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Energiewende bei Glocken-Beune

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Ende des Monats beginnen die konkreten Baumaßnahmen. Seit der Förderzusage ist dann auch schon wieder ein ganzes Jahr vergangen - notwendige Vorarbeiten angesichts eines komplexen Projekts. Glocken-Beune setzt 30 Millionen Euro pro Jahr um und hat einen Exportanteil von 45 Prozent - selbst in Dubai sind die Würste aus Pium zu haben. Doch zur Produktion von Wurst und Schinken braucht man nicht nur gutes Fleisch und fleißige Mitarbeiter, sondern auch jede Menge Energie. Denn die Produktionsräume werden das ganze Jahr über aus hygienischen Gründen bei einer konstanten Temperatur von 12 Grad gehalten. Warme Kleidung ist für Beune-Mitarbeiter also ganzjährig nutzbar. Doch wenn aus Fleisch, Gewürzen und Wasser eine große Vielfalt von Produkten geworden ist, dauert es noch etliche Tage, bis diese Spezialitäten in den Handel gelangen können. Denn je nach Sorte müssen die Würste bei genau festgelegten Temperaturen zwischen 18 und 24 Grad reifen - manche eine, manche auch drei Wochen lang. Zwischendurch werden sie meist noch geräuchert. Um die Temperatur in den Klimakammern konstant zu halten, wird Wärme gebraucht - an 365 Tagen im Jahr. Das Gleiche gilt auch für elektrische Energie. Doch was so einfach klingt - Wärme und Strom selbst zu erzeugen und zu verbrauchen - ist im Detail ein schwieriges Verfahren. Vor allem, wenn es nicht darum geht, eine neue Firma auf der grünen Wiese zu planen, sondern ein organisch gewachsenes Unternehmen komplett umzukrempeln. „2010 haben wir einen Pius-Check zusammen mit der Effi-zienz-Agentur NRW durchgeführt. Dabei wurden sämtliche Stoffströme im Unternehmen analysiert”, erklärt Detlev Beune. Der Diplom-Wirtschafts-Ingenieur und Diplom-Ingenieur für Lebensmitteltechnologie gehört zur dritten Generation des stets familiengeführten Betriebs. „Ab und zu braucht ein Unternehmen die Betrachtung von außen, um neue Anstöße zu bekommen”, ist er sich sicher. Von der Effizienz-Agentur kam der Hinweis auf die Fördermöglichkeiten für das Vorhaben. Mit Kosten von 885 000 Euro ist das Projekt »Versorgung von Rauch-Klimaanlagen zur Wurstherstellung durch Kraft-Wärme-Kopplung« veranschlagt, 354 000 Euro kommen aus der Strukturförderung der Europäischen Union. Insgesamt ist die Investition sogar noch höher, denn es muss-ten Anpassungen der Technik vorgenommen werden. Bislang produziert ein mit Erdgas betriebener Kessel 157 Grad heißen Dampf. Mit der Inbetriebnahme des Blockheizkraftwerks wird das Heizsystem auf sehr viel niedrigere Temperaturen umgestellt. Der Dampfkessel bleibt als Reserveanlage erhalten. Deshalb müssen auch etliche Meter Rohrleitungen neu verlegt werden, die nach neuesten Standards gedämmt sind. Der Erdgasverbrauch wird um 50 Prozent steigen, doch der kostbare Brennstoff wird künftig sehr viel besser ausgenutzt. „Wir wollen die Energiekosten um 32 Prozent senken”, nennt Detlev Beune das ehrgeizige Ziel der Maßnahme. Davon soll auch die Umwelt profitieren, denn der CO2-Ausstoß soll gleichzeitig um 21 Prozent vermindert werden. Zwei bis drei Jahre soll es nur dauern, bis sich die Anlage amortisiert hat. Diese extrem gute Auslastung des Blockheizkraftwerks ist vermutlich der Grund dafür, warum das Projekt von der EU gefördert wird. „Durch den Pius-Check waren schon alle Grunddaten vorhanden. Doch die EU-Bürokratie ist schon sehr anspruchsvoll”, umschreibt Detlev Beune den Aufwand bis zur Förderung. Ausschreibung und Vergabe der Aufträge müssen natürlich auch streng nach den EU-Richtlinien verlaufen. Gehen alle Pläne auf, gibt es noch Wärmereserven, um zum Beispiel die Büros mitzuheizen. Doch das sei der zweite Schritt, erklärt Beune. Allerdings: „Ressourceneffizienz ist seit dem Jahr 2000 unser Thema. Einerseits erwarten die Kunden nachhaltiges Handeln, andererseits muss am Kostenblock gearbeitet werden”, sagt der Geschäftsführer.

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