»Inclusonics« ist ein Musikprojekt von rund 20 Menschen mit und ohne Behinderung, die für den Wertkreis Gütersloh arbeiten. Mit dem Geld, das durch die Tour im vergangenen Jahr nach Gibraltar zusammenkam, ließ die Band kürzlich unter anderem eine CD mit ihren Stücken in einem Tonstudio produzieren und professionelle Fotos von sich aufnehmen.
Die Spendenbereitschaft, aber auch die Dankbarkeit der »Inclusonics« und die Tatsache, dass sie sich bei ihrer ersten Fahrt als gutes Team erwiesen, ließen bei Lange und Beckwermert schnell den Entschluss reifen, sich auch in diesem Sommer für den guten Zweck aufs Rennrad zu setzen. „Die Freude der Band-Mitglieder ist unsere Motivation, es wieder zu tun”, sagt Lange. Die Idee, auf sportliche Weise Sinnvolles zu tun, begeistert auch Kaiser, der sich dem Duo für die Fahrt nach Pisa angeschlossen hat. „Einfach fahren kann jeder”, findet der Borgholzhausener, und Lange ergänzt: „Wir fahren für Respekt und Anerkennung für Menschen mit Behinderung.”
Grenzen werden die drei auch in anderer Hinsicht überwinden. Sie wollen schließlich durch Deutschland, Österreich und Italien radeln. Auch körperliche Grenzerfahrungen sind zu erwarten. Wenn die drei am Freitagmorgen um 8.30 Uhr am Gasthof Vahlenkamp in Siedinghausen starten, stehen ihnen während der neun Tagesetappen bis zur Ankunft am schiefen Turm insgesamt rund 1350 Kilometer und etwa 17 500 Höhenmeter bevor, darunter am sechsten Tag die Königsetappe mit 3800 Höhenmetern und einer 39 Kilometer langen Steigung hinauf zum Jaufenpass auf 1900 Metern.
Udo Lange findet: „Das ist eine kurze Strecke”
Sonderlich beeindrucken kann Lange all das nicht. Der erfahrene Ausdauersportler nennt die Tour „eine kurze Strecke”. Das stimmt zumindest im Vergleich zur Fahrt nach Gibraltar, als er mit Beckwermert 21 Tage lang und über eine Gesamtdistanz von etwa 3300 Kilometer in die Pedalen trat. Gut vorbereitet hat sich das Trio aber auch auf die neue Reise: Pensionär Lange (65) aus Bockhorst sitzt täglich im Sattel. Kaiser (47), der seine beiden Mitfahrer davon überzeugte, Pisa in der schönen Toskana als Zielort zu wählen, radelt mit dem Rad zur Arbeit, und Beckwermert (54) ist zwei bis drei Mal pro Woche unterwegs. „Abhängig davon, wie es sich mit Beruf und Familie vereinbaren lässt”, erläutert der Borgholzhausener und ergänzt: „Das Wichtigste ist, dass man durchgehend trainiert, also auch bei schlechtem Wetter im Winter.” Unterstützung erhalten die drei durch Maren Potthoff vom Wertkreis, die den erkrankten Werner Rogat ersetzen und das Begleitfahrzeug mit Verpflegung steuern wird, Langes VW Passat Baujahr 1996, den eine Karte mit den Stationen der Tour von 2012 und Unterschriften vieler Unterstützer und Sympathisanten der Aktion zieren.
Anders als im Vorjahr hat Lange diesmal einen exakten Plan mit den Etappen, Zwischenstopps sowie den Übernachtungen in Gasthöfen und Jugendherbergen ausgearbeitet. Die Quartierfrage von unterwegs zu klären, bedeutete 2012 doch einigen Stress. Die Kehrseite des beinahe minutiös gestalteten Plans: „Wir müssen jetzt jeden Tag sehen, dass wir den Zielort auch wirklich erreichen, weil die Betten ja gebucht sind”, sagt Beckwermert. Bei Etappenlängen von bis zu 175 Kilometern kann das Druck erzeugen.
Mit Plan oder ohne: Welche Variante die bessere ist, wollen die strampelnden Spendensammler auch im Hinblick auf das kommende Jahr für sich herausfinden. 2014 soll die nächste Tour zum Nordkap führen.
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