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Ungewöhnliches rückt in den Mittelpunkt

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von Alexander Heim

Werther.
Irgendwie sollte es einfach nicht der Abend des Herrn Mozart werden, dieser Aschermittwoch anno 2015. Ausgerechnet zwei Musiker, die sich Werke des berühmten Komponisten ausgesucht hatten, mussten krankheitsbedingt ihren Auftritt beim 20. Kammermusikabend des Evangelischen Gymnasiums absagen. So hielt Josefin Obergassel als Einzige die Fahne hoch, intonierte technisch tadellos die Sonatine C-Dur des Maestros. Und auch wenn Beethoven und Bach sich selbstredend die Ehre gaben - neben den 15 jungen Musiktalenten aus Reihen des EGW standen ganz andere Komponistennamen im Mittelpunkt dieser facettenreichen, zweistündigen Neuauflage.

Gabriel Fauré zum Beispiel. Seine »Elegie« hatte sich nicht nur Toke Stelbrink auserkoren, um den Kammermusikabend souverän zu eröffnen. Auch Isabel Seitelspacher hatte sich für das Duett mit Mutter Elena am Klavier die »Berceuse« (zu Deutsch: Wiegenlied) des Komponisten ausgewählt. Ein Schüler von Camille Saint-Saëns, übrigens.

Mit ihrem großen Fagott präsentierte Mia Arlt ein ganz und gar ungewöhnliches Instrument. "Das spiele ich jetzt seit einem halben Jahr", verriet die Elfjährige. "Im Kindergarten hatte ich »Peter und der Wolf« gehört", erzählt sie, wie es zur Instrumentenwahl gekommen war. Denn die Darstellung des Großvaters - intoniert eben vom Fagott - hatte es ihr angetan. Für ihren Auftritt beim Kammermusikabend hatte sie sich unter anderem »Auld Lang Syne« gewählt.

Gleich zweimal am Abend bekamen die Besucher in der Cafeteria auch eine Harfe zu Gehör. War es »Angel of Music«, das Johanna Gerke auf der Baby-Harfe vortrug, entlockte Rebecca Bogdan dem großen Pendant in einer wunderbaren Darbietung sehr reife Töne.

Wie schön eine »Kleine Erzählung« klingen kann, führte Mina Hörnschemeyer auf dem Klavier vor. Und dass »Mein Hut, der hat drei Ecken« (»Le Carnavale de venise«) auf äußerst unterschiedliche Weise daherkommen kann, stellte Clara Ziesenis in ihrer Interpretation von Jean-Baptiste Arbans Werk auf der Trompete vor.

Mit der »Suite Vendeenne« von Jean-Maurice Mourat entließ Daniel Thomas als einziger Musiker am Abend wohl gewählte und gesetzte Gitarrenklänge in das Zuschauerrund. Und die großen Herren Johann Sebastian Bach und Ludwig van Beethoven? Derer nahmen sich zum einen Katharina Gerke bei der Sonate d-Moll am Klavier und zum anderen ein in keinem Lauf aus der Ruhe zu bringender zwölfjähriger Christoph Schmidt beim Satz »Allegro« aus dem Concert a-Moll an.

Für Jacob Thomas und Cynthia von Knebel gab es - als einzige Instrumentalisten - gleich zwei Auftritte am Abend. Sie kredenzten den hörbegierigen Zuschauern eine Kombination aus ebenso fabelhaftem wie starkem Klavierspiel und virtuoser Tuba-Präsentation bis in die tiefsten Bassbereiche. Und setzten mit Edward Gregsons »Tuba Concerto« mit seinen wechselweisen Solo-Passagen und punktgenauem Zusammenspiel zugleich den Schlussakkord unter einen äußerst gelungenen, vielseitigen und abwechslungsreichen Abend.

Allerdings sei gestattet zu erwähnen: Auch wenn ein großer Flügel, wie am Abend angesprochen, sicher einiges hermachen würde - vielleicht hätte eine feierliche und einem Klassikabend angemessene Dekoration sowie eine Alternative zur gewohnten Cafeteria-Beleuchtung ja schon einen zusätzlichen Effekt auf die Darstellung der musikalischen Beiträge gehabt ...


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