Von Andreas Großpietsch
Borgholzhausen. Der 13. September 2015 verspricht ein spannender Tag zu werden: Gestern gab die CDU Borgholzhausen bekannt, dass sie ebenfalls einen Bewerber um das Amt des Bürgermeisters ins Rennen schicken will. Jan Brüggeshemke soll für die Christdemokraten antreten. Damit ist fünf Monate vor der Entscheidung der Wählerinnen und Wähler klar, dass mindestens zwei Anwärter für den Posten an der Spitze der Stadt Borgholzhausen bereitstehen.
Mehr dürften es wohl auch nicht werden, wenn auch theoretisch noch bis zum 27. Juli die Möglichkeit besteht, dass sich ein Einzelbewerber meldet, der ohne die Unterstützung einer Partei ins Rennen geht. Am Donnerstagabend traf sich die CDU mit den Spitzen der BU, der FDP und der Grünen, um über das Thema Bürgermeisterwahl zu sprechen. Dabei konnten die Christdemokraten zunächst erklären, dass sie mit Jan Brüggeshemke einen Kandidaten ins Rennen schicken wollen und abfragen, ob es von Seiten der anderen politischen Gruppierungen noch weitere Interessenten geben wird.
"Wir freuen uns, dass die Borgholzhausener Bürger jetzt eine Wahl haben", sagt Hermann Ludewig (Bild) für die FDP. Nach derzeitigem Stand wird es von den Liberalen keine Wahlempfehlung geben, stellt er klar. Er glaube aber, dass sich aus der Konstellation mit jetzt zwei Anwärtern eine gewisse Dynamik entwickeln werde und geht davon aus, dass es ein spannendes Rennen wird.
Für die SPD tritt Dirk Speckmann an, der seit vielen Jahren dem Rat der Stadt angehört und derzeit als nebenberuflicher Bürgermeister tätig ist. Der Kandidat der Sozialdemokraten kann auf große kommunalpolitische Erfahrung verweisen und genießt einen hohen Bekanntheitsgrad in der Lebkuchenstadt.
Das kann allerdings auch Jan Brüggeshemke für sich beanspruchen, obwohl er erst seit Beginn dieser Legislaturperiode Mitglied im Stadtrat ist. Er löste vor kurzer Zeit Carl-Heinz Beune an der Spitze des Heimatvereins
Borgholzhausen ab und sieht in dieser Erfahrung einen Vorteil für seine Ambitionen aufs Bürgermeisteramt. "Man muss erst einmal zuhören und nicht die Absicht haben, sofort alles auf links zu drehen", umschreibt er, was er bei diesem Wechsel an der Spitze gelernt habe.
Die Unabhängigen hatten sich im Vorfeld ebenfalls dafür engagiert, einen eigenen Bewerber ins Rennen zu schicken. Nachdem die-se Pläne gescheitert sind, wird sich die BU im Wahlkampf neutral verhalten, sagt Dieter Rerucha (Bild) vorbehaltlich der Entscheidung seiner Mitstreiter. Man werde sich weder für noch gegen einen Kandidaten aussprechen, sei aber für inhaltliche Gespräche immer offen.
Ein Thema solcher Gespräche könnte die Frage nach dem Wachstum der Stadt sein. Jan Brüggeshemke bezieht hier klar Stellung: Er trete für ein gesundes Wachstum, für eine gesunde Entwicklung ein, damit die Stadt so liebenswert bleiben können wie sie ist. "Wir können nicht stehenbleiben", sagt der bald 43-Jährige gelernte Automechaniker. Sein beruflicher Werdegang steht für diese Flexibilität: An das Fachabi in Gütersloh schloss er ein Maschinenbaustudium in Osnabrück an. Heute ist er in leitender Stellung bei der
Bielefelder Computerfirma Itelligence tätig. Dort habe er viele Erfahrungen auf dem Gebiet der Mitarbeiterführung sammeln können.
In seiner Firma habe er schon vor einigen Monaten erklärt, dass er sich grundsätzlich für die Kandidatur als Borgholzhau-sener Bürgermeister interessiere, aber erst jetzt definitiv erklärt habe, dass er antrete. "Urlaub habe ich in diesem Jahr noch nicht genommen", zeigt er sich vorbereitet. Für Berufstätige sei ein kürzerer, intensiverer Wahlkampf besser als ein langer, erklärt er. In diesem Punkt sei er der Beratung seines Schwagers gefolgt, der 16 Jahre als hauptamtlicher Bürgermeister gearbeitet habe.
Die Hauptamtlichkeit sei eine wichtige Motivation für ihn, sich um das Amt des Bürgermeisters zu bewerben. "Bisher kann ich mich nur nach Feierabend für meine Heimatstadt einsetzen. Als Bürgermeister kann ich das während meiner Arbeitszeit tun", nennt Brüggeshemke eine wichtige Motivation für seine Kandidatur.
Erfreut darüber, dass es jetzt zwei Kandidaten gibt, äußerten sich auch die Grünen. Für Heidi Kleinehagenbrock-Koster (Bild) ist es besonders wichtig, "dass die Leute ihr Wahlrecht wahrnehmen." Eine Empfehlung für den einen oder den anderen Kandidaten werde ihre Partei aller Voraussicht nach nicht abgeben, sagte sie.
Mit Jan Brüggeshemke und Dirk Speckmann treten jetzt zwei Kandidaten an, die sich in vielen Punkten ähnlich sind: Beide sind in Borgholzhausen aufgewachsen, beide engagieren sich ehrenamtlich für ihren Ort und beide haben hohe berufliche Positionen in der Privatwirtschaft erklommen. Materiell dürften sie sich wenig bis gar nicht verbessern, wenn sie ins Bürgermeisterbüro einziehen. In den kommenden fünf Monaten werden sie deutlich machen müssen, worin sie sich unterscheiden. Der Wahlkampf hat begonnen.