VON HEIKO KAISER
Loxten. Seit fast sieben Jahren ist Dirk Elschner Handballtrainer in Loxten. Und wenn er sagt, "das war die beste Leistung, die wir jemals gezeigt haben", dann hat das Gewicht. In einem Oberliga-Spiel, das an Intensität und Klasse nicht so schnell zu überbieten sein wird, setzen sich die Sportfreunde mit 31:30 (15:16) gegen die TSG A-H Bielefeld durch.
Horst Grube hat vor dem Spiel "eigentlich ein gutes Gefühl". Man dürfe nur nicht wie im Hinspiel wieder schnell in Rückstand geraten, sagt der Loxtener Handball-Obmann. Sebastian Hölmer und Heiner Steinkühler zerstreuen diese Zweifel schnell. Nach zwei Rückraum-Krachern der Distanzschützen liegen die Sportfreunde nicht nur 2:0 vorn, sondern machen bereits deutlich, dass sie gegen den großen Nachbarn diesmal nicht die Rolle des Angsthasen einzunehmen gedenken.
14 Minuten sieht sich TSG-Trainer Michael Boy ruhig an, wie der Loxtener Rückraum in Zusammenarbeit mit Kreisläufer Jan Patzelt seine 5:1-Deckung auseinandernimmt. Dann reagiert er, stellt für Torwart Pascal Welge beim 6:8 (14.) Kevin Becker zwischen die Pfosten und lässt fortan 6:0 decken. Die Loxtener Wucht kann er damit nur kurzfristig eindämmen. Elvir Selmanovic zum 9:8, Kevin Dieckmann zum 10:9 und Heiner Steinkühler, der beim 11:10 (20.) bereits seinen vierten Treffer markiert, halten die Dominanz aufrecht.
Arena kocht nach Possehls Parade
Die restlichen Minuten vor der Pause verdeutlichen: In diesem Spiel werden Winzigkeiten über Sieg und Niederlage entscheiden. Beispiel: In der letzten Minute vor der Pause schließt Sebastian Hölmer zu früh, zu unkonzentriert ab, für die TSG trifft der überragende Halblinke Moritz Holland vier Sekunden vor Schluss. Statt einer Führung, nimmt Loxten den 15:16-Rückstand mit in die Kabine.
Acht Minuten nach Wiederanpfiff kocht die Sparkassen- Arena. Der Wut über einen unberechtigten Siebenmeter und der Erleichterung, dass Marco Possehl ihn abwehrt, erwachsen stürmische "Loxten-Loxten"-Rufe von der Tribüne. 19:19 (38.) heißt es zu diesem Zeitpunkt, beide Teams spielen nun mit offenem Visier, gehen ein unglaublich hohes Tempo.
Dreimal liegt Loxten mit zwei Toren vorn (23:21/43., 29:27/54., 30:28, 56.), jedes Mal gleicht die TSG aus. Welge scheint zum Matchwinner zu werden, als er in einem Angriff gleich zweimal gegen den freien Jan Patzelt abwehrt und Bielefeld 26:25 in Führung geht. Dann aber bekommen die TSG - und vor allem Holland - ein »P« in den Augen. »P« wie Possehl, der beim 28:27 (52.) glänzend gegen Holland pariert und anschließend auch dessen Siebenmeter abwehrt. »P« wie (Jan) Patzelt, der überragend gegen Holland blockt und dann den Siebenmeter zum 29:27 durch Selmanovic herausholt.
Als Sebastian Hölmer 90 Sekunden vor Schluss das 31:30 markiert und Loxten in Ballbesitz kommt, scheint der Sieg greifbar. Scheint, denn Kim Harting leistet sich noch einen Fehlpass. Doch energisch stürmt Hölmer von halblinks auf die rechte Deckungsseite und unterbindet den letzten Bielefelder Angriff. Der direkte Freiwurf von Holland bleibt im Loxtener Block hängen. Dann wird getanzt und gesungen: "Derbysieger, Derbysieger, hey, hey."