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"Die WM ist erst der Anfang"

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Halle.
Von Halle ins Landesleistungszentrum nach Dortmund, weiter zum Frankfurter Flughafen und von dort nach Tallinn - der Reiseplan von Katharina Müller hatte es Anfang der Woche in sich. Für den Saisonhöhepunkt nimmt die Eistänzerin aus der Lindenstadt diese Strapazen gerne in Kauf. In der estnischen Hauptstadt startet die 19-Jährige ab heute mit ihrem Partner Tim Dieck bei der Junioren-Weltmeisterschaft. Über die Vorbereitung, ihre sportlichen Aussichten und die Zeit nach den Titelkämpfen sprach Katharina Müller vor ihrer Abreise mit Christian Helmig.

Katharina, was überwiegt so kurz vor der WM, Aufregung oder Vorfreude?

Katharina Müller: Aufgeregt wegen des Wettkampfes bin ich eigentlich nicht. Aber wir haben uns so lange vorbereitet und die ganze Saison nur über diese WM geredet, da freut man sich schon, wenn es endlich losgeht. Ich möchte sehen und spüren, was es bedeutet, bei so einem großen Wettkampf zu starten.

Wie verlief denn Ihre Vorbereitung?

Müller: Wir haben nach der deutschen Meisterschaft viel mit unserem Choreographen und an der Technik gearbeitet. Bei der Generalprobe in Oberstdorf vor zwei Wochen sind wir beide Programme fehlerfrei gelaufen. Leider mussten wir unseren Plan danach etwas ändern und die Intensität herausnehmen, weil ich krank geworden bin. Ich habe Grippe und Fieber bekommen. Da musste zwischendurch mal der Psychologe ran.

Der Psychologe?

Müller: Ja, weil man in so einer Situation natürlich Angst kriegt und die Gefahr besteht, dass man sich zu viel Druck aufbaut. Aber seit letzten Donnerstag kann ich wieder durchlaufen und weiß, dass wir auf einem guten Weg sind. Wir haben die ganze Saison hart trainiert und die Grundlagen sind da.

Wo liegen die Stärken und Schwächen von Ihnen und Ihrem Partner?

Müller: Ich glaube, wir sind sehr stark im Ausdruck und in der Theatralik. Da gehören wir zu den Guten. An der Technik und an der Präzision kann man natürlich immer feilen, da gibt es nach oben kein Ende, nicht mal bei den Profis.

Nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft haben Sie für die WM einen Platz unter den ersten zehn ins Auge gefasst. Ist dieses Ziel nach wie vor realistisch?

Müller: Nachdem wir mittlerweise wissen, welche Paare in Tallinn starten werden, kann man sagen: Es wird schwierig, aber nicht unmöglich. Wenn wir wirklich sehr sauber laufen und uns keine Fehler leisten, ist alles drin. Dann haben wir die Chance, Siebter oder Achter zu werden. Aber da gehört auch Glück dazu.

Ist unter Umständen vielleicht sogar eine Medaille drin?

Müller: Nein, dafür sind andere Länder einfach zu gut. Speziell die Russen und Kanadier.

Warum?

Müller: Weil die meisten Paare dort schon viel länger zusammen laufen als wir und auch außerhalb des Eises bessere Bedingungen haben. Nur ein Beispiel: Die Russen haben fast jeden Tag Balletttraining. Wir nur einmal die Woche, weil wir in Dortmund eben nur eine Lehrerin für alle haben. Außerdem hört man, dass viele russische Läuferinnen und Läufer schon in jungen Jahren gar nicht mehr zur Schule gehen und von morgens bis abends nur trainieren.

Ist es bei einer WM in Estland noch schwerer als sonst, gegen die osteuropäische Konkurrenz zu bestehen?

Müller: Nein, ich erwarte keinen Nachteil, weil wir aus Deutschland kommen. Durch die Wettkämpfe vorher kennen uns die Kampfrichter bereits, und wir kennen sie, so dass uns unser Trainer gut auf die Anforderungen einstellen kann. Natürlich ist das Kampfgericht bei einer WM etwas strenger, aber das gilt auf diesem Niveau für alle.

Erhalten Sie in Tallinn Unterstützung aus der Heimat?

Müller: Meine Mutter kommt am Freitag aus Halle und sieht sich die Kür am Samstag an. Sie wohnt bei uns im Hotel und ist quasi ein Mitglied unseres Teams. Darüber freue ich mich und es hilft mir sehr.

Haben Sie schon Pläne für die Zeit nach der WM?

Müller: Wenn wir am Sonntag zurückkommen, habe ich erst einmal frei und freue mich, eine Woche definitiv nicht aufs Eis zu müssen. Ich werde mich mit der Schule beschäftigen, für das Abitur im Frühjahr lernen und möchte auch meine Großeltern in der Ukraine besuchen. Dann beginnt relativ zügig aber auch schon wieder die Vorbereitung auf die neue Saison.

Das heißt, Sie und und Ihr Partner Tim Dieck machen unabhängig vom WM-Ausgang gemeinsam weiter?

Müller: Ja. Die Junioren-WM ist erst der Anfang. Die nächste Saison wird unser erstes Jahr bei den Großen in der Meisterklasse. Auch da wollen wir uns 2016 für die Weltmeisterschaft qualifizieren. Wir arbeiten definitiv auf Olympia 2018 hin.


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