Auch auf Föhr wird Fußball gespielt: Der FSV Wyk ist Achter der Kreisliga Nordfriesland. Sind Sie schon Mitglied?
JÖRG MÜLLER-PAULSEN: Achter? Das ist sicher ausbaufähig. Aber auf mich werden sie verzichten müssen. Mein Interesse an Fußball auf der Insel tendiert gen null. Da liegt der Ball ja ständig im Wasser. Mitglied bin und bleibe ich in Häger. Da fliegt er hin und wieder in Tebbes Wiese. Damit kenne ich mich aus. Das reicht.
Wir stellen uns einen schönen Tag an der Nordsee vor, in der Bezirksliga spielt Häger gegen
Werther.
Würden Sie den Strandkorb dem Fußballplatz vorziehen?
MÜLLER-PAULSEN: Also, zunächst mal: Das mit dem Strandkorb ist ja eine schöne Vorstellung. Aber ich gehe nicht nach Föhr, um dort Urlaub zu machen. Ich will und muss dort arbeiten. Und wenn es denn zu einem solchen Derby kommen sollte, werden sie auf der A 7 schon eine Gasse freimachen. Ich werde rechtzeitig da sein.
Befürchten Sie, dass es ohne den HSV langweilig werden könnte?
MÜLLER-PAULSEN: Wenn ich ehrlich sein soll: Das hoffe ich. Ich hatte bislang nicht so viele Phasen im Leben, wo ich einfach mal überlegen musste: Ups - was mach ich denn jetzt?
Was hat Sie angetrieben, den HSV mit solchem Aufwand und solcher Leidenschaft zusammenzuhalten?
MÜLLER-PAULSEN: Das überlegt man sich natürlich vorher nicht. Alles hat sich über die Jahre entwickelt. Wenn ich nachdenke, sind es zwei einfache Dinge, die mich bewegt haben. Erstens: Ich habe immer wieder Menschen getroffen, für die es sich lohnte, sich anzustrengen. Und zweitens: Ich konnte es ganz schlecht ertragen, sie verlieren zu sehen.
Können Sie auch deshalb guten Gewissens gehen, weil Sie den Verein gut aufgestellt wissen?
MÜLLER-PAULSEN: In der Tat ist es so, dass ich mit den jüngsten Personalentscheidungen sehr glücklich bin. Johannes Pankoke und Philip Ortgies im Fußballvorstand, die Verantwortlichen im Jugendbereich um Tobias Birker, oder auch die Trainer im kommenden Jahr bei den Mannschaften - das sind alles charakterstarke Leute. Eine Frage des guten Gewissens ist mein Umzug allerdings nicht. Ich liebe diesen Verein, aber mit meinem Leben mache ich schon immer noch das, was ich für richtig halte.
Was waren Ihre emotionalsten Momente mit dem SV Häger?
MÜLLER-PAULSEN: Das ist schwierig zu beantworten. Weil es zu viele waren. Schöne natürlich, wie der Durchmarsch von der B- in die Bezirksliga 1996. Wo mein Freund Thomas Kisker - in der Saison manchmal nur Ersatz - im entscheidenden Spiel die entscheidenden Tore schoss. Auch traurige: Als 1985 eine Freundin tödlich verunglückte, die Mannschaft das Training abbrach und wir zusammen still und fassungslos auf dem Rasen saßen. Das Schönste für mich aber bleibt, wenn ich davon höre, dass ein Hägeraner einem anderen im normalen Leben helfen konnte. Das habe ich mir immer am meisten gewünscht: dass sich die verschiedensten Charaktere schätzen lernen und zusammenhalten über den Fußball hinaus.
Wenn Sie zurückblicken: Welcher Hägeraner der vergangenen Jahre könnte der heutigen Mannschaft im Aufstiegskampf der A-Liga am meisten helfen?
MÜLLER-PAULSEN: Oh, da gibt es einige. Ralf Walendy ganz sicher. Aber auch Hartmut Ebke, Andreas Pohlmann, Stefan Wenzel, Maik Slotta und, und, und ... Vor allem natürlich »Doc« Thelemann. Sein Spiel war offensiv das Beste, was ich je gesehen habe.
Wie würden Sie einen Aufstieg in dieser Saison einordnen im Vergleich zu den drei bisherigen Bezirksligaaufstiegen?
MÜLLER-PAULSEN: Jeder Aufstieg hatte sein gewisses Etwas. Der erste war eine Sensation. Der zweite mit dem anschließenden Klassenerhalt eine Bestätigung. Der dritte chaotisch, aber lustig. Diesmal wäre die Mannschaft so gut vorbereitet wie nie. Fußballerisch und taktisch, aber auch personell und damit psychisch.
Wo sehen Sie den SV Häger in den kommenden Jahren? In struktureller, sportlicher und auch personeller Hinsicht?
MÜLLER-PAULSEN: Es ist nicht entscheidend, ob wir in der A- oder in der Bezirksliga spielen. Wichtig ist, dass wir nach dem Bau des Kunstrasenplatzes größer werden. Mit der dritten Seniorenmannschaft haben wir einen ersten tollen Schritt gemacht. Im Jugendbereich werden wir nachziehen. Um attraktiv für viele zu bleiben oder zu werden, hilft neben dem tollen Sportgelände, zu dem ja auch immer noch der unvergleichliche Rasenplatz gehört, allerdings auch eine erste Mannschaft, die sportlich von sich reden macht. Wir sollten bescheiden bleiben - und dabei unbedingt ehrgeizig und selbstbewusst. Dafür braucht man Menschen, die das nicht anordnen, sondern vorleben. Sie zu finden, ist und bleibt das Entscheidende ...