Anfang 2010 war Baubeginn der Biogaslage der Stadtwerke Bremen im ehemaligen Steinbruch Foerth. Mit einem Kostenaufwand von 8,2 Millionen Euro entstand bis zum Jahresende 2010 eine Biogasanlage mit einer Leistung von 350 Kubikmeter Biomethan pro Stunde in Erdgasqualität. Mit einer solchen Leistung lassen sich rund 400 Häuser bei einer Außentemperatur von null Grad beheizen. Nach den damaligen Einspeisungbedingungen hätte die TWO die Gasmenge in ihrem Netz aufnehmen müssen.
Und in der Augustnacht?
Doch TWO-Geschäftsführer Detlef Wemhöner lehnte die Einspeisung mit der Begründung ab, dass die TWO nicht in der Lage sei, solche großen Gasmengen ganzjährig in ihrem Niederdrucknetz aufnehmen zu können. Wemhöner damals: „Was soll ich mit 350 Kubikmeter Gas in einer lauen Augustnacht machen, wenn niemand Gas verbraucht?”
Mehrere Gerichtstermine folgten, in der Sache ging es aber nicht voran. Die grundsätzliche Einspeisungspflicht wurde festgestellt, die Antwort auf Überkapazitäten blieb aus.
Damit die Anlage überhaupt Geld abwerfen konnte, wurde einer der zwei Gärkessel in Betrieb genommen. Die entstehenden 170 Kubikmeter Gas werden seit 2011 von einem großen Gasmotor verstromt. Die Wärme wird in den Himmel geblasen, die zweite Gärstrecke liegt seit 2011 ungenutzt. Ob es noch gerichtliche Folgetermine über eventuellen Schadensersatz gibt, diese Frage blieb gestern von beiden Partner unbeantwortet. „Wir sind an einer reibungslosen Lösung interessiert”, sagte Wim Hahn von der swb-Services.
Anfang dieses Jahres wurde dann die Zusammenarbeit zwischen den beiden Unternehmen konstruktiver - offenbar vor dem Hintergrund der großen wirtschaftlichen Verluste.
500 Stunden Hochdruck
Vereinbart wurde nun die kombinierte Einspeisung. Das heißt, an etwa 95 Prozent aller Tage im Jahr kann das Niederdrucknetz der TWO die Gasmenge aus der Biogasanlage aufnehmen. An geschätzten 500 Stunden im Jahr nicht - eine Größenordnung, die nach Ansicht von Bernd Possehl von der TWO aber auch sehr stark schwanken kann. Für diese Zeit wird ein Anschluss an die Gas-Überlandleitungen geschaffen. Allerdings, um das Gas hier einspeisen zu können, muss es komprimiert werden.
Am Lönsweg wird eine Übernahmestation gebaut für den Niedrigdruckeingang, am Postweg die für den Hochdruckeingang.
Doppelte Menge Futter
Wim Hahn von der swb sagte gestern in Gespräch mit unserer Zeitung, sein Unternehmen müsse sich jetzt um mehr Futter für die Biogasanlage bemühen, denn im August 2014 soll auch die zweite Gärlinie in Betrieb genommen werden. In der Folge benötige man die doppelte Menge Silage.
Aktiviert werden muss auch die Gaswäsche, die vor knapp drei Jahren installiert, aber nie in Betrieb ging. Hahn: „Und dann werden wir sehen, ob es inzwischen auch technische Neuerungen gibt, die berücksichtigt werden müssen.”
Dagegen rechnet der Experte aus Bremen mit einer sehr kurzen Startzeit für die zweite Produktionsstrecke: „Wir haben Schlamm genug da für einen schnellen Start. Wir arbeiten an diesem Ziel.”
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