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In Versmold können viele Örtchen still sein

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Von Uwe Pollmeier

Versmold.
Die menschliche Blase gehört wohl zu den gemeinsten Organen im Körper. Sie meldet sich oft ganz plötzlich und zu den ungünstigsten Momenten. Ob im Stau zwischen München und Salzburg, beim Elfmeterschießen im WM-Finale oder auch beim Einkaufsbummel durch
Versmold.
Die Suche nach einem stillen Örtchen darf dann - gerade wenn Kinder mit im Spiel sind - nicht besonders lange dauern. In Versmold gibt es mehrere Möglichkeiten, um mal auszutreten. Wildpinklern drohen hingegen Bußgelder von bis zu 1000 Euro.

"Es handelt sich nach Paragraf 118 um eine Belästigung der Allgemeinheit und somit um eine Ordnungswidrigkeit", sagt Jennifer Oldach, Pressesprecherin der Stadt Versmold, über das Urinieren in der Öffentlichkeit. Rein rechtlich seien Bußgelder zwischen fünf und 1000 Euro denkbar, in der Praxis seien jedoch Beträge zwischen 50 und 100 Euro üblich. Es komme, so Oldach, gar nicht selten vor, dass solche Strafen verhängt werden. Insbesondere bei Großveranstaltungen und wenn Alkohol im Spiel ist. "Alkoholeinfluss mildert jedoch nicht die Strafe", stellt sie klar.

Wem das Geschäft hinter dem nächsten Busch oder an der gegenüberliegenden Hauswand zu riskant ist, der hat im Stadtzentrum die Wahl zwischen zwei öffentlichen Toiletten. Im Schatten der Petri-Kirche lädt ein ovaler Flachbau mit Sonnenlichteinstrahlung per Deckenfenster zum kurzzeitigen Verweilen ein. Der geräumige Raum ist behindertengerecht und steht sowohl Männern als auch Frauen offen. Waschbecken und Toilette aus Edelstahl setzen Akzente in dem aus einem Guss erzeugten Kunststoffinnengehäuse. Die Tür öffnet sich auf Knopfdruck, mit einer ähnlichen Handbewegung legt auch die Spülung los.

Die ähnlich gebaute Toilette am Busbahnhof ist in einem eckigen Gebäude untergebracht. Schon von außen weist eine ampelähnliche Signalanlage darauf hin, ob das WC frei oder besetzt ist. Grünes Licht bedeutet, bald freien Lauf lassen zu können, rotes Licht erzwingt zunächst ein weiteres Verkneifen.

"Die Reinigungskosten für beide Toiletten beliefen sich im vergangenen Jahr auf 3900 Euro", verrät Bauamtsleiterin Nina Herrling. Bis Ende 2010 habe man für die Benutzung der Toiletten per Münzeinwurf bezahlen müssen, seit 2011 gibt es die Örtlichkeiten jedoch gratis. "Die Ausgaben für Reparaturen durch Vandalismusschäden waren höher als der eingenommene Geldbetrag", sagt Herrling. Seit dieser Umstellung seien keinerlei Vandalismusschäden mehr aufgetreten. Im letzten Jahr der Bezahlphase seien die beiden Toiletten, so habe der eingeworfene Gesamtbetrag ergeben, 1960-mal benutzt worden. Deren Reinigung erledigt eine externe Firma.

Indirekt betroffen von der Blasenschwäche einiger Bürger sind auch die Geschäfte und Cafés im Zentrum. "Es kommt ein bis zweimal am Tag vor, dass jemand nach einer Toilette fragt", sagt Roland Wibker, stellvertretender Filialleiter des Jibi-Markts. Obwohl es keine eigens eingerichtete Kundentoilette gibt, helfen die Mitarbeiter gerne. "Wenn ein Kunde kommt und fragt, stellen wir ihm die Toilette natürlich zur Verfügung", sagt Wibker.

Unkompliziert geht es auch bei Edeka Farthmann zu. Auf Nachfrage gibt es beim Personal einen Schlüssel und somit freien Zugang zur Kundentoilette. Ähnlich sieht es beim Imbiss Arcade an der Wiesenstraße aus. Dort gibt es ebenfalls einen Schlüssel für das Kunden WC. Dessen Benutzung ist für Kunden gratis, Passanten ohne Pommeslust zahlen 50 Cent.

Das Eiscafé San Remo am Schweinebrunnen ist ebenfalls häufiger Anlaufpunkt, wenn die Blase drückt. "Viele fragen, ob sie auf die Toilette gehen können", sagt Inhaber Nuri Gül. Das sei auch in Ordnung, selbst wenn derjenige kein Eis verzehre. In der Stadtbibliothek gibt es für Besucher ebenfalls ein WC und in ganz dringenden Fällen leistet auch das Rathauspersonal mit einem Schlüssel für eine im Gebäude liegende Örtlichkeit Abhilfe.


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