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Wo Kinder mit »Hurra!« in den Krieg ziehen

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Werther (kei). "Es war sehr interessant, aber wir waren auch total schockiert, wie viel Kriegspropaganda sich in dem Buch findet." Merle Husemann, Fiona Schlüter und Clara Ziesenis, allesamt Schülerinnen des Evangelischen Gymnasiums Werther (EGW), haben sich mit Kinderliteratur im Ersten Weltkrieg auseinandergesetzt und mit dem Titel »Hurra! Ein Kriegsbilderbuch« ein typisches Werk seiner Zeit analysiert. Ihre Arbeit entstand im Rahmen eines Oberstufenprojektes zum Thema »Kinderliteratur im Wandel der Zeit« und ist derzeit Teil einer Ausstellung in der Stadtbibliothek. Unter der Leitung ihrer Lehrerinnen Barbara Erdmeier und Vera Geisler beschäftigten sich 16 Schülerinnen und Schüler im ersten Halbjahr des Schuljahres damit, eine Ausstellung zum Thema zu erarbeiten. In Teilen ist sie jetzt in der Wertheraner Stadtbibliothek zu sehen. Nicht nur der Umgang mit dem Ersten Weltkrieg ist dabei Thema auf den Stellwänden. Melissa Greiner, Leonie Bartsch und Benedikt Görner nahmen sich Kinderliteratur aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs vor. "Einblick in die Bücher durften wir in der Stadtbibliothek Gütersloh dann nur zu Studienzwecken nehmen, ausleihen oder gar hier mit ausstellen durften wir die Bücher nicht", schildern sie ihre Erfahrungen. Dagegen sprachen der aggressive Rassismus, die unverhohlene Kriegstreiberei und auch die Verherrlichung Adolf Hitlers als mächtiger Übervater, wie sie sich in der Kinderliteratur der damaligen Zeit fanden. Auch mit Kinderbüchern in der DDR setzten sich Schüler auseinander. Marie Becker, Lina Schmidt und Anna Brockob fanden heraus, dass dort gerne mal der moralische Zeigefinger gehoben wurde. Der Sozialismus als Staatsform hatte thematisch eher weniger Bedeutung, aber die Wichtigkeit von Werten wie etwa Ehrlichkeit stand oben auf der Liste. Außerordentlich hart empfanden Merlyn Schapka, Laura Friedrich und Sarah Boseila, was sie in afrikanischen und arabischen Kinderbüchern fanden. Drastische Schilderungen von Alltagsproblematiken stehen dort allerdings nicht selten neben einer aufwendigen und fantasievollen Gestaltung der Bücher. Probleme ganz besonderer Art hatten Mustafa Suman und Moritz Piening, die sich mit Kinderliteratur aus Nordkorea befassten. Nur aus ins Englische übersetzen Auszügen aus dem Internet konnten sie Erkenntnisse ziehen. Dabei hatten sie wirklich viel versucht, um an Originalliteratur zu kommen. "Spannend war aber, dass es sich bei Nordkorea ja um ein aktuelles Beispiel für einen abgeschotteten, ideologisch überfrachteten Staat handelt", fanden beide ihr Projekt dennoch interessant. Ihre Arbeitsergebnisse fielen klar aus: Immer wieder gehe es um David-gegen-Goliath-Geschichten und Gewalt sei zur Lösung von Pro-blemen ein durchaus probates Mittel. Beschaffungsprobleme zu überwinden hatten auch Josephine Bleicher und Jan Ogeolda. Die beiden baten die Mutter eines Schulkameraden, ihnen russische Märchen älteren und neueren Datums zu übersetzen. Was sie lasen, war stets sehr lehrreich und handelte besonders in der aktuellen Zeit von Alltagsproblemen, mit denen Eltern und Kinder zu kämpfen haben. Weil nicht alle Arbeitsergebnisse zeitgleich auf den Stellwänden Platz hatten, wird ein zweiter Teil der Ausstellung zu einem späteren Termin in der Bibliothek zu sehen sein.

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