Von Silke Derkum
Versmold/Tui. Ein turbulenter Auftakt, vier erlebnisreiche Tage, spanische Herzlichkeit, unvergessliche Eindrücke und das Fazit: Wir werden wieder nach Tui reisen. So lässt sich der erste Besuch des Freundeskreises Tui-Versmold in der spanischen Partnerstadt zusammenfassen. Im Rahmen des Patronatsfestes San Telmo lernten 38 Versmolder die 16 000-Einwohner-Stadt in Galicien kennen und brachten auch politische Neuigkeiten mit zurück.
"Ganz ehrlich: Am Mittwoch waren wir den Tränen nahe", sagt Eva Vieites Fernandez vom Vorstand des Freundeskreises. Denn durch die Annullierung des Fluges (das HK berichtete), sah es so aus, als würde die seit Monaten mit viel Liebe vorbereitete Reise ins Wasser fallen. Dass dann nur drei Tage später alle Reiseteilnehmer auf verschiedensten Wegen doch noch in Spanien eintrafen, "hat uns wahnsinnig gefreut, damit hätten wir nicht gerechnet".
Und so wurde das - eigentlich locker auf sieben Tage verteilte - Programm einfach ein wenig gestrafft. Die Kathedrale von Santiago de Compostela, der Badeort Vigo oder das portugiesische Porto gehörten zu den Zielen, die die Versmolder besuchten. Eindeutiger Höhepunkt war jedoch das Fest des heiligen Telmo, an dem die Versmolder nicht nur als Zuschauer, sondern zum Teil sogar als Ehrengäste teilnahmen.
Jennifer Oldach, die als offizielle Vertreterin Versmolds mit dabei war, durfte bei der feierlichen zweistündigen Messe in der Kathedrale von Tui zwischen den Ehrengästen aus Politik und Militär sitzen und sogar am Altar die acht Reliquien küssen. "Das wird schon anders zelebriert als bei uns", sagt sie und ist immer noch beeindruckt von dem Prozedere, aber auch von dem Aufwand, den die Spanier um die Heiligenprozession betreiben. "Der Prozessionszug ist 800 Meter lang und alle Zuschauer am Straßenrand halten Kerzen in den Händen", berichtet sie von dem Gänsehauterlebnis, das sie aus nächster Nähe mit erleben durfte. Denn gemeinsam mit der Freundeskreisvorsitzenden Maria Esther Paz Barreiro ging Jennifer Oldach im vorderen Teil des Zuges mit. "Das war wirklich eine Ehre", sagt sie.
Ebenfalls als besondere Auszeichnung empfanden die Versmolder die Begrüßung am Samstagabend. Bei einem Konzert vor der festlich beleuchteten Kathedrale trat auch das Dudelsackorchester »Banda de Gaitas San Xoan de Paramos Tui« auf, das 2013 beim Versmolder Tanzfestival für Begeisterung gesorgt hatte. Nicht nur, dass die Versmolder Gruppe per Mikrofon von der Bühne aus eigens begrüßt wurde, die Musiker spielten auch das durch die Kölner Band Bläck Fööss bekannt gewordene Dudelsackstück »Highland Cathedral«, das sie seinerzeit extra für Versmold einstudiert hatten.
"Das Dudelsackorchester möchte unbedingt noch mal nach Versmold kommen; ihnen hat es hier sehr gut gefallen", berichtet Susi Vieites Fernàndez. Auch die Fußballspieler des FC Tyde, deren Jugend vergangenen Mai in Peckeloh beim U 11-Cup spielte, haben Versmold in guter Erinnerung und daher einen Grillabend für die deutschen Gäste veranstaltet. So langsam verlagern sich die Begegnungen also offenbar von der offiziellen Ebene auf die persönliche.
Dafür spricht auch, dass es in Tui nun Bestrebungen gibt, ebenfalls einen Freundeskreis zu gründen, um die Partnerschaft unabhängig von der Politik zu machen. Auch wenn Tuis Bürgermeister Moises Rodriguez Perez, der ab Juni nicht mehr im Amt sein wird (siehe Infokasten), fest versprochen hat, die Städtepartnerschaft auch seinen Nachfolgern ans Herz zu legen.
Unabhängig davon, plant der Freundeskreis schon die nächste Reise. "Wir wollen auch 2016 wieder eine Reise nach Tui anbieten", sagen Susi und Eva Vieites Fernàndez, "dann aber zu einer anderen Jahreszeit."