Von Andreas Großpietsch
Borgholzhausen/
Versmold.
Der Volksmund behauptet, dass B sagen muss, wer A gesagt hat. Borgholzhausens Bürgermeister Klemens Keller behauptet das Gegenteil - und fügt hinzu: "Aber wer nicht A sagt, der sitzt in dem Zug nicht drin." Hinter diesen so abstrakt erscheinenden Betrachtungen verbirgt sich eine ganz konkrete Sachentscheidung: Es geht um den möglichen dritten Bauabschnitt des interkommunalen GewerbegebietsBorgholzhausen-Versmold
an der A 33.Das wird oft in der Kurzform als Interkom bezeichnet - und hat schon eine recht lange Geschichte, selbst wenn sie nur 15 Jahre kurz ist. Denn was um die Jahrtausendwende noch exotisch war, gilt heute als Goldstandard in der Entwicklung von Gewerbegebieten. Gemeinschaftsprojekte mehrerer Städte sollen an besonders günstigen (meistens vor allem verkehrsgünstigen) Standorten verwirklicht werden. Wie zum Beispiel an einer Autobahnausfahrt.
Als man vor 15 Jahren mit den Gesprächen über ein solches interkommunales Gewerbe- und vor allem Industriegebiet begonnen habe, habe man viel Überzeugungsarbeit an den übergeordneten Stellen leisten müssen, sagt Keller. Offenbar war man dabei ziemlich erfolgreich, denn inzwischen gilt diese Form von Zusammenarbeit als Maßstab für die Gewerbe- und Flächenpolitik des Landes Nordrhein-Westfalen.
Und eben diese Politik ist derzeit mitten in einem Prozess, der zu einer weiteren grundlegenden Änderung führen soll. Das Ziel der Landesregierung ist es, den Flächenverbrauch zu verringern, und das Instrument dazu ist der sogenannte Landesentwicklungsplan. Dieses Planungswerk für das gesamte Bundesland soll zwar nicht in Stein gemeißelt alle Entwicklungen für die nächsten zehn bis 15 Jahre sicher vorhersagen, aber es soll auch nicht ohne Not andauernd geändert werden.
Wobei diese Notwendigkeiten ohnehin immer nur darin bestehen, neue Gebiete für Wohnen und Gewerbe auszuweisen - um eine Reduzierung bewirbt sich keine Stadt. Deshalb sieht Keller jetzt Handlungsbedarf für die Stadt Borgholzhausen - um in den fahrenden Zug einzusteigen. Denn gegenwärtig läuft die Änderung des Landesentwicklungsplans und im Zuge dieses Verfahrens hat man sich in Ostwestfalen zu einem gemeinsamen Vorgehen entschlossen.
Ganz konkret bedeutet dieser Entschluss, zunächst einmal ein Stellungnahme zu beschließen, die sämtliche Interessen der Kommunen im Kreis Gütersloh berücksichtigt und auch abbildet. So wird auch in den übrigen Kreisen in Ostwestfalen verfahren und in einem Beschluss auf der Ebene des Regierungsbezirks Detmold soll daraus eine gewichtige Stellungnahme werden, die auch in der fernen Landeshauptstadt Düsseldorf Gewicht hat.
Die Politik in der Partnerstadt Versmold beriet am Anfang der Woche und brachte eine Stellungnahme zusammen, die sich nur im Grundsatz für einen dritten Bauabschnitt ausspricht, ohne zum Beispiel die Frage zu beantworten, ob dieser Plan auf dem Gebiet der Stadt Borgholzhausen oder dem der Stadt Versmold umgesetzt werden soll. An der Klärung dieser Frage wäre der Politik in Borgholzhausen allerdings sehr gelegen, da sich verstärkte Widerstände zeigen.
Klemens Keller will die Frage grundsätzlich angehen und hat sie auf die Tagesordnung des Planungsausschusses am 25. März ebenso gesetzt wie auf die des Rates, der am 26. März tagt. Es gehe weder um Größenordnungen noch um eine räumliche Zuordnung. "Aber wenn wir jetzt nicht den Fuß in die Tür stellen, sind wir zukünftig nicht dabei", ist er sich sicher.
Weitsichtig sollen jetzt Möglichkeiten für die Zukunft geschaffen werden. Ob sie der gegenwärtige Rat umsetzt oder der nächste, oder ob sie gar nicht verwirklicht werden, stehe nicht fest, argumentiert Keller. Die Debatte verspricht spannend zu werden.