„Ich stelle heute kein fertiges Plankonzept vor, sondern mögliche Varianten, auf deren Grundlage diskutiert werden kann,” erklärte Dirk Tischmann den Ausschussmitgliedern und zahlreichen Besuchern zu Beginn seiner Ausführungen. Durch seine zentrale Lage, die erheblichen Nachverdichtungsmöglichkeiten sowie die gute Verkehrsanbindung über die Lettow-Vorbeck-Straße biete der Bereich laut Tischmann die einzige Chance, großflächigen Einzelhandel im Kernstadtbereich der Lindenstadt anzusiedeln.
Bei der Vorstellung möglicher Nutzungsvarianten für die 5500 Quadratmeter große Kernfläche zwischen dem Möbelhaus Vollmer und dem Fußweg am zentralen Innenstadtparkplatz wurde klar, dass im Kern zwei grundsätzliche Problemstellungen zu lösen sein werden.
Entwicklungspotenzial von 4000 Quadratmetern
Zunächst spielt bei den Planungen die derzeit - zumindest temporär - angespannte Parkplatzsituation rund um das Haller Stadtzentrum eine zentrale Rolle. Daneben muss eine grundsätzliche Entscheidung darüber getroffen werden, ob großflächiger Einzelhandel oder eine eher kleinteilige Nutzung mit Wohnbebauung, Dienstleistern und Einzelhandel angestrebt wird.
Das aktuelle Einzelhandelsgutachten, das derzeit überarbeitet wird, weist ein Entwicklungspotenzial von rund 4000 Quadratmetern aus. Im Detail sind das 1000 Quadratmeter für einen Lebensmittelmarkt, 500 für einen Drogeriemarkt, 500 und 200 für einen Fachmarkt und ein Fachgeschäft im Bereich Textilien/Schuhe, 600 bis 800 Quadratmeter für Spielwaren, Hobby, Basteln, Musikinstrumente, Sportartikel, Fahrräder und Camping sowie 900 bis 1200 Quadratmeter für Unterhaltungselektronik und Elektroartikel.
„Einzelhandel hat großen Stellplatzbedarf”
„Das ist der Spielraum, auf dem man sich bewegen kann”, erklärte Dirk Tischmann, ergänzte aber unmissverständlich: „Einzelhandel hat einen großen Stellplatzbedarf - es geht nicht, die Fläche nur zuzubauen.” Da sich der Bedarf an Parkplätzen in der Fläche kaum realisieren lasse, präsentierte der Planer verschiedene Varianten mit Parkhäusern oder der Kombination von Einkaufen und Parken auf unterschiedlichen Ebenen eines Baukörpers.
Wichtig ist nach Ansicht des Planers auch die Frage, wie der Bereich an den Innenstadtkern mit dem Marktkauf auf der gegenüberliegenden Seite des »Haller Herzes« angebunden und erschlossen werden soll.
„Wir wollen das sorgfältig in den Fraktionen besprechen, aber auch hören, was die Bürger dazu sagen”, erklärte Ulrike Sommer im Anschluss an die Ausführungen des Städteplaners. Zudem regte die Ausschussvorsitzende an, die Planungen mit entsprechenden Erklärungen nicht nur den Haller Politikern zur Verfügung zu stellen, sondern der Allgemeinheit über die Homepage der Stadt Halle zugänglich zu machen. So könne die Aufstellung eines Bebauungsplanes durch Anregungen, Änderungswünsche und frühzeitige Gespräche mit potenziellen Investoren in einem fließenden Prozess konstruktiv begleitet werden. Sommer: „Ich finde es sehr wichtig, was zu diesem Projekt an Wünschen und Anregungen von der Haller Kaufmannschaft und aus der Bevölkerung kommt.”
Dass es zu einer Lösung kommt, die den Wünschen aller Interessengruppen und natürlich auch der Eigentürmer der Grundstücke entgegenkommt, erscheint zumindest derzeit laut Dirk Tischmann eher unwahrscheinlich: „In den Vorgesprächen hat sich gezeigt, dass die Interessenlagen sehr unterschiedlich sind”, erklärte der Städteplaner und brachte den von Eigentümern eher ungeliebten Begriff des Umlegungsverfahrens ins Spiel. Dabei wird ein zu überplanendes Areal abzüglich der Erschließungsflächen entsprechenden den prozentualen Anteilen der Eigentümer neu geordnet. Bei dem zentrumsnahen Bereich dürfte eine Überplanung schon allein durch die lang gezogene Form der Grundstücke ohne eine Neuordnung der Flächen kaum möglich sein.
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