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Der Baummarder ist wieder da

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Von Rolf Uhlemeier Halle/Borgholzhausen. Vereinzelt machen sich Büsche und Sträucher zwischen hohen Buchen und verstreuten Eichen breit. Hier und da legen abgestorbene Bäume stummes Zeugnis vom stetigen Wechsel zwischen Wachsen und Vergehen im Mischwald ab. "So sieht der ideale Lebensraum eines Baummarders aus", sagt Conny Oberwelland und blickt hinüber zu dem entwurzelten Stamm, der an den Ästen einer Buche Halt gefunden hat: Baummarder brauchen große, zusammenhängende Laubwaldkomplexe mit einem hohen Totholzanteil. Sie brauchen Höhlen, in denen sie sich verstecken können und in denen sie im Winter Schutz finden. In Halle und in Borgholzhausen finden sich solche Gebiete und dort ist dem Team der Biologischen Station Gütersloh/Bielefeld jetzt auch in drei Fällen der Nachweis der scheuen Waldbewohner gelungen. "Sie leben sehr heimlich, ganz im Gegensatz zum Steinmarder, der sich in der Nähe des Menschen, in Schuppen und auf Dachböden wohl fühlt", erklärt Conny Oberwelland. Im Rahmen eines Artenschutzprojektes, das durch die »Stiftung für die Natur Ravensberg« unterstützt wurde, haben Conny Oberwelland und das Team der Biologischen Station in den vergangenen Jahren nach Wildkatzen und Baummardern im Bereich des Teutoburger Waldes gesucht. Bei Wildkatzen gelang der Nachweis nicht - dafür tappten die Marder mit dem charakteristischen spitzen Ohren und dem gelblichbraunen Kehlfleck an sieben Untersuchungspunkten 17 Mal in die Fotofalle. "Wir konnten drei Reviere nachweisen", sagt Conny Oberwelland und erklärt: "Eines ist in Borgholzhausen, eines an der Grenze zwischen Halle und Borgholzhausen und das Dritte im Haller Bereich des Teutoburger Waldes." Dabei wurde in Pium gleich eine ganze Familie von der aufgestellten Wildkamera »geblitzt«. "Wir haben dort ein Baummarderpaar mit Nachwuchs nachgewiesen", sagt die studierte Agraringenieurin. Um den schlanken, bis zu 55 Zentimeter langen Edelmarder ins Bild zu bekommen, wird ein Baumstamm mit einer speziellen Lockstoff-Mischung aus Ei, Anis und Honig eingestrichen. Gegenüber wird dann die Wildkamera aufgestellt, die durch einen Bewegungssensor ausgelöst wird. Um Wildkatzen nachzuweisen, wird übrigens ein angerautes Stück Holz mit Baldriantropfen versehen und in den Boden gesteckt. Eine Wildkatze würde davon ausgehen, dass der Duft von einem Rivalen stammt und sich an dem Holzstück reiben. Die Bestimmung erfolgt bei den Katzen über die Haare, die an dem Stock haften, da ein zweifelsfreier Nachweis durch Fotos nicht möglich ist. Bisher hat sich im Altkreis noch keine Wildkatze gezeigt, doch sie wird kommen, davon geht Conny Oberwelland fest aus: "Das ist nur eine Frage der Zeit. In Höxter sind Wildkatzen bereits nachgewiesen worden." Und dann erinnert sich die Mitarbeiterin der Biologischen Station an den Sommer 2013, als in Borgholzhausen-Berghausen der erste Nachweis eines Baummarders im Kreis Gütersloh und in der gesamten Region seit vielen Jahren gelang: "Wir waren überrascht und begeistert. Das ist eine schöne Bestätigung, dass wir unsere Arbeit nicht umsonst gemacht haben." Die Freude der Naturschützerin ist noch immer zu spüren, wenn sie von dem Projekt berichtet: "Es ist doch großartig, so eine Besonderheit hier in unserer Gegend zu haben." Unterstützt wird Conny Oberwelland von Holger Meinig, der als Säugetierexperte für die Biologische Station Gütersloh/Bielefeld tätig ist. "Die Auswahl der Untersuchungspunkte erfolgt übrigens in enger Absprache mit den Waldbesitzern", erklärt die Agraringenieurin. Wenn der Nachweis einer seltenen Art erfolgreich war, suchen die Mitarbeiter der Biologischen Station das Gespräch mit den Eigentümern des Waldes. Oberwelland: "Das Ziel ist es, den Lebensraum der Baummarder durch eine extensive Bewirtschaftung zu erhalten." Dabei benötigt der scheue Waldbewohner zusammenhängende Flächen in einer Größenordnung von 2,3 bis 15 Quadratkilometern. Dichte und damit relativ dunkle Fichtenbestände mag der Baummarder übrigens ebenso wenig wie andere Männchen in seinem Revier. In den kommenden Monaten hofft das Team der Biologischen Station, das Projekt in Steinhagen und Bielefeld fortsetzen zu können. Wenn die nötigen Mittel bewilligt werden, wartet bestimmt die eine oder andere Überraschung auf die Naturschützer. Vielleicht ist ja nicht nur der Baummarder bereits zurück im Altkreis, sondern auch schon die so seltene Wildkatze und möglicherweise schauen ja auch bald noch seltenere Spezies vorbei. Conny Oberwelland würde sich darüber sehr freuen: "Seltene Arten sind uns sehr willkommen."

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