Von Philipp Kreutzer
Halle.
Beim TP Versmold ist es Daniel Masur, bei den Herren 30 des TC BW Halle Jan Vacek: Höherklassig spielende Tennis-Mannschaften schmücken sich an Position eins gern mit bekannten Namen. Das ist bei Halles Damen 60 nicht anders: In Rita Rose führt beim Saisonauftakt an diesem Samstag eine viermalige deutsche Meisterin und 100-fache Nationalspielerin das Aufgebot an.Rita Rose? Dieser Name dürfte denen, die den heimischen Sport seit vielen Jahren verfolgen, gut bekannt sein. Allerdings in erster Linie im Zusammenhang mit einer anderen Sportart. Denn Rita Rose war eine sehr erfolgreiche Handballerin. Als sie in den 80er Jahren vom Bundesligisten Eintracht Minden zum TV Künsebeck in die Regionalliga wechselte, hatte die Rechtshänderin schon Titel und Einsätze in der Nationalmannschaft gesammelt wie andere Leute Briefmarken.
"Ich habe erst mit 17 mit Handball angefangen", erinnert sie sich. Geboren in Preußisch Oldendorf im Kreis Minden-Lübbecke, spielte Rita Rose zunächst für Espelkamp und Nettelstedt. Allerdings jeweils nur ganz kurz.
Die Mindener erkannten sofort das riesige Potenzial des Ausnahmetalents aus der Nachbarschaft und holten es zu sich. Rita Rose wurde eine Regisseurin, die das Spiel ihrer Mannschaft mit Auge, Ballgefühl und Intuition clever zu lenken verstand. Eine weitere wertvolle Fähigkeit: Sie konnte problemlos auch auf allen anderen Positionen spielen.
Allrounderin ist Rita Rose bis heute. Ermöglicht haben ihr das die Grundlagen, die sie als Mädchen in der Leichtathletik mit auf den Weg bekam. 1972 startete sie bei »Jugend trainiert für Olympia« in München, parallel zu den ebenfalls dort stattfindenden Olympischen Spielen, über 400 Meter und im Weitsprung. "Laufen konnte ich schon immer", sagt die 60-Jährige und nennt damit zugleich eine der Stärken ihres heutigen Spiels. Gegen Rita Rose zu punkten, ist für Gegnerinnen auch deshalb so schwierig, weil sie auch die weit nach außen geschlagenen Bälle und die kurzen Stopps oft noch zurück übers Netz gekratzt bekommt.
Tennis spielte sie erstmals im Alter von 27 Jahren, als Ausgleich zum Handball, und es fiel ihr leicht. "Ich habe einfach schon immer Spaß an der Bewegung gehabt, und mit dem Ball ist es noch nie ein Problem gewesen", versucht sie sich an einer Erklärung für die erstaunliche Vielfalt ihrer sportlichen Betätigungen. Insofern ist es eigentlich kaum eine Erwähnung wert, dass sie auch mal bei den Jöllenbecker Fußballerinnen ausgeholfen hat, als bei denen Not an der Frau war.
Ende der 80er Jahre begann Rita Rose, parallel zum Handball Trainerscheine im Tennis zu machen und sich damit ein berufliches Standbein zu schaffen. Die B-Lizenz-Inhaberin trainiert heute beim TuS in Jöllenbeck, wo sie auch lebt, zudem beim TV Künsebeck und in der Tennishalle in Häger.
Sechs bis acht Stunden steht sie täglich auf dem Platz. Auch an den Wochenenden. Mit Erwachsenen wie mit Kindern. "Es macht mir Spaß", sagt sie und bezieht das auch auf die Mannschaftsspiele. Zuletzt hat sie für die Damen 30 des TC Dreeke Jöllenbeck aufgeschlagen. Jetzt, nach ihrem runden Geburtstag, ist Rita Rose für die Haller Damen 60 spielberechtigt. Endlich, findet Margret Lünstroth. Die Mannschaftsführerin der Blau-Weißen hatte schon frühzeitig Kontakt zu ihr aufgenommen. Denn sie wusste, Rita Rose würde eine echte Verstärkung für ihr Team sein.
Schon am Samstag im schweren Auswärtsspiel beim favorisierten RTHC Bayer Leverkusen wird sie versuchen, die Erwartungen zu erfüllen. Ob im neuen Club, in der neuen Mannschaft oder auf einem ungewohnten Platz: Probleme mit der Anpassung wird Rita Rose nicht haben. Das alles bewältigt eine erfahrene Allrounderin wie sie mit links. Auch als Rechtshänderin.