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Wohnheim: Stadt bezieht Stellung

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Von Detlef Hans Serowy
Borgholzhausen. "Wir wirken auf die Menschen ein, wenn die uns die Tür aufmachen und uns lassen", sagt Klemens Keller. Der Satz beschreibt treffend das Dilemma der Stadt Borgholzhausen im Umgang mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Übergangswohnheims an der Sundernstraße. "Ohne die Kooperation der Menschen geht nicht viel", erklärt Eckhard Strob. Beide Männer, der Bürgermeister und der Fachbereichsleiter bei der Stadtverwaltung, sind immer noch empört über den Vorstoß des Vereins »Move and resist« aus Bielefeld. Flüchtlinge würden in Borgholzhausen nicht menschenwürdig untergebracht, so einer der Vorwürfe der Organisation (das HK berichtete).
Zeit für einen Ortstermin im Gebäude an der Sundernstraße. "Wir haben nichts zu verbergen", betont der Bürgermeister auf dem Parkplatz vor dem ehemaligen Kasernengebäude. "In diesem Haus könnten wir gebäuderechtlich 120 Menschen unterbringen", so Klemens Keller. Das habe die Stadt noch nie getan und auch nicht vor, fügt er hinzu. Stattdessen setze die Verwaltung auf Zusammenarbeit, Information und Hilfestellungen. "Die Menschen, die zu uns kommen, sind sehr unterschiedlich", erklärt Eckhard Strob diplomatisch. Der Fachbereichsleiter spielt darauf an, dass natürlich Eigenleistungen von den Bewohnerinnen und Bewohnern erwartet werden. "Wir schicken keine Reinigungskräfte durch die Zimmer", stellt er klar. Putzen müssten die Bewohner schon selbst und die Bereitschaft dazu oder das Bewusstsein dafür seien unterschiedlich ausgeprägt. Zwei Familien erlauben den Blick hinter ihre Zimmertür und schnell wird klar, was Keller und Strob meinen. Die Unterkunft ist natürlich nicht mit den Wohnverhältnissen einer durchschnittlichen deutschen Familie zu vergleichen. Es ist aber sauber und ordentlich. Die notwendigen Einrichtungsgegenstände sind vorhanden, es fehlt auch nicht an Elektrogeräten für den Haushalt. "Leider gibt es auch Bewohner, die sich für Reinigung und Ordnung überhaupt nicht interessieren und sich von uns auch nichts sagen lassen", beklagt Eckhard Strob. In ungepflegten Räumen komme es natürlich zu unterschiedlichen Problemen und auch zu Schimmel. "Oft bekommen wir das überhaupt nicht mit, weil die Menschen uns die Tür nicht öffnen, was sie auch nicht müssen", fügt der Bürgermeister noch an.

"Wir kümmern uns um Flüchtlinge"

Es sei auch nicht in jedem Fall klar, ob sich die dort wohnenden Menschen auch ständig im Gebäude oder in Borgholzhausen aufhielten. "Wenn auf unser Klopfen hin nicht geöffnet wird, dann wissen wir nicht, ob die Leute nur nicht aufmachen wollen, oder ob sie überhaupt nicht anwesend sind", erläutert Eckhard Strob. Es sei auch nicht Sache der Stadt, den Aufenthalt der Menschen zu kontrollieren. "Wenn Flüchtlinge zu uns kommen, dann kümmern wir uns um sie", erklärt Klemens Keller mit großem Nachdruck. Borgholzhausen sei eine gastfreundliche Stadt. "Dies ist ein Übergangswohnheim, wir bemühen uns natürlich darum, die Menschen möglichst rasch in regulären Wohnungen unterzubringen", verdeutlich Eckhard Strob. Der aktuell große Andrang von Flüchtlingen habe allerdings auch Borgholzhausen sehr stark herausgefordert. "Wir haben auf die Kritik des Vereins »Move and resist« aus Bielefeld in der Weise reagiert, dass ein Vertreter der Stadt jetzt täglich hier im Haus ist und versucht, Probleme frühzeitig zu identifizieren", beschreibt Klemens Keller die Reaktion der Stadt. Der Bürgermeister sieht aber auch die Bewohnerinnen und Bewohner in der Pflicht. Probleme, die die Stadt nicht kenne, könne sie auch nicht angehen. Die Stadt Borgholzhausen kann in Sachen Flüchtlingsunterbringung ohnehin nicht machen, was sie will. "Wir werden von den Aufsichtsbehörden des Kreises Gütersloh regelmäßig überprüft", so Klemens Keller. Gerade waren Vertreterinnen von zwei Behörden gleichzeitig zu einer umfangreichen Inspektion im Haus. "Es gab keine Beanstandungen", berichtet der Bürgermeister.

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