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Rote Karte für den Maulwurf

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Von Uwe Pollmeier

Versmold-Oesterweg. "Ich wünsche mir am liebsten die alte Schlacke zurück, wenn ich das hier sehe", sagt Frank Wacker. Der Fußballobmann und Platzwart der SG Oesterweg ist verzweifelt. Der 720 000 Euro teure Kunstrasenplatz, der erst im vergangenen September eingeweiht wurde, sollte ihm eigentlich hinsichtlich der Pflege eine Menge Arbeit ersparen. Nun hat aber ein Maulwurf unter der künstlichen Grasnarbe Quartier bezogen und der fühlt sich dort wider Erwarten richtig wohl.

"Ich hatte schon einige Tage zuvor beobachtet, dass sich der Rasen an einigen Stellen nach oben wölbte", sagt Wacker. Zunächst tippte er auf Frostschäden, als dann aber die ersten Erdhügel ans Tageslicht kamen, war die Sache klar. "Dieser Maulwurf muss verdammt spitze Zähne haben. Eigentlich ist es unmöglich, dass er sich durch die untere Schicht aus Schotter und Gummi durchfrisst", sagt Wacker.

Der Fußballobmann rief einen alten Bekannten an, der als Platzwart beim Dortmunder Landesligisten Hombrucher SV tätig ist. Über ihn erfuhr er, dass auch dort der Maulwurf sein Unwesen getrieben hat und der Erdhügelbefall in Oesterweg somit kein Einzelfall ist. Wie sich herausstellte, hatte ein Schalke-Fan das Tier direkt am Mittelkreis des Platzes im Dortmunder Süden ausgesetzt. "Unser Maulwurf dagegen ist sicherlich aus freien Stücken zu uns gekommen", schließt Wacker derartige Gründe aus.

Noch ist nur der Strafraumbereich vor einem der Tore befallen, vermutlich wird der Maulwurf aber schon bald die Tiefe des Raumes nutzen und sein Gangsystem ausweiten. "In ein paar Tagen wird er möglicherweise das komplette Spielfeld untergraben haben", befürchtet Wacker. Vorsorglich hat er den Platz gesperrt.

Einige legale Hausmittel hat er gegen das geschützte Tier bereits ausprobiert. Kleingehackten Knoblauch in die Löcher gestopft - ohne Erfolg. Haarbüschelreste in den Gängen verteilt - nutzlos. Buttermilch ins Gangsystem gegossen - folgenlos. Der Oesterweger Maulwurf scheint geruchsresistent zu sein. "Nun müssen wir ihn mit Geräuschen den Aufenthalt vermiesen", sagt Wacker.

Versmolds Bürgermeister Michael Meyer-Hermann ist ebenfalls überrascht von dem Maulwurfbefall. Er sagte Wacker bereits seine Unterstützung zu. Eine wirksame Methode zur Vertreibung sei es, so Meyer-Hermann, eine Metallstange in die Haufen zu stecken und mit einem Hammer dagegen zu schlagen. Die unangenehmen Geräusche sollen das Tier angeblich vertreiben.

Zunächst hoffe er auf die Freiwilligkeit der Oesterweger, fügte jedoch an, dass die Verwaltung bei Misserfolg die Bürger verpflichten werde, eine dauerhafte Maulwurfswache zu gewährleisten. Mittelfristig plane man die Umsiedlung des Maulwurfs ins Versmolder Bruch.

Auf die ehrenamtliche Hilfe der Bürger setzt zunächst auch Wacker. "Wer Zeit hat, soll am Mittwoch, 1. April, um 15 Uhr mit Trillerpfeifen und Rasseln vorbeikommen", bittet der Platzwart. In einer Art akustischem Protestmarsch sollen dann alle Teilnehmer mit kräftigen Schritten und laut pfeifend über das Grün stampfen, um den Maulwurf fortzujagen.


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