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Theater auf Messers Schneide

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von Alexander Heim

Borgholzhausen/

Bielefeld.
Ob die Leidenschaft für den Butterkuchen tatsächlich zur Obsession werden kann? Einer Obsession, deretwegen es sogar therapeutischer Intervention bedarf? Jedenfalls landet Thea Sundermann (natürlich samt ihrem Butterkuchen) in der Praxis der Therapeutin Barbara. Dort allerdings hängt nicht nur das Bild an der Wand schief, sondern auch der Haussegen. Thea Sunderman-Darstellerin Käthe Bergander aus Borgholzhausen ist beim Stück des »Kleinen Theaters Bielefeld«, das am Samstag seine Premiere erlebte, erneut mittendrin.

Die wievielte Rolle es im Rahmen des »Kleinen Theaters Bielefeld« nun für sie war? Da muss Käthe Bergander lachen. "Das zähle ich doch schon gar nicht mehr", erklärt die 57-Jährige. "Ein Dutzend waren es bestimmt", fügt sie nach kurzem Überlegen hinzu. Komödien waren dabei allerdings noch nicht so oft ihr Genre.

Zuletzt spielte sie in dem sozialkritischen Stück »Frau Müller muss weg« die Titelfigur. Nun ist sie in der Boulevard-Komödie »Die Therapeutin« als eine unter mehreren zu erleben, die auf der sprichwörtlichen »Couch« des Psychoanalytikers Platz nehmen darf.

"Es ist wirklich eine Komödie geworden, keine Klamotte, kein Klamauk", freut sich Käthe Bergander über die Inszenierung, für die das »Kleine Theater Bielefeld« sogar mit Peter Hägele einen Profi-Regisseur, der lange an den Städtischen Bühnen tätig war, hatte gewinnen können. Krimis hat Käthe Bergander bereits gespielt. Mit »Frau Müller muss weg«, das nun auch landauf, landab als Kinofilm zu sehen ist, dramatische und sozialkritische Töne anklingen lassen. Und Komödien? "In »Und ewig rauschen die Gelder« habe ich auch schon mal eine Komödie gespielt", erzählt die Piumerin. »Die Therapeutin« ist nun der zweite Ausflug in dieses Genre, das die Lachmuskeln kitzeln will. Und dem dies auch bestens gelingt.

Es ist ein dummer Zufall, dem Unfall des Sohnes geschuldet, dass Therapeutin Barbara (Susan Steinborn) just in dem Moment ihre ebenso frisch gestrichene wie eingerichtete Praxis verlassen muss, in dem Thea Sundermann (Käthe Bergander) vor der Tür steht.

Zu spät ist es und zu spontan der Aufbruch, als das die Therapeutin noch allen weiteren Klienten absagen mag. Also beauftragt sie kurzerhand Thea, die Stellung zu halten.

Doch Thea ihrerseits ist es alles andere als geheuer, sich unter "all diesen Verrückten" aufzuhalten. Und so entwickelt sie ihre ganz eigenen »therapeutischen Maßnahmen«, um der Lage und der Patienten Herr zu werden. Manch einen wickelt sie dabei gehörig ein. Wieder andere kommen in den Genuss einer Badewannen-Therapie. Und eigentlich keiner von ihnen kommt umhin, nicht doch wenigstens gefragt zu werden, ob es denn nicht doch vielleicht ein Stück Butterkuchen sein darf.

Wem dabei als Zuschauer zwischendurch dann doch - zumindest kurzfristig - Analogien zu »Arsen und Spitzenhäubchen« einfallen, der fühlt sich spätestens dann bestätigt, wenn Thea Sundermann das große Messer zur Hand nimmt, um, ja, um eigentlich nur den Kuchen anzuschneiden. Oder womöglich doch nicht?

Wer’s genau wissen will, der sollte sich eine der kommenden zwölf Aufführungen im »Kleinen Theater Bielefeld« nicht entgehen lassen. Hat dabei Gelegenheit, Käthe Bergander noch einmal von einer ganz anderen Seite kennenzulernen. Und dürfte sich am Ende darüber freuen, einen äußerst vergnüglichen Abend erlebt zu haben.


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