Von Marc Uthmann
Werther/Altkreis
Halle.
Wer hier blättert, will eigentlich sofort aufsatteln. Auf 97 Seiten offenbart Ostwestfalen-Lippe seine vielfältigen Reize für all jene, die kräftig in die Pedale treten möchten. In Kooperation mit den Verlagen Neue Westfälische, Lippische Landeszeitung und Mindener Tageblatt hat das Haller Kreisblatt eine Neuauflage des erfolgreichen Magazins »Rad & Tour« auf den Markt gebracht. 16 neue Wege durch die Region werden vorgestellt, es gibt detaillierte Streckeninfos, umfangreiches Kartenmaterial - und viele spannende Hintergründe. Diesmal besonders im Fokus: Werther und seine Reize.»Von Widukind bis Böckstiegel - Begegnungen mit einem sächsischen Heerführer und einem expressionistischen Maler« ist Tour 8 des aufwändig produzierten Magazins überschrieben. Besagter Maler ist natürlich Werthers berühmtester Sohn Peter August Böckstiegel - die Tour selbst startet und endet allerdings in
Halle.
Rad-und-Tour-Experte Andreas Kronier schildert die 67,5 Kilometer lange Strecke mit dem Blick für Details und attraktive Stationen, spickt seinen Appetithappen mit historischen Hintergründen. Die Route führt vorbei am Gerry Weber Stadion, lenkt den Blick auf den Geschichtspfad Kaffeemühle, weiter zum Katharinenstollen. Er gehört zur 1840 inHalle-Ascheloh
gegründeten und 1925 stillgelegten Zeche Arminius - ja, auch im Altkreis gab es einst Bergbau.Über Spenge führt der Weg der reizvollen Radtour in die Widukindstadt Enger, die ihren Beinamen dem Sachsenherzog Widukind verdankt, der im 8. Jahrhundert in der Region wirkte.
»Rad & Tour« macht den Leser darauf aufmerksam, dass er beim Radeln die wunderschönen Höfe im Ravensberger Land ins Visier nehmen sollte. Solche hat auch Werther zu
bieten, die heimische Stadt bildet nach Jöllenbeck und Theesen den Abschluss des Rundkurses, ehe es wieder zurück nach Halle geht.
Wo der Schwerpunkt des Betrachters liegen sollte, offenbart sich in der Abbildung des Geburtshauses von Künstler Peter August Böckstiegel und im Verweis auf den nach ihm benannten Lehrpfad - Werther habe sich ganz dem großen Maler verschrieben, urteilt Andreas Kronier - und bringt die Marketingstrategie der so kleinen wie reizvollen Altkreisstadt damit ziemlich gut auf den Punkt. Doch auch die Mühen des Radlers verschweigen die Autoren nicht - so ist »Tour 8« gespickt mit einem Kraftakt, dem Anstieg zum Ascheloher Berg. Ist der jedoch gemeistert, offenbart sich ein wunderschöner Blick auf Halle und Werther.
»Rad & Tour« verknüpft reizvolle Landschaftsansichten mit einer Menge Informationen. Jede Tour wird auf zwei Doppelseiten beschrieben, es gibt weit mehr als nur Fotos aus der jeweiligen Region. So ist die jeweilige Route auf einer übersichtlichen Karte dargestellt. Die Strecke wird in den Kategorien Schwierigkeit, Landschaft und Kindertauglichkeit bewertet. Ein Höhenprofil macht die Herausforderungen auf einen Blick deutlich, natürlich ist die Länge der Strecken exakt angegeben.
Schließlich gibt es noch ein Kurzprofil, in dem die Anforderungen der Tour kurz zusammengefasst sind, sowie Tipps zu Sehenswürdigkeiten am Rande der Strecke, jeweils versehen mit exakten Koordinaten.
Im Anhang des Heftes findet der Radler übrigens herausnehmbare Karten zur Navigation unterwegs. Auch die Orientierung per GPS ist möglich. Entsprechende Tracks sind unter www.radundtour.eu herunterzuladen.
Das Magazin öffnet dem Tourenplaner den Blick weit über den Altkreis hinaus. Eine Strecke etwa führt an der Weser entlang, eine andere von Minden über Hille und Rothenuffeln. Bünde wird genauso erkundet wie die Region zwischen Löhne und Lübbecke, Grünlandschaften bei Herford oder das Lipperland.
Der Altkreis findet sich an weiterer Stelle wieder: Tour 7 startet in Marienfeld und führt den Radler über Isselhorst und
Steinhagen.
Das Restaurant Ententurm wird von Autor Heribert Dudler genauso angepriesen wie die Feuchtwiesen »In den Wösten« und das Rittergut Patthorst auf dem Weg nachSteinhagen.
In der Gemeinde selbst locken das historische Museum mit der ehemaligen Brennerei Schlichte im Fokus - die Steinhagener Schnapstradition wird für die Radler ausführlich beleuchtet. Und genauso viele Informationen finden auch all jene, die aus dem Altkreis aufbrechen wollen, um für sie bislang fremde Gebiete in Ostwestfalen-Lippe zu erkunden. Wer nicht nur Kilometer abspulen, sondern den Blick auch schweifen lassen will, ist mit »Rad & Tour« als Weglektüre ausreichend ausgerüstet.Das dicke Infopaket rund um die Radsaison liegt also vor - jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen.