Werther (kei). "Wenn es Kritik gibt, dann generell meist deshalb, weil etwas quer wächst", fasst Werthers Umweltbeauftragter Werner Schröder den Grundton der Bürgerreaktionen auf Blühstreifen in der Böckstiegelstadt zusammen. Unlängst gab Schröder der Politik einen Überblick über das Blühstreifenprogramm in Werther. Grundsätzlich seien die gar nicht ablehnend ausgefallen.
Drei komplette Jahre Blühstreifenprogramm hat Werner Schröder inzwischen hinter sich, geht jetzt ins vierte Jahr. Bei zwei Flächen sei der Widerstand so groß gewesen, dass er sie ohne weitere Diskussionen aus dem Programm herausgenommen habe. "Das hat dann einfach keinen Sinn."
Die übrig gebliebene Fläche in Werther hat eine Gesamtgröße von 3980 Quadratmetern. 3560 Euro habe das Säen und Mähen der über das Stadtgebiet verteilten Flächen die Kommune bisher gekostet. Das seien 89 Cent pro Quadratmeter. Dabei achte man bei der Auswahl des Saatgutes streng auf die Herkunft und auch auf die Mischung. Sie sei sehr genau auf die jeweiligen Regionen abgestimmt, erklärte Schröder.
Dennoch sei auch er noch in einer Phase, in der er Erfahrungen sammeln müsse. So habe es Beete gegeben, in denen plötzlich die Wilde Möhre überhand genommen habe. An wieder anderer Stelle sei das Saatgut einfach nicht aufgegangen. Die Gründe müsse man versuchen zu ermitteln. "Wir stehen da in Zusammenarbeit und im Austausch mit anderen Altkreiskommunen", so Schröder. Grundsätzlich kämen die Blühstreifen, wenn sie denn gut funktionierten und in voller Pracht stünden, bei den Bürgern gut an. Und bei den Insekten hoffentlich sowieso, denn für sie ist das Blühstreifenprogramm gedacht. Es sei ein dramatischer Rückgang in der Insektenwelt zu verzeichnen, ließ Werner Schröder wissen. Die Tiere fänden oft einfach nicht mehr genügend Futter und auch keine Rückzugsmöglichkeiten. Die Blühstreifen böten beides. "Und um auch im Herbst und Winter einen Rückzugsort zu bieten, lassen wir einige abgeblühte Pflanzen stehen." Das werde von Anwohnern dann doch schon mal als "unordentlich" empfunden. Aber man müsse Kritik eben mal aushalten, und im Falle der stehengelassenen Pflanzen sei die Aktion Absicht gewesen.
Schröder hofft auf Zustimmung
Werner Schröder ist zuversichtlich, dass die Zustimmung für die Blühstreifen schon bald wieder zunehmen wird - dann nämlich, wenn die Blumenmischungen wieder ihre Pracht entfalten. Eine Farbenpracht, wie man sie vielleicht aus Saatmischungen kenne, die Material aus Südamerika enthielten, werde man aber in Werther nur an einer Stelle an der Engerstraße finden. Mit den Blumen aus Südamerika könne nämlich die heimische Insektenwelt wenig bis gar nichts anfangen. Außerdem seien die exotischen Saatmischungen einjährig und man müsse sie jedes Jahr nachkaufen. Die heimischen Mischungen seien idealer an den Standort angepasst, mehrjährig und stünden vor allem auf dem Speiseplan der heimischen Insektenwelt. Aber die Blüten seien meist zurückhaltender in der Farbgebung.
Um aber auch den Menschen mit den Blühstreifen eine Freude zu bereiten, haben Mitarbeiter der Stadt in diesen Tagen die Blühstreifen nicht nur gemäht, sondern bereiten sie auch darauf vor, mit einer Nachsaat noch einmal für stärkere Farbakzente zu sorgen. Mit einer Fläche am Speckfeld und einer Flächenerweiterung an der Weststraße kommen zwei neue Areale hinzu, die der Insektenwelt künftig als Nahrung dienen und den Menschen optische Freuden bereiten können.
Die Einsaat ist für Ende April vorgesehen. Werner Schröder hofft, Anfang Juni dann erste Pflänzchen auf den Blühstreifen entdecken zu können. Ende Juli, Anfang August blühen die voraussichtlich in voller Pracht.