Von Andreas Großpietsch
Borgholzhausen.
Eigentlich fand Brigitte Tomann den jungen Tischtennis-Spieler der Gästemannschaft aus Melle ein wenig dreist. Wie seine Mannschaftskameraden es fanden, dass ihr Mitspieler Bernhard Otten beim Spiel in Bünde-Ennnigloh mehr Augen für die junge Frau im Publikum hatte als für die Partie, ist nicht überliefert. Allerdings passt das Ergebnis noch immer, wo schon so viele Jahre seit dem ersten Kennenlernen vergangen sind. Denn heute wird beim Ehepaar Otten in Borgholzhausen goldene Hochzeit gefeiert.Mit dabei ist auf jeden Fall Enkeltochter Jule, die seit knapp zwei Jahren für neuen Schwung im Haus an der Osnabrücker Straße in Ostbarthausen sorgt. "Wir verbringen viel Zeit mit ihr und machen das sehr gerne", ist sich das Goldpaar einig. Denn die beiden anderen Enkelkinder sind 17 und 19 Jahre alt und verbringen tendenziell eher weniger Zeit mit den Großeltern. Wofür die aber Verständnis haben - schließlich waren sie auch mal jung.
Und hatten da ganz andere Sorgen, die letztlich auch auf das Tischtennisspiel zurückgingen. "Beim Rückspiel haben wir uns wieder getroffen und dann wurde schnell mehr daraus. "Ich war 19, als das erste Kind kam, und musste zum Jugendamt, um mir die sogenannte Großjährigkeit bestätigen lassen", erinnert Bernhard Otten sich. Erst im Alter von 21 war man in den 60er Jahren gesetzlich volljährig und durfte selbst über sein Leben bestimmen.
Für die junge Familie begann eine schwierige Zeit: Bernhard Otten wurde zur Bundeswehr eingezogen und verdiente dort "bitter wenig Geld". Seine Frau kümmerte sich weitgehend allein um das Kind und hielt als gelernte Näherin die Familie mit Heimarbeit über Wasser. Erst mit dem Ende der Bundeswehrzeit ging es aufwärts: Beruflich und privat zog es das Paar nach Glandorf, wo Bernhard Otten in einer Arzneimittelfabrik Arbeit gefunden hatte.
25 Jahre blieb der gelernte Maschinenbauer bei diesem Unternehmen, dann suchte er sich eine neue Herausforderung. Und fand sie bei der Firma Schröter in Borgholzhausen, bei der er bis zum Eintritt in den Ruhestand blieb. Seine Arbeit als Monteur für die weltweit gefragten Räucherapparate des Borgholzhausener Maschinenbauers führte ihn auf fast alle Kontinente.
"Amerika, Russland, Israel - es war eine gute Zeit", sagt Bernhard Otten. Er habe in den vielen fremden Ländern nie etwas Böses erlebt - und außerdem erhielt er oft Besuch aus der Heimat. "Wenn es passte, bin ich dahin geflogen, wo er gerade im Einsatz war", erinnert sich Brigitte Otten an interessante Reisen zu Zielen, die von der Arbeit vorgegeben waren.
Sohn Dirk, geboren 1966, und seine Schwester Claudia, ein Jahr jünger, waren da schon ziemlich selbstständig und so waren die Trennungen nicht so lang. "So einen Job kann man nur machen, wenn die Familie mitzieht", sagt Otten.
Mitgezogen hat die Familie auch vor 17 Jahren, als Vater und Sohn das Haus in Ostbarthausen erwarben. In der ersten Etage, wo sich heute die gemütliche Wohnung des Goldpaars befindet, war außer leeren Bodenräumen nicht viel. Mit ganz viel Eigenleistung wurde aus dem alten Gebäude ein schmuckes Zweifamilienhaus, in dem heute nur wenige Gäste erwartet werden. »Richtig« gefeiert wird ein paar Tage später.
Den Umzug nach Borgholzhausen haben die Ottens nie bereut. Als Mitglied im Männerchor, in Doppelkopfrunden und bei Sportangeboten fanden sie schnell Anschluss und fühlen sich heute richtig wohl in Ostbarthausen. Das Haller Kreisblatt schließt sich allen Glückwünschen zur golden Hochzeit gern an.