Von Frank Jasper
Steinhagen. Not macht bekanntlich erfinderisch. Um den Bedürfnissen von Flüchtlingen, aber auch den Bedenken der Anwohner von Flüchtlingsunterkünften gerecht zu werden, hat Sozialamtsleiterin Birgit Pape ein Belegungskonzept für das Gebäude »An der Jüpke 13« erarbeitet, das am Dienstag der Politik vorgestellt wird. Es wartet mit einigen innovativen Ideen auf und könnte zum Vorbild für weitere Unterkünfte im Ort werden.
Die Begeisterung der Nachbarn von Wohnheimen für Asylbewerber hält sich in der Regel in Grenzen. Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, dass die Integration der zugezogenen Menschen aus unterschiedlichen Ländern alles andere als einfach ist. In dem Mehrfamilienhaus An der Jüpke 13, das am 15. April von der Gemeinde Steinhagen erworben wurde, soll das anders werden.
In dem Haus, das rund 540 Quadratmeter Wohnfläche bietet, sollen nicht nur Flüchtlinge in Wohngemeinschaften einziehen, sondern auch Studenten. Bei den Flüchtlingen kann es sich auch um Frauen und Familien handeln. "In den Bürgerveranstaltungen haben die Anwohner stets Bedenken geäußert, als sie hörten, dass vor allem alleinstehende Männer einziehen", teilt Birgit Pape im HK-Gespräch mit. Diesem Einwand will man mit dem neuen Konzept begegnen.
Die Durchmischung mit Studierenden soll die Integration der Flüchtlinge erleichtern. Das Konzept sieht vor, dass die Studenten in dem Haus vergünstigt wohnen können, wenn sie sich als Teil der Hausgemeinschaft verstehen und dort Aufgaben übernehmen. "Ich denke da zum Beispiel an Hilfen beim Erwerb der deutschen Sprache, oder am Gestalten von Freizeitangeboten wie etwa dem Einrichten einer Teestube", nennt die Sozialamtsleiterin Beispiele.
Ihr sei bewusst, dass Steinhagen für Studenten nicht die erste Adresse ist. Doch die Wohnungssituation in Bielefeld, wo sich die Hochschulen befinden, sei angespannt. Außerdem könnten - so ihre Hoffnung - gezielt junge Leute, die einen sozialen Studiengang belegt haben, Gefallen an dem Konzept finden. Für einen Pädagogikstudenten etwa mache sich die Teilnahme an so einem Wohnprojekt sicherlich auch gut im Lebenslauf, meint Birgit Pape. Außerdem sei die Verkehrsanbindung mit dem Steinhagener Bahnhof in unmittelbarere Nähe optimal.
Anvisiert ist die Unterbringung von 40 Flüchtlingen und drei Studenten an dem Standort. "Aber da sind wir noch flexibel", so die Sozialamtsleiterin. Aktuell wohnen zwei erwachsene Flüchtlinge und zwei Kinder in dem Objekt.
Sich einbringen soll außerdem eine Person im Bundesfreiwilligendienst (Bufdi), die zur Betreuung der Bewohner eingesetzt wird und die mit der Flüchtlingsberatung kooperiert. Finanziert werde die Stelle von der Gemeinde
Steinhagen.
Auf diese Weise soll das Motto des Konzeptes »Wir leben nebenan« umgesetzt werden. "Damit ein solches soziales und nachbarschaftliches Miteinander gelingt, bedarf es auch der Auseinandersetzung mit Werten und Vorstellungen sowie des Gesprächs über den Umgang mit Differenzen und Konflikten", heißt es in dem Konzept zum Thema Integration."Fertige Konzepte für Flüchtlingsunterkünfte findet man in dieser Form nicht", hat Birgit Pape festgestellt und darum Ideen aus unterschiedlichen Wohnformen zusammengestellt und dann ein ausführliches Manuskript angefertigt, das am Dienstag im Sozialausschuss diskutiert wird. Die Sitzung beginnt um 17.30 Uhr im Rathaus und ist öffentlich.
Geht der Pape-Plan auf, könnte das Konzept auch in anderen Flüchtlingsunterkünften angewendet werden, etwa in den noch zu bauenden Häusern an der Bahnhofstraße.