn Hermann Heinrich Blomeier ist ein Beispiel dafür. 1830 in Spenge geboren, verlor er Vater und Muter schon als Kind. „Hermann Blomeier lebte für ein Jahr bei dem Lehrer-Ehepaar Hoppenbrinck”, hat Dieter Nolden recherchiert. Er wurde Schumacher, arbeitete in Barmen, Bielefeld, Bramsche, Bremen und Melle. 1858 ging er, auf Anraten Hopenbrincks, zu Pastor Ludwig Harms nach Hermannsburg, „Hier begann Blomeier 1863 eine Priesterausbildung”, führt Nolden aus. Beendet war das Studium 1867. Ein Jahr später zieht es Hermann Blomeier nach Südafrika, wo er 1882 in Krantzkop in der Provinz Kwazulu Natal, starb. Seine Ehefrau, Catharine Louise Wilhelmine Ruwe, überlebte ihn um 39 Jahre und kümmerte sich um den gemeinsamen Sohn Herman Heinrich Wilhelm. Drei weitere Generationen folgten. Mindestens ebenso spannend ist aber auch die ostwestfälische Geschichte der Familie Milsmann. Sie nämlich führt auf den Hof Olderdissen. „1828 war der Hof mit rund 180 Hektar Land der größte Hof in der Gemeinde Bielefeld.” Doch es wird noch spannender. Denn am 28. November 1761 heiratete Conradt Heinrich Wilhelm Meier zu Olderdissen Anna Maria Elisabeth Voltmann. Deren Sohn wiederum, Heinrich Friedrich Wilhelm Meier zu Olderdissen, ehelichte Anne Marie Elisabeth Baumeister. Letzere war als Nichte des letzten wirklichen Milsmann, Johannes Hermann, am 15. September 1794 die Erbin des Hofes Milsmann, Dornberg Nummer 1, geworden. Bedingung: die Eheschließung. „Dennoch nannte sich die Familie nicht Baumeister oder Olderdissen, sondern nach dem Hof »Milsmann«”, erklärt Dieter Nolden. „Genealogisch oder genetisch betrachtet sind alle Nachfahren auf dem Hof Milsmann aber keine Milsmann-Abkömmlinge mehr, sondern Nachfahren von Meyer zu Olderdissen.” Aus eben dieser Familie stammt letztlich auch Dieter Noldens Schwiegermutter Hilde Milsmann. Und die staunte nicht schlecht über die 300 Seiten Familiengeschichte, inklusive vieler Bilder und dem ein oder anderen detaillierten Erbvertrag aus alter Zeit. Insgesamt fünf Monate hat Dieter Nolden mit der Forschung zugebracht. „Jede freie Minute abends und am Wochenende”, verrät er. „Der Ansatz ist immer in der Familie und bei der Verwandtschaft”, gibt Dieter Nolden Einblicke in seine Vorgehensweise. Die ersten drei Generationen habe man schnell zusammen, erläutert er. „Dann kann man in Standesamtbüchern recherchieren. Ab 1874 ist da alles dokumentiert.” Auch mit den Archiven in Münster und Detmold hat Nolden für die Nachforschungen Kontakt aufgenommen. „Weitere Hilfe gibt es von anderen Genealogen, die Familienforschung betrieben haben”, weiß er. Und die Zeit vor 1874? „Da muss ein Familienforscher an die Kirchenbücher ran”, erklärt er. Taufen, Hochzeiten und Begräbnisse sind hier verzeichnet. Eine wahre Fundgrube für den Historiker, der bestreitet, einer zu sein.

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