Von Birgit Nolte
Werther. So voll ist es im Stadtpark nur einmal im Jahr. Das Maisingen lockte am Freitag wieder rund 250 Gäste an. "Ohne ehrenamtliches Engagement wäre Werther langweilig und öde", stellte Bürgermeisterin Marion Weike folgerichtig fest.
Das Maisingen ist eine ehrenamtliche Koproduktion. Für die musikalische Unterhaltung ist stets der Männerchor »Liedertafel« zuständig. Die Sänger hatten sich unter der Leitung von Volker Schrewe mit dem Chor der Grundschule Wer-ther-Langenheide junge stimm-liche Verstärkung gesichert. Außerdem spielten die Bläsergruppe »Die Knödelwäscher« und die Akkordeonspieler Hermann Pohlmann und Gerhard Schmidt im Stadtpark auf.
Ein wichtiger Partner des Maisingens ist der Heimat- und Kulturverein Werther. Die Mitglieder rund um den Vorsitzender Paul-Heinz Wöhrmann übernehmen das Aufstellen des Maikranzes. Erstmals wurde der Kranz in diesem Jahr in der Gärtnerei der Waldheimat der Evangelischen Stiftung Ummeln gebunden.
Zwei Jubiläen bei einem Maisingen
150 Jahre wird der MGV Liedertafel in diesem Jahr alt. Die Bürgermeisterin wies in ihrer Rede nicht nur auf dieses, sondern auf ein weiteres Jubiläum hin: "2015 begehen wir zum 125. Mal den Tag der Arbeit", berichtete Marion Weike. Seit 1890 hätten Arbeitnehmer und Gewerkschafter viel erreicht, was heutzutage selbstverständlich erscheine. Marion Weike nannte wichtige Beispiele wie Jahresurlaub, Acht-Stunden-Tag, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall oder die Fünf-Tage-Woche, die in den 1950er Jahren mit dem bekannten Slogan »Samstags gehört Papi mir« beworben wurde.
Globalisierung, Digitalisierung und demografischer Wandel stellten die moderne Gesellschaft vor neue Herausforderungen. "Die neuen Möglichkeiten bieten Chancen, aber auch Risiken", warnte Marion Weike.Trotz der guten Wirtschaftslage geht die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander."
Bei vielen Menschen reiche eine Arbeitsstelle aber nicht mehr aus, um finanziell über die Runden zu kommen. "Im vergangenen Jahr standen rund zwei Millionen Deutsche in mindestens zwei Arbeitsverhältnissen", so die Bürgermeisterin. In ihrer Ansprache mahnte sie, auch über den nationalen Tellerrand zu gucken. Sehr weit muss man den Blick nicht schweifen lassen: "In Spanien sind 53 Prozent der Jugendlichen arbeitslos, in Griechenland 50 Prozent und in Frankreich 25 Prozent", berichtete Marion Weike. "Wenn nicht etwas passiert, haben diese jungen Menschen keine Chance, ihr Leben jemals selbstbestimmt zu gestalten."