Steinhagen (son).
Über Flüchtlingshilfe reden? Das ist nicht für Marlies und Werner Jacobs. Sie tun lieber etwas. Seit über 20 Jahren kümmert sich das Ehepaar um vier Geschwister aus Sri Lanka, die 1993 als Flüchtlinge nach Steinhagen kamen und weder Sprache noch Kultur kannten. Marlies und Werner Jacobs wurden so eine Art »deutsche Großeltern« und halten bis heute den Kontakt zu Gobina, Janany, Saliny und Thileeshan Mahendran. Vor gut 15 Zuhörern im Erzählcafé berichtete das Ehepaar, wie einfach es sein kann zu helfen - und wie befriedigend es ist.Die Geschichte begann 1992 im ehemaligen Hotel Dröge an der Kaistraße, das damals als Flüchtlingsheim genutzt wurden. Marlies Werner arbeitete bei der Cariatas und erinnert sich: "Einmal in der Woche haben wir mit den Flüchtlingskindern im alten Kaminzimmer gespielt und Hausaufgaben gemacht." Nach der Auflösung des Übergangsheims blieben die Mahendrans in Steinhagen, beantragten Asyl und zogen in eine Wohnung in der Mozartstraße - in direkter Nähe zum Ehepaar Jacobs. So war es auch kein Wunder, dass die damals achtjährige Gobina eines Tages Marlies Jacobs auf der Straße traf und beide ins Gespräch kamen. "Erst habe ich ja gezögert, die Kinder zu uns einzuladen", gibt Marlies Jacobs zu, "doch dann tat ich es doch und wir haben gemeinsam gekocht." Es sollte nicht bei dem einen Mal bleiben. Die Kinder und das Ehepaar schlossen schnell Freundschaft und bald schon gehörte der Freitagabend den sechsen. Es wurde jede Woche etwas anderes gekocht - natürlich immer deutsche Hausmannskost. "Die vier lieben noch heute Bratkartoffeln", erzählt Werner Jacobs.
Aber nicht nur die deutsche Küche stand im Fokus der Treffen, auch deutsche Tischmanieren und natürlich, fast schon nebenbei, die Sprache. "Es war spaßig zu sehen, wie die vier zu Anfang mit Messer und Gabel umgegangen sind", erinnert sich Werner Jacobs. Aber schnell konnten die Kinder mit Kartoffeln und Co. ebenso gut umgehen wie daheim mit dem Reis, der blitzschnell mit Gemüse gerollt und mit den Fingern gegessen wird.
Ein weiterer Punkt war dem Ehepaar Jacobs stets wichtig: die Bildung. Während in Sri Lanka es wichtig ist, die Kinder früh arbeiten zu lassen, überzeugten Jacobs die Eltern davon, dass die Kinder die Realschule besuchen sollen.
Dort stellte sich schnell heraus, wie fleißig und klug die vier waren. Heute arbeitet die Erstgeborene Gobina als Fachwirtin für ambulante Medizin, ihre Schwester Janany macht eine Ausbildung zur Bankkauffrau, Bruder Thileeshan lässt sich zum Industriekaufmann ausbilden und die Jüngste, Saliny, steht kurz vorm Abitur.
Für Marlies und Werner Jacobs war dieses »interkulturelle« Miteinander immer selbstverständlich. Für Moderatorin Ursula Bolte trotzdem ein Grund, den Vorbildcharakter der beiden in ihrer Begrüßungsrede noch einmal hervorzuheben. "Gute Beispiele können mehr bewirken als ständiges Rumreden." Sie verwies auch noch einmal darauf, dass vor gar nicht so langer Zeit - nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges - auch viele Deutsche zu Flüchtlingen wurden und auf Hilfe angewiesen waren. "Eine erfolgreiche Inte-gration bereichert unsere Gesellschaft", so ihr Fazit.