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"Ein Ort zum Wohlfühlen"

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Von Anja Hanneforth

Werther.
Im Saal des Hauses Werther war die Baustelle provisorisch schon einmal eingerichtet, eigentlich aber warten alle Beteiligten nur darauf, bis es endlich in Arrode losgeht. Wenn nämlich mit dem Bau des lang ersehnten und viel diskutierten Böckstiegel-Museums begonnen wird. Als Datum für den ersten Spatenstich ist der 7. April 2016 fest ins Auge gefasst, dem Tag, an dem Peter August Böckstiegel 127 Jahre alt geworden wäre. Dieses und weitere Details erfuhren die rund 100 Bürger, die am Dienstag zur großen Infoveranstaltung ins Haus Werther gekommen waren. Wirklich Neues wurde an diesem Abend allerdings nicht berichtet.

Mancher Teilnehmer dürfte davon etwas enttäuscht gewesen sein. Schließlich fanden sich unter den Besuchern zahlreiche Vertreter aus Rat und Verwaltung, des Kreises Gütersloh, der Böckstiegel-Stiftung, örtlicher Vereine, dazu Anlieger aus Arrode und Kunstinteressierte, die den Fortgang des Projekts von Beginn an mitverfolgt haben.

Doch es hatte seinen Grund, warum die Macher von Böckstiegel-Stiftung und Architekturbüro zumindest nach außen hin noch nicht weiter sind: "Hinter den Kulissen ist viel passiert", betonten sie. Gespräche darüber, wo der Entwurf noch verändert werden muss, seien geführt worden, welche Wünsche seitens der Stiftung bestehen und wie diese umgesetzt werden können. Auch die weiteren »Mitspieler« wurden gesucht und inzwischen gefunden, diejenigen also, die die Planer bei der Realisierung unterstützen, bei der Statik des Gebäudes etwa oder der Wärme- und Klimatechnik.

"Noch sind wir über ein Skizzenstadium nicht hinaus", gab Architekt André Habermann vom Lemgoer Büro h.s.d., das den Architektenwettbewerb gewonnen hat und damit das Museum bauen wird, zu. Doch das werde sich schnell ändern. Ein Jahr hätten er und alle Beteiligten nun Zeit, aus der Skizze einen baureifen Entwurf zu machen, "jetzt geht es los und wir freuen uns darauf", sagte er und man merkte ihm an, dass er dies ernst meinte.

Das Böckstiegel-Museum sei für ihn ein ganz besonderes Projekt, machte er deutlich - und in Anbetracht der begrenzten Finanzmittel von zwei Millionen Euro sicher auch eine Herausforderung. Daher hat der Entwurf seines Büros die Funktionalität des Gebäudes in den Vordergrund gerückt: Die Bauweise kompakt ohne große Versprünge im Mauerwerk, geringe Grundfläche, energetisch überschaubar, keine überflüssigen Flure oder Räume, das Museum durch eine einzige Person zu betreiben, die die Kasse bedient, Kaffee ausgibt, Garderobe und Ausstellungsraum im Blick hat.

Trotzdem aber mit Atmosphäre, durch die Sandsteinfassade etwa oder einen Lichtschacht auf dem höchsten Punkt des Daches, genau in der Mitte des Ausstellungsraums. Dieser lässt sich auch für andere, nicht-museale Veranstaltungen nutzen.

Darüber hinaus soll das Museum »weiche Qualitäten« haben, nannte Dr. Ulrike Gilhaus vom LWL-Museumsamt Faktoren wie Aufenthaltsqualität und Attraktivität für die Wer-theraner sowie für Touristen. "Das Museum muss mehr sein als ein Schauraum. Es soll ein Ort sein, auf den sich die Menschen freuen und an dem sie sich wohlfühlen."

Für "sehr gelungen" hält Ursula Bolte, Vorsitzende der Böckstiegel-Stiftung, den Entwurf. Sie weiß: "So eine Planung ist umstritten und wird es immer sein." Die Stiftung müsse damit leben, dass der Entwurf nicht für alle Bürger das Nonplusultra ist. Unter dem wissenden Gelächter der Anwesenden stellte sie fest, dass Werther eben eine sehr diskussionsfreudige Stadt sei und der Ort lebhaft Anteil am Museum nähme - "Aber das ist ja gut so. Nichts wäre schlimmer, als wenn es keinen interessiert."

Ihr ist vor allem wichtig, dass das künftige Museum dem Böckstiegel-Haus nichts von seiner Aura nimmt und es nicht in den Schatten stellt. Und das schaffe der Entwurf hervorragend.

Sie wisse, dass zwei Millionen Euro für ein Museum sehr wenig Geld ist. "Aber wir müssen realistisch bleiben." Natürlich sei das Vorhaben ambitioniert, und sicher könne es, wie bei anderen Bauvorhaben, auch mal Rückschläge geben. "Aber wenn das Museum von der Gesellschaft getragen wird und wir viele Unterstützer finden, werden wir erfolgreich sein." Und dann sei auch ein Erweiterungsbau nicht mehr ausgeschlossen.

Spätestens am 7. April 2017, dem Tag, an dem das Museum - wenn alles rund läuft - fertiggestellt sein soll, können sich die Bürger selbst ein Bild von den Qualitäten des Hauses machen.


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