Von Claus Meyer
Halle.
Eine Premium-Marke aufgeben zu müssen, fällt schwer. Zu einer solchen hat die Gerry Weber Management & Event GmbH nach den Worten ihres Geschäftsführers Ralf Weber die Finals um den deutschen Volleyball-Pokal gemacht. Der Deutsche Volleyball-Verband DVV und die Volleyball-Bundesliga beenden dennoch die Zusammenarbeit mit den Hallern und suchen sich eine neue Spielstätte. Nicht zuletzt die Volleyballer aus dem Altkreis bedauern den Abschied aus dem Gerry Weber Stadion nach zehn Jahren.
Die bisherigen Kooperationspartner stimmen zum Abschied positive Töne an. "Der deutsche Volleyballsport ist durch uns mit Zuschauerzahlen im fünfstelligen Bereich auf der nationalen Sportbühne positioniert worden", sagt Weber. "Wir blicken auf zehn tolle Jahre in Halle zurück", sagt Michael Evers, Präsident der Volleyball-Bundesliga. "Die Begeisterung ist größer als jemals zuvor", pflichtet ihm DVV-Präsident Thomas Krohne mit Blick auf die 10 500 Zuschauer des jüngsten Finals am 1. März und die mediale Präsenz bei. Dennoch müsse der DVV nun "einen weiteren Schritt nach vorn" machen. Wohin der führen soll, verrät Krohne in der Pressemitteilung von Gerry Weber Management & Event nicht. In Kürze sollen Informationen folgen.
Für Uwe Laupichler zumindest ist die Berliner Max-Schmeling-Halle die einzig realistische Alternative zu
Halle.
Der Pressesprecher der Steinhagener Volleyballer bedauert den Weggang des DVV aus der Lindenstadt. Als "phänomenal" hat er die Freundschaften in Erinnerung, die sich am Finaltag zwischen jeweils zwei Fanlagern der Frauen- und Männerteams bildeten und die den Pokalendspielen ihren lautstarken Rahmen gaben. "Dabei ist nie ein Team ausgepfiffen worden", rühmt Laupichler die faire Atmosphäre.
Als Spieler ist ihm der schlaggewaltige Georg Grozer junior in eindrucksvoller Erinnerung geblieben. Für den Mehrfach-Funktionär Laupichler waren die Finalbesuche willkommener Anlass, »nur« die Perspektive des Zuschauers einnehmen zu dürfen. Lediglich ein Mal war er als Spieleprotokollant im Organisationsteam tätig.
Angelika Schulte war da als Betreuerin der Ballkinder schon häufiger aktiv. "Das ist echt ein Drama", entfährt es der Volleyball-Abteilungsleiterin des TV Werther, als sie vom Ende der Haller Pokalfestspiele erfährt. Die Veranstaltung im Haller Stadion sah Schulte auch als Möglichkeit, den Nachwuchs an den Volleyball zu binden. "Das war ein Highlight für die Kinder", sagt sie. Das unmittelbare Treffen auf Stars des Sports, die Autogrammjagd nach getaner Arbeit als Ballkind - für die ehemalige Bundesliga-Schwimmerin Schulte waren die Pokalendspiele ein ideales Bindeglied zwischen Hochleistungs- und Breitensport. Das diesjährige Frauenfinale zwischen Sieger Stuttgart und Aachen mit dem dramatischen Tiebreak nennt sie ein persönliches Highlight.
Björn Kranenberg, Spielertrainer von Landesligist SC Halle, nennt die Entscheidung des DVV "nicht nachvollziehbar". "Für die Region ist das schade. Es war beeindruckend, eine Mannschaft wie Friedrichshafen hier sehen zu können", fährt er fort. Den "Organisationsvorteil", den der DVV dank der engagierten heimischen Vereine in Halle gehabt habe, gebe der Verband nun auf. Eine Wiederauflage der Premium-Marke schließt Kranenberg allerdings nicht aus: "Ich hoffe, dass die Finals schnell nach Halle zurückkehren."